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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0397

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NEUSS. RB Düsseidf. Kreisstadt.
Stifts-K. S.Quirin. Erster Bau 9. Jh., Umbau M. 11. Jh., Neubau
beg. 1209, Rest, nach Brandbeschädigungen 1496, 1513, 1741, zu-
letzt 1881 ff. — Der größte und künstlerisch bedeutendste Bau des
Uberg. Stils n von Köln. Auf die Konstruktion und Rauinbildung
hat die Fr Gotik bereits starken Einfluß, in der Formbehandlung
machen sich die bar. Neigungen der Epoche geltend. Der Gr.
folgt der von S. Maria im Kapitol in Köln ausgehenden Drei-
konchenanlage, gibt aber dem Lhs. größere Ausdehnung. Dasselbe
hat 4 Doppeljoche. Die Abseiten des l.J. im W erreichen die H.
des Msch., wodurch sie in der Außenansicht den Eindruck eines
Qsch. machen. Über der Mitte dieses Querbaues ein hoher Einzel-T.
Die Halle desselben ist in das System des Msch. einbezogen, Hin-
durch ein stärkeres Pfl. Paar und den Mangel an Fenstern in seinen
Sonderbedingungen gekennzeichnet. Einige Unregelmäßigkeiten,
namentlich in der Außenansicht, lassen erkennen, daß die Aus-
führung gegen den ersten Plan Veränderungen erfahren hat. An
jeder Langseite kapellenartige Erweiterung der Sschiffe, in Br. von
2 J. Über der o Vierung ein lichtbringender T. — Der lebhaften
Gliederung des Gr. gesellt sich eine noch lebhaftere des Aufbaues.
Wie bei allen Kirchen dieser Familie zeigen die Systeme des zentrali-
sierenden OBaues einerseits, des Langbaues anderseits, unver-
mittelte Gegensätze. Außerdem sind die Langhausjoche gegen-
einander in der Weise differenziert, daß erstens die Jochweite von
W nach O abnimmt (11,20:9,50:8,10), zweitens auch in jedem
einzelnen Joch die Unterteilung der Arkk. ungleich ist. Ahnliches,
wenn auch nirgends in so künstlicher Systematisierung, kommt an
manchen französischen Kirchen vor. Es ist ein perspektivisches
Raffinement. Die daraus entstehenden Unstimmigkeiten, wie z. B.
das Nebeneinander von Rundbgg. und Spitzbgg. in derselben Reihe
sind im perspektivischen Bilde weniger auffallend, als nach dem
geometrischen Riß vermutet werden könnte. Aufbau mit Emporen.
Gwbb. mit Kreuzrippen, die Randlinien teils rundbg., teils spitzbg.
Auch die Fenster ungleich, teils normal rundbg., teils fächer-
förmig. — Im OBau verhalten sich die halbrd. Kreuzarme und
der Chor zu einander genau symmetrisch. Der Aufbau beruht auf
Zerlegung in 2 Wände; und zwar ist schon das Erdgeschoß (an
Stelle der auf der vorangehenden Entwicklungsstufe üblichen
Nischen) mit einem flachen Umgang versehen (vgl. S. Kunibert
in Köln). Die Stützen im Emporgeschoß aus je 3 dünnen Sil.
gebündelt und in der Mitte durch einen Ring verbunden. Die
Abschlüsse mit Halbkuppeln, die Vierungskuppel mit 6rippiger
Vollkuppel. — Erscheint in den Einzelheiten manches ungelöst
oder absichtlich bizarr, so ist doch die rhythmische Wirkung des
 
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