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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0098

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Bück

— 85 —

Bück

scheiden, sehr reich wieder die Kanzel (N). Schönstes Ausstattungs-
stück das in der Mitte des Hauptschiffs aufgestellte bronzene Tauf-
becken, bez. Adrianus Fries 1615; zwei auf einer Kugel sitzende
Putten tragen die von flachem Relief überzogeneKupa, auf dem Knauf
des Deckels Gruppe der Taufe Christi; ein auserlesenes Meister-
werk der Technik und des malerisch-plastischen Vortrags. — An
den Langseiten Strebepfll. von got. Gestalt und hohe rundbg.
Fenster mit Renss. Maßwerk. WFassade turmlos, mit steilem Giebel.
Dekoration von konzentrierter Pracht. Die Motive sind dem Kunst-
handwerk entnommen. Der Eindruck, den ihre Obersetzung ins
Kolossale macht, ist ganz phantastisch, unerwarteter Weise nicht
kleinlich, vielmehr voll Schwung und Feuer.
Schloß. Im 18. und besonders im 19. Jh. bedeutend vergrößert.
Bmkw. einige Innenräume. Die Kapelle aus A. 16. Jh. als Archi-
tektur unbedeutend; unter Gf. Ernst mit einer Holzdekoration ver-
sehen, die an Pracht der Erfindung und technischer Meisterschaft
wenig ihresgleichen im norddeutschen FrBar. hat. Der Altar eine
einfache Platte, von 2 lebensgroßen, knienden Jünglingsengeln
(Holz) getragen; der Bildhauer, dessen Namen nicht bekannt ist
(Niederländer?), gehört zu den besten der Epoche. Das Gemälde
des Jüngsten Gerichts an der WWand wahrscheinlich von Joseph
Heins, dem geschätzten Hofmaler Kaiser Rudolfs II. Darüber
bmkw. Reliefs. — Goldener Saal. Ein an sich unbedeutender
Raum aus älterer Anlage, zu beklommen für die üppige Schwere
der Dekoration (bez. 1605). Decke tiefe Kassetten mit Ölgemälden
(venetianisches System), Wandbekleidung neu, ursp. Gobelins. Alles
vergleichbare überbietend, ein Sturm barocken Prachtüberschwanges,
die Türumrahmung, mit deren tektonischen Gliedern sich Kolossal-
statuen (Mars und Venus, Satyre) nach rein malerischen Gesetzen
verbinden; die Träume Wendel Dietterlins sind hier Wirklichkeit
geworden. — Ein weiter, heute moderner Park, darin bmkw.
Reste der alten Dekoration: 2 Bronzegruppen von Adrian de
Vries, Raub der Proserpina und Diana und Aktäon. — Äußeres
Schloßtor, gruppiert mit 2 Kammergebäuden, ebenfalls von
Gf. Ernst, bmkw. die vorgeschrittene bar. Formentwicklung.

BÜCKEN. Hannover Kr. Hoya.
Ehem. Stifts-K. Gegr. 882 vom Erzb. Rimbert von Bremen.
Erster Steinbau A. 11. Jh. Die jetzige K. aus 12. und 13. Jh., die
ansehnlichste des rom. Stils am unteren Wesergebiet. Verstümmelt
und verdorben auf unsere Zeit gekommen. 1863—68 von Hotzen
durchgreifend rest. — Das aufgehende Werk gehört einer Basl. des
12. Jh. Im Lhs. 7 niedrige Rundbg.Arkk. Die Flachdecke des
12. Jh. lag fast 4 m tiefer als die jetzigen Gwb. Scheitel. Spuren
der kleinen alten Fenster erhalten, ebenso Reste der alten Lisenen-
 
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