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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0377

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Mün

- 364 —

Mün

MÜNSTER. Hannover Kr. Soltau.
Dorf-K. Qot.Granit- und Backsteinbau, gewölbt. — Spgot. Wan del-
altar. Taufkessel auf 4 Stützfigg., 1431.

MÜNSTER. Westf. [D.]

K i r c h e n.

Allen ist gemein, daß sie stark purifiziert, restauriert, polychro-
miert, in jeder Weise auf den sakralen Geschmack des 19. Jh. zu-
rechtgestimmt sind.

Dom S. Peter und Paul. Der größte unter den vier westfälischen
Domen (Innenmaße: c. 90 m L, Msch. 27,2 m br.). Ein Werk des
13. Jh. unter Nachwirkung älterer Zustände. Der Dom, den die
Quellen den „alten" nennen, stand weiter im N und blieb neben
dem „neuen" fortbestehen, bis er 1377 endgültig abgebrochen wurde.
Der neue beg. von Bischof Dodo (regierte 967—993). Ein zweiter
Neubau beg. a. 1225 von B. Dietrich v. Isenburg (primum lapidem
novae ecclesiae posuit), gew. 1265 von B. Gerhard v. d. Mark.
Dieser Hauptbauzeit war schon E. 12. und A. 13. Jh. ein Umbau
des WWerks vorausgegangen, dessen Spuren noch zu erkennen
sind. Daß auch im übrigen der Bau des 13. Jh. an den Grund-
linien des Dodoschen Baues festhält, ist nicht unmittelbar erwiesen,
aber es ist innerlich wahrscheinlich, weil die Grundform einer Basl.
mit doppeltem Chor und doppeltem Qsch. dem Ideenkreise des
13. Jh. fremd ist, hingegen zur ottonischen Zeit völlig paßt (vgl.
u, a. S. Michael in Hildesheim und S. Pantaleon in Köln). Die
Bautätigkeit des 13. Jh. schritt abschnittsweise von W nach O fort.
1. WBau. Platt geschlossener quadr. Chor und in den Winkeln
zum Qsch. starke quadr. WTürme. Ihre unteren Mauerteile sind
mit einiger Wahrscheinlichkeit auf die in den Quellen überlieferte
Bautätigkeit B. Friedrichs zurückzuführen; derselbe wurde 1168
vor dem Petrusaltar des NTurms, sein Nachfolger Ludwig 1173
vor dem Katharinenaltar des STurms bestattet. Von dessen Nach-
folger Bischof Hermann (1174—1203) wird berichtet, daß er die
Türme bis zum 3. Stockwerk führte. Sie sind in rauhem Bruch-
steinwerk und ohne Kunstformen. Die vorgeblendete Werkstein-
gliederung der oberen Stockwerke zeigt durchweg den Spitzbg.
und wird nicht vor M. 13. Jh. ausgeführt sein; auch die unteren
Turmgeschosse haben im Innern spitzbg. Kreuzrippengwbb. von
einem jüngeren Umbau. Der Chor selbst zeigt die Tätigkeit dreier
Bauzeiten. In der jüngsten (1516—22) wurden die Fenster und
das Portal der WWand durchgebrochen, womit der Raum seine
liturgische Bedeutung als Chor aufgab; vorher war er nicht nur türlos,
sondern lag auch mit seinem Fußboden um 2 m höher. Einer mittleren
Bauzeit gehört das Gwb.; es ist in Form und Lage denen des Lhs.
gleich; die zuerst beabsichtigten Kämpfer liegen fast 3 m tiefer.
 
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