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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0184

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— 171 —

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SFlügel ist der ältere, die Formen sprom., auch an dem in 5/io ge-
schlossenen Nebenchor (Elisabeth-Kap.)- Der reicher behandelte
NFlügel (Stadtseite) zeigt die Gotik im Vordringen. Das Erdgeschoß
wird hier in ganzer Breite von einem Prachtportal mit flankie-
renden Nischen eingenommen. Am Gewände 5 Sil., die Sockel
10 fach abgestuft, zierliche Blattkaptt.. die leicht zugespitzte Archi-
volte von einem Zackenkranz mit Lilienendigungen überschnitten.
Darüber großes 12speichiges Radfenster mit tief eingreifendem, in
viele kleine Profilglieder aufgelöstem Gewände. Zwischen Ober-
geschoß und Giebel kräftiger Bg. Fries, im 3 Eck 3 teilige, pyra-
midal ansteigende Fenstergruppe. Wieder in altertümlicheren Formen
der 8seit. Vierungs-T. mit 2 Geschossen rom. gekuppelter Fenster,
im Innern wurde Verstärkung der Vierungspfll. nötig; außen be-
einträchtigt jetzt ein unbedeutendes Bar. Dach die Wirkung. —
Langhaus. Der Umbau wendete sich dem Hallensystem zu;
wahrscheinlich unter dem Eindruck des nahen Doms zu Minden,
wenn auch in den ornamentalen Einzelheiten z. T. altertümlicher.
Die sehr unregelmäßige und konfuse Gestaltung der Pfll. läßt er-
kennen, daß in sie Mauerteile einer rom. Basl. hineinverarbeitet
sind. Nach Entfernung der Zwischenpfll. gewann man eine Tei-
lung in 3 nicht ganz gleich große, immerhin ungefähr quadr.
Joche. Das n Ssch. wurde bis zur Frontlinie des Qhs. vorge-
schoben. Da aber die Kreuzflügel des letzteren eine ungewöhnlich
gestreckte Gestalt haben, so trat für das Lhs. das seltsame Er-
gebnis ein, daß das Ssch. merklich breiter ist, als das Msch. Bei
Ausführung des 2. Ssch. (E. 14. Jh.) wurde diese Anomalie ver-
mieden. Eine andere, ebenfalls nicht glückliche Folge ist die
Herabdrückung der Wirkung der schönen Qsch. Front. Vielleicht
als ein Versuch, diesen Fehler rhythmisch auszugleichen, ist die
Gestaltung der letzten Travee nach W anzusehen: sie enthält kein
Fenster, wie die übrigen, sondern nimmt die Hauptmotive des
Osch., Portal und Rose, wieder auf; beide ausgesprochen frgot.
und in vorzüglicher Durchführung. Auch das Innere dieses n
Ssch. ist besonders reich detailliert bei seltsamen Schwankungen
in der struktiven Gliederung. — Die WFront bildet keine Schau-
seite. Ihr schlichter T. spgot. — Soviel Absonderliches und Ver-
fehltes das Bonifatiusmünster auch enthält, macht es doch durch
die Gediegenheit seiner Quadertechnik und die Schönheit seiner
Zierformen dem vornehmen Jahrhundert, in dem es entstanden ist,
keine Unehre. — Von der alten Ausstattung wenig erhalten. Sehr
bmkw. das Sakramentshaus im Chor, ein von Sil. getragener
freistehender Schrein mit Pyramidendach, Formen frgot. mit rom.
Erinnerungen, c. 1260—70; wohl das älteste Stück seiner Art in
Deutschland. — Zahlreiche Grabsteine und Epitaphe in der
 
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