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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0242

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jül - 229 - Jül

WTurm, in Sandsteinquadern, die Komposition von der Durch-
schnittsbildung abweichend; 5 sich verjüngende Geschosse, durch
Wasserschläge getrennt, Bg. Fries und Kuppelfenster nur im letzten
Geschoß. Die Halle des Erdgeschosses mit großem Rundbg. ge-
öffnet, im Innern Tonnengwb. und reich ornamentierte Wand-
arkatur; die beiden folgenden Geschosse zu einer hohen, impo-
santen, mit 8seit. Kuppel gedeckten, gegen das Sch. mit einem Bg.
geöffneten Empore zusammengezogen. — Alte Ausstattungsstücke:
Schnitzaltar, figurenreiche Passionsszenen, wahrscheinlich flan-
drisch um 1500. Lebensgroßes Gabelkruzifix um 1400. Brillant
geschnitztes Evangelienpult, im Ornament mischen sich rhei-
nische frrenss. und niederländische hochrenss. Motive. Reste eines
Chorgestühls um 1500. Grabmal der sei. Christine von
Stommeln 17. jh. Glocken 1448, 1508.
Ev. Pfarr-K. 1745, Saalbau mit hölzerner Flachtonne.
Kapuziner-K. 17. Jh., unsymmetr. 2 sch. Anlage. Bar. Ausstattung
von guter einheitlicher Wirkung.

Jesuiten-K. (jetzt Proviantamt) 1752ff. Großer Saalbau von 11,8
zu 41 m. Flachdecke mit Voute, einfach gute Wandgliederung
durch korinth. Pilaster, die leichte Stuckdekoration durch matte
Färbung unterstützt.

Karthäuser-Klst. Vogelsang. Von der sehr großen und inter-
essanten Anlage des sp. Ma. nur ein kleines Bruchstück erhalten.
Citadelle und Schloß. Beg. 1549. Ein berühmter Festungsbau der
Renss., das Schloß das älteste und vornehmste Bauwerk der Italien.
Richtung auf rheinischem Boden. Archt. Alessandro Pasqualini
aus Bologna (?). Die Anlage ganz regelmäßig. 4 Flügel um einen
Binnenhof von 27,5 m im Geviert. Fast die Hälfte abgebrochen,
das übrige schlecht erhalten. Am besten die den OFlügel durch-
schneidende Kapelle. Die Flächen in Backstein, die reiche Gliede-
rung in Sandstein. Rusticasockel, im Erdgeschoß rusticierte Pi-
laster und dor. Gebälk, im Hauptgeschoß jon. Pilaster, über der
Halbkuppel der Apsis Attica, alle Profile von bester Beschaffenheit.
Das Innere der Kap. ist umgebaut, läßt aber die ursp. Gliederung
noch erkennen. Sonst sind alle Innenräume gänzlich entstellt, der
Binnenhof seiner Sl.Hallen beraubt. Wachthaus und Zeughaus
im äußeren Schloßhof sind schlichte Backsteinbauten des 17. Jh.
Einfach edle Formen aus der Bauzeit des 16. Jh. am Innentor der
Citadelle.

[Bauten Pasqualinis waren das alte Rathaus und das Archiv-
gebäude, beide abgebrochen.] In seiner Richtung das Hoftoram
Settericher Hause.

Neues Rathaus 1781. Schießhaus 1764, vorzüglich geschnitzte
Lade 1645.
 
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