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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0353

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mehrere Säle in Rok., mit feinen Stuckierungen und vergoldeten
Gittern. Dieser Typ eines palaisartigen Breithauses findet sich nur
noch am Domplatz Nr. 1 (1745, einfach), Nr. 7, mit einem schönen,
2gesch. Balkon und Figg. auf dem Giebel, Gr. Münzstr; 13 von
1724, mit vornehmem Berainornament an der Fassade, prächtiger
geschnitzter Treppe und mehreren reich stuckierten Räumen (relativ
das besterhaltene Haus).

Die Regentschaft Leopolds von Dessau (1701—47) brachte
eine bedeutende Steigerung privater Bautätigkeit (nicht immer ganz
freiwillig). Die einheitliche Bebauung des Domplatzes geht auf
seine Initiative zurück. Noch zu erwähnen: Nr. 4 (von demBussche)
mit der berninesken (oder schlüterischen) Verwendung von Plastik
schwersten Kalibers: 4 wuchtige Atlanten als Balkonträger (nebst
Riesenkonsole), 4 Statuen auf dem Balkon, weitere auf dem Giebel;
entsprechend stark das Ornament; Treppenhaus später, in be-
ginnendem Rokoko. Nr. 8 mit dem in M. üblichen Zwerchhaus,
plastischen Fenstersturzen und gebrochenem Giebel sich dem Typus
des Breiten Weges nähernd. Nr. 9 von 1775, mit malerischem
Arkadenhof, 1911 wegen angeblicher Baufälligkeit abgebrochen (die
Fassade soll wieder aufgerichtet werden). Das für die Epoche
Leopolds typische Haus legt den stärksten Nachdruck auf den
hohen Giebel (insgesamt 5—6 Geschosse), der mit vorzüglich be-
handeltem schwungvollen Akanthus und Freifigg. ausgestattet wird,
daneben auf plastische Fenstersturze und Balkonportale, die wohl
auf Beziehung zu Leipziger Wohnhäusern hinweisen; die Gliede-
rung geschieht im allgemeinen durch Pilaster. So besonders:
Breiter Weg 12 (Pieschelsches Haus), das monumentalste der Art,
mit ganz herrlichem Giebel und Pfeilerportal, leider durch Zusatz
eines 4. Geschosses und Verbauung des Erdgeschosses stark beein-
trächtigt; mit dem Ausdruck konzentrierter Kraft. Breiler Weg
Nr. 174, sehr bewegt, zum großen Teil verbaut. Nr. 175—77,
Doppelhaus mit 2 Giebeln, reichen Fenstersturzen und Figg. Nr. 154,
mit Giebel aus dem 17. Jh. Nr. 29 und 30, überladen mit Skulp-
turen am Portal, schweren Pilastern usw., horizontaler Galerie mit
Statuen (1910 ziemlich gut renoviert); die Figg. von einer sonst
nicht üblichen Manieriertheit. Schwibbogen 7 mit 2 Fassaden:
Die nach der Gasse in der frühen tektonischen Weise, die nach
dem Altmarkt plastisch-vertikal. Alter Packhof an der Elbe, sehr
reich behandelter langgestreckter Speicherbau, 3gesch. mit 3 durch
Zwerchhäuser betonten Achsen.

Weniger häufig ist das entschiedene Rokoko, aber mit ausge-
zeichnetem, geistreichem Ornament: Breiter Weg Nr. 26, Nr. 198,
Holzhof 6 und 7 (Fenstergitter, statuenbekrönte Galerie). Türen:
Knocheuhauer Ufer 59, Tischlerkrugstr. 10, Petersberg 9 (1775).
 
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