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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0375

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und deren ersten Meister, Gerhard, hin. Es ist die Stilstufe auf
der Grenze von Früh- und Hochgotik, in lauterster, aber doch
schon etwas zu Magerkeit neigender Formengebung. Die Fähigkeit
der Gotik, ihre Konstruktionen in sehr verringertem Volumen
durchzuführen, sollte hell ins Licht gesetzt werden. Der schön
proportionierte Raum hat 2 schmale gerade Joche und regelmäßigen
Via Schluß. Im Polygonalteil einfache, bis auf den Boden reichende
Dienste, im geraden Teil gebündelte, auf Kragsteinen absetzende.
An Kaptt. und Schlußsteinen musterhaftes naturnachahmendes
Laubwerk. Die Fenster schmal und hoch, 2teilig. Maßwerk des
einfachsten Schemas. Die Strebepfll. ganz leicht gehalten, das
Dachgesims um sie herumgekröpft, Wasserspeier, kleine Fialen.
Südlich am Chor Sakristei, die Gwb. auf 1 Mittelpfl., das Detail
reicher als im Chor und von höchster Zierlichkeit. Nördlich am
Chor kapellenartige Fortsetzung des Ssch. — Krypta. Sie erstreckt
sich nicht nur unter dem ganzen Chor, sondern auch, ein älteres
Qsch. voraussetzend, unter den zuletzt genannten seitlichen An-
bauten des Chors. Schluß in 3 Rundnischen. Die Sl. Basen ohne
Eckblätter (was allein die Zuschreibung auf 11. Jh. freilich noch
nicht sichern würde), die Kaptt. in modifizierter Würfelform, die
Schilde in 2 kleinere '/s Kreise zerlegt und ebenso der Wulst ge-
spalten (eine normannisch-englische, am Rhein sonst unbekannte
Form). — Die sprom. Fassade erhält durch 2 seitlich angebaute
Treppenhäuser einen wagerechten Abschluß; wohl wie manches
andere an dem Bau eine Nachahmung von S. Quirin in Neuß.
Der T. (frgot.) geht dann sofort ins 8Eck über, seine Behandlung
noch einfacher als die der Fassade, das 2. Geschoß neugot. —
Glasgemälde im mittleren Chorfenster, E. 13. Jh., auf Teppich-
grund Medaillons mit anmutig komponierten biblischen Szenen.
Über den Gwbb. des Lhs. rom. Wandmalerei. Taufstein 12. Jh.
Schöne hölzerne Leuchterhalter 15. Jh. In der Krypta got. Baldachin-
altar mit jüngerem (15. Jh.) Sitzbild der Madonna. Tragaltar
aus 2. H. 12. Jh., wichtiges Stück; Kistenform, Holzkern mit
emaillierten Kupferplatten überzogen. Die Platte (29: 21 cm) hat
in der Mitte ein Täfelchen aus verde antico, die Randstreifen in
10 Feldern mit figürl. Darstellungen. An den senkrechten Wan-
dungen Arkatur mit sitzenden Apostelbildern. Der ausladende
Sockel von Drachenfüßen getragen. Elfenbeinkästchen 13. Jh.
Missale mit Miniaturen 12. Jh. — Glocken: die größte 1415, die
kleinste 13. Jh., die mittlere c. 1150—70 (Abtsinschr.); sie ist die
älteste bis jetzt in Deutschland nachgewiesene.
Pfarr-K. Neubau 1469—1533. 6joch. Basl. auf Rundpfl., Ssch.
platt geschlossen, am Msch. 5/a Apsis, WTurm mit Unterbau aus
13. Jh.
 
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