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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0463

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Schw

— 450 -

Schw

(jetzt hinter dem Hochaltar der Unter-K.) nennt das Jahr 1151;
1156 wurde in der Unter-K. der Stifter bestattet (vgl. S. Gothard
in Mainz und die Burg-Kap. in Nürnberg); 1173 richtete seine
Schwester Hedwig, Äbtissin von Essen, ein Damenstift ein und
erweiterte zur Gewinnung des Nonnenchors den ursp. zentral an-
gelegten Bau durch ein w Lhs. In den Kriegen des 16. und 17. Jh.
Beschädigungen. 1747—52 Reparatur, besonders neue Dächer, 1902
bis 1904 Zurückführung auf den mutmaßlichen alten Zustand (mit
neuer Sakristei). Der kleine Bau nimmt kunstgeschichtlich einen
hohen Platz ein. Reicher gegliedert als die uns sonst bekannten
Doppel-Kapp., bringt er das Wesen derselben doch mit Prägnanz
zum Ausdruck. Die Beschreibung hat zunächst den Hedwigs-
anbau außer acht zu lassen. Der Gr. zeigt im äußeren Um-
riß ein kurzarmiges griechisches Kreuz mit vortretender Altar-
nische. Im Aufbau unterscheiden sich Unter- und Ober-Kap. da-
durch, daß in jener die Umfassungsmauer eine enorme Stärke
(2,80 tri) hat, während sie in dieser zurückspringend auf 1,20 m
reduziert ist. Auf der dadurch freiwerdenden Terrasse läuft am
Fuße des Oberbaues eine Zwerggallcrie ringsum. Hinsichtlich der
inneren Gliederung sieht die Unter-Kap. fast wie ein. Höhlenbau
aus; alle 4 Arme endigen in Konchen und an deren Wänden sind
noch kleine Rundnischen in die Mauermasse gleichsam hinein-
gewühlt; oben ein lichterer freierer Raum, im Gr. dem äußeren
Umriß entsprechend. Die fortgeschrittene Wölbekunst zeigt sich
in der Fähigkeit, schmal-rck. Abteilungen mit Kreuzgwbb. zu über-
decken. Im Mittelgwb. der Unter-K. eine 8eck. Öffnung von
2,80 m Weite. Über dem homologen Raum der Ober-K. ein 8seit.
Klostergwb. Eine Wendeltreppe im Massiv der NWEcke verbindet
beide Stockwerke.

Der Hedwigsbau. Er setzt gegen den älteren Teil scharf und un-
organisch ab. Im Innern vermittelt eine 3fache Sl.- und Bg.Stellung;
die Teilung in 2 Geschosse beibehalten; in jedem 2 rck. Kreuz-
nahtgwbb.

Das Äußere. Im Gegensatz zum Innern, das von Anfang an
auf Ausmalung angelegt war, ist die schmückende Gliederung
reich, der Nachdruck liegt auf der ringsumlaufenden Zwcrggalerie,
und ein zweiter Akzent auf der außerordentlich wuchtigen und
gehäuften Gliederung des Hauptgesimses. Der Laufgang der
Galerie ist 3,20 m h. und 1,15 m br., nach der Tonne überwölbt,
durch (alte) Eisenanker gesichert, mit Pultdach abgedeckt. Die
Säulchen in rhythmischem Wechsel durch Kuppelung oder Ver-
bindung mit einem PH. verstärkt, ihre Kaptt. von köstlicher Mannig-
faltigkeit des Schmuckes, besonders die Tierformen interessant
stilisiert. (Das Motiv der Zwerggalerie am Niederrhein tritt hier
 
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