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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0530

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Wol

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Wol

Schloß. Die ma. Burg wurde 1546 zum größten Teil zerstört.
Dann Neubau. Die Ansicht Merians zeigt eine höchst malerische
Gruppe, in der namentlich der mächtige Kapellenbau architek-
tonischen Wert gehabt zu haben scheint; von ihm nur ein dürftiger
Rest (SOEcke) erhalten, Inschr. 1558, 1570. Ein umfassender Um-
bau begann seit 1691 durch Hermann. Korb. Aus ihm die den
alten Teilen vorgesetzte SFassade, in verputztem Fachwerk monu-
mentale Steinbauformen nachahmend. Rechts ragt aus dem Dach
der Hausmanns-T. (von 1546?) hervor, mit sehr gut bewegter Dach-
silhouette. Brücke und Graben vor dieser Front sind von einer
Brüstung mit Vasen und Statuen eingefaßt. Auch der Hof hat
ringsum vor dem massiven Kerne ein Fachwerkvorlage; die nach
Art italienischer Palasthöfe angelegten Galerien waren ursp. in
allen 3 Geschossen offen. Der o Flügel hat im Erdgeschoß einen
einst einheitlichen, jetzt verbauten Saal mit schöner, sehr material-
gemäß behandelter Architektur des 16. Jh. Im Obergeschoß Stuck-
dekorationen E. 17. Jh. Im Mitteltrakt der WSeite der große
Redoutensaal aus 18. Jh. (1835 als Theater umgebaut).
Archivgebäude. Erbaut 1572 für verschiedene Kanzleien. Lang-
gestreckter Bau von 2 niedrigen Geschossen, unregelmäßige Fenster-
stellungen, hohes Dach, einfache Zwerchhäuser; eine Freitreppe mit
Laube bringt in die sehr einfache Anlage schließlich etwas male-
risches Leben.

Zeughaus beg. 1613, am Portal Inschr. 1619. Rck. von 19:63 m.
Das niedrige Erdgeschoß (6 m h.) gewölbt in 3 Sch. und 12 J. auf
22 Pfll. Das noch niedrigere Obergeschoß hat Balkendecke auf
hölzernen Ständern. Im Äußern herrscht das kolossale Dach, das
um '/* höher ist als die Mauern. Es ist auch durch geschmücktere
Behandlung bevorzugt. Außer den Hauptgiebeln 3 hohe Zwerch-
häuser an jeder Langseite. Verputzte Flächen, an den Ecken
Quadern, Gesimse nur an den durch sie in 4 Geschosse geteilten
Giebeln. Der Architekt des in derbkräftigem Formgefühl und mit
verständiger Ökonomie der Kontraste wacker durchgeführten Ge-
bäudes ist nicht bekannt; man darf einen Schüler Paul Frankes
vermuten.

Rathaus um 1600. Fach werk. In 3 voneinander unabhängigen
und nacheinander errichteten Teilen. Zuerst der NFlügel, Rats-
keller; dann im stumpfen Winkel anstoßend das eigentliche Rat-
haus; 1609 die Wage. Der Ratskeller außen und innen wenig
verändert. Der starke Überhang nachträglich durch Ständer ge-
stützt. Die beiden andern Gebäude mehr verändert.
Waisenhaus 1698, wohl von Korb.

[Bibliothek 1706—10 von Hermann Korb. In Material und De-
taillierung ärmlich, kühn und interessant in der Anlage, die sich
 
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