Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0210

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hil

— 197 -

Hil

Blätter als Bossen. Es ist von Interesse, daß die antikisierende
Strömung sich bis nach M. 11. Jh. erhalten hat. Auffallend ist in
gottesdienstlicher Hinsicht, daß Hezilo auf den WChor verzichtete,
den noch Azelin für nötig hielt.

5. Die Sschiffe spgot. erweitert. Das ganze Innere 1724—30 von
Rossi und Caminada mit bar. Stuckdekoration verkleidet, die Sil.
entsprechend umgearbeitet, an der Muldendecke Gemälde von Ber-
nardini. Der rom. Vierungs-T. 1718 durch den bestehenden bar.
ersetzt.

Kreuzgang. Er liegt im O der K., hat zur Br. die ganze Aus-
dehnung des Qsch. (32 m) und die ganz ungewöhnliche L. von
48 m. Aufbau in 2 Geschossen. Der untere Gang mit gurtlnsen
Kreuzgwbb. öffnet sich in niedrigen breiten Bgg. auf formlosen
Pf 11. Die Verstärkung durch Strebepfll. ein sehr frühes Beispiel
für dieses Konstruktionsmittel. Der obere Gang flachgedeckt, ganz
in Arkk. aufgelöst; in ihnen wechseln ohne feste Regel Sil. und
Pfll. Die übliche Datierung auf A. 12. Jh. zu früh. An der SSeite
die Laurentius-Kap., eine gewölbte Halle in 4 Sch. und 6 J.
Gurtenlose Kreuzgwbb. auf niedrigen Sil., kräftige attische Basen
mit Eckhülsen, Würfelkaptt. mit leichtem skulpiertem Ornament, an
den Kämpfern z. T. Schachbrettmuster. Die zur Datierung be-
nutzte Nachricht, daß B. Udo 1114 in dieser Kap. beigesetzt sei,
nicht unbedingt maßgebend. — Mitten im Hof die got. Annen-
Kap, von 1321. — Die Antonius-Kap. wird unten besonders
beschrieben.

Ausstattung. Lettner 1546. Er steht an der Grenze von
Vierung und Msch. Vorher ein Gitter hinter dem Kreuzaltar mit
hohem Kruzifix. Der Lettner des 16. Jh. ist eine durchbrochene
Steinwand von höchster dekorativer Pracht, in der Mitte Kanzel
(jetzt als Altar umgearbeitet) zu ihren Seiten Türen, der übrige
Teil der Wand mit Reliefs zwischen Pilastern und Friesen ver-
kleidet. Über dem Hauptgesims eine Attika, nach oben von 5
staffeiförmig nach der Mitte ansteigenden Halbkreisgiebeln ab-
geschlossen, auch in diesem Teil eine Fülle von Reliefszenen aus
feinem Sandstein, in der Anordnung an niederländische Schnitz-
altäre erinnernd. Die tektonischen und ornamentalen Formen in
einer aus der Lombardei und Venedig abgeleiteten FrRenss., ge-
mischt mit spgot. Erinnerungen. Die Komposition des Ganzen,
wenn auch ohne höheres architektonisches Gefühl, durch den Ein-
druck des Reichtums überwältigend und alles Detail durch Fein-
heit des Geschmacks und technische Brillanz höchst ausgezeichnet.
Wer der leitende Künstler war, ist nicht überliefert, die figürliche
Plastik erinnert stark an den jüngeren Beldcnsnydcr in Münster.
Das Chorgestühl einfach, am Dorsal Teppiche, geschenkt
 
Annotationen