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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0475

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Soe

— 462 -

Soe

2 symmetrisch gestellten Fabeltieren. Nachahmungen sizilianischer
Webemotive. Figürliche Darstellungen in den Chören, a) Haupt-
chor. Der Maler ignoriert die technische Grundform (kuppliges
Kreuzgwb.) und teilt so, als ob er es mit einer Flachkuppel über
Pendentifs zu tun hätte; die Gestalten sind im Kreise aufgestellt,
im O, dem Beschauer zuerst sichtbar, die Muttergottes auf dem
Thron, ihr zunächst die beiden Johannes, dann 16 Engel, deren
gehobene, nach dem Zentrum gerichtete Flügel in phantastischer
Wirkung wie züngelnde Flammen zusammenschlagen. Um diesen
mittleren Kreis ein breiter Rankenfries mit Prophetenbrustbildern.
In den Zwickeln: Abraham bewirtet die 3 Engel; Isaaks Opferung;
Eherne Schlange; Elias und das Weib von Sarepta (typologischc
Hinweise auf Christus). Auf der von Fenstern und Blenden zer-
schnittenen OWand: Daniel in der Löwengrube; der Knabe Jesus
im Tempel; Moses Wasserwunder; Taufe Christi. — b) Hl. Grab-
nische: Kreuzigung, Auferstehung, Frauen am Grabe, der Auf-
erstandene und Magdalena, Himmelfahrt. (Das Grab ist leer; das
Bild Christi wurde erst bei der Zeremonie hineingelegt.) —
c) N Nebenchor. An der Halbkuppel Marienkrönung, daneben
Magdalena und Katharina. An der Wand in 2 Streifen die
reich komponierte Legende der Alexandrinerin: die reichlich mit
byzantinischen Stilelementen durchsetzten Zyklen a und b sind gleich
nach der Vollendung des Baues, c. 1230, entstanden; c etwa 1250—60.
S. Maria zur Wiese. Die Bauinschrift läßt für das Gründungsjahr
verschiedene Deutungen zu: 1314 (?), 1331 (?), 1343 (?). Sicher die
Weihe der Altäre in den Seitenchören 1376. Ein Werkmeister
noch 1392 genannt. Beginn der Türme 1421. — Ein Baugedanke
der klassischen Zeit in der Sprache der akademischen Nachblüte.
Hllk. in der Teilung 3x3. Maße: 27,8 m 1., 24,4 m br., 24 m h.
Also nur der Gr. nach der alten westfälischen Tradition, dagegen
der Aufbau aus völlig verändertem Geiste. Er erstrebt ein äußerstes
in Massenverringerung und ungehemmter Leichtigkeit der Be-
wegung. Die Höhenproportion im Verhältnis zum Maße der Hllk.
des 13. Jh. verdoppelt. Nur 4 Freislützen und diese von höchster,
durch die optischen Hilfsmittel der Profilierung noch gesteigerter
Schlankheit. Sehr hohe Fenster verbreiten eine große Helligkeit. —
Die OWand ist durch 3 parallele Apsiden völlig aufgelöst: die
beiden seitlichen in 5, die mittleren in 7 Seiten des lOEcks, also
mit ihrer größten Breite diejenige des Msch. übertreffend, alle 3
in voller Höhe der Schiffe. Diese sehr wirkungsvolle Anordnung
geht auf die S. Petri-K., sie geistreich verbessernd, zurück. Die
Pfll., mit Birnstabprofilen, gehen kämpferlos in die Rippen über. —
Die Detaillierung des Äußern beruht großenteils, die Komposition
der (im Ma. nur bis zur Dachhöhe des Sch. gediehenen) Türme
 
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