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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0533

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Xan

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Xan

Das Urbild setzt ein Qsch. und 3sch. Lhs. voraus. Daß dieses
auch für Xanten beabsichtigt war, halte ich um so mehr für wahr-
scheinlich, als die Breitenmaße des Chors auf genauen Anschluß
an die Turmhalle berechnet sind — der jetzt verfehlt ist. Bei der
verspäteten Ausführung wurde das Qsch. aufgegeben und wurde
nach den durch den Chor fixierten Richtlinien ein 5sch. Lhs. an-
gelegt, offenbar im Wetteifer mit dem Kölner Dom; es hat im
Msch. 8J., in den inneren Sschiffen 7J., in den äußeren Sschiffen
6 J. Auf der NSeite ist das innere Ssch. schmäler als das äußere,
auf der SSeite ist dieser Fehler korrigiert. Dem Aufbau des Quer-
schnitts gereicht die Planveränderung nicht zum Vorteil. Die
Beleuchtung des nur mäßig hohen Msch. wird durch Zerlegung
der Ssch. Dächer in quergestellte Walme möglich gemacht. In der
WHälfte treten Sterngwbb. auf, recht nüchtern gezeichnet. — Der
Außenbau zeigt sich in den OTeilen verhältnismäßig schlicht, fast
herbe. Das Lhs. machte ein doppeltes Strebesystem nötig; in den
jüngeren Teilen in gesucht künstlicher Zersplitterung der Massen.
Das SPortal von Joh. v. Langenberg 1493 verbindet Reichtum und
Eleganz mit einer für diese Zeit ungewöhnlichen Strenge. Der die
Nebenchöre der SSeite häßlich verdeckende Sakristeibau 1475—80.
Durch ein glückliches Geschick ist die alte Ausstattung in
seltener Fülle erhalten geblieben.

a) Im Chor. Derselbe umfaßt außer dem 6/» Haupt 4 J. des
Msch. und ist von steinernen Schranken umschlossen, auf der WSeite
als Lettner ausgebildet. Der letztere 1396—1400. Die o Schranken
1435—37. Steinerner Dreisitz. Chorgestühl 2reihig, hinten je
15, vorn je 12 Sitze; wahrscheinlich erstreckten sie sich ursp. weiter
nach dem Altar hin. Entstanden gleichzeitig mit der Architektur.
Ältestes Holzgestühl im Rheinland, einen neuen eng an französische
Vorbilder (Villard d'Honnecourt) sich anschließenden Typus eröff-
nend. Die Formen noch sehr steinmäßig und mit rom. Erinnerungen
durchsetzt. Von prachtvoller Frische und Fülle das Laubwerk der
Wangen und Miserikordien, vermengt mit humoristisch-phantasti-
schen Tierbildern. Lesepult, schönes Rok.Schnitzwerk um 1750.
Kupferner Leuchterbogen, in ganzer Chorbreite, 3teil, auf 2 SIL,
1501 in Maestricht gegossen; die den Mittelbau krönende Fig. 1556
von Arnold von (Utrecht) Trlcht, das letzte Werk aus der Blütezeit
der Schule von Kalkar. Hochaltar von Wilhelm von Roermond in
Köln voll. 1533. Geöffnet füllt er die ganze Br. des Chors. Die
schmiedeeiserne Träger der Flügel 1533. Der Schrein ist durch
5 senkrechte und 4 wagerechte Teilungen zu einem Repositorium
für Kostbarkeiten gemacht; in der Mitte unten die goldene Tafel
Erzbischof Bruns, darüber der Viktorsschrein, zu den Seiten ge-
schnitzte und versilberte Heiligenbrustbilder von Heinrich und
 
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