Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0529

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wol

- 516 -

Wol

sind die besseren vor der 1626 eintretenden langen Unterbrechung,
die andern bedeutend später; ebenso die Obergeschosse des Turmes
(bez. 1716; das Dach 1831); übrigens kannte schon Frankes Ent-
wurf, wenn auch in anderer Fassung, den aus Holland stammenden
geschweiften Helm mit Durchsicht. — Hochaltar 1618 von
Bnrchard Dieirich aus Freiburg i. S., für eine lutherische K. in
Prag bestimmt; ein hochpathetisches Werk in ausgebildeter Kontra-
postokunst; man sieht auch den protestantischen Norden dem
Bannkreise Michelangelos zugefallen. — Ehernes Taufbecken bez.
Kurt Meuten 1571; der Aufbau leblos, die Arbeit von mittlerer
Güte; Gitter 1622. — Hölzerne Kanzel 1619 von Georg Steyger
in Quedlinburg; das statuarische Element (als Träger Moses) ist
stark betont. — Von recht stattlicher Wirkung die große Orgel,
Prospekt vom Tischler G. Hübscher und Bildhauer G. Greyß, Werk
von G. Fritsche in Dresden. — Chorgestühl seit 1624, sorg-
fältige Arbeit ohne Prunk, zarte Profile, Intarsien. — An den Brü-
stungen der Chorpriechen Gemälde gut handwerklich im vlämisch-
akademischen Stil, mit reichlicher Benutzung von Stichen des
H. Goltsius. Im Chor Gemälde der Beklagung Christi, ungefähr
in der Richtung des Frans Floris, bez. 1557. — Silbergerät. —
Zinnsärge im herzogl. Grabgwb., bis 1634 mit gravierten, von
1639 ab mit erhabenen Verzierungen. — Unter den Grabsteinen
(im 1. Ssch.) sind die des Herzogs Heinrich d. J. und seiner Söhne
Karl Viktor und Philipp Magnus, nach M. 16. Jh. von einer Hand,
als sorgfältige Kostümbilder von einigem Interesse.
Trinitatis-K. Gew. 1719, Archt. Hermann Korb. Ein wertvoller
Entwurf in ärmlicher Ausführung. Formen strenger akademischer
Bar. Anlage: Rck. mit innerem Sil* und Emporenumgang. Die
10 mächtigen, durch Kämpferaufsatz überhöhten korinth. Sil. sind
so gestellt, daß sie im Gr. ein gestrecktes 8 Eck bilden. Schlecht
harmoniert mit ihnen die magere Erscheinung des hölzernen
Spiegelgwb. und der hölzernen Emporen. Die Kanzel an der
OWand über dem Altar. — Die Fassade durch Brand 1705 halb
zerstört. Es war eine interessante Komposition. Hauptausdehnung
nach der Breite. In der Mitte hohe Freitreppe für die Emporen
(jetzt abgetragen), die Türme über die Flucht der Langseiten vor-
tretend.

Johannis-K. 1661—63. Schlichter Fachwerkbau, 3sch., Ständer und
Emporen. — Altarblatt von einem niederländischen Manieristen
der 2. H. 16. Jh., vielleicht vom Herzog Julius aus Prag mitge-
bracht. Kanzel 1595. Taufe 1598. Von den Geräten der Sakristei
hervorzuheben ein virtuoses Elfenbeinkruzifix von Sebastian Huggen-
berg um 1720. Ölgemälde mit der Marter des hl. Sebastian in
der Richtung Elsheimers.
 
Annotationen