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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0029

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Inſerate die geſpaltene Zeile in Pet

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itſ




ier Kreuzer. — Briefe und Gelder: fret einzufenden.





Eiuladung.
1 Wir bitten die weiteren Beſtellungen auf die

Kauuheimer Abendzeitung

und RheiniſchenBlätter“ möglichſt zu beſchleunigen, be«
ſonders auch damit wir von ihnen und dem gratis beigehebenen
ausführlichen 7
„Landtagsbericht

über die mit dem 10. Jan. neu beginnenden badiſchen
Stände-Verhandlungen vollſtändige Exemplaͤre liefern
können.

Die im vorigen Abonnement erſchlenenen eilf Nummern des „Landtagsberichts
können die neuen Abonnenten gegen Einſendung von 24 Krg uzern erhalten. *



Deut ſchland. *
(I=)) Höchſt, 3. Jan. Ich erlaube mir diesmal, Ihnen einige Mits
theilungen über unſere ſpeciellſten Intereſſen, über unſer eigenes Höchſt zu Miss
chen, obgleich mich dazu kein beſonderes Ereigniß drängt. Im Gegentheil es
iſt feine Unbedeutenheit, ſein Nichts, ſein vor Ankerliegen, was mich von der
kleinen, früher nicht unwichtigen, vor kurzer Zeit noch wohlhabenden Stadt
ſprechen macht. Waͤre es nicht natürlich, babe ich mich ſchon oft gefragt, daß
hier, wo Fabrikleben, Handel, der ſehr bedentend war, überhaupt Alles, was
man Leben nach außen nennt auf beträchtticher Hähe ſtand, waͤre es nicht na-
türlich, daß wenn dieſes Alles ſein Ende erreicht, daß ſich da auf der andertn
Seite das Leben nach Innen mehr ausbildete? Ich weiß nicht, ob ich mit Ka
oder Nein antworten ſoll, ſovicl nur iſt gewiß, daß es hier nicht der Fall 4jt.
An ein geſelliges Ineinanderwirken der verſchiedenen Klaſſen, die doch einmal
exiſtiren, deren ſchone Verwebun aber das Ziel jetziger Bildung jein ſollte,
iſt bier nicht zu denken; auf der anderen Seite abes kann man auch nicht fa-
gen, daß ſich verſchiedene Meinungen ſchroff einander gegenuber ſtanden, es iſt
im Gegentheil der leidige Indifferentismus, der hier ſeine Geiſt zerſtörende Wir-
kung ausübtz fünnte man doch den Streitapfel unter ſie ſchleudern, daß ſie ſich
erſt einmal parteiten, ſie würden dann vielleicht einfehen, daß ſie wirklich exi-
ſtiren, vielleicht würde dann eher ein Ziel erreicht. Aber es wird ſchwer hal-
ien ibr Trommelfell zu exrfcbüttern. — &3 hexrſcht bangemäß hier aua WwWe-
—— Alg Degieide nad) gefinnungstüchtigen Organen der Deffentlihfeit. Von
nennenswerthen Blaͤttern wurden hier nur die Mannheimer Abendzeitung in 3,
die Deutſche Zeitung in Einem, der Deutſche Zuſchauer in 4 Exemplaͤren ge-
leſen; haufig liest man dagegen jenes ſeichte Neuigkeits-Blatt, das Frauk-
furter Journal mit ſeiner Beilage, eigentlich Ablage für: Geiſt, Gemüth und
Publieilat! —
Ein Turn-Verein hat ſich zwar vor einigen Wochen conſtituirt, aber er
iſt bis jetzt kaum erwähnenswerth, nicht ſowohl der Zahl, als vielmehr der
Geſinnung wegen, die denſelben durchdringt. Ein großer Fehler war von


gehen, feibft zu handeln. Ditſe deutſchen Männer, dieſe deutſchen Turner ſup-
pliciren nämlich bei hoher Landesxegierung um Erlaubniß, ihren Koͤrper auf
dieſe Art ausbilden zu dürfen. Aber es erfolgt von hoher Landes-Kegierung
keine Reſolution; da meinen denn dieſe ächt Deutſchen, ſie ſeien der Regierung
zu gefaͤhrlich, wenn ſie ſtark würden. Bedächte man doch, daß zumal bei
den Froßen Veränderungen, die foeben in unſexem Staate vorgenommen wer-
den, man ihrer gar nicht gedenkt, daß unſere Hoheit ſich ſoeben auf der ſchön
und hochgelegenen Platte, von wo aus man den größten Theil des Landes
überſieht, des Jagdvergnügens halber befindet. — Uebrigens will ich ſchließ-
lich fur heute nur meine Hoffnung ausſprechen, daß man doch wirklich anfange
zu turnen, daß mit dem ſtärkeren Körper, au ein ſtärkeres Gemüth ſich ein-
ſielle, daß mit der freien Bewegung des Körpers, man auch die des Geiſtes
erlerne. Gut Heil! — —

Aus Kurheſſen, 31. Dezbr. Am 4. Januar treten die Stände wieder
wichtige Gegenſtände werden verhandelt werden. Jedoch ſind
ı, die man früher auf die Zuſammenſetzung der jetzigen Kammer
I ies ſehr geſchwunden, denn was der Regierung früher nie ge-
II ſkhzuſetzen, den Cenſoren einen Gehalt zu ſichern, das hat ſie
Irerlangt. Es hat zwar nicht an den nöthigen Reden gegen die

— —








alber der Vorwurf, den man dem größten Theil der Kammer
I B, f ſehr groß. In einem Lande, wo die Verfaſſungs-Urkunde
Preßfreiheit verleiht, Gehalte für Cenſoren zu bewilligen, die nach einem Re-
ſeript von 1816 verfahren, das im vollſten Widerſpruch mit der Verfaſſung
ſteht, iſt eine Thatfache, die nur durch doppelt glänzende Thaten vergeſſen
werden kann,
Das Schauſpiel, das die Stände jetzt liefern werden, wird ein ſehr bun-
tes und lebheftes werden. Von der Regierung werden die Propoſitionen über
die Verfaſſungsveränderung vorgelegt werden. Dieſe werden ſicher in dem al-
ten Curialſtiei ſein, wie wir ihn ſchon früher bezeichneten, und eine Auswahl
der Männer, die dieſelben ausarbeiten, gatantirt vollkommen dieſe Richtung.
Es ſind Bickel, Münſcher und Schröder. Bickel war auch der Verfaſfer frner
Propoſition über das Oberappellattons-Gericht, mit der er, wie wir dainals
berichteten, Fiasko machte. Von der liberalen Seite ſetzt man liberale Vor-
ſchläge entgegen; wie der, von Henkel, die Regierung zu bitten, daß ſie ſich
an die Spitze des Fortſchritts ſtelle; wie der von Lederer und Henfel wegen







nicht zweifelhaft ſein kann. (Trier'ſche 3.)






Köln, 28. Dec. (Trier'ſche 3.) Herr von Willich, früher Premiers
Lieutenannt in der preußiſchen Artillerie, ift, nachdem ihm auf ſein wiederhel-
tes Verlanzen endlich der Abſchied bewilligt worden, aus ſeinem letzten Gar-
niſonort Colberg an den Rhein zurückzekehrt, wo er den groͤßten Theil ſeiner
militäriſchen Laufbahn vollbracht hat. Er wird in nächſter Zeit in den Hand-
werkerſtand eintreten und nach einer zwanzigjaͤhrigen Dienſtzeit als Officier die
Axt ſtatt des Degens ergreifen, um auch äußerlich derjenigen Klaſſe arzuge-
hören, der er in ſeinen Geſinnungen nach ſchon längſt angehoͤrte. Vor einigen
Tagen wurde dem Hrn. v. Willich von ſeigen hieſigen Freuuden, die zum
größten Theil dem Handwerkerſtande angehören, durch ein ihm zu Ehren ver-
anſtaltetes Abendeſſen eine Anerkennung ſeines Strebens zu Theil. 2

*4* Aus Rhein-⸗Preußen, 31. Dec. Die abgeſchmackten Blätter
verkünden eine große Niederlage, welche dem Hrn. von Holtzendorff durch
das Geſuch erwachſen ſei, worin einige märkiſche Bauern wegen der bekannten
Adreſſe um Gnade eingekommen ſind. Die ſchadenfrohe Bosheit, welche in
dem vermeintlichen Triumphe liegt, iſt durch Nichts begründet, und die fervis
len Subiekte haͤtten den jämmerlichen Zeitungslaͤrm nur unterdruͤcken ſollen.
An der Spitze der Bauern ſtehen überall Schulzen oder ſonſtige Beamte, denen
es, ſelbſt durch das Geſetz vom 29. März 1844 bedroht, wie von Damokles
Schwert allerdings leicht werden mußte, von eiſernem Zwange hingeriſſen,
einige Bauern, die durch eine Criminal-Unterſuchung in Angft und Schreck
gejagt worben waren, zur Zuͤrücknahme zu bewegen, beſonders, da die Peten-
ten ſelbſt erklären, den Stand der Sache aus den Zeitungen erfahren zu ha-
ben. Wer aber bei uns Zeitungen ließt, der weiß auch zu erzählen, von
Simon, Jakoby, Walesrode, Krackrügge, Dronte, Mayer und
vielen andern Opfern. Wäre die Zurücknahme ohne Drohung, ohne vorherige
Unterſuchung erfolgt, ſo wollte das Etwas heißen; jetzt beweiſet ſie nur die
Kläglichket unſexer Zuſtände. Auch hat nicht Jeder Luſt, ſich lieber einkerkern
als Gnade ſpenden zu laſſen. 2ß 2

Berlin, 30. Dez. (Weſ.⸗3.) Die Borunterfuchung gegen den hena-


iſt noch in vollem Gange und kann auch ſo ſchnell nicht beendet werden, da
ſehr Vieles dieſen — man ſollte es kaum glauben — einft bedeutenden Manı
belaſtet. Wie ſchuldig er ſich fühlen muß, geht aus dem Umftande hetvor,
daß er unmittelbar nach ſeiner Herhaftung dei ihn begleitenden Beamten fra-
geweiſe den Vorſchlag gemacht haben ſol, die ganze Sache nitdetzufchiagen;
er woll? dafür auch einen Revers wie ein Landesverwiefener unterſchreen
und ſich förmlich aus Preußen verbannen! Diau weiß wirtlich nicht, od man
über die Dreiſtigkeit oder Einfältigkeit eines ſolchen Antrags erſtaunen ſoll.
Als mau Hrn. Wedecke nun ſcherzweiſe die Feage entgegen hielt, was daͤnn
aus ſeinem Mitſchuldigen Freyberg werden möchte, foll er erwidert haben,
daß er auch fliehen müſſe und er ihn ſchon dazu bringen werde. Freyherg,
welcher wie ein -Ausgeleruter- dapon gelaufen iſt, wird demnaͤchſt woͤhl ſchoͤn
wieder zum Vorſchein kommen. Er ſeloſt hat ſchon fruͤher geäußert, er werde
der Verhaftung, waͤre fiz ihm auch noch ſo nahe, ſich ſchon entziehen. Es iſt
übrigens merkwürdig, wie dieſer Menſch zu täuſchen und ein Gewebe von
Lug und Hirngeſpinnſten um ſich zu breiten wußte. a
Berlin 31. Dez. Die Flucht des Dr. Freyberg, welche mit ſo großer
Keckheit im Augenblick ſeiner Verhaftung erfolgte, bildet noch immer das Ta-
gesgeſpräch. Der Polizeidirector Duncker gehoͤrte dießmal zu dem Angefuͤhr-
ten, inzwiſchen glaubt man hier nicht, daß wenn es Ernft iſt, den Fluͤchtling
zu fangen, dieſer auf die Dauer entgeben kann. Die Eiſenbahnhöfe wurden
ſofort beſetzt, der Steckbrief noch an demſelben Tage erlaſſen, das Gerücht alfo,
daß Herr Freyberg nach Belgien entkommen ſei, wie es ſcheint, ein vielleicht
abſichtlich verbreitetes.
>x Breslau, 31. Dez. Der heutige Tag iſt für unſere Preſſe von
ganz beſondexer trauriger Bedeutung. Die Schieſiſche Zeitung, das Organ,
welches bis jetzt noch immer am conſequenteſten die liberale Färbung feſtgehal-
ten, wird nach dem Rathſchluß der Berliner Goͤtter einer „befoͤnneneren“ Leitunz
anbeimgegeben, während das Blatt der Reaktion und des Servilismus, die
Allg. Oder-Zeitung, einem Menſchen zufällt, gegen den die Männer ihres
Morgenblatts noch wahre Ochſenbeine ſind. Robert Bürkuer — ſo beißt der
Pilz, der über Nacht auf dem faulen Boden unſerer Zuſtände emporgeſchoſſen
iſt — war früher von Gottes und des Examinators Guaden Neferendarius
und Fabrikant katholiſcher Gebetbücher und Litaneien für hieſige Buchhändler.
Nebenbei ſpielte er den Radicalen, feierte Revolutionsfeſte mit und hielt die
blutrünſtigſten Reden. Als Mann einer unbedeutenden Schauſpielerin von
hier nach Königsberg zu gehen gezwungen, wo letztere ein Engagement erhal-
ten hatte, nahm er von hieſigen Liberalen Empfehlungen an Männer wie
Johann Jakobi u. ſ. w. mit. Leider gelang e& ihm nicht, ſich die Achtung
derſelben zu erwerben, deſto leichter wurde es ihm aber, ſich mit der Zeitung
für Preußen und dem Freimüthigen zu verſtändigen und ihnen den Königs-
berger Liberalismus zu denuneiren. Daͤdurch baͤhnte er ſich den Weg zu dem
Feuilleton der Allg. Oder-Zeitung, in dem er bald ſo ſervil zu ſtinken anfing,
daß er ſelbſt ſeinen Collegen, den berüchtigten Rintel, dieſe edle Blume der


Nun begann er ader das
gemeine Handwerk der Angeberei ſo umfaſſeud und konſequͤent; daß ſeine eigne
Partei zwiſchen ſich und dem Blatte das Tiſchtuch zerſchnitt. Dadurch wurde
die Zahl der Abonnenten auf ein Minimum reduzirt, und die Aktien Geſell-
Aber ein Organ
Rob. Bürkner hat die Erlaubniß erhalten,
die Allg. Oder-Zeitung weiter zu führen. Wahrſcheinlich wird ihm mit eini-
gen uabedeutenden Fonds unter die Arme gegriffen werden. Für dieſe gnäs
dige Berückſichiigung hat er vor einigen Tagen der Regierung in einer De-
nunciation gedankt. Ein hieſiger Literat verkehrt ſeit laͤnger denn einem Jahre




 
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