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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0157

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2








Inſerate die gefpaltene Zeile





Deutſchland.

* Oberkirch, 4. Febr. Heute hat der Radikalismus hier einen


[+] Bruchſal, 5. Febr. Der Grundſatz: Was du nicht willſt, das dir
geſchehe das thue auch keinem andern: ſollte der Natur der Sache nach, und
am Wenigſten von denen verletzt werden, die berufen ſind, ihn Andern zu predi-
gen und durch ihr Beiſpiel auf deſſen
ſo, — 26, Anmendungs Schon
hat der allbikannte Dekan W. in Bruchſal um eine beſſere Pfarrei pititionirt,

— —





deßwegen böſe zu werden oder gar dagegen zu demonſtriren, im Gegentheil: —
un aber die Volksſchullehrer um Verbeſſerung ihrer nicht beneidenswerthen
Lage an Regierung und Stände ſich in einer mit 1563 Unterſchriften bedeckten
Petition gewendet haben, da iſt es Dekan W., der immer gegen Die Lehrer
thätige Dekan Welzer von Bruchſal, der ſich dagegen zu erheben gedenkt und
daher, wie wir eben aus ſicherer Quelle vernehmen, dieſer Tage die ſämmtli-
chen Schulinſpektoren ſeines Beziris zu einer Berathung auf Dienſtag den 8.
d. ein geladen hat, um Maßregeln dagegen zu nehmen oder eine Demonſtration
gegen die Lehrerpetition zu veranlaſſen. Der, da er nicht
rathſam fand, die Lehrer davon abzuhalten, jetzt auf andere Weiſe der guten
Sache zu ſchaden ſucht, wozu er ſeine Amtsgenoſſen (die er ſonſt nicht hoch an-
ſchlaͤgt) alg@Gelfershelfer gebrauchen will. Hat er das b. Schulblatt vom 19.
Mai v. FK No. 20 und andere ſchon vergeſſen!? Er, der ſelbſt im Jahr
1846 eine Betition zu Stande bringen half, als die Religion, wie man vor-
gaͤb, in Gefahr war!? Wue füß muß doch das Herrſchen über Nıchlmachtige
fein, da mön ſich von geiſtlicher Seite ſo viele Mühe gibt, dieſe Herrſchaft
nicht zu verlieren!? — Doch getroſt, ihr Lehrer! Regierung und Stände
welden am Beſten wiſſen, wie ſie eine Demonſtration von Decan W, in B,
zu würdigen haͤben!!! 2*

AFrostfuxt a. DE, 5. Fbr. Die heftigen Ausfaͤlle des Dep. Kapp
in der baͤdiſchen Ständekammer gegen Roihſchild, werden hier, wo man rußi-
ger und vorurtheilsfreier über die haber'ſchen Angelegenheiten urtheilt, vielfach
mißbilligt, indem es am Ende doch ſehr lächerlich erſcheinen muß, es Jeman-
den zu verüblen, ſich nicht zur Stütze eines ungemeſſenen Schwindels gebrau-
chen zu laſſen, oder gar nachdem der Ruin bereits eingetreten, Millionen zur
Abwendung des Sturzes herzugeben.
für höhere Intereſſen, für edlere Zwecke als den Geldgewinn den Mitgliedern
jenes großen Handelshauſes ſo ziemlich abzugehen ſcheint, daß man überhaupt




von ihnen vexlangt, den Einfluß, welchen ſie durch dieſelbe beiſo manchen Großen er-
Jangen, zu Gunſten ihrer noch überall ſehr gedrückten und zurückgeſetzten Glau-
benoͤgenoſſen anzuwenden. Man hat noch nicht geſehen, daß Beiſpiele großs
artiger Wohlthalen, oder aufopfernder Bemühungen zu Gunſten leidender Brü-
der ihren Nacheifer erweckt hätte, wohl aber daß ihre Lauheit in manchen
Fällen das Aufgeben manches wohlthätigen Unternehmens, wozu ihre Mitwir-




* Baden
blas





dere Moͤtioe zu Grunde liegen, wird der weitere Verlauf der Unterfuchun

lehren. *
Kaſffel, 3. Febr. Dr. Hı Graͤfe, Direktor der hieſigen Realſchule, be-

abſichiigt die / Verfaſſungsurkunde des Kurfürſtenthums Heſſen,


ů





Prachtausgabe, einer Kabinctsausgabe und einer Handausgabe zu dem Sub-
ſcripiionspreis von je 20, 12 und 5 Sgr. heramszugeben, um „bdie weitere
Bekanuͤtſchaft mit der Landesverfaſſung zu befördern und die bank-
bare Erinnerung an den Gründer derſelben In Außerlih auſchaulicher Weiſe zu
erneuern.“ Die dem Texte nachfolgenden Erläuterungen (heißt es in ber des-
falligen Einladung) werden ſich in gedraͤngter KRürze (bas Werlchen ſoll etwa
ocht Bogen Oktavſtark werden) erſtrecken theils auf Vergleichungen mit der
aͤltern Verfaſſung des Landes, theils auf Angabe des weſentlichen Jahalts der
organiſchen Staaͤtsgeſetze, die als eine Vervollſtändigung und Fortbildung des
Slaatbgrundgeſetzes anzuſehen ſind, theils auf Mittheilung richterlicher Erkennt-
niſſe, um nachzuweifen, in welchem rechtlichen Sinne einzelner Paragraphen von
Gerichtshöfen des Landes aufgefaßt worden, theils auf Darlegung der Ver-
haudlungen in den verſchiedenen Ständeverſammlungen über die waͤhre Bedeu-
tung Linzelner Beſtimmungen.“ i ; — n
Dieſe „Erläuterungen“ ſollen nur „Thatſ achliches! geben, mit Ausſchluß
jeder eigenen Anſicht des Herausgebers, und wo ſeine Kenntniß der Verfaffung
und ihrer Geſchichie nicht ausreichen ſollte, wird er ſich des Raths ſachkundi-
ger Freunde zu erfreuen haben. Den Ausgaben No. und 2 wird das Bild-
nig Wilhelms II. in Stahlſtich und allen Dreien deſſen Abſchiedswort an die
Stände verſammlung keigegeben werden. Wir begrüßen das Unternehmen, als
durchaus zeitgemäß, mil der herzlichſten Freude und wünſchen demſelben die
ausgedehnteſte Aufnahme in und außer Kuxheſſen, vor Allem natürlich im Lande
ſelbſt. Denn es iſt hohe Zeit, daß ſich unſert Landsleute mit dem ſchönen
Kleinod, das ſie nun 17 Jaͤhte Jang befeſſen haben, ohne ſeinen Werth ge-
bührend zu ſchätzen, vextraut machen, um im Fall einer abermaligen SGefährs
dung deſſelben nicht wieder die Gleichgültigkeit und Theilnahmlofigkeit zu zei-
gen, wodurch ſie ſich unlängſt in den Augen des geſammten Deutchlands her-






Fall war. talem
ſie nirgends zugethan, Letzterem haben ſie vielmehr ſtets entgegen zu wirken
gefucht, wie ſich das namentlich bei Gelegenheit des vor ein paar Jahren
hier projektirten Synagogenhaues gezeigt, wo ſie, den ſtarreſten Orthodoxen, die


lich und ſchriftlich zugeſicherten Beitrag von 150,000 fl. für immer zurüdnah-
men. — Allein die Rothſchild's ſchaden zunächſt, und am meiſten ibren eigenen
Glaubensgenoſſen durch ihre übexall hin verbreitete monopoliſirende Größe,
waͤhrend fie deuſelben noch allen Neid und Haß freilich ungerechter Weiſe zu-
zuziehen, den ihre Präponderanz über den ganzen Handelsſtand hervorruft.
— Trog dem allem aber, darf man ſich nicht zu einfeitigem Urtheil über
das Verfahren in der ihnen ganz fremden Haber'ſchen Bankerottſache verleiten
laſſen. ¶
— 3. Febr. Unter dieſem Datum ſchreibt der -Schw. Mer-

Wir ſehen uns in den Stand geſetzt, hier umlaufende Gerüchte über
ein Attentat gegen den Kronprinzen in nachſtehender Weiſe zu berichti-
gen.
— — Auguſt Koſt von Reichenberg, Oberamts Backnang, auf der
hieſigen Schloßwache und entdeckte dem wachehahenden Offtzier, welchem er
nachher auch ein mit kleinen Schroten geladenes Doppelterzerol übergab, daß
er die Abſicht gehabt habe, den Kronprinzen zu tödten, daß er aber dieſe Ab-
ſicht nun erufliich bereue und ſich ſelbſt der Bthörde übergebe. In dem am
foigenden Tage von dem Criminalamte Stuttgart mit ihm vorgenommenen
Berhöre gab Koſt an; Bedeutende Schulden, und unangenehme Geſchäftsver-
Haltniffe hätten ihn in eine verzweiflungspolle Gemütheſtiminung verſetzt, in
welcher er am 27 %. M, Reichenberg verlaſſen babe. Nachdem er ſich einige
Tage in Stuttgart, Eßlingen und Ludwigsburg umbergetrieben, ſei ihm der
Gedanke gekommen, dem Ktonprinzen und dann ſich felbft das Leben zu neh-


der badiſchen Grenze gelegenen Marktflecken Durrmenz· Nühlacker, wors, wie
er ſich — „viele revolutionäre Köpfe gebe,“ nicht ohne Einfluß gewe-
ſen. Ob Koſt bei geſunden Sinnen iſt oder ob ſeiner Selbſtanklage etwa an-






ie würden aber den Verluͤſt ſchwer genug empfunden haben wenn nicht aleich-
jam ein glückliches Ungefähr ſie davor bewahrt hätte, Möchten ſie nie wieder
in die Lage fommen, dem Zufall mehr ſchuldig zu ſein als ſich {elbft! Harr


ten 3zu verhüten ſtrebt, um ſo mebr ald gewiffen Anjihien und Deftredungen
gegenüber einiger Muth dazu gehört. Mitglied eines Standeg, der feiner Bil«
dung und Stellung noch wenigſtens eben ſo fehr, wo nidt mehr, als andere


der Geſtaltung einer freiexen Zukunft bexufen iſt, muß er doch recht wohl wiſ-
fen, mit welcher Unguͤnſt gerade die Beiheiligung des Lehrerſtandes an der
verfaſſungsmäßigen Entwicklung des Bolfes in höbern Kreifen angefehen
wirb, und es gereicht ihm daher zu deſto größerer Ehre, daß ihn Diefes nicht
abhält, ſein Schärflein auf den Altar des Vaterlandes niederzulegen. Denn
daß er mit feinem Werk den Beifall unſerer Staatolenker und ihres Anhangs

Charakter wie die flar ausgeſprochene Ahſicht, nur Thatfächliches zu geben. Fn
beiden Kückſichten ſteht Hr. Gxäfe weit über dem Seminarlehrer Bang, dem

Verfaffer des „Kurheſſiſchen Kinderfreuudes⸗; — — —

Breslau, 2. Febr. (Bresl. Bl.) Der Oberpräfident der Provinz, v.
Wedell, fordert in den Zeitungen die Aexzte anf, welche geneigt ſein möch-⸗
ten, ſich nach den von Krankheiten ſo ſehr heimgeſuchten Kreiſen Rybnik und
Pleß zu begeben, ſich bei dem königl. Reg Rath Dr. Rımer, oder dem Poli-
zeiphyſikus Dr. Wendt zu melden. Dem koͤnigl. Rentamt in Rybnik ſind zur
Unterftüßung der Nothleidenden auf den k. Domänen von Staatswegen bereits


halten, über 1500 Wispel Roggen und 20,000 Ctr. Mehl zu disponiren,


dam lagernz indeß ſind bereits 1150 Ctr. Mehl nach Kybnik geſchafft worden.
Der Dr. Künzer geht mit 20 Conventualen und Rovizen des barmherzigen
Brüderkloſters nach den Kreiſen Rybnik und Pleß, um die Krankenpflege in
den vom Typhus heimgeſuchten Ortſchaften zu übernehmen. Der Erzbiſchof,
Frhr. v. Diepenbrock, hat, nachdem er bereits 500 Thlr. nach Rybnik und
eben ſo viel nach Pleß geſandt, auch den Conventualen noch 500 Thlr. zur
Unterſtützung ihres Vorhabens mitgegeben. Die hieſige katholiſche Geiſtlichkeit
iſt aufgefordert worden, die Glaubensgenoſſen für das vaterländiſche Werk em-
pfänglich zu machen, und es iſt auch noch ein Frauenverein zuſammengetreten,
um eine Ausſtellung weiblicher Handarbeiten für die Unglücklichen zu verau-
ſtalten. Allein im Kreiſe Pleß wird die Zahl der gegenwärtig verwaißten
Kinder auf 3000 angegeben. — — — 46 —
Berlin, 1. Febr. Haben wir in der Hauptſtadt mit wachſender Noth
der Armuth zu kämpfen, ſo erſcheinen doch unfere Zuͤſtaͤnde im Rofenlichte ge»
gen die entſetzlichen Schilderungen des Elends und der Verzweiflung! welche aus
Wir haben von Irland gebört, daß dort Hunderte
und Tauſende verhungerten und Gott geprieſen, daß ſolche Gräuel und Schre-
ckensſcenen bei uns nicht vorkommen koͤnnten, plötzlich aber wird der Schleier
abgeriſſen und ein Bild rollt ſich auf, das an Entfetzen dem irländiſchen nichts
nachgibt. Seit Jahren iſt die Kataſtrophe in Oberſchleſien vorbereitet worden,
ſeit Jahren gibt es dort Hunderttauſende von Menſchen, die zu wenig erwer-
ben können, um zu leben, zu viel, um zu ſterben, und in einem Zuſtaͤnde, der
zwiſchen beiden liegt, mit ſiechem Körper, ermattet, bleich und hinfaͤllig ſich dem
endlichen Ziel ihrer Leiden entgegenſchleppen. Kartoffeln, wenig ſchlechtes Brod

2


nicht allein in Pleß oder in Rybnick und Ratibor, ſondern im ganzen Gebirge

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