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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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— —



8

Auf die „Mannheimer Aben





wir in diefer ereignißreichen Zeit das Publikum










— s 8—— — — —





en







** Aufruf an die Freiſinnigen Sachſens.

Der Augenblick, wo die Randuen zu Paris das morſche Gebaͤude der


dazu benutzt werden, auch in Deutſchland die Gewalt der Bevormundung zu
brechen und Regierungen zu erhalten, die auf Grundſätzen der Freiheit be-
ruhen.
Die Stadtverordneten zu Leipzig haben den erſten Schritt gethan und in
einer Adreſſe an den König verlangi:

- Entfeffelung der öffentlichen Meinung, der Preſſe,

im ganzen Umkreiſe des deutſchen Bundes, und die
Berufung von Vertretung ſämmtlicher deutſcher
Voͤſter an den Sitz des Bundestags.

Weiter ging eine Verſammlung von etwa 1000 Bürgern und Einwoh-
nern Leipzigs im Schügenhaufe, welche den Stadiwverordneten zwar Dank und.
MAnerkeunung ausſprach/ aber weitere Forderungen ſtellte. Da es ſich vor Al-
lem darum handelt, feſt und einig aufzutreten, ſo werden alle Freiſinnigen hier-
mit aufgefordert, ſich ebenfalls zu verſammeln und folgende Punkte als uner-
laͤßlich nothwendig zu fordern: — } ;

Geſchwornengerichte, vor welchen jeder Mann öffentlich und wündlich

von ſeines Gleichen gerichtet wird.

D Preßfreiheit, Sicherheit auch des literariſchen Eigenthums und ganz be-
ſonders der Zeitungen, vor den Eingriffen der Polizei. Keine andere
Verurtheilung wegen Preßvergehen, als durch Geſchworne. ;

3) Wirkliche BVerantwortlichfeit der Miniſter, Rücktritt von der Mehrheit

dor zweiten Kammer. ; 2

H Sofortige, Entlaſſung der dermaligen Miniſter, die allein durch ihre
voltsfeiuͤdliche Politit die jeßige Gefahr verurſacht haben.

5) Wahireform; aiſo direkte Wahlen, unbeſchränkte Wählbarkeit und Wahl-

— berechtigung jedes Siaatebuͤrgers. Das Recht, friedlicher Vereinignng

für alle Staatsbürger.
6) Allgemeine Volksbewaffnung.


alle Glaubensparteien.


mung und Aufhilfe der Armen.


Wahrung der deutſchen Freiheit nach Außen.

morgen nach Stuttgart und Muͤuchen abreifen, um auch dieſe Regierungen zum
Beiirit zu veranlaffen. Bereits hat Baden in Frankfurt anzezeigt, Daß es
auf die ſchnelle Verwirklichung Der Einderufung der Rationalverſammluns d inge.
Die deßfallſige Note wurde der Kammer vorgelegt. Den norodeutfehen Rehie-
rungen iſt bereits Notififation zugegangen und ſie werden ſich anſchließen müſ-
ſen wollen ſie nicht den bewaffneten Rationalwillen empfiuden.
; Baͤſis der Nationalverfammlung würde auf 50, 000 Seelen ein vom Volk
gewäglier Repraſeutant ſein. — —
Mittlerweile wird noch vor Ende dieſes Mongts die in Heidelberg verab-
redete Verſammlung zum gleichen Zwecke zuſammentreten und zu derſelben wer-
den nicht nur die Abgeordneten ailer Standeverfammlungen, ſondern auch die







waderfien Volkemänner, welche nicht Hitaluıder von Ständeverfammiungen ſind
berufen werden. Das Jahr 1848 wird dae broͤße Werke der Nationaleinigung
ſicher vollendet ſehen. Vorwärts. 4
Nuchichzift: So eben, da ich dieſen Actifel der Poſt übergeben will, trifft
die Nachricht hier ein, daß die Graftn Erboch⸗Etbach und Erbach Fürſtenau,
anf die Zehnten, Jagd ſowie überhaupt auf alleg Feudalweſen Berzicht zeleiſtet
haͤben. Die Bauern ließen ſich nicht durch Vlrtroſtungen entfernen, ſondern
ſie ertlärten, nicht vorher zu weichen, bis ihnen das Verſprechen der Befreiung
aller Laſten gegeben ſei. — *
ECůerbach, 9. Naͤrz. Ich freue mich auch Jhnen aus unſerm Oden-
walde Gules berichien zu koͤnnen und daß er nicht zurückeleibt an den großen
Verte Hand anzulegen. Ein außerordenllicher Geiſt befeelt die Bürger Ederbachs.
Faſt täglich hatien wir feither große Bürgerverſammlungen um uns zuberathen, .
zu beſprechen und Beſchlüſfe zu ſaſſen, was mit groß r Ruhe aber mit ebendem
felben Ernft gefchüht. Hinſichtlich einer Petition an die 2 Kammer haben wir
ung im Wefentliden der tüchtig abgefaßten Manuheimer augeſchloſſen. Die
Buͤrgerwehte in's Leben zu rufen haben wir bereits den Aufang gemacht, die
ſich einer großen Theilaahme zu erfreuen hat. Jeder Bürger erblickt darin die
deſte ©urantie für die Aufrechthaltung der Geſetze gegen jede — und
die ſtaͤrtſte Stüße nach Außen. Der Jmpuls, den Coerbaͤch im Odenwalde ge-
geben hat, konnte nicht ehne Wirkung bleiben. So Höre ich heute, daß aus
dielen Geineinden des heſſiſchen Odenwald ð Deputationen in Maͤſſe nach Erbach
und Micheleſtadt und von da nach Darınjtadt zicben foln, um die Beſchleu-
nigung der Zehntablöſung und Abſchaffung dee Wudſtandes zu verlangen. Bauern
aug unfern Raͤchbargemeinden die von i her ver Waͤhl des Abgeordueten Schaaff
den Lusſchluß gaben, ſollen ebenfalls die Anſicht haben, eine Petition einzurei-





Doenwald’s beitragen, befreit zu werden. Und ſoll unſerer Gegend geho



fann unjer Vaterland vor grohen Stürmen dewahren.
Leipzig / am 3. Diarz 1ðað.
Robert Blumi.

*



Deutſchland.

garn beftätigte ; andere

ſchloſſen:

und zeitgemaße Umgeftaltung der Verfaſſung unter
zu verlangen. Der Euthuͤſiasmus uͤber dieſen Beſchluß iſt unbeſchreibu«


willig ihr Ohr leihen!



zuf die, mit denen ſie Gelchäfte treiben. * )




‚x übrigen ſüd. und ſüdweſtdeutſchen
giner deutjehen Nationalverſammlung 34 bewerkſtelligen.



— —



ten beginnen; die offentliche Meinung dat jene Schändt
Sinn 4 44 gewinnt die Oberhand, Dieß zeigt ſich namentlidh In der Stadt DE

aınd irer Umgegend; die Bürger und befouͤders der dortige Bürgerm
zrohende Nebel traftiuſt zu beſeiligen. Red.



aufgeboben werden, bepor die Berarmung unheilbar wird und zwar ohne Be-
Jäftigung der Bauern, ſondern enhweder auf Koſten des Staates und der Stan-
desherren ſelbſt. Darüber mag die Kammer entſcheiden. —

Sa Moobach, 9. März. Die durch die juͤngſten Zeitereigniſſe angereg
ten Freibeitagefühle Ireten bei unſeren Landleuten auf verſchiedene Weiſe zu
Tage. In Ober» Mittel! un Unterfhefflenz zünbdete man Freudenfeuer an,
“die ganze Bevoͤlkerung 30g ſingend, und jubelud auf die Anhöhen, wo die
Opferflaͤmmen loderten und Doran gingen Sfandartenträger, Symbole der Frei-

, Deit und Bie Brufbild,r von, Joltein und Welket @ emporbaltend. Auf
ben Velgen wurden Reden gehalten, welche dewieſen! daß inai die Freibat

begriffen habe. Mit ſolchen Seftlichkeiten beguiüate man ſich niht alwmärts;
denn geftern erfhienen, mie aus der Erde herausgewachfen, bloͤtzlich 200 bis
300 Lundleute vor dım Mentamisgebäuse in Nedarelz, Der arößte Theil

war von Obrigheim heruͤhergekommen und dieſen ſchloffen ſich an Diele Büre





geordiete an den, Nenibeamten , den ſik um die Herausgabe der Saal? und
Lagerbücher, welche ihre Mechte und Verbindlichkeiten beſchreihen und um den
Raͤchlaß idrer aus der Hültabloͤſung erwachſenen Schuld höflich bitten ließen.
Bald kamen die Abgeordueten zurück und verfündeten , daß Alles bewil-
ligt ſei; da erſcholl aus allen Kehlen ein dounerndes Hoch für den Rentamt-
manı und die verſammelten Landleute zogen ſingend und jubelud nach Hauſe.
Wir wünfchen nicht, daß ſolche Sc:nen ſich wiederholen möchten; denn wenn
es auch waͤhr iſt, daß nach dem Bauernkliege den Gemeinden ihre Dorfbü-
cher gewaltſam entriſſen wurden, wenn es ferner wahr iſt! datz der hohe und
. ntedere Adel fpaͤter andere Urfucde aufftellen ließ, worin er die Erbdienſtbar-
feiten und Graͤndpflichten der Bauern willkuͤtlich feftfegte, wenn es endlich
waͤhr iſt, daß ſeit rieſer Zeit die Landleute in vieien Gegenden Deutſchlande
unter einem Drucke feufztew, der ihner alle Lebenofreude verdarb; — ſo gibt
e& doch andere, es gibt jeB L geſet iche Mittel, um das alte Unrecht auszu-
gleichen.
Heidelberg/ 10. März. DasV olk muß zu ſeinem großen Schmerze
vernehmen, daß ſeine Söhne und Brüder, welche als Militär unter den Waf-
fen ſtehen nach Mainz verlegt werden?) und in Baden preußiſche Truppen ein-
tücken ſollen. Das darf nicht fein, Wem koͤnnten wir Badener uns ſicherer
anvertrauen alg unſeren Söhnen und Brüdern, die unter uns aufgewachſen
find, die uns lieben und achien? Freilich ſind die Preußen eben ſo gut un-

*





*) Wir haben hierüber zur Stunde leine verlaͤſſige Nachricht. Allein die
öffentliche geſunde Stimme des Volkes ſpricht ſich entſchieden gegen. ſolche

* Red.








 
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