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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
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{
ESonntag, den 23, Januar. }
2* Abonnement in Mannheim halbiährlich 2 A, Bkr. durch d ;
848 — halbjährlich 5 44 — Ho⸗ 8 das ——— 2— — No 23 ;
2 Inſerate die geſpaltene Zeile in Petitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. — ** und Gelder: frei einzuſenden. * ; *
ʒ— — — — — ——— — ——— ⸗——— — — — ——— t — — — — — —
* Deutſchland. Kaſſel, 18. Jan. Es verbreitet ſich hier das Gerücht, die Vorſteher
. 88 Vom Neckar, 17. Jan. Die Ertragsfähigkeit der Runkelrüben— der Deutfch-Hinejifden Richtung,'die OsA-G. Rathe von Dehns ”
Zuche — wird in dem Maße mehr und mehr zweifelhaft, als die Zu- Notfelſer und Elvers und der Zuchthausprediger Lohr würden nächſtens eine
“ger-Pflanzungen in den trangatlantiıfhen Ländern zunehmen und ver Werth Keiſe na China antreten, Mit der legten Pekinger Staatszeitung ſoll
| des Produltes von daber ſich vermindert. Man kann jetzt von den holländi⸗ die Nachricht eingetroffen ſein, der Beherrſcher des himmliſchen Reiches habe, .
faen Märkten das Pfd. raffnirten indifdhen Zuder um den billigen Preis von dem dringenden Zureden der rothen Barbaren nachgebend, die Niederreißung
10 fr. 5i8 zu uns bezieben; würde es nun erlaubt ſein, dieſen Zucker zu der großen chineſiſchen Mauer verfügt und wolle dieſelbe auf Abbruch an
eiuem Eingangezoll von 5'%, kr. per Pfo, weichen unſere inländiſchen Raffine— den Meiſtbielenden verkaufen. Jenes Triumpirat ſoll nun den Auftrag erhal-
rien für den Rohzucker bezahlen, im Zollvereine einzuführen, jo käme das Pfo. | IM haben, dieſelbe um jeden Preis zu erſtehen und per Dampf anher zu
raffinirter Zucker, von Holland bezogen vnd bei ung verzollt, auf 15%, kr. ſchaffen, um den Kurſtaat damit zu umiehließen, Manche erklären zwar die
Da aber der raffinirte Zucker einen Eingangszoll von 1004 kr. per Pfd. — Sache für unwahrſcheinlich, weil ſie überflüſſig ferz allein Andere wenden da-
alſe volle 100° auf ſeinen Werth bezahlt, fo iſt deſſen Bezug aus dem Aus⸗ begen mil Recht ein, dopbelt genäht halte beffer und man könne nicht zu vor-
landt eine Unmoglichkeit und die Verzhrer müſſen ihren Beſarf von den in— ſichtig ſein. Was die Koſten anlangt, die ſich allerdings etwas hoch belaufen
Jändifhen Fadrifen nedmen Dieſe Kefern gegenwärtig das Pfund raffiuirten Dürften, [o wirb die Bewilligung derſelben bei den Ständen auf Feine Schwie-
Zuder zu circa 19% fr., alſo um 3° fr. ibeutet, alg er vom Ausiaude ins | Hgfeiten foßen; denn ſie haͤhen ja bei allen Gelegenbeiten bewieſen, daß es
fiuſive des Eingangszolles, der auf dem Rohzucker haftet, ſteben würde. ihnen auf Taufende von Thalexn — ihrex Committenten nicht ankommt, wenn
Nehmen wir nun die Bevölferung des Zollvrsreing auf 28 Mill. Menfhen | €& ſich um die Befoͤrderung /höherer“ Bedürfniſſe handelt. U B
| an und rechnen wir, daß per Kopf und Jahr je 6 Pfund Zucker alg Durch— A
* fOnitt verzehrt werden, ſo fummirt fich der Preis-Auffehlag von 3%, fr. per | — , AWeimar, 16, Jan. Hier hat ſich der ſeltſame Fall ereignet, daß die
Yfund,- der als Folge des Zollzwanges befteht, auf 10 und eine hatbe Mil | Küßter an den beiden Hauplkirchen des abſichilichen Betrugs überwiefen und
“Jion Gulden, weide die Bevölferung des Zollvereing lediglich zur Aufrecht« | in Solge deffen ihres Amtes entfegt worden ſind. In einer langen und zieme
. Daltung der ‚inländıjden Zuder-Jndufirie beifteuern muß, abgefehen davon, voß | m verwicelten Unterfuchung hat ſich ergeben, daß beide ſich verabredel, bei
weitere 16 Millionen Gulden und mehr als Ertrag des Eingangszolleg auf| Tauft, Trau, und andern Firchlidhen Handlungen den Betheiligten mehr an-
Zuder direft in die Zollvereins-RKaffen fließen! Wenn nın unerachtet diefeg | zurechnen, als fie eigentlih 3zU nehmen befugt waren. Dieſen Betrug am
beifpiellos theuern Schußes einzelne ZudersRaffinerien aus diefen oder jenen | Yublikum haden ſie auch feit Jahren geübt und ſie werden n in ihre niedere



















Gruͤnden deuͤnoch nicht beſtehen können, verdienen ſie dann nicht, daß ſie, ſelbſt
verſchuldet, fallen? Wir wenigſtens vermöchten mit uyſerem einfachen Ver-




fertigte Unterſtützuxgen eintreten ließen. Dies wollen wir in Bezug auf die

Zuckerfabrik Waghäuſel geſagt haͤben.

*

Voͤn den weiteren Folgen ſolcher Unterſtützungen wollen wir nicht ſpre-


en Borgängen fünftighin irgend ein gewerbstreibender Inuländer zurückge-
wiefen werden fönnte, wenn er die Hülfe des Stagts anrufen würde?
Franffurt, 19. Januar. Soeben trifft hier die Naͤchricht ein, daß
— Das b„%rgfinffurter Journal“ im Umfange des Kurfürſtenthum Heſſen verboten
worden iſt.
FAus München, 18. Jan. theilt die A. Allg.*3. unter „großartigen“
Tiraden über Nadikalismus? 20, 2ꝛe. Folgendes“ mit: Einige inländiſche
“ Blätter laſſen ſich von der Schweizergrenze aus unterm 12. Jan. berich-
ten: „Baiern beabſichtige auch in der Schweizerfrage eine hegemoniſche Stel-
lung gegenüber den beiden Großmaͤchten im Bunde einzunehmen. / Wir kön-
nen den betreffenden Blättern verſichern, doß von einer hegemoniſchen Stellung


die Schweizer (
Feit und mit jener Achiung der wahren Rechte des Schweizervolkes gethan,
welche ſeines Erachtens der deutſche Bund ſich ſelbſt nicht minder als einer

aitverwaͤndten Eidgenoſſenſchaft ſchuldet.

X Gersfeld 19. Jan. Heute wurde im Local des Vereins“ die No.
6 des „Kheiniſchen. Voltsblattes“ durch den von einem Polizeidiener
egleiteten Kreisſecretär Wolff von Gudenberg in Beſchlag ecnommen.
Da auf der Poſt und in der Buchbandlung keine polizetliche Nachfrage nach
en Abonnenten dieſes Blattes geſchehen iſt, daſſeibe, hiex auch weiter keige

Abonnenten hat, ſo vermuthet man, daß ein Mitglied des „Vereins“ den

Denuncianten gemacht. Urberhaupt herrſcht hier der Glaube, daß die Vereins-

geſellſchaft einige dienſteifrige Werkzeuge der geheimen Polizei in ihrem Schooß

befige, an die man vor einem Jahr noch nicht dabte. Damals ſuchte man
die Späher und Angeber nur unter denfe
Eanf Auͤftiften des geiſtlichen Inſpectors Pfaff,
“ and w Burgermeiſters Wolff angeblidy vwegen des in dieſer Geſellſchaft
herrſchenden Geiſt's“ aus dem „ BVerein” austraten und ein Caſino“ bilde-
ien. Allein ſie ſcheiued,
unvermerft aufgegangen ſind. ;

ſich aber bis jeßt noch Feiner Thatf







Man deutet ſchon laͤnge mit Fingern auf ſie, hat
ache unzweifelhaft verſichern können. So-
bald ſich eine ſolche feſtſtellen läßt, wird der /Verein“ natürlih ohne Verzug
zur Auvſchelvung des Unkrautes fchreiten. Geſtern hat ſich der hieſige Brief-
lraͤger fehr gut geftanden. Von vielen Perſonen, denen er mit den Briefen
aug der Kaff . Allz. Ztg. die Nachricht von der Verſetzung des Landraths von
Specht brächte, erhielt er anſehnliche Trinkgelder. Gewiß ein Beweis da-
won, wie beliebi dieſer Beamte hier war! Sein neues Reſeript traf erſt des
Mittags hier ein, und zwar mit derſelben Poſt, die uns im „Frankf. Jour
nal“ dag landraͤthliche „Inferat“ publicirte. In dieſem Verhaͤltniß
erflärt der ſcheidende Landrath von Specht als dritte Perſon, daß er den
Leinenhaͤndier- Carl Sunkel, den geſtaͤndigen Verfaſſer der in der „Didas-
falia erſchienenen derühmlen „Oelſeſchichte“, als Pasquillanten vor Ge-
richt geſtellt habe, und dieß mit dem Berfafjer eines der -Mannh. Abdztg.“
yom Fournal entlehnten Artikel über dieſelbe Geſchichte, ſobald der Miſſethä-
ter ermittelt fei, ebenfo maͤchen werde. Das Inferat hat als eine verſpätete
blaſſe Renommage hier viel Heiterkeit erregt.
L Aus Kurheſſen, 17. Jan. Die
hat heute nach einer dritten ſtürmiſchen Debatte mit 23 Stimmen gegen 18
die Wahl des Fteiherrn von Waist zu Eſchen als zweiten Abgeordneten
der Staͤdt Caſſel für ungültig erklärt. Faſt ſämmtliche Mitglieder der
Oppoſition geben ihren Diſſens zu Protozoll. Nächſtens mehr hierüber.
Stände haben jetzt Hoffuung, noch recht lange beiſammen zu bltiben.






Habſucht, die um ſo ſtrafwürdiger iſt, als beid

e Aemter ſehr einträglich wa-
ren, im Zuchthaus verbüßen müſſen. ;

u 33

*** Berlin, 16. Jau. Wie verlautet, iſt gegen den Anreger der Ad-
reſſe Breslauer Bürger an den daſigen Magiſtrat wegen Wahrung der Reli-

2






genheiten venchmen werden.
Berlin, i1. Jan. Von den zum Tode verurtheilten Polen, welche beharrlich


verweigert baben, hat der Eine, Kuroweti, nur um die Gunft gebeten,
daß man recht bald ſein Urtheil voltſtrecken möge und zwar auf dem
Boͤden des geliebten Vaterlandes. Daß die im Gefänguiß befindlichen Poleu,
namentlich aber Mieroslawski, an irgend einen Fluchtverſuch grdacht haͤben,
wie es bei Gelegenheit der beabſichtigten Unterredung zwiſchen Bruder und
Schweſter Mieroslawsfig in oͤffeallichen Biätiern auf eine hald myfteriöfe
Weiſe angedeutet wurde, wird nur der glaublich finden, welcher von der Stel»
lung der Gefangenen zu ihrem Vaterlaͤnde auͤch nicht die entfernteſte Bors
ſtellung hat. (Wef.:3): .
— 18. Jan. (B. R.) Ein 20jähriger Barbiergehülfe wurde in der
geſtrigen gebeimen Sitzung des Eriminal-Gerichtes wegen Majeftätsbeleidis
gung zu zweijähriger Strafarbeit verurtheilt. *

‚ +9 Berlin, 18. Jan. Am 17. Mittags iſt der Bereinigte (täns
diſche Ausſchuß von dem koͤn Kommiffarius, Miniſter Frhr. v. Bovele
en, in welcher lediglich von dem Ent«
wurfe des Strafgeſetzbuches gehandelt, nicht im Entfernteſten aber die ſchwe-
bende Verfaſſungsfrage beruͤhri und insbeſondere der Vereinigte Landtag kein
einziges Mal genannt wurde. Die Eröffnungsrede liefert gleichſam den Plan
und den Grundriß des Ausſchußtages. Nach dem Kommiſſarius ſpraͤch der
Landtags⸗Marſchall, Fürſt Solms zu Hohenſolms⸗Lich die Antrittsw
Auch er fand ſich nicht bewogen, unſerer Verfaſſungszuſtände zu zeden
den Vereinigten Landtag nannte er zwar einmal, jedoch nur bei Gelege
der ſtenographiſchen Kraͤfte, welche ſich ſchon auf jenem bewährt hätten. .

Sätze allein ſcheinen die Möglichkeit anzudeuten, daß den Landtagsmarf
ein entferntes Bewußtſein der Saͤchlage vorgeſchwebt, daß er ein dunkles ©
füyl von ſeiner Steliung als Vorſitzendex unfrex augenblicklich ſitzenden Volk





und geifterhafte Fingertippung: „Die Umſtände, unter welchen wir unſere
Aufgaͤbe zu löſen haben, ſind nicht ohne eigenthumliche Schwiexigkeiten. In-
deſfen dürfen wir nicht zweifeln, daß dem uns alle beſerlenden Eifer, dem Kö-
nige und dem Vaterlaͤnde nach Kräften zu dienen, die Ueberwindung der
Schwierigkeiten gelingen werde.“ Der durchlauchtigte Landtagsmarſchall ſorgte
am Schluͤſſe ſeiner Rede dafür, daß jenen Worten jeder etwaige Oppoſitions-





ſagte: „Die nächſte Sitzung wird morgen um 10 Uhr ſtattfinden, und es iſt
fein Hinderniß vorhanden, gleid in derſelben Sigung die Berathuns des
Strafrechts zu beginnen, da der Bericht (der vorbereitenden Kommiſſion) ſchon
geſtern zur Vertheilung gekommen iſt.“ Oh nun der Ausſchuß ſo ganz ohnẽ
Hinderniß wird zur Beraͤthung übergehen können, ſteht dahin. Die Augen
deg Publikums find vorzugsweiſe auf drei Männer, welche am Ausſchuͤſſe
Theil nehmen, gerichtet: den Grafen Schwerin, v. Auerswald, Lamphauſen.
Man frägt ſich! find ſie gekommen, um Ja oder Nein, im Namen des Nechts
Nein zu ſagen? Graf Schwerin nahm im Laufe des Vereinigten Landtages
eine fo eigenthümlihe Wendung, daß man oft Mühe hatte, feine anfänglich
Von ihm darf man wohl erwarten, daß
Ende beiwohnen werde. Schwerer ver-
e dieſelbe Stellung bei v. Auerswald er-
cher mit ſtarkem Rechtsgefühl einen unabhäͤngigen Charakter ver-
bindet. Wir müſſen ihn handeln ſehen, bevor wir weiter über iyn urtheilen.
Endlich bleibt Kamphauſen, welcher abweichend von ſeinem Freunde v. Becke-
rath/ zum Ausſchuß gekommen iſt, aber — ſo müßte man billig rechnen —

er dem Ausſchuſſe von Anfang bis zu
einbar mit fruͤherer Wirkſamkeit würd




 
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