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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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— —
















— *% JIn Sachen des deutſchen Parlaments.
Einer Mittheilung der deutſchen Zeitung zufolge nehmen „die Verhand-
lungen über Bundesreform raſchen Fortgang“, Crecht löblich!) und will man
in dieſer Angelegenheit mit Würitemberg, Baiern, Sachſen, Preußen ges
meinſchaftliche Schritte thun- Cauch gut. Ferner wollen die Regierungen
die Sache ſelber in die Hand nehmen, um die Leitung der Angelegendeiten
uicht zu veriieren -/ (wie fein!) „So wenig man auch den berathenden Ver-
fammlungen von auderer Seite entgegen treten will“. ( S'iſt wirklich ſehr
zroßmüthig!) Hier einige Worte, in Bezug auf dieſe Mitthelung:

Wir zweifeln nicht an dem guten Willen einiger ſüddeutſchen Regierun-
gen; aͤber es darf nicht fein, daß Fürſten und deren Regierungen, „ die
Sache des deatſchen Voltes alleın in die Hand nehmen wollen“. Die Für-
ſten und Miniſter, welche dem Volke bis heute ſeine Rechte vorenthalten konnten,
welche verhaßte Coafereuzbeſchlüſſe vertheidigten und vollzogen, welche die Ker-
ler mit Mannern der Freiheit und der Voͤlker anfüllten — verdienen kein
Vertrauen! (Erfindet der Preußen-König nicht ſo eben einen neuen Vor-


vorzututhalten?)
Was aus der
lomaten die neue Bundesakte redigirten, das kann auch ein Blinder voraus-
ſehen. Die Sache würde ohngefaͤyr ein Geſicht bekommen, wie die preußiſche
Coͤnſtitution. Wir bedankeu urs höflich vor Scheinconceſſionen und Ausnahme-
Gefegen! Statt Verbeſſerung bekämen wir nux Verböſerung.
die vrincipien des Abſolutismus genau; die Fürſten würden durch die Mehr-


fen, daß deren Aniräge ſtets in der Minorität blieben. — Nein, wir wollen
die Wiedergeburt Deuiſchlands vom Volke aus und werden ſie, aller Hin-
derniſſe ungeachtet, auch erxeichen!
Woir wollen ein Volksparlament. Hoͤrt es, ihr deuiſchen Brüs
der, von der Oſtſee bis zum Bodenſee! Wir wollen ein Parlament
aus dem Volle u ud für das Volk!
lands ge ſetzgebender Körperund die Fürſtlichen Regierungen mögen ſeine
Beſchlüſſe vollziehen. *
Deutſche Bruͤder! Vaterlandsfreunde! Mäͤnner des Fortſchritts und der
Ebre! Alle Eure Benrebungen müſſen dahin gerichtet ſein, unſex Parlament
in dieſem Sinne zu ſchaffen. Darum ſeid auf evrer Hut, der Feind iſt M
ſtig! glaubt ſchönen Verſprechungen nicht mehr , glaubt künftig nur deu
Thatfachen; ‘ ‘

Wer die Freiheit bis heute en tzog, die Vorkämpfer für Licht und Freiheit
in den Kerkex warf und aus dem Lande triev/ wer dich der Verarmung/ dem
Hungertode preis giebt, dem darfſt und kannſt du nicht mehr vertrauen, edles
mißhandelies deutſches Volt! Hülfft du dir nicht, hlft dir kein Gott!

Dulde nicht Exceß und Meuterei in deiner Mitte, aber mit maͤnnlicher
Entſchiedenheit, in kräftiger Sprache fordere deine Rechte, weil Bitten
nicht mehr hilft.


leider auch bei ihr der alte Spruch:
ſchickt benehmen. Statt, daß ſie die begluͤckende Idee der franzö ſijchen Regie-
tuͤng in Frage ſtellt, ſtaͤnde es der „deutſchen“ dei weitem beſſer an, wenn ſie
diefer großen Zertrichtung Rechnung wüge und die mögliche Verwirklichung der-



welilewegende Idee des Socialiemus für unausführbar erklären? Die Fran-
zoſen — das ſind wir überzeugt — werden das Problem löſen, auch das
Ei des Cotymbus“ anfſtellen. *



Ihr lobt euch den ſraffen Monarchismus, ven vagen Conſtitutionaliguus,
da gilt der breunaſige Geldmenſch doch wenigſtens ciwas neben dem Feudal-
adel. Nun, baut nur vor; wehrt euch, ſo gut ıbr könnt; verſchanzt euch wie


ſen. Die glückliche Löſung der ſocialen Frage allein iſt es, welche der Welt






gegenüber ihren Oberen ſtehen; an alle diejenigen,
welche ein Herz für den Unterdrüdten haben, vornehmlich 2

aber au die Betheiligten ſelbſtt.
Wir Alle haben freies Bittrecht. Unteroffiziere und S

oldaten! machet



Habt den Muth, die







Iyr keine beſſere Vehandlung, als ſie Euch bisher zu Theil geworden.
4) Alsbaldige Reviſion des Militarſtraͤfgeſetzbuchs, des Dienſtreglements,


duͤrch die Landſtaude, und auf Grundlage der Slaatsverfaſſung.














Kreuzer. — Brl

fe und Gelder: frei einzuſenden.





M — —
ß 8 — — — — — —
— — — 8 —

2) Vertretung der unterofftzier und Soldaten bei den Kriegsgerichten, —

3) Gleiche Befirafung und gleihe Berbüßung der Kergehen und Berbrechen

aller Militaxe. 6 ' 94

4) Zulaſſung eines jeden Soldaten zu der militariſchen Bildungéſchule Be-

förderung eines jeden Befähigten, obne Anzehung des Standes, u

Offisterftellen, naͤch erreichtem — Lebenciahre und unter ſtrea-

— ger Einhaltung der Anciennitat. * in

5) Sofortiger Beförderung befaͤhigter Untereffiziere zu ODiffizexftellen bei

- dem bevorſtehenden Ausmarfch, alg Eut{hädigung für die ſeitherige Zu-

rücfegung derfelben, indem nur Officiersſobne und dergl. biss
her befördert wurden. , ; 2

6) Sreies Bittrecht (d. h. ohne Gutheißung der Compagniedhefs) un den
A ndesherrn, das Kriegsminiſtexium 2€. 4

7) Berforgung ‚gedien:er Unteroffiziere und Soldaten, etwe nach prruhiſchem

Syftem; gleiqmäßigere Penfionirung aller Militärs (Dd. h. eine ſolche

wobei nichl der Eine in Ueberfluß leben kann während der Andere hungern

8) Behandlung pon Sutew, der Borgefegten, (Der Sol

datenſtaͤnd ſoll ja vorzunsweife ein Ebrenſtand ſein; wie aber vertraͤgt

f „Chre“ mit Entwürdigung? Iu de. Ehat aber find die Befehe

fenden beim Militär gewohnt, ıdre Uniergebenen nicht als Mittrdger

der Ehre dieſes Standes, ſoudern als voͤllig Recht⸗ und Willenloſe zu

behandeln.) *

9) Verminderung des

ddes der gemeinen Soldaten. ———

10) Abſchaffung des entwürdigenden Prädikats „Er“ gegenuͤber den Sol-

daten u. ſ. f.
\
' Deutſchland.
„“ Karlsruhe, 16, Maͤrz. der!
ſident die Eröffnung, daß der auf die Tages Drduung geſetzte Bericht über


das Geſeß ſo faffen wolie, daß keinerlei feudaliſtiſche Abgabe übrig bleibe viel-
mebr alle und jede aufhören ſollen, was nur dadurch möglich würde, daß man
den Art. 1 des Geſetzes in weiterer Umſchreibung gibt und in Cremplifica-
nonsweife eine Reihe einzelner Laſten aufführt, ſo daß wenn bei dieſer Eins
zelaufzaͤhlung eine üherſehen ſein ſollte, immerhin der allg. Artikel do Uus-
hülfe gewährt und ſomit das Mittelalter gründlich vernichtet wird. Bon der
Regierungs-Bank werden drei Geſetzentwürfe vorgeegt; udmlıch d

wonach die Breidigung das Militärs und Civik auf xie Berfafiung:




dexartige geſetzliche Beftimmungen: verſtuden; 22 ein Geſetz über politiſche Voll-
und Gieichberechtigung aller Confeftonsrpeute Mud endlıd 3) ein Geſetz über
Unabhängigkeit des Richterſtandes, der nicht ferner willkürlich abgeſetzt/ verſetzt
oder penſiouirt werden kann. 4 —

In der Sitzung wurden mehrere Petitionen um Ertheilung politiſcher

Form einen Kammerbejchluß auf Amneſtie zu faffen und ſogieich an die Re-


politiſchen Vergehen?) Verurtheitten freigelaſſen und ıdıe Strafe und Ko-
ſten erloſſen, alle Byeßprozeſſe und Mafektdraflayen welche noch anbängig, zu-
tuckgenommen, enduch im Wege eines uburugig vorzulegenden Geſetzes alle
udrideu anhangigen politiſchen Unısrjugungen uteder geſchlagen und flr glt
dis zum 16. Maͤrz begangene pehtiſche Vergehen volls Berzeihuug und Bers

Landes ver-
raih aͤllein ſollte von der Amneftie ausgenoͤmmen ſein. 8




Amneßie fur begengent ader noch nicht verfolgte politiſche Ber.e,.u S0 laye
ul Geſeßes, weil man der Regierung es nicht zugeſtehen Fönnıe, euujetige
Unrerfuchung niederzuſchlagen, inden dieß einem allzugefährlichen Orundfas,


demſelben ſofortige Zuſtimmung und Folge ertbeilen.**) 4
) Aug die Amneſtie aller wegen |. 9. Gotteolaͤſterung 20. Verurtheilten







erſt demnächſt ein Geſetzentwurf vorgelegt werden. Wir ſchen keinen hinreichen-
xen Grund, warum dieß nicht ſolort geſchieht, wohl aber den Schaden, daß
durch dieſe einſtweilige Unvollſtaͤndigkeit die Ausführung des Grundſatzes Be-
denken und Beunruhigung der Gecuther befördert würden, : 4
O Bom Neckar, 15. Waͤrz. Wir baben bereits in einem früheren Artikel
die Geſinnungsloſigkeit der-Deutſchen Zeitung auseindergeſetzt. Dieſes Blaͤtt,


Zeit der Aufregung gegen cinzelne Juden auf vem Lande, in verſchiedener Weiſe


nur im Entfernteſten ein Grund zur Beſchoͤnigeng verübter Erceffe. Wird nicht
ein geſinnungsvoller Redakteur ſig auf die Urfache dieſer Uebelftände beſinnen

und jie — wenn er kein Lügner iſt — in dem Jammer der politiſchen Zuſtaͤnde

*


 
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