Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0121

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext






halbjährlich
Inſerate die gefpaltene Zeile







Briefe und ——— frei einzuſenden.













2 Deutſchland.

_ ** Miannbheinr, 28, Jan. Der anfaͤnglich (durch die „Wef. 3Ztg.) zu
fruͤh gemeldete Tod desKönigs von Danemark, Herzoge vonSchlee-
wig-Holfein-Lauenburg, ift am 20. Jau. wirklich erfolgt, wie wir be-
reits iu den meiſten Exemplaren unſerer ehegeſtrigen Nummer mitgetheilt haben.

„ In dem Offenen Brief, durch welchen die Thronbefleigung König
Fredert Vii. bekannt gemacht wird, heißt es: Es wird Unſer erſtes und
wichtigſtes Beſtreben fein, nuͤſeres hochgeliebten Vaters erhabenem Beiſpiele
zu folgen, gleich Shm Milde und Gerechtigkeit in Unſerer Regierung zu ver-
einigen, die Bewoͤhner fäuimtlicher Landesiheile mit gleicher Landesväterlicher
Liebe zu umfaſſen, und nicht allein die von Ihm begonnenen Verbeſſerungen
in der Verwaltung fortzuſetzin, ſondern auch zu Ende zu bringen die


‚ des Staates, deren Ausführung nur ın Folge Unferes hochgeliebten Vatets
Kraͤnkheit und Heimgang ausgefegt. geblieben iſt, und welche darauf ab-
zielt, der Bürger gegenfeitige Rechtezugewaͤyrleiſten (athetrygge
Borgernes gjensidige Rettigheder), in unferem geliebten Baterlande Einißkeit
zu foͤrdern, und dadurch die Kraft und die Eyre der Geſaͤmmtheit zu befeſtigen.

Die „Weſ Ztg.“ ſchreibt über dies bedeutende Vorkommniß Folgendes:

Der Tod des Koͤnigs von Danemark iſt ein Erteiguiß, welches für Deutſch-

land von derfelbin Bedeutſamkeit iſt, wie für den daͤniſchen Staat, ja, welches
ſogar auf die eutopäiſchen Verhaitniffe überhaupt eine balvige Einwirkung

aͤußern koͤnnte. Die daͤniſche Succeſſionsfrage, die Treunung der deutſchen
Herzogthümer von der daͤniſchen Krone iſt um einen mächtigen Schritt näher

geruͤckt und damit alle oie Verwickelungen, welche ſo leicht in den überall ange-

daͤuften politifchen Zuͤndſtoff den Funken werfen und für den Norden Euro-
pas eine Umgeſtaltung herbeiführen könnten, deren Erſchütterungen der ohne-
pdin ſo tief aufgeregte Suven bald genug theilen würde, Die Succeſſione-
frage, weiche Chriftians VIIl. offener Brlef nach dem Urtheile Vieler, unnö-

ihißerweiſe zu früh angeregt haben ſollte, iſt jest, we der oldenburgiſche Mann-

flamm nur noch auf den zwei Augen König Friedetiche VIL beiuht, —

auch abgeſehen von dem Knduel, der alle Landesverhaͤltniſſe ſchon jetzt beherr-

ſchenden und zertheilenden Wirren — eine unabweisbare gewerden, und die

Loͤfuͤnz derſelben, welche der ncue Monarch mit der Krone üvetnemmen hat-

eine Äufgabe welche wahrlich durch die vorangegangenen Maßregeln des Va-
ters dem Sohne nicht erleichtert iſt. In welchem Sinne Friedrich VII., der

letzte Koͤnig des Dänemark, wie es heute beſteht, dieſe Aufgabe antrilt, ob
derſelbe in die letzten Fußſtapfen ſeines Vaters einlenken oder auf den Wes

des Rechts wieder zutückkehren wird, das iſt eine Frage, auf welche nach den

erſten Regierungsſchritten des neuen Monarchen die Antwort leicht gefunden

werden duͤrfte, die aber in dieſem Augenblick allein eine Frage an die Zukunft

iſt. Kann ſchon bei jeder anderen Thronbeſteigung dem neuen Koͤnige nicht


ſo waͤre ſolch ein Schluͤß in dieſem Falle nach allem was uͤber die Indivi-
dualitat des lediglich aus eigenen Antrieben handelnden däniſchen Regenten vor-
liegt, am wenigſten erlaubt. Daß dex Kronprinz bei dem Zwieſpalt der däni-
ſchen und deuiſchen Elemente mit voller Entſchiedenheit der daͤniſchen Seite
angehörte, und den Hauptern der däniſchen Propaganda im noͤrdlichen Schles-
wig ſeine Gunſt ſcheukte, iſt bekannt, aber es verlautete zugleich, daß dex mit
dem „offenen Brief“ geſchehene Schritt keineswegs die Billigung des Kren-
prinzen gefunden habe, freilich nur deshalb, weil er — ſo hieß des wenigſtens
— denſelben nichi eniſchieden genug gefunden haben ſollte. — Doch, wir ent-
halten uns der Vermuthungen, wo die nächſte Zukunft ſchon Gewißheit geben
“ muß. — König Chriſttan VI., geb. den 18. Sept. 1786, fuccedirte ſei-
neim Vetter, König Frederik VL, .am 3. Dez. 1839, hat alſo ein Atter
von 61 Jahren und 4 Monnten erreicht, und nur S Jahr 1' Monat regiert.
Seiu Naͤchfolger in der Regierung, König Friedrich Vll., ward am 6.
Olt. 1808 gedoren, iſt alſo gegenwartig im 40. Lebensjahre.
Schleswig, 24. Jan, In Kopenhagen war am Freitage ein ſehr
unruhiges Hin- und Hertreiben unter dem Volke erkennbar, welches Beſors-
uiſſe vor Ruheſtörungen erregte und ernſtliche Veranſtaltungen zur Reaction
vetanlaßte. Man beſorgte für den Abend eine Revolte gegen das Kö-
nigsgefeB gerichtet, wider welches eine Petition der angefehenſten Einwoh-
ner, namentlich der Ständedeputirten und Vertreter ıer Bürgerſchaft eingereicht
werden ſoll. Die Principien des verſtorbenen Königs in Beziehung auf den
Geſammtſtaat und die Stellung der Herzogthümer zu Dänemark werden von
dem Thronfolger, der übrigens bisher um die öffentlichen Angelegenheiten ſich
kaum fümmerte und das Leben als Privatmann vorzog, ohne Zweifel befolgt
werden! Der Privatſecretär des jetzigen Königs iſt ein ſehr enragirter Däne.
— Der Graf Karl Moltke iſt zum Staatsminiſter ernannt worden.
Eine Reihe von Briefen, welche uns aus verſchiedenen Theilen S He $
wig-Holſteins zukommen, können wir für heute nur auszugsweiſe benutzen.
Die Toͤdesaͤchricht war am 23. in Rendeburg, Schleswis und Kiel
bekanut geworden und hatte überall die allgemeinſte Aufregung hervorgebracht.
Zu Rendsburg wurde an demſelben Tage, Nachmittags 4 Uhr, das geſammte
dort garniſonitende Militär auf dem Paradeplatze verſammelt und leiſtete dem
neuen Könige Friedrich Vl. den Eid der Treue. Es wird ausdruͤcklich
hervorgehoͤben, daß der neue König nicht wie der ſechſte ſeines Namens mit
dem daͤniſchen Namen Frederik, ſondern mit dem deutſchen „Friederich“
genannt wurde. — Die polizei hatte bereits die Traueranzeige erlaſſen und
alle Luſtbatkeiten wurden fuͤr ven Sonntag Abend abheſtellt. — Von Kopen-
haͤgen verlautet eine Menge von Geruͤchten; im Publikum herrſchte eine un-
zuhige Bewegung. Die Studenten ſollen die Narſellaiſe ſingend durdh die
Siraͤßen gezogen ſein. Auch von politiſchen Rathſchlagen, die der König
furz vor feinem Tode dem Ktonprivzen ertheilt habe, iſt die Rede, Es heißt
fogar, der König habe ſeinem Sohne geraͤthen, den jungen Herzog von Au-










guſtenburg zu adoptiren. Wer aber möchte ſolchen Geruͤchten in ſo bewegten
} ‚Wef.3.)
»ſ()e Karlsruhe, 28 Januar. Heute wurde die — die
Angelegenheit der drei Fabriken fortgeſetzt. 2
Der erſte Nedner war Heder, welcher ſich in einem langen, glaͤnzenden
Vortrage aus politiſchen und volkswirthſchaftlichen Gruͤnden gegen die Bazwi-
ſchenkunft des Staates erklärte und mit ſozialiſtiſchen Prinzipien auftrat. Cr
wollte Bexwerfuug der ganzen Regierungsvorlage fchon jetzt; eventuell wenig-
ſtens die Annahme des ſoiron ſchen Antrages daß zuerſt ein Borg⸗ und Nach-
iaßvergleich von Seiten der Betheiligten abgewartel werden folle, .
Nebenius enhwickelt abermals in eiiem gedehnten Vortrage, daß die
Fabriten Lebensfäytgkeit haben, dem Lande Nutzen dringen und oßne Staats-
yülfe nicht fortbeftehen werden.
Chrift wandte, ſich wegen bereits hinreichend ausgedehnter Disluſſiou
hauptſächlich gegen Hecker und vertheidigte die Unterſtuͤtzuug der Fabriken aus
Gründen der / nationalen Induſtrie. inı
Deft gab Heckern gegenüber eine detaillirte Schilderung der Zahlenver-
hältniffe, welche Hecker als „Nebelbilder“ nachgewieſen hatte! Er behauptele,
die Regierung wurde die Sache ſelbſt dann vor die Staͤnde gebracht haben
* * nicht mit den Anforderungen der Betheiligten einverſtanden gewe-
en wäre.
Brentano erflärte ſich aus Gründen der Moral gegen die Kreirung ei-
ues Papiers, das wieder Wittwen und Waiſen (nach der Ausführung von
Mez ſelbſt) in's Unglück bringen müſſe. Er weist nach, welch' ſchwaches Un-
terpfand für den garantirenden Staat da ſei.
Weizel will einen Borg- und Nachlaßvergleich nicht abwarten, weil er
es der Würde der Volksrepräſentation für unangemeſſen hält, mit den Glaͤubi-
gern zu markten und zu handeln. Gegen das angeblich Immoraliſche der
Kreirung eines Papiers erinnert er an die Zettelbank, welche von den Rednern
der Linken gefordert worden ſei. Durch die Staatshülfe glaubt er dem allge-
meinen Kredit zu nutzn.
* 7 19 Redner, welche ſich noch gemeldet haben, verzichten auf das
zor ;
Mathy ſpricht noch als Berichterſtatter, meiſt mit Witzen und Bildern.
Die Abſtunmung über Soirons präjudiziellen Antrag, daß zuerſt ein Borg-
und Nachlaßvergleich und die Vorſchläge der Betheiligten abgewartet werden
ſollen, wird vorgenommen. Der Antrag wird verworfen.
Heute Mittag um 3 Uhr wird die Sitzung fortgeſetzt und über die Vor-
ſchläge der Kommiſſion im Einzelnen verhandelt.
»gCKarlsruhe, 28. Januar. Abends S Uhr. Die Kominiſſionsvor-
ſchläge über die Unterſtützung der drei Fabriken wurden im Weſentli-
chen von der Kammer angenommen.

Dafür ſtimmten: Baader, Becker, Böhme, Buhl, Buß, Chriſt, Den-
nig, Fauth, Goll, Hägelin, Helbing, Kapp, Kern, Knapp, Knittel, Litſchgi,
athy, Meyex, Mez, Nod, Nomoride, Oſter, Rettig, Sachs, Schaaff
Seltzant, Siegle, Speyerer, Stößer, Trefurt, Bogelmann, Weizel, Welder,
Zentner, Zittel.

Dagegen; Baſſermann, Biſſing, Blankenhorn, Bleidorn, Brentano,
Doͤrr, Hecker, Heimburger, Hildenbrand, Jyſtein, Junghanns, Peter, Reichen?
bach/ Richter, Rieſterer, Schmitt, Soiron, Straub, Weller, Welte.

Aiſo 20 Stimmen gegen 35. Der Abgeordnete Ulrich hatte als bethei-
ligt auf die Abſtimmung verzichtet.

Aus Baden, im Januar. Mit Recht beklagt man ſich über die lange
Zögerung in der Beſetzung der geiſtlichen und höhern Schulſtellen, welche zeit-
weije in Erledigung kommen und es iſt dieſer Uebelſtand ſchon zu wiederholten
Malen in öffentlichen Blättern und auch in der -Oberrheiniſchen Zeitung“ be-
ſpkochen worden, ohne daß eine Abhilfe ſeither eingetreten waͤre. Die Stadte


aber über die Beſetzung der erledigten Directorſtelle am dortigen Lyceum iſt,
wie es ſcheint, immer noch nichts entſchieden. Am Carlsruher Lyecum währt
die Vacatur einer Lehrſtelle ſchon ein volles Jahr fort, waͤhrend vor eiuiger
Zeit die Vorſtandsſtelle an der höhern Bürgerſchule zu Durlach in ziemlich
raſcher und eigenthümlicher Weiſe, wie unlaͤngſt in dieſen Blättern nachge-
wieſen wurde, ihre Wiederbeſetzung gefunden hatte. Ebenſo ſieht das Lyceum
in Maunheim der Anſtellung eines weitern Lehrers für die oberen Claſſen ſchon
ſeit faſt zwei Jahren entgegen, ohne daß die Sache zu einem Abſchluß gelan-
gen will. An tüchtigen Bewerbern um dieſe Stellen fehlt es gewiß nicht; für
das Uebrige iſt die Promotionsordnung maßgebend, wenn gleich zugeſtanden
werden muß, daß dieſe bei Lehrſtellen nach der Natur der Sache nicht immer
in ſtrenger Conſequenz eingehalten werden kann. Aker auch an andern Lehr»
anſtalten, beſonders an den kleinen Bürgerſchulen, ſind ſchon ſeit längerer Zeit
her mehrere Stellen erledigt, für welche es doch weniger ſchwer halten mag,
die dafuͤr geeigneten Männer ausfindig zu machen. Auch iſt an der anfehns
lichen höhern Bürgerſchule in Mannheim die Lehrſtelle für den franzöſiſchen
Unterricht, desgleichen für Mathemalik, obwohl beide Stellen ſchon läugſt
ausgeſchrieben ſind, noch immer nicht definitiv beſetzt, was auf das Gedeihen
der Auſtalt gewiß nicht vortheilhaft einwirkt, wie denn durch das lange Teme
poriſiren in der Beſetzung der geordueten Lehrſtellen keine Anſtalt recht zu Kräf-
len kommen und ihre gefetzmäßige Thaͤtigkeit ganz entfalten kann. Aber auch
die Regierung ſelbſt verliert durch die Vertagung ihrer Entſcheidungen noth-
wendig an Bertrauen und gibt dann Vermuthungen Raum, die auf dieſem
Gebiele, wie auf jedem andern, gar nicht zuläffig ſein ſollten. Offenbar
find auch die Aumeidungoͤtermine etwas zu lang⸗ hinaus geruͤckt, zumal wenn
man den Inſtanzenzug in Anſchlag nimmt, den die Meldungsgeſuche und
die Befegungsvorfhläge zu machen haben. (Oberrh. Ztg.)

%* Aus Baden läßt ſich der Fraͤnk. Merkur über die zweite Lammer
nebſt Auderem berichten: Auf dem vorigen Landtage hat die badiſche Kammet


 
Annotationen