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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 261 - No. 286 (1. November - 30. November)
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Samiſtag, den

— —







Abonnement in Mannbeim vierteltährlich 1 f





LB. November.



. 24 fr., durch die Poſt bezogen In ganz Baben

No. 276.













































1?] Robert Blum's Ermordung
ỹ Mit dem Blute des Volkes, mit dem Blute ſeiner Vertreter ſucht dieh
Monarchie ihre Throne zu kitten. Robert Blum iſt gefallen unter den Händen

8










Her war Dein mit Leib und Seele; jeder Puleſchlag, von ihm gehörte Dir
Man Er hat für Oich gelebt, er ift für Dich geftorben. Wer ift “"‚Cbé‘.“ 4
ſtreucret, ein wahrhaftigerer Bertreter von Dir gewefen? Er hat W
8 gefühlt und mit Dir gedacht in den ſchweren Zeiten, da auf aͤllen Deinen 7

* * r * e 7 * * 8 *
Kegungen dex Oruck der Willtühr und der Knechtſchaft laftete; er war € *
44 Junken mit anfachte, der Dir auf die Bahn der Freiheit leuchtenß
ſollte. Du haſt ihn erkannt alg den warmen begeiſterten Bertheiniser Dei-
Einer Nechtez Du haſt in unter die Hüter Deiner Freiheit geftellt‘ und **



E bat ſich echt bewieſen. Wie Viele auch in der Stunde ver Noth Dich
laſſen haben, von denen, auf welchen Deine Hoffnungen einſt ruhten, er war

* 7





Einer der Wenigen, die niemals wichen und niemals wankten, die uner-
Iſchütterlich fefthielten. an dem Wirken für das Wohl des Volkes, Wo —*4
galt für die Freiheit zu kämpfen, da ſtand er in den vorderſten Reihen; von
B dem glühenden Worte, mit welchem er die Freunde ermuthigte und die Geg: *









Lner niederfchmetterte, riß ihn die Liebe zum Volke fort zur Lebendigen, muth-
vollen That. Die Freiheit war angetaftet; da mußte Robert Blum am
8 Plaße ſein. Er hat es geſagt: Ich'ſtege oder ich fale mit Euch, und er
Ebat Wort gehalien. Die Kugeln fauften um ihn im Kampfe, und ffe ver-
Iſchonten ihu; er blieb ührig, der wackere Kämpfer, um auf der Richtſtätte


Eiſt entſetzlich; er, Einer unferer treueſten und edelſten Streiter, darf nichtf
das Ziel ſehen, dem er ſein Leben geweiht; cr muß der Tyrannei zum Opfer
Ffallen fallen ſchon bei den erſten Wehen der neu anbrechenden Zeit, die
uns die Freiheit kringen foll und bringen wird, mag auch der Weg führen -}








Vergiß es nicht, deutſches Volk, ſie haben Deinen Robert Blum gemodet;
3 behalte ihn bei Dir, den ganzen entfeglichen Schmerz, der Dir jetzt Dein -
WVaͤrk und Bein durchfchüttert, behalte ibn bei Dir, damit er Dich wit der M
Vuth erfülle, die Du brauchſi, um Deine Fauſt zu ſtärken in den YAugen- 3
hoͤlicken, da Du über die Tyrannen zu Gericht ſitzeſt. Haſt Du Dich gefraat,
Fdeutſches Volk, wer die ſind, welche den Mord begangen, wer die find, welche
bn nicht gehindert haben? Wehe ihnen, ſſie mögen zittern; ihre Stundeth
S fann nicht ausbleiben. Du, deutſches Volk, wirſt nicht vergeffen Deinen *




© blutiger Schrift den Namen!



Robert Blun



Deutfchtand.

( Mannheim, 17. Lov. Ein größerer Kreis von Bürgern hat ge-
ſtern bier ein Feſt gefeiert, deſſen wir wohl auch in dieſem Blatte mit einigen
Worten gedenken dürfen; wir ſind es überzeugt, der Geiſt, den es geathmet,
wird bei den gleichteſinnten Freunden in Nah uͤnd Ferne einen ſtärkeuͤden' und
anregenden Eindruck nicht verfehlen. Wir ſprechen von der geſtern ſtattgehab-
ten Einweihungsfeiex des neuen Locals des Bürgervereins. Der Saal geſchmückt
mit den deutſchen Farben; an den Wänden die Bildniſſe der hervorragendſten
Wolksmänner, in der Mitte des Saals an einer Sauͤle das umflorte Bild
Robert Blum's; auf der einen Seile die roth ausgelegte Tribüne.

Der Präſident des Vereins beſteigt ſie zunächſt und macht die Verſamm-
lung mit dem Zwecke des Vereins befannt. Sofort traten mehrere Redner auf,
welche anfnüpfend an die Ereigniſſe der letzten Tage den Verſammelten die Let
den des Volkes ſchilderten, und ſie aufforderten, die große Sache unſerer Re-
volutien unerſchütterlich zu verfolgen, mit ®ur und Blut ſie zu kördern und
aufs Nue zu kräftigen. Es ward der gefallenen Freiheitskämpfer zu Wien
gedacht, es ward gedacht des großen Vollemannes Robert Blum, den die Mo-

fortlehen wird in den Herzen deuticher Männer, in den Herzen deutſcher Frauen,
der abex auch fortleben wird in den Herzen, ſeiner Rächer.

Die glühende Entrüſtung, mit welcher uns die entſetzlichen Schandthaten,
die gerade in dieſen Tagen zu Wien und zu Berlin gegen das Volk zur Ret-
tung der Monarchie theils begangen wurden, theils eben vorbereitet werden,
vor vie Augen geführt wurden, mußten ung Die Wahrheit der Worte fühlen
laſſen, daß wir an einem neuen Zeüpunkte unſerer Revoͤlution angelangt ſind,
an einem Zeitpunkte, wo nicht mehr von einer Unterhandlung, von einer fried-
lichen Bermittlung zwiſchen beiden Seiten die Rede ſein kann, wo es nur noch
ein Mittel gibt, — das Schwert. $ ward auch erinnert an die Beiſpiele,
welche diefRevolutionen anderer Bölker uns Darbieten, die Beiſpiele, die bewei-
ſen, daß eine Revolution gelingen wird und gelingen muß, wenn ſie aus der

im Weinberg an das Volk in Preußen und feine Vertreter erlaffenen Zuruf
UnDd machte dem BVerein den VBorfhlag, denfelben ſofort auch zu dem feinigen
zu Machen, was der Verein durch einſtimmigen Beifalt genehmigte.

Mit Hinweiſung auf vie in den Zeitungen erfchienene Aufforderung des
Centraleomites der demoͤckaliſchen Vereine zu Berlin ward voͤn „einem Mit-
gliede“ an die Verſammlung der Antrag geſtellt, fogleich eine Collecte zu er-
hehen und durch Geldunterſtützung der Saͤche des Volkes zu Hülfe zu 'eilen.
Die Verſammlung hat bewiefen, daß er ihr ernſt iſt; die Collecte ergab die



Beiträge, theils durch Unterzeichnungen geſichert wurden. Die Sammlung wird
noch weiter fortgeſetzt.

Wir fordern aber nicht bloß alle Volksvereine, wir fordern auch alle de-
mokratiſch geſinnten Bürger auf, jegliche krämermäßigen Rückſichten bei Seite
zu laſſen, und ſich nach Kräften an dieſer freiwilligen Steuer für die Sache des
Volkes zu betheiligen. Die Unterdrücker mögen erkennen, daß der Geiſt der
Nevolution noch nicht erlofchen iſt, daß er neu auferſtehen wird aus dem
Grabe der Märtyrer, die fül die Freiheit fielen. —

1* Mlannheim, 16. Nov. Der hieſige Arbeiter-Bildungs-Verein hat
4 — ; verſammelt und nach inhaltsreicher lebhafter Berathung be-
chloſſen: ; ®
„Der Arbeiter⸗Bildungs-Verein erhebt den in der ‚„Mannheimer Abend-

zeitung“ erſchienenen, von einer Bürgexverſammlung im Weinberg“
erlaffenen Zuruf „An das Volk in Preußen und feine Ver-
treter 3u ſeinem Beſchluffe; er erwartet, daß die Nationalverſammilung
in Berlin auf der Bahn, die ſie fo rühmlich betreten, entſchieden fortfchreite,
und verſichert die Nationalperſammlung, daß die Arbeiter bereit ſtehen, ſie
auf ihren Ruf mit allen Kräften zu unterſtützen und mit Gut und Blut
für die Rechte und Freiheit des Volkes in die Schranken zu treten.“ *

Auch der Bolksverein und der Bürgexvexein haͤben ſich dem Zuruf /
der Bürgervexſammlung im „Weinberg“ anheſchloſſen. 4 —

! P Durlach, 16. Nov. Heute wurde hier durch das Wahlmänner: Cols




ſchreiber Häuſſer aus Heidelberg, ein intimer Freund der Herren Maihy, Baf-
ſermaun und Comp,, an des zurückgetretenen Bleidorn Stelle zum Abgeordne-
ten in die babijche 2te Kammer gewählt, Wer nur irgend Gelegenheit hatte,
die Thätigkeit dieſes Menſchen zu beohachten, ſeine Zeitungsartikel {n der Augs-
durger Allgemeinen und in der deutſchen Zeitung zu leſen, und ſein herzliches
Einperſtändutß mit den Ariſtoeraten Heidelbergs und den Herren Gervinus,
Welcker und allen die früher einmal freiſinnig waren, zu bewundern, wird ſich
wohl freuen, daß das reattionsſüchtige Juſtemtlieu, diefe Egoiſten⸗ und Ariſto-
kratey Geſellſchaft, die ſich mit Staatspfründen ihre Mäuler ſtopfen läßt — ei-
nen Zuwachs durch dieſe Wahl erhalten hat. Die reaktionare Parthei, dieſe
Klette des Miniſteriums Belt, deren Hauptrepräſentant der frühere Erzdemagog
_ und jebige provſſoriſche Phyſikus Kreuzer iſt, hatte zuerft den Finanzminifter
— Hoffmann alg Kandibaten vorgeſchlagen — derſelbe foll jedoch für diefes Zei-
Gen des Vertrauens gedaukt und ihnen den Profeſſor Häußer empfoͤhten ha-
ben; dieſer erſchien beute, um den Wahlmännern, einer Verſammlung meiſt
von Bürgermeiſtern, Geldariſtokraten, dienſt⸗ und vortheilſüchtigen Menſchen,
ſein Glaubensbekenntniß und feine Thätigkeit gegen die Freiheit. des VBolleg
darzuſtellen; er erhielt 35 Stimmen. Der durch tyranniſche Willkür eingeker-
kerte Volksfreund Thiebaut aus Eitlingen erhielt 14 Stimmen, und ein ande-
rer tüchtiger Volksmann aus Jöhlingen, Bierbrauer Mittel, erhielt 3 Stimmen.
Es war vorauszuſehen, daß ein ſolches noch aus der vormärzlichen Zeit ſtam-
mendes Wahlmännereollegium keinen'Maun wählen Werde,, der Ddie Intereffen
der Freiheit, wohl aber die det Ariſtocratie und des Geldadels vertrete; die
Urväbhler mögen ſich über eine ſolche Beſcheerung freuen. ; *
Stuttgart, 11. Nov. Kach den Berichten der Kammer bezog der
Koͤnig Frierrich vom Jahr 1806 — 1816, alfo in 10 Jahren:
Fünfzehn tuion, vierhundert ſechsundvierzigtauſend ein-
hundert und acht Gulden
aus der Staats kaſſe.
Zer König Wilhelm von 1817 bis 1848, alſo ſeit 31 Jabren:
Siebenundzwanzig Million, zweimalhunderttaufend Gulden.
Das war für die zwei Herren allein; an Apanage, Witihum und Heiraͤthoͤ⸗
güter zahlte das Volk der Königefamilie, ſeit 1806 13,774,565 fl.
Die Abgabe, ohne die der Stagt leicht beſtehen könute, macht alfo feit
42 Jahren allein in Würtemberg, einem Volke von 2 Millionen Einwohner
SM AALOSS fl ;
Daher die ri ln Steuern!? . *
Das kleine Land Würtemberg zahlt ſeit 42 Jahren
S4 A21,053 Guldèn
für ſeine Königsfamilie, und Dder Staat Nordamerika, der größer als
ganz Europa iſt, ſeinem Yräftdenten 63,500 Gulden. *
Und ihr wundert euch noch, daß es in Deutſchland Republikaner giebt?
München, 14. Nov. Zu der ungeheuern Entrüſtung über Nobert
Blums Ermorvuͤng, deren Beſtätigung geſtern hier einlangte, geſellte ſich die-
en Morgen die Naͤchricht von einer ia der verwichenen Nicht vorgenommenen
Verhaftung von 50 Individuen, worunter der größte Theil Stuͤdenten ſein
ſollten. Dieſes Gerücht, welches ſich jedoch ſpäter als ungegründet zeigte, er-
egte außerordentliche Aufregung. Die Geſchichte mit den Wiener Siudenten
iſt noch immer nicht zu Ende; am Sonntage beſchloß die NRepräfentanten-VBerz
fammlung der Studitenden eine Deputation an ven Miniſter, die jedoch von
demſelben barſch empfangen worden ſein ſoll. Inzwiſchen iſt die Maßregel der
Polizeidirection gegen alle Wiener Sturenten öffentlich geworden, und ſie be-
ſteht darin, daß dieſe Behörde ſämmtliche Grenzlandgekichte aufgefordert hat,
jeden von Wien kommenden Studirenden, Künſtler u! ſ. w. ſogleich über die
Gränze zurückzuweiſen, dann daß Schreiben an die öſter. Behörgen erlaſſen
worden ſind, den genannten Studenten u f. w. keine Päſſe nach Baiern auge
uſtellen.
} Dieſe im vollſten Einklange mit dem Miniſterialerlaſſe ſtehende Verfügung
beurkundet deutlich den deutſchen Geiſt del balet Regierung und ihre Unters
werfung unter die Beſchlüffe der Nationalverſammlung.
Während der Dauer ver in der Mitte des nächſten Monats beginnenden Stände-
verſammlung ſoll eine Armee vön 40,000 Mann in und um München zuſam-





anſehnliche Summe von ungefähr 170 fſ., welche theils durch augenblickliche

mengezogen werden, ob zur Aufrechthaltung der bisher nicht geſtörten Ordnung


 
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