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Weitere Veſtellungen für das begiunende
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Vierteljaht bitten wir ndglichte bald ju machen.
T' Die Vertrauensmänuer in Fraukfurt.
Frankfurt, 6. April. Es kann, ja es muß faſt die Verſammlung wie-
der berufen werden, welche das Vorparlament gebildet hat. Der Bund thut
nichts die Sendung von Vertrauensmännern in den Bund iſt eine Volls-
täuſchung, denn dieſe haben weder Sitz noch Stimme. im Bunde, ſondern
berathen allein und unnüger Weiſe Verfaffungsentwürfe. Die preußiſche
Regierung ziigt durch ihr Wahlgeſetz, daß fie keine Volksvertretung wilt,
ſondern nur eine Herren-, Ständes urd Laſtenvertretung. Was
bleibt da zu thun? Der Ausſchuß wird einen entſchiedenen Proteſt gegen dieſes
gefahrliche Sp.el erheben; aber wenn das nicht hilfi? Dann muß die Ver-
ſammlung wieder kommen, muß ſich zur conſtituirenden erklären, eine provi-
ſeriſche Rezirang einſchen und Alles ihun, wofuͤr ſie jetzt zurückbebte. Aber
ehe dies geſchiebt! müſſen die Volkoorgaͤne erörtern, ob die Verſammlung aus
-deutſchen Volksmannern“ beſtand, und wenn ſie darauf: Nein
antworten, ſo müſſen ſie für eine Epuration ſorgen. Ein Herr Miniſter darf
nicht ein Heer von SO — 80 gehorfamen Dienern mitbringen, denen die
Abſtimmung wie die Parole vordeſchrieben wird; die Vertretung muß gleich-
mäßig werden. Oder ſind die königlichen Schwiegerſöhne, die Standesherren,
die nie etwas thaten, als Borrechte “ verlangen', die Mitgliebet der erfien
Kammern, die nur Hemmſchuhe waren am Nade der Zeit. die Ja⸗ Maſchinen
der miniſtexiellen Mehrheiten, ſind die dreſſirten Schweife fogenannter: popu-
färer Minifter, die Kartätfchen gegen frledilche Menfchen richten und ſich die
Stimmen durdy permanente Mittagseffen un Darmftädter. Hofe fidern —. find
das VBolksmänner? Unbegreiflich iſt die Frechheit, daß ſie als folche‘ ers
ſchienen/ und gibt einen Beweis dafür, daß fie die Neuzeit und ihre Forverun-
gen nıdt verfichen, ober fie — yerhöhnen! . Deßhalb muß ſich das
Voͤlk erheben gegen dieſe Frechheit, muß verlangen, daß Miemand in
Fraukfurt erſcheine, der nicht ein Mandat vom Rolfe vorzeigt, muß die ver-
Frauchten Menſchen einer abgethanenen Zeit binter den Sfen weifen und er-
klaͤren, daß man ſie dahin treiben wird, wenn ſie ſich anmaßen; was ihnen
nicht gebührt. Möge man raſch und entſchloſſen dazu thun, die Zeit draͤngt
und wenige Tage koͤnnen uns dedauern laſſen, dah wir fänmten: — Der
Ausjhuß iſt ſchlecht zuſammengeſetzt, er vertritt nur die Mehrheit, die Halb-
beit, die Feigheit; aber die wenigen Leute der Linken ſchlagen ſich nach Kraͤfien
und nicht ohne Erfolg. Die legten Schreiben an den Buͤnd/ an die Sieben-
zehner und an die Regierungen ſind eniſchiedene Maßregeln, und dieſe werden
fih täglidh mehren, denn die Zeit zwingi. Der Don Quirotte ‚des: Abſolutis-
mus ,, Siemens qus Hannover, wird bald nur noch laͤcherlich ſein. — Alſo
nochmals: Preſſe und Volf thut Euere Pflicht!
Beſchlüſſe der Mannheimer Volks⸗Verſammilung
— 2 — am 7 April 1848. — Bl
Uuſer Laud fuͤllt ſich mit Truppen. Zu der eingezogentn Kriegs » Reſerve
find, bereite. heififhe, Regimenter hinzugefommen, . Defterreichifhe Soldaten zie«:
hen nach Ulm und ſollen nach Roftatt tommen. Aller Orten, auch in den
Nachbarſtaaten Würtemberg ,, Heffen und Baiern finden außerordentliche Trup-
penbewegungen ſtatt. 4 2 105 Ba i 2
„ , WBir erbliden zwar in dieſen Truppen unſere Bruͤder, welche mit uns
für die Sade des Bolfes kaͤmpfen werden,. nichisdeſtoweniger muß une die
oberſte Leitung derſelben das größte Mißtrauen eiafloßen..
Acch lönnen wir ung nicht verbeblen, daß dieſe Trupperzuſammentithun-
2 nit großen Koften, verbunden find, welche: Den: Steuerpflichiigen zuͤr Laftı
allen. Die ‚Soldaten, werden einguartirt und verurfachen daͤnn Dent ohnedes
ſchen ſchwer bedruͤckten DBürger, neue Koſien. Zudem wird durch deraͤrtigt
Kriegsrüßtungen das friedliche Berhaltnıf pedroht, weiches bisher mit der fran
vſiſchen Republik befi ND, UnDdD welches wir auftecht, elhaͤlieu wiſſen wollen.
‚Wir legen daher Berwahrung ein, gegen ıdie. begeichneten Truppenzufatue
nenziehungen, machen unfere Minifter für deren Koͤſten und Folgen verant-
‚, 1) &8 {oll Markgraf Wilhetm als Befehlehaber des b. Armeelorps ſei-
mer Stelle enthoben werden. s
ſchen Armeekorps eniferni werden. 22 al 4
3) €$., fo0l ubeihaupi teine Petſou! aug irbend einem fuͤrſtlichen Haufe
zum Dberbefehlshaber dadiſcher Truppen ernannt werden.
O Es ſelltu alle Miniſter/ mit: Ausnahme des Praͤſidenten des Finanz-
minifteriums entfegt werden, : . — — —
5 Das Voͤlt folt augenblickich bewaffnet und das Linienmilitar mit der
Buͤrgerwehr verſchmolzeu werden. 8 SG I Ol
6) Das Geſes, wornach die Altersklaſſe von 1818:— 1821 einberufen
worden foll augenbliclig qußer. Wirkamkeit treten,-
— Sympathie.und Freundfehaft.. für das. franzöfifche: Bolt:
Öffentlich ausfpredhe.. . 2— RMI RE Ialn
‚ 8) &s ſel morgen mit dem erſten Bahnzug eine Abordnung nach Karls-
ruhe gefandt werden, um (owohl den Ständen, als der Großherzeßlichen Staatse:
SW SE ⏑ aa 4 085 U
‚ * Karlörubhe, S, April, “ Hr. Fickler, Nedakteur. der Seeblätter ;: iſt
heute ‚früh . nad) 7 Uhr, naddem er im Begriffe ftand, mit, dem Oherlãnder
Dahnzug ‚von hier abzufahren, ja naddem er fchon im Wagen. faß von hie-
figer Polizei atretirk worden, . Der Abg, Urlade feiner.
Arretirung, Augenzeugen rrraͤhlten mir, der Polizeilommiſſaͤr habe keinen
Berhaftsbefehl gehabt, und ſich defhalb geweigeri die Verhaftung vorzuney-
men, allein der Abg, Mathy habe auf ſeine Verantwortung (¶ h bin den
Befehl zur Arretirung gegeben, Fidfer fügte ſich endtich den Umftänden, um
mit auf die Polizei zu gehben, da itat ipm MNathy iy den Weg, wiederholte
ſeinen Befehl mit den Woͤrten: „Das iſt der Fickter? — worauf ſich
Fickler herum dreht, und ihm und' den Umſtehenden zurief: -Das ig Ma-
thy/ der Landesverräther“ (und Freundespetraiyer.) — —
Sie können nun ſelbſt die weitern Betrachrungen über dieſen Polizeiſt eich
Nathy's anknuͤpfen. —— 4Y⏑
S Bom Khein, 6. April. Die von dem Miniſter⸗Praͤſibenten Camp-
haufen dim legten vereinigten Landtag zu Berlin vorgelegten Entwürfe eines
Waͤhlgeſeses und einer VBerordnung üÜber einige, Gtundlagen der kuͤnftigeu
preuß Verfaſſung haben der öffentlichen Meinung nicht im eutfernteſten ent-
ſprochen, vielmeht die größte Eutrüſtung erregt — neben der hat X. Camp-
bauſen im Taumel ſeiner Freude über das in Folge des großen Voltes « Sie-
ges ſo ſchuell erhaltene Portefeuille vergeſfen, daßz er ein Rheinländer iſt, und
demnach die Stimmung am Rheine gaͤnzüch veikannt, oder er hat jene Ent-
würfe als traurige Erbſchaft des abgetreteni'n Niniſters Grafen v. Arnim,
dieſes zweiten Bodelſchwingh, übernommen! Solche wie die vorgeſchlagenen
Maaßregeln, ſind nur halbe, und eine offenbare Verhöhnung der dem Volke
gebührenden leider waͤhrend ſo langer Zeit auf eine ſo ſchmähliche Weiſe vor-
enthaltenen Rechte; es geht auf's neue Lroon/ daß wit in Preußen trotz des
heldenmüthizen Radicalen⸗-Kampfes zu Berlin wenia odex gar nichts errun-
gen haben, und daß das alte Syſtem nurımit: (dokenden Formen nach wie
vox fortgeſetzt wird. Ader weg mit: dieft Taufchung, welde nur zu lange
gedauert hat. Nar die ſervile Kölnifche: Zeitung und iyre Geſinnungo⸗Genoſ-
ſen können den beſprochenen Entwürfen ihren Beifall ſchenken uͤnd mit Lobhu-
deleien überbreiten, aber keix ordentlicher Rhrinlaͤubet der es mit der Frei-
heit des deutſchen Vaterlandes aufrichlig meint. — bal *
In dem Entwurfe über das Wahlgeſeg wird dir indireete Wahl als Grund-
ſatz aufgeſtellt — warum aber nicht die dir⸗cte? ſollte das deutſche Bolk
dem franzöſiſchen nachſtehen? nur engbruͤſtige Politker können die Reife deſſel-
ben beſtreuen, damit ſie aber ſich und ihrer Intelligeuz ſelbſt das ſchlagendſte
Zeugniß geben — es wird ferner zur Eigenfchaft aalg Urwaͤhler das 24. Le-
Eteiahr in den alten Provinzen igenommen: zu haben — wir ſind indeſſen der
Anſicht, daß die dortigen Bewohner ihren ſchon fruͤher mündigen Brüdern am
Abeine freudig die Hand hertict dale! Die Leitung der Wahlen hat die
Regierung an ſich bey ilten waͤhrend un andern. deutſchen Länderni, z3. B. Naſ-
ſau ſolche von Rechiswegen in Bie Haͤnde der Wuhler durch Bilduira von Co-
mitele gelegt iſt — wir trauchen eiue ſolche heengende Vorwundſchaft nicht de-
ſonders; nicht bei den jetzigen großen Ze tverhaͤliniſſen, und waren laͤngſt müne
dig, bevor der Sturz dee franzoͤſifchen Kaiferreicho das preuß. Regiment an
die ſchoͤnen Ufer des Rheincs — — 2
Was nun den zweiten Entwurf dort einige Grundlagen der künftigen
Vexrfaſſung betrifft, ſo hatte manı weni man aufrichtig geweſen waͤre doch die
weſentlichßen Rechte und Buͤrgſchaften aufnehmen odet das Gan ze der luͤnf-
tigen Nationale Verſammlung uberlaffen ſollen; vor allem vermißt man die
Feiheit der Preffe dieſes groge! Lebene dedatfnih; nach dim Geſetze vom 17.
ſolche nicht ftei, ſondern durch Üräf-atiyk und Rweſſ v⸗Maßregeln gefwechtet -
— Conzeſſionen, Beſchlagnahme durch die Ma zn p weiche die Stellen der
Ceniorem seingenommen: bubeng: der SAg wa Prengen ſind berectiat,
H Friebfih und ehat Müffen un gr e f} Hen KWn W verſaniiuelg
z Yeißt das freies Afocariongrehwf von ſtaemneiner Doifebewelnung unb -
Mepuftion: des ſtehenden Heeres NirgenDS eine Rede; mon ſieht ferpähe na
Ben Polizeiſtaat vnd den Rorppralfiod , unD wie gefagt uur haide Winfre en
Zunkeiem Staate iſt die richterlicht Unabdängigleit- meſt Bebindert und in
Hrageugefiellt; alt in-Preußen “durdyibie: belannten Verorönungen voln 20. Wrg
1844 — dieſe hätten günziih aufgeboben werden muͤffen, Und nicht injoferım
ſie von den früheren Geſeßen abweichende Beſtimmungen enthalten das gibt
nur Futter für die Dekoraͤtionsſucht wil babin dieſe ſeit einer Reihe von
Jahren in ſo abſchreckender Weiſe conform dem preußiſchen Landrechte/ diefet
Auſterlarte von Unſinn kennen gelernt, daß zuletzt von einem Geſetze oder
Verordnung auch nicht einmal mhr ein gefunder detzen übrig geblieben {f
Warum ſpricht die Retzierung die Oeffeuͤtiichkeit Naͤndtichkeit der Juſtiz/
Schwurgerichte auch nicht für die alten Provinzen die das dortige Recht wie
tin Alp dructt, aus? warum verbirgt ſie ibre Gedanken über das Kammer-
ſyſtem und in welcher Weiſe die Stuͤnme der Rextaͤfentanten entſcheidend iſt?
Wir erſehen hieraus zur Genuͤge, wie das nue Miniſterium, in welchem fich
' „gegen‘( die allgemeine Stimmung noch der Graf v. Schwerin befindet, deſſen
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wurfs, des fogenaünten! Prügelgeſetzbuchs, bekannt iſt, verſteht, ſeinen Herrn
. 4* BVerlin, 4n April. Es babem:fipb%sv.iegu‘—!a„etfwiä‚bicne;*filitbbß gebildet,
welche für: dit verſchiedenen Parteüntereffen thaͤtig findi Ein /k o n ſt rtutios
ſetzt. Der „politiſche El u vbn iſt der Klubb der Demolraten. Er Khlt unter
ſeinen Mitgliedern viele literariſche Notabilitaͤten, unter denen der Republita-
ner Heid, der ſeine Zeilung wdie Lokomotive“ feit den d. M. wieder hier
in's Leben geſetzt hat. Man muß leider dem /politiſchen Klubbw. den Borwurf
machen daß er zu viel theoretifirt, zu riel verhandelt, und zu wenig yans
delt. Es thut jetzt nicht noth die politiſche Theorie in laugen Reden abzufpina
nen/ ſondern ſie in Fleiſch nnd Blut dis Voite u oichti. Dem VBolf muß
klar gemacht werden, daß nicht einzeine unſerer Staats· und Geſellſchafteun
terrichiüungen fehlerhaͤft, ſondern der ganze Staat und die ganze Geſelſſchaft
unnatuͤrlich gedaut und eingerichtet und daß dieſe Unnatur die Quelii dey
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