Mannheimer Abendzeitung (1848)

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1848.







halblährlich












durch die Poſt bezogen in ganz Baden















8 Radetzky, Karl Albert, Cavaignae.

— — in Italien interveniren, ſo müßte er die Diktatur
raͤnkreichs niederlegen.
6 Lerlöre er die Popularität beim Heer. Italis er2 da 4 Das
maren die Schlußworte eines Artikels, in welchem wir die Intervention Frank-
zeichS unter jetzigen Umſtänden für eine Unmöglichkeit erkläxten. Wir ſceiebn
den Artikel genau am nämlichen Tage, an welchem bereits die „kriegeriſchen
Aeußerungen des „Spectateur — des Organs von Cavaignac, gro-
es Aufſehen und neue Hoffnungen erregt hatten.
4 ſo 4 4 * es tängſt vorausſagten. Der Verrath iſt
in vollem Maße geübt worden. Radetz Alber, aignge ha!
redlich zuſammengewirkt, um die Einheit, Unabhängigkeit und Freiheit des ita-
lieniſchen Volkes zu verhindern. rer.
44 * großen Gencxale. Karl Albert als der verräthe-
riſche Mitverſchworene der Regetion. Cavatgnac als heuchleriſcher, falſcher
Freund Italiens. Radetzky ſtürmte mit ſeinen deutſchen Waffen? 5 0 me
den halbwilden Völkerſchaften des Oſtens, auf das unglückliche, zerfleiſchte Ita-
lien ein und bezeichnete den Weg hinter ſich mit Todtenfeldern und brennenden Dör-
fern. Karl Albert, der „Degen Italiens!, wich im Angeſichte demokratiſcher
Volksbewegungen treulos zuruͤck und gab das Land preis! Cavaignae machte


neuen Anſtrengungen aufreibe und erſchöpft in die Hände des barbariſchen


Cromwell⸗Cavaignge den Italienern Muth machen ſehen! Das währte und

währte ſo lange, bis Radetzky ſein Opfer ganz feſt und ſicher in den Klauen

hatie. Es iſt etwas von Cromwell in dieſem ernſten, trüben, nußfarbigen, afri-

kaͤniſchen General. Hinter anſcheinend offener Biederkeit etwas Katzenhaftes;

hinter der Heuchelei eines loyalen Pflichtbewußtſeins die herzloſe Ironie des

Gewalthabers.

Nun denn, Italien iſt in den Händen Radetzky's; vergebens /lauſcht das
Obr, ob nicht der Klang der Marſeillaiſe von den Alpen tönt“; —

744 nimmt die franzöſiſch-engliſche Vermitte-

ung an. ;

Das iſt die neueſte Nachricht, welche die Zeitungen bringen. — Aſſo keine


Kien iſt in die Hände der Diplomaten gefommen , . ... So haben ſte denn
Alle ihren Zweck erreicht. Cavaignac braucht weder ſeine Diftatur niederzule-
gen noch feine Popularität beim Heere auf's Spiel zu ſetzen; noch auch wird
er durch eine Intervention in Italien das eigene Land den Angriffen, der ſoeia-
liſtiſchen Demokraten preisgeben müſſen. Karl Albert iſt vor den Folgen einer
Intervention gerettet; er hat die republikaniſche Partei nicht mehr zu fürchten;
er wird von den Diplomaten ſchon dafür belohnt werden, daß er dürch zeitz
gemäßen Verrath dem Siege der Demokratie in Italien ein Ende bekeitete.
Radetzky hat dem Abſolutismus und Jeſuitismus wieder eine feſte Stätte ge-
gründet; ein großer Schlund des Repolutionsvulkans iſt wieder zugeſtopft,
Vetternich's Gedanke hat durch Radetzky in Italien geſiegt: — zittere,
Wien! ;

Wenn ſie nun zuſammenſitzen, die Diplomaten von Oeſterreich, Frankreich
Wie werden ſie eifrig und

Iſche Kontrerexolution von Oeſterreich; und England, das Heckneſt und der
Verſchwörungsſitz jeder erdenklichen Reaktion und aller vertriebener Potentaten
und Miniſter: ein herrliches Kleeblatt! Eigentlich ein vierblätteriges Wun-


mehr weit.
O Frankreich, du „Hüter des revolutionären Feuers?, du „großes“ Frank-


Worte ſo windige Worte! Irland krümmt ſich mit dem Tode ringend am Bo-
den. Seine Demokraten ſind in die Zuchtjaͤcke geſteckt und ihnen das Haupt
geſchoren; ſie liegen verzweifelnd bei den Verbrechern jenfeits des Waſſers oder
todt auf dem Felde von Boulagh, oder irren in den Bergen des grünen Erin
umher. Wo war deine Hülfe, Frankreich? , , .
den fürſtlichen Adlern und den kleinen Geiern zerhackt worden. Man hat ſeine
beſten Söhne gebrandmarkt, und ſeinen Jammerſchrei mit Eiſen und Feuer
Sieh', wie dort die geheimnißvolle Kibitke gekettetes Polen-

gen. Schon breitet er die Flügel, um auf ein andres Opfer zu ſtürzen. O
Irland's Freund, Volens Wiederherſteller, Befreier Italien's — Frankreich,

Ein grabesſtilles Schweigen. Ueberall Leichen, Blut und Kerker gemor-

Auch Paris in Todesruhe. Wo vor ſechs



folgſam ſchauend nach
der mit Radetzky und Karl

Wenn Italien ſich retten will, ſo müffen die Demokraten den ⸗völkerrechts-
widrigen! Krieg der „Öräuel“, ves „Meuchelmordesu organiſiren, ſo darf kein
Kerreichiſcher Soldat mit Ruhe die Speiſe genießen, die ihın geboten wird, ſo
darf er in keinem Hauſe ſicher ſein Haupt zu Bette legen, ſo darf kein Eid
mehr heilig ſein. Das iſt die einzige Rettung der unterjochten italieniſchen De-
mokratie. Gebe man uns nicht Schuld, daß wir zu dieſen Mitteln rathen!











durch die Nothwendigkeit geboten angewandt werden müſſen. Solche Mittel
wären allerdings „ſchrecklich.“ Aber die Verantwortlichkeit dafür würde nur
auf die zurückfalleu, welche ein Volk zur Verzweiflung gebracht haben.

Karl Blind.

Deutſchhand.

** Die „Reform“ mißbilligt in einem Artikel „aus Baden“ Hecker's Ent-
ſchluß, nach America auszuwandern. Abgeſehen von dem nachtheiligen Ein-
druck, den ſolche Auswanderung auf die ſuͤdweſtdeutſchen Republikaner ausüben
werde, ſei es des Republikaners nicht würdig, nach einer verlornen Schlacht

1830 und 1848 zweimal furchtbar gekämpft und eben ſo furchtbare Niederla-
gen erlitten. Und doch hat die Republik geſiegt. Wir in Deutſchland ſtehen
Wer könnte glauben, daß es in den 6
verfloſſenen Monaten der deutſchen Revolution ſchon gelungen ſein müſſe, den
tauſendjährigen Unrath des deutſchen Augiasſtalles bis auf den Grund auszu-


nig als die Franzoſen ihre erſte Revolution, in wenigen Monaten vollenden.

Wer aber den Gang unſerer Volksbewegung aufmerkſam und mit klarem,
durch keine Schwermuth getrübtem Blick verfolgt hat, der weiß, daß ihr end-
licher Sieg unzweifelhaft iſt. *)

S Vom Rhein, 8. Sept. So iſt denn Wahrheit geworden, was ich
neulich nur befürchtend andeutete! Trotz aller Warnungen der Preſſe, trotz al-
ler Petitionen achtbarer Bürger gegen das Spiel, das ſo viel Elend über
Deutſchland gebracht, hat man wirklich bereits in Wiesbaden die Conzeſſion


im Oktober ihren Kreislauf einſtellte, wird den Winter über dort fortarbeiten.
Auch in dem kleinen Badeorte Soden (dem weiland Lieblingsaufenthalte
Börne's ſoll man die Abſicht haben, eine Spielhöllenmaſchine aufzuſtellen.
In dem neuen Kurſaale, den man in dieſem kleinen Oertchen erbaute, befinden
ſich — Säle für Roulette und trente et quarante! —

Frankfurt. Die Unterhandlungen wegen des Friedens mit Dänemark
werden nicht, wie die Dänen es dringend wünſchen, in Lübec ſondern in Lon-
bon ſtattfinden. * 4
Frankfurt, 9. Sept. Durch einen Offizier des Frankfurter Batatlons
Reichoͤtruppen iſt mittelſt Privatſchreibens d. d. Flensburg, 4. Sept. Abſchrift
folgenden Armeebefehls mitgetheilt worden.

Armeebefehl. Apenrade, 3. September 1848.

Zwüſchen den beiderſeitigen Armeen iſt ein Waffenſtillſtand von 7 Monaten
abgeſchloſſen, der ſofort in Ausführung gebracht werden ſoll. Die Feindſeligkei-
ten hören demnach überall auf.

In Folge der dieſerhalb abgeſchloſſenen Convention werden folgende Be-
ſtimmungen ertheilt:

1) Die Armee, mit Ausnahme der art. 3 benannten Truppentheile, mar-
ſchirt in die Heimath zurück, die ſchleswig-holſteiniſchen Truppen naͤch Holſtein,
worüber die nähern Befehle theils bereits erlaſſen ſind, theils noch erlaſſen
werden; der Anmarſch der Marſch-Colonne 1 bis 7 beginnt am 5. und der
der Colonne S am 6, d. M. *

2) Von der 8. Marſch-Colonne bleibt auf dem Marſche eine Schwadron
Holſteiner Dragoner in Hadersleben und eine in Apenrade fo laͤnge liegen, bis
die neue Garniſon dort eintrifft. }

3) Es bleiben in den Herzogthümern Schleswig-Holſtein ein Bataillon
württemberger Infanterie, ein Bataillon badiſche Infaͤnterie und zwei Schwa-
dronen Hanſeaten zurück. Dieſe Truppentheile bleiben in ihren jetzigen Can-
tonnements und erwarten dort ihre weitere Beſtimmung.

Ö O Alle übrigen die Armee betreffenden Befehle werden baldmöglichſt nach-
folgen.
Die vorſtehende Beſtimmung iſt von hier aus direkt mitgetheilt worden.
; (Folgen die Namen von 17 Chefs.) .
Alle weiteren Mittheilungen haben die betreffenden Behörden ſelbſt zu beſor-
Die Commandanturen haben den Abſchluß des Waffenſtillſtandes an die
betreffenden Ortsbehörden und den Tag des Abmarſches der Armee an die im


kannt zu machen.
Der Oberbefehlshaber der Armee.
gez. . W uanael /
„Franukfurt, 10. Sept Wie ſehr der „Tabrifant“ Gottſchalk feine
Stellung als Abgeordneter eines freiſinnigen Wahlbezirks verkennt, wie wenig
er die Ehre zu ſchätzen weiß, die wackern Bürger von Müllheim, Schönan
2e. in der deutſchen Nationalverſammlung zu vertreten, das bewies neuerdings
unter anderm ſeine Stimmgebung in zwei Punkten, worin er, der Erſatzmann


lekin der Reaktion, dem Fürſten Lichnowsky ſtimmte! Als es ſich um Frei-
gebung des willkührlich ſehr bedeutend geſchmälerten Zuhoͤrerraums in der


ſchen Kriegs in ihrkm Eigenthum beſchädigten deutſchen Rheder und Schiffsei-



*) Der Entſchluß Hecker's, nach Amerika zu gehen, findet ſeine genügende Entſchul-
Die Fortdauer ſeiner dermaligen Lage hätte
ſeine erſchöpfte Geſundheit völlig zerſtört; hoffen wir, daß die Reiſe den opferberetten Mann
kräftige, er wird nimmermehr feine Kraft der Sache der Republik entztehen! 8

x —— 3 , ie Mep. d. M. Abdats.