Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 91 - No. 118 (1. April - 29. April)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0373

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— ———



— —





















N — —








* * ungen für das begiunende
E Leitere Veſtelluugen : 7



** Die Könige und die Bourgevis.

So lange die Könige in dem Gedankenmord der Cenſur und der rohen

Gewalt der Fäufe eine hinreidende Bürgfhaft f““tmfl;Ä?fgäfßäegffmwro‘?n
ver ausfließlih dynaftifchen Zwede auf Kofen bgrf Uı tertbav\ciz'vérftaub"
die Bourgevois en canaille behandelt. Zhr „deidränkter b Sategen
durfte fih Fein Urtheil erlauben über die Regierungsmaßregeli fafem Sihte gr
im NRathe der Borfehung aus höheren NRückichten über fie verlügten, re ge
rechteſten und billigſten Winfche wurden als *2* 4* * ü
daß ſie bitten und flehen durften. Als aber die — * * *
der Waͤhrheit immer ftärkr hervortrat, als die Beweung der Meilter Die


fehlagen, immer lauter ibre Slimme erhob, mußte * ſich neue —
werben. Man vdachte an die gemeinen und niedrigen Leidenſchaften * ( piß-
bürger und Krämer. Dieſe Anzahl meinte man, * die groͤßere
Mehrbeit ausmachen möchte, könnte zu einer Waffe gegen die
revolutionäre Partei werden, und zwar zu der vichteaſten. die
überbaupt in Anwendung gebracht werden könnte,“ 2 4
man die Prinzipien entwickeln, von denen die „Feinde der Raͤhe⸗ gelen yit
den. /Mit Schrecken würden die Bourgeois vernihmen wohin in geiſtigen
und irdiſchen Dingen die bis dahin verkannten Srundſatze führten, wenn aufgedeckt
würde, auf welcher Stufe ſittiicher Verderbniß die Vockämpfer der ſegenann-
ten guten Sache ſtänden, und wen dieß nicht bewegt, der müßte mit
Bangigkeit auf die Grundſaͤtze blicken, die wie jedes Recht— ſo
auch fein Eigenthum angreifen.“ So ſprachen die beſchränkten Diplo-


meinen Schreiberſeelen gedungen, die vom Oeſterreichiſchen Beobachter bis ber-
unter auf die Karleruher Zeitung das Lied anfimmten von den „radikalen Wuͤh—
lern⸗, die Familie und Eigenthuͤm abſchaffen wollten. ;
Da wo die Bürger ſolchen lügenhaften Redensarten Gehör gaben und
die Regierungen in ihrer revolutionären Politik unterſtützten, haben ſie es ver-
ſchuldel, wenn die Stimmung der aufgeregten Gemüther ſich in blutigen Er


waͤhrend da, wo die Maſſen der Bürger gegen das unwürdige Bevormundungs-


riedliche war. Das ſollten die Bourgeois auch jetzt bedenken und den Für-
ſten nicht trauen, die nach allen Orten hin ihre Friedensboten und Beſchiwich-
tigungokommiſſaͤre ausſenden, die das Bürgerthum mit den Graͤueln der Re-
volution, verderblichen Strom der Anarchie der Auflöſung aller gefell-
ſchaftliches Drdnung ſchrecken und es dadurch zu einem feften innigen Anſchlieſ-
jen an das Konigthum, vergnlaſſen! Man predigt ihnen, nicht die billigſte
Staaatsverwaltung ſei die beſte, ſondern diejenige, weiche am meiſten Gewaͤhr
biete für die Erhaͤltung der Freiheit und der Ordnung, und das ſei eben mit
dem Königthum der Fall. Nun, wir wollen die Bouͤrgeolſte, die die Freiheit
weniger will als die Ruhe, daran exinnern, wer denn die Revolutibn ge-
macht hat. In den conſtitutionellen Ländern nicht weniger als in der abſolu-
ten Monarchie waren es die Koͤnige, welche durch ihre ſyſtematiſche Unter-
drückung der Freiheit und der Rechte des Volks den Moment des gewaltſa-
( All das furchtbare Elend und die ent-
ſetzliche Schmach untex der franzöſiſchen Herrſchaft, wer anders hatte es ſchuld,
alg die deutſchen Fürſten durch ihre despotiſche Einmiſchung in die innern An?


Den ja von jeher alle Geſetze mit Füßen getreten, und durch {Dre volizeilich


die heute überall zu Tage treien, Man wahne uur nicht, daß Fonflitutignelle
Miniſter den revolutionären Umtrieben der Koͤnige gründlich ſteuern (Ounten. .


menberufung des deutſcheu Parlaments die aufyeregten Gemüther zu befchwich-
tigen und mit Hülfe der ſolchergeſtalt befriedigten Bürger die demoͤkratiſchen
und republikaniſchen Beſtrebungen niederzuhalten und mit aller Energie zu de-


len die Bourgevis Ruhe und Friede haben, dann mögen ſie ſich an die Rer
publikaner anſchliehen. Dieſe werden das Eigenthum eben ſo wenig angreifen,
alg in Nordamerita, Frankreich und der Schweiz jemals das Eigenthuͤm den
Gefahren der Plünderung preisgegehen war. Dort herrfcht Frieden, weil alle


des blutigen Buͤrgerkrieges ın der Schweiz war nichl die Folge der republis
kaniſchen Verfaſſungsform ſondern der Zweck der Könige und Diplomaten, die


. %*g Das deutſche Parlament.
4 Was ſoll das deutſche Parlament?
Die Idee der Einheit des ganzen deutſchen Vaterlandes verwirklichen.
Kann es vieſen 3weck erreichen, bei dex damaligen Territoriateinthei-
luas Deutſchlands? 4
Neinz denn dieſe Eintheilung hat keinen iunexen Kechtsgrund; ſie iſt ein


mente der Dauer, da die Grundlage, worauf ſie beruhre: „Die Unwuͤrdig-
keit und Willenloſigkeit des deutſchen Volkes“ gebrochen und auf immer zer»
ſtört iſt, ſomit auch dem darauf errichteten Hebaͤude der Zerſplitterung Deutſch-
iands der unausbleibliche nahe Einſturz droht; endlich aber wurde fie — wenn
ſie beftehen koͤnnte — jede Verkörperung der Einheit Deutſchlands unmöglich


{

|



machen und bei dem erſten Ereigniffe, welches niht Worte, fondern Thaten
verlangt, welches ein gemeinſames Handeln des ganzen Vaterlandes, na-
mentlich gegen Außen erfordert, zu ſpät den Beweis liefern, daß die in Atome
zerſplitterten Theile eines Gaͤnzen nur Theil und kein Ganzes ſind.

Muß demnach die dermalige widerrechtliche und widerfinnige Territorial-
Eintheilung Deutſchlands einer auderen beſſeren, duͤrch das deulſche Voͤlt feſt-


niß der Zeit: „Die Begründung der Einheit Deutſchlands“ zu erreichen.

Folgt daraus, daß das deutſche Parlament ſofort die dera
malize TerritorialzEintheitung Deutſchlands zernichten müffe?

Nein; denn damit wäre etwas Beſtehendes zerſtört, aber nichis Neurs
aufgebaut; zum ſofortigen Neubau aber, ohne welchen Anarchie, alſo der ſchliminſte
aller Zuſtände eintreten würde, fehlt jetzt ie de Vorausſetzung. —4

Was iſt denn aber die Aufgabe der Männer, welde Morgen
{n Frantfurt zuſammentreten? . ——

Sie müſſen das Prinzip aueſprechen, daß Deutſchland in ſeiner dermas
ligen Zerfplitterung nie ein Ganzes werden Fann; daf eg ein einheitliches,
ſtarkes Deutſchland werden ſoll, und daß demnach die Wiener Verträge, welche
die Erreichunz dieſes Zweckes unmöglich machen nicht zu Recht beſtehen, daß
durch die erſte — ſofort zu berufende Verſammlung der Abgebrdneten des deute
ſchen Volles eine neue der Bildung eines orgauͤifchen Gaͤnzen entſprechende
Eintheilung aller deutſchen Ländern gemacht, und mir diefem Momente alle
dermaligen, bis dahin nur faktiſch fortbeſtehenden Territorialverhaͤltniffe auf-
gehoben ſein ſollen. }

Antwort aus dem Rheinlande auf das Manifeſt des Königs
von Preußeu am 21. März 1843 „an mein Volk und an die
deutſche Nation.“
1) Wir proteſtiren feürlich gezin die Abſicht des Koͤnigs, ſich an die Spitze
der Bewegung ſtellen zu wollen, die Bewegung muß von Männern des Foͤrt?
ſchritts, nicht des Ruͤckſchritts geleitet werden. Preußen wird die Spitze der
Bewegung nie errreichen, denn die 600 gefallenen Bürger zzugen, daß das
Haus Hohenzollern nur ſeinen Intereſſen und der Reaction dient,
2) Die Annahme der deutſchen Nationalfarbe iſt ohne Annahıne deut-
— foenSinnes, deutſcher Offenheit und Wahrheit, nur Heuchelei! Bis jetzt
iſt dem Volke ſtatt Preßfreibeit ein Preßpolizei eſetz und eine ſchwarzeroth-
goldene Fahne — ſonſt aber nichts zugeſichert, das Volk erwartet aber aus dem
Munde des Koͤnigs: *
a) ich verwillige dem Bolfe in Preußen die ſofortige Einführung einer
Repraͤſentativ-Verfaſſung, mit allaemeinem Wahlrecht, entſcheidender
Stimme der Repräſentanten in Geſetzgebung und Steuern, Berantwort:
lichkeit der Miniſter, 4
b) ich b:willige dem preußiſchen Volke das Recht der freien Ver-
ſammlungen, * * Z
‚c) id) ftelle als Grundfatz auf, gleiche politiſche und bürgerliche Kechte
für alle Glaubensb kenntniſſe, * 74 4* —— *
d) vas preußifgge Bolk ſoll unv rzüzlih bewaffnet und das Militaͤr
auf dieſe Berfaffung beeidizt werden. Die Verminderung des
ſtehenden Heeres bis zur Haͤlfte ſoll nach und nach vor fich gehen
Alle dagegen tehenden Geſtte und Verordnungen ſiad aufgehoͤden.
Warum zoͤgert der Köaig Diere Echt Deufden Worte fuͤr Preußen aus-
zuſprechen, das Dolf mariet petitiguixt bis auf Diefe Stunde, waͤrunnt
Und ſo lange wir fein mir diefen Werten beiBeichened Blatt foßen, Lafı
ſen wir ung durch den gemachten Jubel der Buteautratte uud dec Morig
nicht iree Teiten. Die ſchoͤnen Worte, die {n dem Manifef für Dentfefand

2

enthalten ſind, milffen zun aͤchſt nun Wahrheit in dım elgenen
Lanbe werden. *
d} Der Prinz von Preuben hat bas Vertrauen der Nation veriorei. Wir
— löfdgen ſeinen Namen und denſenigen ſeiner Nachkomnien aug der preußiſchen
_ ſchichte und verlangen als lleines Suͤhnopfer fuͤr die Gefallenen, daß er
. bden vxeußiſchen Boden nie mehr betreten darf. 2
4) Die Umgeftaltung des preuß. Landtags am Z April in eine deutſchen
National-Verſammlung, an der die Fürſten und Völker Theil nehmen
ſollen, kömmt zu fpät! Das deutſche Voͤlt hat dieſe Nationat⸗ Ber-
amnlung auf den 31. März in Frankfurt bereits berufen. Das
Bolf wird die Reform Deutſchlands durchzuführen wiſſen. Mag i
der König von- Preußen durdy den Minifter Kamphaufen der Reforux
anſchließen und dabei vertret n laſſen, das preuß ſche Volt wird für ſeine
* 24 * —72— 2
ie iniſter von Arnim, Schwerin, und Auerswald ſind nicht die
Lanner des Volls. Das Voll will waͤhrhaft liberale 24 4 4
Spige ſeben, ſonſt iſt eine freiſinnige Berwaltung nicht denkbar. _
Wie lange ſoll die Erfuͤllung dieſer Wuͤnſche noch auf ſich warten laſſen?
4 Am 25. März 1848, *

— Deutfchland. — —
*[1* Kartoruhe, 29. März. Vierundvierzigſte oͤffentliche Siauna ka
Jolkskammer. Totduuig! Diskuſſion des 44 * — *
i (Schluß.) e D / — *
er Reg. Entwurf fußt natürlich auf den unfreiſinnigſten Or ⏑
Regierung und ein Miniſterium, die noch vor wenigen — * *
aftion aufre@t erbielten, natürlich nicht gutwillig dem Bolk den freien @ebra%r{a
der Waffen überlaffen wollen, — Das Nationalgardegefeg, dag die Konmife -

2


 
Annotationen