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1848,
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Deut ſchland. ,
Mannheim, 8. Jannar. Durch den vor kurzem erfolgten Tod des
Dberhofgerichtsrath Eiſenlohr iſt eine Stelle im oberſten Gerichkoͤhoͤf erledigt.
VWird man bei dieſer Gelegenheit wie der nicht an Peier denken? Soͤll das
Volt an ernſtliche Verſöhnüng glauben, wenn man einen Richter von unbe-
ſtritten edlem Charakter, von Froͤhem Fleiß und Keuntniſſen, von anerkannt
feltener Unparteilichfeit fortwahrend zuͤrückſetzt, weil der Staatsbürger
ſeiner Zeit als kräftiger Mann gegen die Urlaubsverweigerung aufgetrelen
iſt, welche zur nämlichen Zeit drei jetzige Mitglieder des Staatsminifteriunis
nicht gedilligt haben? Soll das Voik an die Wiederkehr des Winter'ſchen
Syſtems glauben, wenn nach mehr als ſechs Jaͤhren der Widerſpruch eines
Richters gegen eine Maßregel, welche Winter nie geduldet hätte, unvergeß:
lich oleibt, wenn ſechsjahrige haxte Zurückſetzung als ungerechte Strafe nicht
genugen tann? Es märe endlich Zeit, daß Wänner wie Peter und Hoff-
mann wieder dabin geſtellt würden, wohin ſie gehören. Denn wir haben
wahrlich weder in der Juſtiz noch in dem Finanzfaͤch Ueberfluß an Fähigkei-
ten, und es iſt nicht zu verantworten, wenn die beſſeren Leute zu unlergeord-
neten Geſchäften verwendet werden, während ſich wichtigere Angelegenheiten
in wen ſchwacheen Haͤnden befinden, Wir find begielig, was daͤs Mint-
ſterium Bett⸗Trefurt mit den veiden Mäunern begiunen, und ob daſſelbe durch
von den Staatodienern verlaugt, und daß es unpaͤrtetiſche Ftichter mit Miß
trauen anſieht. 2 (Oberrh. 3.)
ı F“ Beaunheim, 11. Jan. Heute hat die hieſige deuiſchlaiholiſche
Gemeinde zwei Petitionen an die Kammer der Landſtände aͤbgehen laͤſſen, wo-
von die eine die Beſeitigung der in dem Staatsminiſterialerlaſſe vom 20. April
ſtalt der bürgerlichen Standesbeamtung betrifft, wie ſolche ſchon bei Einfüh-
rung des Landrechts zugeſichert ward.
:& Vom MAtttelrhein, 10. Jan. Wenn aus der Pfalz, ſei es aus
Mannheim ober ſei es aus Heidelberg, uns ofters Zeitungsnachrichten zukom-
ſenbetu weit es eben nicht Jetetmanns Sache iſt, über jede Kleinigkeit in die
Trompete von Jericho zu blaſen. Auch die beiden Gemeinden des Mittelrhein-
Kreiſes haͤben ſich ſchöner Gaben und ſteten Zuwachſes zu erfreuen, aber was
beſonders an ihren Mitgliedern ſelbſt verdient hervorgehoben zu werden, iſt
der von ihnen ausgeſprochene Wunſch, nachdem einmal Herr Scholl in Dur-
lach ſowohl als Pforzheim einen Vortrag gehalten, dieſen Maun öfters zu
hören. Noch überall, wo man ihn gehört, ſchüttelten die Gemeinden bedenk-
lich das Haupt, fanden ſeine Anſichten zu frei und übertrieben, und glaubten
ihm nirgends eine Stelle als Prediger anvertrauen zu können und ſiehe da, ſeine
Worte fanden an dieſen beiben Orten den ungetheilteſten Beifall! Mag man
daher in der Gegend über den Pietismus klagen, er hat doch auf der aͤndern
Seite Auſichten hervorgerufen, die nur geläutert zu werdeu brauchen, um bald
jede Halbheit in der Gottanſchauung zu verbannen. Herr Scholl hat ſich auch
gerne zu öftern Vorträgen erboten, und iſt deßhalb, um nicht als Fremder da-
ran verhindert werden zu können, als Mitglied der Durlaͤcher Gemeinde beige-
treten. Durch ſolch' abwechſelnde Vorträge von zwei Rednern wird natürlich
das Intereſſe an der Sache geſteigert, in den Mitgliedern die Theilnahme er-
höht, und findet beſonders Herr Scheibel hierin eine nicht unbedeutende Stütze,
wodurch es ihm auch mößlich wad, ſeine Aufmerkſamkeit noch mehr, als er
es bieher gethan, zwei andern Gemeinden (Etttingen und Bruchſal) zu ſchen-
ken. Hier in dieſen ganz kaͤtholiſchen Otten haben bis jetzt die Herren Geiſt-
lichen ziemlich vorge aut, wobei ich nur an die in dieſem Blatte erwähnten
zwei Thatſaͤchen der Leichenprebigt einerſelts und der Zurechtweiſung eines
Turners andererſeits erinnere.
Solche Dinge bringen dein Deutſchkatholieismus den meiſten Gewinn,
und ſind auch beſonders von dieſen Zeitpunkten an die Beiträge zur Unter-
ba auch üicht willig ſein Schaͤrflein dazu beitragen, eine Saͤche zu heben, die
übrigen chriſtlichen wie ifraeliliſchen Brüdern unterſtugt, das Ihre thun, ſo
wird es den Einzelnen leichter und der Sieg um ſo ſicherer.
Alle das Ihre dazu ber! '
ſtellt 30 Mitr.; eingeführt wurden 615 Mitr.z Summe des Vorraths: 64.
Hievon wurden verfauft 313 Mltr. z bleiben aufgeftellt 332 Mltr. Durchſchnitte-
preis vom Malter: Weizen 14 fl. 20 frz Kernen 12 fl. 27 fr.; Korn 6 fl
A5 fr.; Gerſte 6 fl. 29 fr.3 Haber 4 fl. 25 kr.
— Bom badiſchen Schwarzwalde, 5. Jan. Es verlautet, daß der
Verwaltungsrath des Uhrengewerbevereins beabſichtigte, ſpäͤter bei
der Koͤnigl. württembergiſchen Regierung dahin zu wirken, daß, damit au
in Wuͤrttemberg das gleiche Verfahren hinſichtlich der Ausſtellung von Päſſen
an Uhrmaͤcher und anderer ſie berührender Dinge, eingehalten werde, die
Uhrenmaͤcher des württembergiſchen Schwarzwaldes, der Baar 20., in allem
dem badiſchen uhrenmachenden Schwatzwald, ſowohl dem Uhrengewerbe-
verein, den Gewerbshallen, als auch den Grundfätzen, nach welchen künftig
von da aus der Uhrenhaudel nach fremden Ländern betrieben werden ſoll, ſich
anſchließen. ( Y
Ans Württemberg ſchreibt die /Deutſche Ztg.“ über die Vexſtandigung
in Eiſenbahnſachen: Dürfen wir hoffen, nach dem Schluſſe des jetzigen. ba-
diſchen Landiags die früheren von 1845 und 46 vergeſſen zu Fönnent Was
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| man bei uns in der Sache thun kann, das iſt: wiederholen, was 1845 haͤtte
geſchehen ſollen, d h. Württemberg beſchließe unter allen Umftinden dın Baul
Wäre dieſer Beſchluß gefaßt worden, ſo ſtünde jetzt eine Eiſenbahn gebaͤut da
bis an die Grenze bei Bretten. Und dann, Angeſichts dieſer Thatſache, würde
Baden nicht die nahe Hand zum Anſchluß unbedenklich reichen? Würde nicht
die öffentliche Meinung unwiderſtehlich drängen, das Aergerniß vor Deutſch-
land und Europa zu vermeiden und die Cücke auszüfüllen? Wir wollen indeß
hoffen, daß ein ſolcher einſeitiger Bau nicht nöthig ſei! Man heilt mit, daß
Staatsrath Nebenius, der Mann, dem in Eiſenbaͤhnſaͤchen ein Urtheil zukommt,
erklärt habe, es müſſe auf dieſem Landtage Etwas für die daͤdiſche Oſtbahn
geſchehen. Wohlan! So wird es an der Zeit ſein, zu jagen, daß Baͤden das
Mittel in der Hand hat, ſelbſt auf ſeiner ſo ſehr gewuͤnſchten Pforzheimer Bahn
beſtehen zu bleiben. Man kehre zurück zu den althergebrachten Verkehrswes
gen. Für den weſtöſtlichen Verkehr iſt dies die Pforzheimer Straße; für den
nordweſt⸗ſüdöſtlichen (Oſtende⸗Trieſt) aber war es in allen Zeiten die Heidel-
berger-Heilbronner Straße, mit welcher ſeit Eröffnung der badiſchen Eiſenbaͤhn
erſt die Bruchſaler Straße coneurrirt. Man will beide Straßen, die noͤrdliche
und weſt-öſtliche, in eine Eiſenſtraße zuſammendraͤngen. Wir, deren unendlich
wichtiger Verkehr der vom Kheine ift (*,, der Waarenzüge vom Unters Y ,
vom Oberrhein können dieſen Verkehr zwar auf die Brettener Straße verweis
ſen laffen, aur die Pforzhrimer aber nicht. Laſſe man das Juſtemilieu fallen,
wie es 1845 die ſtaͤndiſche Eiſenbahnkommiſſion unſerer Kammet wollte, und Bas
den würde die Pforzheimer, Württemberg die Heilbronn; Wieslocher Linie, Deutſch-
land aber zwei Glieder der Weltlinien: Paris- Wien und Oſtende⸗Trieſt
erhalten. DODeutſche 3.) .
Kölu, 7: Jan. (Brem. 3.) Man iſt hier, gewohnter Weiſe, in Ere
wartung der Dinge, die da fommen ſollen, namentlich des neuen Strafges
ſetzentwurfs, deſſen nähere Beſprechung vor einer Burgerverſammlung ver-
bofen worden. Bon weicher Seite man übrigens den Strafgefegentwürf beleuchs
ten mag, fo hat nody Niemand finden fönnen, dafß er den NRheinpreußen
etmas Befferes bringe, als das, deſſen er ich jeBt erfreut und dem er von
ganzer Seele zugethan, wie viele Maͤngel es auch haben mag/ indem. alles
Neue, alle Surrogate, weiche man ihm dafür auzuͤbieten für gut. befunden
hat, für iMn nur, das Gepräge des NücfhHrittes an der Stirne tragen,
wie lüdlih fim bie andern Provinzen auch über die mit. dem _ neuen. Straf«
; A — “ H bier noch inner Der
Hoffnung, ein guter Geiſt werde diejentgen, wWeldhe ihn feht z berathen ba«
ben,. erleuchten, indem ihnen die rheiniſchen Blätter außerdem . {hon mandhe
helle Fackel zur nähern Beleuchtung und Wurdigung des ganzen Entwurfs
aufgefleckt haben. — 4
Magdeburg, 6. Jan. Für die kirchlichen Verhaͤltuiffe in ımjerer Stadt
muß das ncue Jahr unvermeidlich mauche weitere Entwidelungen herbeiführens
denn augenblicklich ſtehen faͤſt alle Verhaͤltniffe hier in einem Stadium,..in
welchem ein langes Berharren kaum möglich iſt. Die wenigen Anhänger des
Kircheuregiments find die einzigen Zufriedenen, Die bedeulende Zahl derer,
die im verfloffenen Jahre noch gezögert haben, ſich von der großen evangelis
ſchen Gemeinſchaft äußerlich zu trennen, wird waͤhrſcheiulich leider im Laufe
dieſes Jahres zu jenem äußerſten Schritte doch gezwungen werden, wenn nicht
mindeſtens die Zuſage erfolgt, daß das freiere Herkommen in liturgiſcher Hins
ſicht Auerkennung finden ſolle. Noch ſchwebt die hierauf bezuͤglichẽ Bitte vie-
ler Tauſende; die Antwort darauf wird entſcheiden, ob niht noch neue
Tauſende ſich hier vom Kirchenregimente losſagen. — Die be-
reits gebildete neue chriſtliche Gemeinde harrt augenblicklich noch vergebens
wann dieß geſprochen werden wird. * 8*
Berlin, 6, Jankar, Die in den Ztitungen mehrfach und auch von un
mitgetheilte Naͤchricht, daß die Regierung nunmehr eruͤſtiich damit umgehe, den
Theil der Cabineteordre vom 11. April 1846, welcher ſich auf die Oründung
von Privatbanken dezieht, zu verwirklichen und zwaͤr zuͤnaͤchſt in einem
allgemeinen Geſetze die bei der Errichtung derartiger Banken zu befolgenden
Srundfäge feſtzuſtellen, geht ihter Verwirklichung ſchuell entgegen. Es i von
dem Miniſter Kother ein Eniwurf dafür ausgearbeitet worden, deffen Einzels
heiten mitzulheilen wir bald im Stande zu ſein hoffen. Fuͤr jcht uur ſo viel,
daß in demſelben die lolidariſche Verpfhichtung aller Theilnchmer der zu erriche
tenden Banten feftgehalten und überdem, da man die nur zu fehr gerechtfertigte
Befürchtung hegte, daß dies zu einem Monopol einzelner Reichen für die Gruͤn⸗
dung von Privatbanken führen werde, beftimmt. worden ſein foll, daß kein Eine
zelner mehr als für 10,000 Zhir. Aktien bei denſelben erhalten dürfe, um ſo eine
zuziehen. *— 4
Berlin. Aus der „Einladungsfchrift nebſt Votum, detr die Bildung
eines allgemeinen Landeeſchützenbundes für Preußen“ theilt heute
die „Zeitungshalle“ einige Auszüge mit. „Soll Preußen wirklich“, beißt es
einleitungsweiſe, „der Borkfämpfer aller wahrhaft großen und Deutfhen Bes
wegungen ſein und im Volksbewußtſein feine ganze Kraft finden, fo muß die
Kraͤftigung des Bürger- und gefaminten Volkethums im edleren und böheren
Sinne des Wortes überall herdortreten, Wenn wir nun in den uralten deuts
ſchen Bürgerſchützengilden ganz beſonders die Bürgerkraft repraͤſentirt finden,
ſo iſt mit Recht in neuerer Zeit dieſem herrlichen, volksthümlichen Inſtitute
diejenige nationale und öffentliche Aufmetkſamkeit wieder zugewendet worden,
weiche daſſelbe in aller Beziehung wohl verdient; darum erſcheint auch die
Stiftung eines allgemeinen Landesſchuͤtzinbundes für Preußen ais ein ſo edler
großer und zeitgemäßer Gedanke, der ganz geeignet iſt, die höhere Bedeutung
des Schützengildeninſtituts herauszuſtellen und das Bürgerthum zu veredeln?
Als Zweck wird dann näher angeführt, „durch die Erſtrebung einer organiſchen
Einheit die urdeutſche Landesinſtitution der Bürgerſchützengilden 26., in denen
allein das Corporationsehreurecht der Buͤrger: Waffen zu führen und ale Cor-