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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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Inſerate die geſpaͤlteue Zeile in Vetitfchrift wver

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— —







* Die Thätigkeit der Bundes⸗Verſamniluug.

* frankfurter Blaͤtter vom 21. Maͤrz enthalten folgenden vffiziöſen
ikel:

Frankfurt, 20. Naͤrz. Eine Proklamation der königl. hannover'ſchen
MRegierung vom 14, d. M. enthält die Beſchuldigung, als ob die deutſche Buns
und der
Energie ermangelt habe, Die Ddeutfhe Bundes , Verfammlung bhat eine
der ir geſtellten Aufgaben, ſo weit es von ihr abhing, jemals uneredigt

MM






gelaſſen wenn ſie nicht mit derjenigen Erergie vorſchreiten konnte,
welche ſtig hewünſcht wurde, ſo war daͤran die ſeitherige unbedingte Ab-

hängigfeit von den Inſtruktiouen ibrer voͤchſten Committenten und die beſtehene
Bundes· Verfaſfung ſchuld, nach welcher eine einzige Stimme das Zuͤſtan-
dekommen der gemeinnützigſten Anordnungen verbindern konnie. Die demnächn
bevorfichende pubtitatton der Bundes-Berhandlungen ſeit Auf-
bebung der Oeffentlichkeit derſelben wird den Beweis liefern, von
welcher Seite die Hemmniſſe ausgegangen ſiud, welche die Thätigkeit der Bun-
des · Berſammlung oftmals gelaͤhnt.

Es wird immer nicht ohne Nutzen und Belehrung für das deutſche Volk
bleiben, wenn die Bundesverfammlung endlich den Iſiofchleiex zerreißt und den
DBeweis liefert; wie dieſes Inftitut ſchon duͤrch feine Verfaſſung ſich in einem
fo klaglichen Zuſtande befunden, daß feine Mitglieder, auch wenn Manche der-
ſelben wirtlich guten Willen gehabt, nicht einmal im Stande waren, etwas
Erſprießliches zu Tage zu fördern, weil ſie eben feine vollsvertretende Verſamm-
Jung,, jondern bios die verfammelte Dienerfhaft vieler Herr{haften
iff.. € würde fhon darans, . daß die Bundesverfammlung na ihrem eigenen
Geftändnife den Bedürfniffen, des Vaterlandes nicht zu entfprechen verma g
inithin ihtem Berufe nicht gewachfen ift, Mar genug hervorgehen, daß ſie fo
— ür Nichts da iſt und als völlig überflüſſig aufgehoben wer-
Allein es iſt keineswegs der Vorwurf der Unthätigkeit und des Man-
gels an Fleiß und Dienſtelfer, was an der Spitze der zahlreichen Anklagen
gegen dieſe vom deutſchen Volte für immer verworfene Körperfchaft ſteyt, nicht
das, was ſie niſcht gethan, ſondern das, was ſie, trotz ihrer Langſamkeit, ih-
rer Rieſenferien und ihrer hemmenden Verfaſſung wirklich gethan, das bricht


thun, das ift eine uralt bertomliche diplomatiſche Tugens, die wir uns hätten gefal-
len laſen müſſen ſobald es geſchehen konnte, daͤß die oberſte Leitung der Landesans


wird ſich gewiß kein Sachkundiger daruͤber gewuͤndert haben, daß der Bundes-
tag 3, D, zur Wiederherſtellung des in Hannover willkürlich verletzten und
aqufgehobenen offenilichen Rechtezuftandes Richte gethan, und daß derſelbe faſt
überall. Nichte gethan hat, was er hätte pflidtgemaß thun follen. Aber
für das, was von Seiten des Bundestags geſchehen, und woran ſeine in-
nere Einrichtung ihn nicht verhindert, dafür:ift cr der deutſchen Nation ver-
autwortlich und wird die deuifche Nation von ihm Rechenſchaft forderu.

Allerdings. war die Beſtimmung, wornach der deuͤtſche Bund nur durch Stim-


der Nation eingelegter gewaltiger Hemmfchuh,, welcher, unterflüßt. dur Ddie
Heimlichteit der Verhandlungen, es den einzelnen Miniftern möglich machte,
ben Ständeverfammlungen gegenüber die Miene anzunehmen,. als feien fie ih-
rerſeits von dem beſten Willen für das Volkswohl beſeelt und als ſcheüerten
ihre volksthümlichen Anträge nur an dem Starrfinn einzelner Bundesmüiglieder,
weldhe in ihrem Bete dem Zuſtandelommen zeitgemußer Berfügungen ein une
Überfteiglihes. Hinderniß in den Weg legten. Allein warum habt ihr, die ihr
euc jegt für die Beſſern augzugeben bemübt feıd, Beun micht durch eben dass
felbe Beto, das doch auch euch luſtand, fene rechtemörderifhen. Befchlüffe hins
tertrieben, welche das Baterland. ‚an den NRund des Verderbens gedracht und
aulegt natürlicherweife aud) euerer Bundesverfammlung felbit den jegt unver-
meidlichen Untergang bereitet?

Hat die Schwerfaͤlligkeit der Verhandlungen die Bundes verſammlung ab-
gehalten, fi in den erfien fünf Jahren ‚ihres Beſtehens in ihrem jepigen Sinne
zu „epuriren«, D. h, alle noch in ihrer Mitte befindlichen Männer, welche der
Sympathie mit dem Bolfe und dem Geiſte der Zeit verdachtig ſchienen,



fiem in der Lurennburt er und kimhurger wie in dex Schleswig Holſteiner und
‚än ber hannpver en Srage feine dämmenden und hemmenden Dienfte: volkome
men gethan; allein wie war es denn damals, als der Bundestag auf den, An
trag des öſterreichiſchen Geſandten, jenen ſchmachvollen Beſchluß faßte, der uns
nodh vor unfern Enfeln wird erroͤthen maͤchen, jenen hochvekraͤtheriſchen Bes
luß vom 28. Juni 1832, welchet die-gefanimte deutfche Nation ſammt ihren
Verfaſſungen und geſetzgebenden Verſanimlungen gleich unmuͤndigen Knaben


von den Znfiruftionen ihrer höchften Committenten“ jede Eigenfehaft‘ eis
ner beratyenden und beſchließenden BehHöxde unbedingt entzoß. Höre, Deutſch-


unterſtanden hehen, Dir Keiten anzulegen, geſtehen ſeht ganz naid und offen
ein, daß ſie nicht einmal ein Vexfuaungerecht uͤber ihre eigenen Perſonen be-
feflen, daß ihre Berathungen mithin gar keine Berathungen , ihte Befchluſſe


ren/ tine eigine Meinung zu haben!














So ſprechet doch jetzt ihr „Herren“, die ihr am 28, Juni 1832 in der
Bundeeverſammlung geſeſſen, ſprecht, ihr „Repräfentantenn Badens, Würts
tembergs, Kurheſſens, der freien Städte u. ſ. w., die ihr doch Alle ſchon da-
mals eure innere Unmacht und Nullität kauntet, ſprecht, was babt ihr da-
mals, dabei gedacht, als euer Vorſigender, der Graf von MünG-Bellin ga
bauſen, aug in feinem Vortrage fagte , die öffeutliche Meiuung in Deutfch-
land laborire an einer „Nrankhaftigkeit‘, und es müſſe desfülben In Folge
dieſer „Krankhaftigkeit“ die Zwange jacke angelegt werden? Wie konutet ibr es
wagen, den auf dieſen injuriöſen Ausfall gegen die deutſche Nation geſotgten
Autrag, in ſechs Artikeln beſtehend, mit Stimmeinhelligłeit anzunebmen?
die Namen ſämmtlicher Bundestagsgeſandten ſind in dem veröffentlichten Pro-
tololl aufgeführt, die ausdrückliche Zuſtimmung Aller iſt protokollirt und
war voihwendig, wenn der Beſchluß Guͤltigkeit haͤben follte. So geoͤt doͤch
Amwort: Wie kommt es denn, daß, während durch die leidige Stimmeinhela -
liskeit „eine einzige Stimme das Zuſtandekommen der gemeinnüßiglen ı
Anordnungen verhindern konnten, dieſe einzige verhindernde Stimme ſich
in euexer Mitte nicht erhob, als es ſich um das Zuſtaudekommen der ges
meinſchädlichſten Anoxdnungen haͤndelt? Warum fand ſich immer ein
Einzelner, um durch ſein Veto das Guie zu verhiadern, uͤnd nie wurde ge-
gen das Böſe und Verderbliche ein Veio in der Bundes verſammlung
vernommen? Warum? Anıwortet, wenn ihr fönut! ;

Weilihr keine „Herren“, ſondern nur Brdiente waret, und eure Herrſchaf-


in ſchweigendem Gehorſam pünktlich vollziehen mußtet, darum iſt es ge-
ſchehen, daß ihr euch dazu hergegeben, das deutſche Volk zu mißhaudeln und
zu beſchimpfen. Es iſt ganz klar, ihr ſeid für eure Handlungen nicht. verant«
vortlich, weil ihr nicht deren Urheber, ſondern nur blinde Werkzeuge geweſen.
Aber, ſo ſprecht doch einmal, wollt ihr denn wirklich im Eruſte an
die deutf de Nation die dreiſte Zumuthung wagen, fich ein fols
ches Bedientenregiment nochtänßergefalten zulafſen? MARUM?

Deutſchland. —
Mannhelm, 22. Märg. Von Fraukfurt 21. Maͤrz erhalten wir

folgenden

; j Aufruf: *
„Nachdem dieſen Morgen neuere Rachrichten von den ſchändlichen Mord-

ſeenen in Berlin eingelaufen ſind, — wo das brave, für ſeine ewigen, un-

veraͤußerlichen Menſchenrechte kaͤmpfende Volt mit mörderiſchen Kartätſchen und

ſcharfen Säbelhieben begruͤßt worden, und ein ſchreckliches Blutbad angerich-


— ift bei vielen, für Freiheit und Recht begeiſterten jungen Männern unferer
Stadt der Muth laut gewarden, Freiſchaaren zu bilden, und nöthigenfalte
den bedrängten preußiſchen Brüdern mit unſerm Blute die volle Freiheit —
ſollte man ſie noch laͤnger weigeru, oder gar aufs neue in Feffeln ſſchlagen
wollen — erkaufen zu helfen. 2 — ;

‚ Damit jedoch dies edie Verlangen ein Allgemeines werde „und das herr-
liche deutſche Volt ſich aug bier in einem Ziele ſympathiſirend vereinige/ be-
darf es nur der Anregung durch die Preſſe, und wir leben der Ueberzeugung/
daß Deutſchlands Mäuner aus allen Gauen ſolches theilen, und gerne ſich
mit uns unter eine Fahne reihen werden, um: mit Schwert und Bajoͤnett den,
mit der Knute liebäugelnden Tyrannen entſetzen, richten, und unſeren
Brüdern die goldene Freihtit erkämpfen zu helfen! —

Zur Erreichung folch erhabenen Ziüels wenden mir uns an Ihr vielgele-
ſenes, jr das ebelfte wenſchliche aleinod ſteis In die Schranken geſtandenes
Drgan, mit der Bitte, jenem Verlangen, duͤrch diefen Aufruf ans ſaͤmmtliche
Deutfte volt, öffentlichen Ausdruck au Derlaib:m! Für eine buͤbſche Smaar
raffengeubter, zum Aufbruch fertiger {unger Maͤnner, — ſchon allein Mmers
batb Hranffurts Vauen — ſiehen wit ein, Hd ſind gemiß, Daß unfere
übrigen beutfhen Brüder uns, mwenn’s: gilt , freudig und muthvun zu ſolch er-
habenem Beginnen die Hand reichen werben. * 4—

#0* Rarlſruhe, 21. Marz. Geſtern Abend wurden auch noch die


likaniſchen Komplotted“ ſeit dem 29. Februar im Rathhausthurme faͤßen


Schneidewin, die Literaten Abt, Blind, Michel und Steinmetz/ und die Ara
tilleriekorporale Steeger und Schwarz, der Haft entlaffen. Es fanden ſich vn-
ter den Genannten und den früher ſchon Entlaſſenen Manche, die offenbar bloß
defvegen verhaftet wurden, weil ſie nach den Anzeigen eines Spious Mitglie-
der oder Freunde des mißliebigen (durch M atbys Hindeutungen übrigens
ſchon bekannten) Arbeitervtreins ſind. Bercits am verfloſſenen Samstag haͤtte
mate die Freilaffung der Angeklagten ermartet. E& war deßbalb auf dem
Varttplas vor dem Gefananiß eine uberaus große Menge zuſammengekommen.
Da jedoch am folgenden Tage die offenburger Verſammlung abgehaiten wers-
den ſollte, ſo fand ſich der neue Juſtizminiſter bemäßigt, die Akten obenge-
nannter „ Hochverräther etwas länger zu durchforſchen; die der Literaten üa-
türlich am Längſten! Ueber dieſes lange Zurückhalten der Gefangenen, denen
dex /biedere⸗ Bekk in der Kammer bereits auf Samſtag Abend 5 Uhr die Frei-
laſſung angekündigt hatte, wuchs die Erbitterung, namentlich unter den Arbeis-


der Verhafteten. Auf ein Schreiben, welches Itzſt in dieſerhalb an Beit rich!
tet, und nachdem die Regierung auf die unvermeidlichen Folgen — Stürmung
des Thurmes, uſ. m. aufmerkſam gemacht worden war, erfolgte deun die.
Sreilaffung: . Die Amneftirten wurden von einer zahllofen, in den Straßen
wogenden Maſſe mit unendlichem Bivatruf begrüßt, was die Erſteren mit einem
„Hoͤch auf ihren Befreier, das Bolkw erwiderten. . 44



 
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