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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 126 - No. 153 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0533

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; chlag.
fe und Geider: fret einzuſendea.







ME Der Bölferbund.


die deutfden Bruderſtäurme hält man au'ßein'anber und die freien Volker werden
durch mißverſtandenen Patriotismus in Lirdliche Lager getheilt.
Za wir haben es mit unferer Völkerbewegung weit gehracht. Haben ja
Profeſſoren ihre Orden mit der Cokarde vertauſcht ſind doch Büreaufraten beim
Buͤrgerheer.“ Dieſes „unausrottbare Unkraut moͤchte ſich ſo gerne beim „Volke“
einwurzeln, um ihm das letzte, was ſie ihm nicht nehmen konnten, den geſunden
Sinn, den Cbarakter zu nehmen.
Sie verniedrigen“ ſich ſogar bis zum ſ. g. Proletarier. Da ſie mit der
Hiwwels · Bertroſturg nicht mehr weit zu Fommen glauben, ſo wollen ſie
Fen Freiheitsdurſt durch goldue Brodberge , durch „Unterftüßung -Berfprechen!“
Köfchen —: und dieſe Männer ſo von den Bürgern abſondern. Doch dieſe wol-
fen Feinen Guadenact, ſie verlangen Recht, Gleichſtellung, Arbeit. Sie thun am
meiſten und bekommen am wenigſten! Sie fühlen das Joch der Unterdruͤckung/ der
Bevormundung / der Verdummung am haͤrteſten. Sie ſind noch nicht von jenem
oberen
genüber dieſer faulen Ariftofratie, ſie fühlen ihren praktiſchen Verſtand gegenüber
dieſer Zopfgelehrfamfeit. — ‚ ; — 7*
S wollen au die Burger nur die volle Freiheit, die Volksſouveränität.
Sie kennen das alte Syſtem, das den 4, Stand er zeugte, und ihn vermehren


don ihreu „arbeitenden‘“ Brüdern durch jene Lugenbarrikaden treunen. Sie ſehen,
von wem fie 4Deftohlen‘ werden, ihre im Gefaͤngniſſe ſchmachtenden Bruͤder kön-
nen ihnen ſagen / wo Rechtsſchutz und „Sicherheit“ zu ſuchen iſt; die nächſte Folge


Eigenthum wenig Schutz mehr bedarf.

* wollen. wir haben”“ — ſagen viele. Da hat Herr Beck in feinen
Kriegoͤberichten aug dem Oberſande ſchr treffend geantwortet: Die Bürger ſind
todtgefchoffer , /Alles iſt ruhig!!“ — Doch dieſe Grabesruhe etzeugt die Unruhe
aur am ſo nehr; ein Volt kann ſeinen eiſernen Willen niẽ beſiegen laͤſſen, erſt
‚it Der Frelbeit iſt die Ruht hergeſtellt. Wer macht die Gewerbe, den Haudel
Gafen? — uicht die Republikaner, fondern ihre Unterdruͤcker und das ſchwan-
Fende Reich. detztere werden, ja ſie müſſer die arbeitenden Claſſen unterſtützen.


rier zu Bürgern, ſondern die Büxger zu Proletariern werden! Darum


zinzelt unter die Knute bringen — und ihr berrſcht, anſtatt beherrſcht zu


Aller im Wege ſtehe: das Vorrecht der Geburt: durch Ibſchaffung des Adels;
das Voͤrrecht des Geldes: durch Ewanzipation des 4, Standes; das Vorrecht
der gelehrten Zünfte: durch Abſchaffung der Univerſitäten, durch Höherſtellung
und Unabhängigkeit der Bolfs. und |. g. gelehrien- Schulen! Bleiben wir
nicht auf halbem Wege ſtehen! Freilich: vieles haben wir ſchon errungen. Wir
haben eher nichts errungen, als bis wir die Freiheit — nicht die Frei-
heiten — erfämpft habey. Wer ſteht uns dafür, daß eine Miniſterver-
ſchwoͤtung wie 1832 nicht uns wieder Alles entreißt?? Sehen wir nicht,
wie {n Neapel die konſtitutionelle Monarchie der Deſpotie wieder Platz machen
mußte, in Wien erhebt die Retrokratie ihr Haupt, der vom Bürgerblute noch
rauchende Prinz (Nero) von Preußen wird auf den von ihm mit Bürgerblut
befurigten Boden zurückgerufen! — in Würtemberg treihen Pfaffen ihr Unwe-
jen; in Baden ſind die Lerker mit Freiheitsmännern gefült , die Beamtenwill-
Führ führt täglich neue Opfer zu, eine neue Art von Cenſur iſt eingeführt!
Daͤs Paͤrlament in Frankfurt wird von einem Truppennetze uingeben.
Doch mögen die Herren die Rechnung nicht ohne den Wirth machen! Trotz al-
fer Berführungsmittel werden ſich Feutſche Männer nie dazu hergeben, ſich
felbſt mit dem Parlamente todtzuſchlagen. Sie werden einſehen, daß Bürger-
nord ein Freibeits- und Bruderinord iſt, ſie werden ſich nicht von Den Bür-
gern abſondern laſſen, ſondern wit ihnen vereint die Freiheit erkämpfen..
Die Männer Hm Haͤrlamente werden ihre Complimente endlich aufgeben.


nır She Phraſe iſt, wenn Preußen und Oeſterreich zu gleichex Zeit ſeinen
Qadtag berufen. Das Parlament wird ſeine Stellung, welche ihm das Blut
eg Bolkeg verſchafft, — ſeine Stellung über den Fürſten verſtehen und ver-
wenden. Die Zeit iſt ernſt, die Verhältniſſe drängen. —

- Die Confetntionellen werden daher gewiß ihr Vorbereitungs⸗Syſtem, das
iur zu einer newen Nevokakfen mit neuen bluͤtigen Opfern führen wird, fahren
laffen. . Sie werden ſich mit den Repuhlikanexn, gegen die Retrokratie


zu herrſchen, anſtatt beherrſcht zu werden!!


ſondeln alg deutſche freie Männer. Sie wiſſen, daß man ſie nur getreunt has


Unterdrücker zu ſein.


ders gefärbt) gegen Die einzelnen Völker augewandt Doch der Fünftlich an-
gefachte Nationalhaß wird dem Bölkerbunde weichen. Wir fürchten Krieg:















Das fuͤr Wenige in Strömen vergoſſene Bürgerblut, die raufend ·








Dann werden wir ſehen, ob „Europa eiu Noſal

Deutſchlan d.
(%) Heidelberg, 2 Juni. Wie man allfeitig hört, —

{ De
in Sra









„Die höchfte Behörde iſt der Reichstag, beſtehend aus —
1) einem Präftdenten (Kaifer) mit einem verantwortlichen Miniſterium
2) aug der Kammer der Fürſten, — 2

3) aug der Volkskammer.

„Der Präſtdent wird von der Volkskammer aus der Zahl der duͤrſten
auf je 4 Jahre gewählt u. f. * ; —



‚ „Die Fürſtenkammer beſteht 7
1) Aug allen gegenwärtig regierenden deutſchen Für ſten,
jedoch, daß ſich diẽ Stimmenzaͤhl naͤch der Größe der einzelnen Staaten
richtet Vreußen und Oeſterreich haben iedes 5y Veiern . Da
berg, Baden, Sachfen, Hannover, Heſſen je 3 zuſammen. Die FU
ften brauchen nicht perfoͤnlich zu erſcheinen, aber ihre Vertreter dürfen
feine anerkannte Volksfeinde ſein! — n
2) Aus einer Anzahl Deputirten der Standesherren, welche jedoch
die Zahl der Fürſtenſtimmen nicht überfteigen Dürfen, ..
3) Aus einer Anzahl Deputirten aus dem Volk. *
5




„Beide Kammern haben gleiche Rechte, von beiden Fönnen Anträge

und SGefeges-Borfchläge ausgehen, nur wenn beide mit ein-
ander übereinſtimmen, erhält ein Vorſchlag Geſetzeskra
Doch ſoll laut Ari. 2 dieſes Paraͤgraphen die Ausnahme ſtatt finden, D







5. 12. —

„Der Reichstag ſetzt eine Gefetzkommiſſion nieder, welche ſich mit der

Abfaffung eines allgemeinen deutſchen Geſetzbuches beſchäftigt. Sie

wird zur einer Hälfte von der Fürſten⸗, zur anderen von der Volts·

kammer gewählt . — e
Da haben wir die Republik des Herrn Profeſſor Hagen, mit Fürſt en⸗,


Zum Schluß iſt noch die beruhigende Verſicherung gegeben, daß die bi *







Nun fragen wir: wie kann ein Maun, der nur eine republikaniſche Ader

*





Es fieht eher aus, als wolle man aber um jeden Preis gewä ayit ſein, uid







&$ find wahrhaftig Profefloren und Schriftgelehrte über-.
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W Heidelberg, im Juni. Endlich ſcheinen auch die hieſigen Sniden-











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