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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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— — — — — —



















Inſerate die geſpaͤltene Zeile








D Deutſchland. 8
5 Mianndeint, 20. März. Das Syſtem der Befriedigung der He

rechten Fotderungen des Volks ſcheint, trotz aliedem, was man uns ſagt, doch

nicht ſo vollſtändig durchgedrungen zu ſein, wie man uns gerue glauben machen möchte




ausheſprochene Wunſch, daß Negierungsdireftor Schaaff abgerufen werde, ei-
nen Erfolg gehabt haben, auf den wir immer noch vergebens warten.


Niemand verkennen kann, iſt uns unbegreiflich. Oder hielt man den einſtimmi-


iangt man eiwa andere Demonſtrationen, die wir zwar nicht wuͤnfchen, ſon-


noch laͤager zögert! Wir hoffen, es wird au dieſer Andeutung genügen.
Ein anderer Gegenſtand, enge zuſammenhängend mit dem gegenwärtig be-
ſprochenen, iſt die Forldauer des Monopols der öffentlichen Kundmachungen,
welches die Retlig⸗ Seckſche Partei ihrem unfaubern Schooßkind, dem Maunh.
Morgenblatt zugewendet hat. Die Entrüſtung, mit welcher jene Maßregel vor
Z Jabren aufgenommen wurde, iſt noch keinen Augenblick erloſchen, ſie wird
aber ſetzt geſteigert, wenn wir dieſe Schmach fortgeſetzt ſehen. Oder wäre das
‘ Morgenblatt wirklich noch das Organ der Regierung?
in der aͤllernaͤchſten Zeit beſtimmte Antwort.
Sollte man ſich in diplomatiſches Stillſchweigen hüllen oder in gewohnter
Weiſe mit ſophiſtiſchen Ausflüchten uns zu entſchlüpfen wähnen, ſo würde man
ſich ſehr irren. Das Volk wüßte dann, woran es mit dem Miniſterium iſt
und ſein Urtheil über daſſelbe würde alsdann ſchwerlich auf der Heidelberger
Verſammlung ſo ſchonend ausfallen, wie es auf der Offenburger Verfammlung
* Aus dem Seekreiſe, 17. März. Fort mit den reaktionaren
und geſinnungsloſen Kammermitgliedern!!!
Der Gemeihderath der Stadt Ueberlingen hat an den Abgeordneten Tre-
furt folgende Aufforderung gerichtet: ; \
Auf das von Euer Wohlgeboren erhaltene Antwottoſchreiben wurde am
16. dſs. Gemeinde Verfammlung gehalten und ſolche eroͤffnet. *
Es wurde ſofort einſtimmig der Beſchluß gefaßt, das Mandat den Wahl-
maͤnnern abzunehmen, und von Seite der ganzen Gemeinde an den Abgeord-
neten das Anfuchen zu ſtellen, ſein Mandat zurückzugeben, da er das In-
tereſſe des Volkes, wie es der Wahlbezirk gewünſcht und erwartet, nicht ver-
treien habe. ; —— 4
Um die Ruhe und den Frieden in der Gemeinde zu erhallen/ DE Sar
die Wahlumtriebe auf eine bedauerliche und ſelbſt beruhigende Weife ge-
ſtört und ſeit jener Zeit unterhalten und genährt wurden, wieder herzuſtellen,
ſo iſt es der Wunſch der ganzen Gemeinde, daß E. Wohlgeboren dem Vet-
laͤugen nachgeben, um dazu beizutragen, die Einigkeit in eine aufgebrachte Ge-
meinde resp. Burgerſchaft wieder zu bringen, durch Niederiegung einer Voll-
macht die Sie unter den angegebenen Uinſtaͤnden nicht mehr erfreuen kann.
Die Gemeinderathe Tenner, Vanotti, Rehmann und Dri Knöpfle ſind
von der Gemeinde beauftragt, Ihnen dieſes Schreiben zu Überbringen und
vaͤnn mündlih Sie um die Entſprechung der hier niedergelegten Wuͤnſche an-
‚zugehen. 4 —4—
Neberlingen, den 17. März 1848. —4
Buͤrgermeiſter Hofeler, Gemeinderath Koſt, Teglin, Dri. Knoͤpfle.
Der Obmann des Ausſchuſſes: Joſ. Geiger. n
Noch ſitzen außer Trefurt; Die Schaaff/ Fauth, Weizel und Kon-
ſorten auf den Baͤnken der Volks⸗Abgeordueten.! Zort mir ihnen, Wähler,
Wahlmaͤnner, treibt ſie hinaus! * ——
— *# Dffendburg, 19. März. In Folge ergangener Einladung hatte ſich
ſchon am geſtrigen Moende eine große Zahl von Mannern aus allen Tbeilen
die Landes zufammengefünden, Die ganze Stadt war feſtlich mit ſchwaͤrz-
rothgoldenen Faͤhnen geziert und die anfemmenden Bahnzüge wurden von der
Bevolkerung bewillkommt. In den Räumen der ⸗Einttaͤcht“ fanden ſich die


vewaͤhrteßen Volksmaͤnner wurde der Abend verbracht.

Am heutigen Morgen ſtrömten die Theilnthmer von allen Seiken {n un-
unterbrochenen Zugen in die Stadt. Die Eiſenbahn allein hat an dieſem
Tage mehr als 10,000 Verſonen nach Offendurg befördert. Aus der Nach-


gezierte Wagen, in uxabfehbarer Reihe, meiſt vierſpaͤnnig, von kräftigen frei-
Feitgluͤhenden und thatenluſtigen Männern beſetzt. Es war auf den Straßen
und offeutlichen Plägen ein ungeyeueres Hin⸗ und Herwogen von Menſchen;
das ſich Z gen 9 Uhr ver dem Rathhauſe ſammelte. Auf dieſem ſammelten
ſich im engern Kreiſe die Führer und Deputationen aus dem Volte; dort wurde
ein Entwurf von Beſchlüſſen berathen und feſtgeſtellt! Um 11 Uhr beggunen
die 4444 der Volkoverſammlung vor dem Rathhauſe, deſſen Balkon
die Rebnerbühne bildete: Das Präfidium führte Bürger Rehwann von
Offenburg, unterſtützt von den Burgern Hoff und Struve von Manndeim;
das Protokoll führten die Bürger Grohe von Mannheim und F. Fecht von
Oberkirch. Die Zahl der Verſammelten betrug nach der Meinung von Sach-
verftaͤndigen, die das Ganze uͤberſchen kounten, mindeſtens 20,000 Männer ;
alle auf den Plag laufenden Straßen, alle Haͤuſer und Bäume waren von
— defegt. . 74—

‚- Prafident Rehmann eröffnet die Verſammlung wie folgt:
‚ Mitdürger, Freunde! Dem verehrten Vorſtandẽ der hieſizen Stadt, Hru.
Buͤrgermeiſter Ree, iſt e8 leider wegen Unwohlfein nicht möglich, die geehrte
Verfammlung ſelbſt zu begrüßen und zu eröffnen, es iſt deßhalb mir die grobe
Ehre zu Theil geworden, Sie verehrte Freunde und Mitbürger, im Namen


falle diefen Auftrag mit der innigſten Freude, und rufe ihnen zu: Freiheit,













— —

Ordnung und Bruderſinn ſei uuſer Loſungswort, dieſes allein ſei der Leit·
frau, unferer heutilen Verfaͤmmlung, alsdaͤnn wird ganz gewiß das Ergebniß
unſerer heutigen Berathung ein befkiebigendes, ein giuckliches nicht allein für
Baͤden, fondern für das gefammte deuiſche Vaͤterlaud ſein; dieſe Berathung
wſrd, ſo hoffe ich, zu der Einigung führen, die uns jetzt, im Jutereſſe des
Geſammt⸗Wohles ſo ſehr noth thuf:
Zeigen wir heute, Freunde, daß wir das hoͤchſte Gut der Menſchheit,


Muth, Kraft und Eatſchloſſenheik genug in uns liegt, den namenloſen Leiden
und Bedrückungen aller Art euͤdtich ein Eude zu machen; zeigen wir daß wir
unfern gerechten Forderungen Nachdruck zu geben wiſſen, durch Eruſt und
Wuͤrde, zeigen wir aber aͤuch, daß wir fiſt entſchroſſen ſind, die unvexaͤußer-
lichen Menfchenrechte, die uns aufs ſchmählichſte ſo lange vorenthalten wurden,
zu erkämpfen und ſei es auch mit Gut und Blut.
Ich ſchließe, indem ich nochmals meinen Gruß an Euch alle wiederhole,
und ausrufe: eg lebe die Freiheit, es lebe das deutſche Volk. 7
Idſtein. (mit lautem Hoch begrüßt) Das Vertrauen, das Sie dem alten
Ibſtein ſo lange geſchenkt, das Sie bis heute bewahrt haben, erfreut mich, ich
danfe Ihnen; die Kraft und Einigkeit des Volts, ſein Vertrauen iſt die Stüge
der Männer der Kaminer, führt ſie zum Siege. Deutſchland war keine Nation,
es war der Tummelplatz' der Fürſten und Ftemder für Familienintereſſeu; das
Volk galt nichts. Die Bewegung der Schweiz, Italien's und Frankreich's zeigte,
daß der deutſche Bund eine Rull war, daß er die Freiheit der Bürger nur nie-
derdrückte, daß die Fürſten Deutſchkands zu ſchwach waren, ſogar dem Willen
der Bundesverſammſung zu widerſtehen — aber jetzt iſt es anders; auch das


Die deutſchen Kammern haben es dahin gebracht, den Forderungen des
Volkes Nachdruck zu geben. Unſere Regierung hat in neueſter Zeit Zugeſtaͤnd-
niſſe gemacht, mit denen es ihr Ernſt zu ſein ſcheint; ſo hat ſie auf Antrag
der Kammer Amneſtie erlaſſen.

Der Abgeordnete Brentano verliest die darüber erlaſſene Verordnung, die
wir nachbringen werden und bemerkt dabei, daß ſie namentlich auch mehrere
beſchuldigte Militärs befreit. ; ; ( *

‚ Seoflefn zählt ferner die einzel nen Conceſſionen auf: Preßfreiheit;

Aufhebung der Karlsbader⸗-Frankfurter - und Wiener⸗Beſchlüſſe;

Beeidigung des Militärs auf die Verfaſſung; ;

Ablöſung Standes und Grundherrlicher Rechte (allgemeiner lauteſter Zu-


Der Rebuer bezeichnet noch weiter die Aufhebüng der einzelnen Feudalla-
ſten, und bemerkt, die Regierung habe begonnen mit Volk und Kaminer zu
gehen, ſie werde und müſſe fortfaͤhren. M / * *

Der Seekreis wolle jetzt die Republi?, ſie ſei eine gute Einrichtung; er
yabe dies ſelbſt als Bewohner von Republiken erfaͤhren, aber nicht der See-
kreis, nicht Baden allein könne ſie durchfübren, ganz Deutſchland werde ſie
erlangen, deffen fei er überzeugt, aber der Augenblick ſei noch nicht da; wolite
Baden die Repurlik allein, ſo Enne Frankreich, aber Deutſchland wolle dies
nicht; wäre ſelbſt das übrige Drutſchland ohne Preußen und Oeſterreich für
die Republik, ſo wäre aberwals Deutſchland in Spaltunz. n
Norddeutſchland iſt nicht reif. Das Parlament von Fraͤnkfurt ſei zu erwar-
ten, von dort werde die Bewegung erſtarken und ſich ausbreiten, oder ſich au-
genblicklich beruhigen, um ſtch ſpäfer um ſe maͤchtiger Bahn zu brechen.
Vertrauen ſie dem DManıte, der ſein Leben dem Volke gewidmet hat, und
ſich gleich bleiben wied. a * *
„ (Die‘ Rede des Hertu Struve werden wie nachtragen )

. Soiront der große Stutm if wegetrecen er hat uns gebradit, was
wir ſchen tängſt haben joflten; er kat uns Dalin gefüßet, mo mir ſchen Idunyft


” aßir verekauten Ben Furten urd Diinlfern; das deuiſge Hott A aber
ſeit mehr ale dreiſig Jahrt ven denſelden betrogen werben; mir wollen Aln


. Mehiten- wir die Waffen {n vie Haud, wirken wir mit dem erwachten '
ſtarken Geiſt in Einigkeit zuſammen, um mäcdtig zu ſein nach Innen und


Die Begeiſterung reißt mich hin. Die Verſammlung erinnert mich an die
Schweizer/ wie ſie verſammelt waken zur Retiung ihres Vaterlandes auf dem
Rütli. Bort ſchwuren fier V 7
Wir wollen frei ſein, ein einig Volk von Brüdern.“

Auch wir wollen wiederum ein großes Volk werden. Auch wir wollen
Wem es Eruͤſt iſt, der ſchwoͤre. Die Berfammelten — mehr als zwanzigtaus


Heder: (lauteſter Jubel.) —— —
Der Traum der Jugend und des Mannes iſt Wahrheit geworden. Ein-


bewaffnete Männer, die mit der Senſe und mit dem Schwerte fordern die
Freiheit der Völker, und aus dem unterhöhlten Boden der alten Zeit ſteigt
herauf der gewappnete Heerbaun und hütet das Heiligthum des Bollerechts z
Aber laßt euch nicht täuſchen, ſondern haltet offene Wache. Seid klug wie diẽ
Schlangen und kühn wie die Löwen. Denn feht, nach Württemberg, das ſich
eben erhoben hatte aus traͤger Ruhe, wollten die Oeſterreicher hereinbrechen über


wußte nichts von einem Ruf, der ergangen waͤre an jene Abſolutiſtiſche Machtz
an der füdweſt. Grenze von Deutſchland ſoll dieſelbe 30, 000 Söldner zufam-


Heere gelagert und concentirt ſtehen die Truppenmaſſen und die zum Auf-
ſchluß laufgeforderten Miniſter erklären, daß ihnen nichts befannt ſei don
einem Ruf und Beizug fremder Truppen; es erſcheint gewiß, daß hinter den Mi-


 
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