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Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 126 - No. 153 (1. Juni - 30. Juni)
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No.
















die Bedeutung und Nitzlichkeit dieſer Blätter zu exhöhen: dazu

Sie fortan zu vermehren und in jedem Betracht


aber ſind befoͤnders aufgefordett, uns dabei kräftigſt zu unterſtützen.
Man abonnirt in Mannheim bei der Erpedition Lit. K

Großherzogthums kommt ein weiterer Poſt-Aufſchlag hinzu.
Ermäßigung des Abonnementspreiſes eingetreten.


noch beſonders.




*







** Zufällige Gedanken eines einfältigen Zeitungsteſers.
Fortſetzung.)

2) vDie erſte große deutſche Zhatı In eben derſelben Sitzung
unſeres deutſchen Parlaments verſicherte, laut dex Protokolle, Her Roß aus
Hamburg: dieſe Geldbewilligung (duͤrch die kaum zu einem Anfang zurei-
chende Kleinigkeit von ſechs Millionen Thalex,) ſei von Seiten der „hohen
Nationalverſammlung“ die erſte Deutfche Xhat!! B
endigte der des Geldwershs bewußte Redner, —„Beſchließen
die erſte große deutſche That!“

Wir dachten: Die erſte große Deutfche (ſich ſelbſt täufchende) That
war ſchon dainals gefhan, als Der „die Leitung der Angelegenheiten des gan-
„zen, fonſt uurxettbaren Deutſchlands (den Tag vor dem 19. Mai) flugs ın
„oͤie Hand nehmende und dafür von den lieben Berlinern vertrguenzvoll app-
laudirte König der Preußen“ ſich ſelbſt mittels des Bundestags, durch das ſou-
veräne deutſche Parlament beauftragen ließ, ſich durch militäriſche Erhaltuug
des von den Danen dedrohten Nordfchleswigs bei Deutſchland als den erſten
waͤffenruͤſtigen Fürſten des großen, einigen und untheilbaren Deutſchlands zu
eigen.

Damals geſchah die ewig merkwürdige That, daß die auf ihren Sitzen
ruhig und feſt zuſammenſitzenden Repräſentanten ber unantaſtbaren Volksſonvergui-
fät einen heiligen Volkoͤkrieg des groͤßen Deutfchlands gegen des kleine Dü-
nemark einmüthig, Dekretirten, ohne daß in den ſedentaren Verfaſſungsſchöpfern

e//
ie einfemmig


Rationen“ den zagbaften Gedanken entſtehen ließ: Aber verſetzen wir durch
diefe erſte That der deutſchen Volksſouverainität nicht den ganzen, bisher in
aller Stille ſich durchhelfenden Küſtenhandel von Königsberg bis Bremen in
die größte Gefahr? !

Sehen wir gleich mit kecker Berachtung auf die Flotille des kleinen Däne-
marks herab, die ſich von der bekannten Dezimation, die eS von dem meerbe-
herrſchenden England erlitt nicht giel erholen konnte, ſo iſt es doch ein Et-
was gegen unſer totales Nichts! /

Sollten alſo nicht doch zu glei ungsmi
gen die däniſchen Kanonenböte wenigſtens von uns, den Gemächlichſitzenden,
Femüthlich dekretirt werden? ; _

Acceptirt wurde die eingeleitete Aufforderung von Preußen mit herablaſſen-
dem Zuͤnicken. Hatte doch die abſolute Krone fogar ihren bisher unmittelbar
unter ihrem Abſolutismus ſtehenden Provinzen erlaubt, um Aufnahme in den
jebt neu zu bildenden deutſchen Bund zu bitten, um bqbu‘rg[) für Preußen, auc
der Voͤlkszahl nach, in dem neuen großen Deutſchlands-Reich ſich gegen Oeſter-
reich ein Uebergewicht vorzubereiten. ; ;

An Preußen war es nun, von der Leitung der Angelegenßeiten Deutſch
lands, die del abſolut bleibende König unmittelbar nach dem Mißverſtändniß
des 19. März „in die Hand genommen! hatte, die erſte Probe 3zu geben.

Die erfte preußiſche Waffenthat für Das deutſche Parlament


zerıe gegen vier Wochen lang an der Eider Halt m achte, ſtatt daß es,
wenn es ſchleunig voͤrgerückl wäre, das ſtreitige Gebict faſt ohne Schwerdt-
ſtreich zum Boraus zu vecupiren vermocht hätte, Auch die Preußiſche Dip-
loͤmaͤlik dachte nicht eher daran daß ſogleich Preüßens Sechären geſchützt wer-
den ſollten, bis die däniſchen Blokaden und Capereien thätlich an das, was
jetzt zu ſpät In Wirklichkeit kemmen mag, erinnerten..
Mie uun weiter? Wahrſcheinlich mag in der ferneren Entfaltung der
Preußiſch⸗Deutſchen Reichsgröße zu, Hranffurt aM die nächſte „große That!
des Parlaments und Bundestags ein hefflich foxmulirtes Dekret fein, daß na-
türlich das große Deutſchland alg ein Ganzes, das nicht den kleinſten Gränz-







theil unbeſchützt beſchädigen laſſen dürfe, die Preußiſche und übrige nördliche


fchädigen habe, für die ohne Zweifel in dem endlichen Friedenſchluß mit Da-
nemark und Schweden keine große Schadloshaltung Platz finden wird, ſelbſt
wenn der kecke General Wrangel oder „Drauf“ noch einmal die in der neuez
ren Kxiegsgeſchichte unerhörte That, ſchuldloſe Bürgerſchaften mit Kriegokontri-
butionen wie Feinde zu belaſten, zu wiederholen wagen und in das Preußijch-
deutſche Kricastecht dodvY in RE OE aan

@_eut’ftb[@nb.

V Köln, 21. Juni. Unſer Regierungspräſident und Bürgerwehr-Com .
mandant ſieht nachgeraͤde ein, daß cr das Vertrauen des Volkes nicht befißt.
Obſchon er ſich immer für einen Mann des Volkes ausgegeben und bei Ueber-
nahme der Präſidentenſtelle erklärt hat, er ſei erſt Bürger und Bürgerwehr-
Commandant, und dann Präſident, ſo hat doch die Wirkung dieſer ſchönen
Worte richt lange vorgehalten. Sein Benehmen gegen die Arbeiter und deren
billige Forderungen, fein wohlberechnetes Verzögeruͤngsſyſtem bei Entwicklung
des Inſtituts der Bürgerwehr hat ſeinen Kredit ſo ziemlich untergraben. Die
Katzenmuſiken, welche ihm gebracht worden ſind, und die kalte Aufnahme, welche er
bei der letzten Parade der Bürgerwehr gefunden, haben ihn darüber aufgeklärt Er
Ein Gerichtsvollzieher hatte vor eintger .
Zeit einen armen Teufel wegen einer Schuld gepfändet und wollte die gepfänz




lud die Sachen auf einen Karren und brachten ſie dem Eigenthümer im Triumph _
zurück. Vor einigen Tagen nun machte derſelbe Gerichtsvoͤllzieher einen zwWeiten
Verſuch, der nicht beſſer ausfiel. Sr rief die Hülfe der Polizet an, und fand auch
einige Sbirren, die ihm Beiſtand leiſten wollten. Das Volk nahm eine drohende

Haltung an und würde unzweifelhaft einen neuen Act der Gerechtigkeit ausge-


leiteten Vexfahrens unterſagt hätte. Ein Regiekungspräſident greift alſo Der


der leitende Gedanken des Regierungspräſidenten der waͤre, daß die Humanität
höher ſteht, als das formelle Recht! als der Buchſtabe des Gefetzes! Aber ein
Regierungspräſident und namentlich ein ſolcher, wie der unfre, Der, ans der
Miite der Bourgeviſie hervorgegangen, der Anſicht iſt, der Arbeiter könne auf
dem theuern Kölner Pflaſter mit 8 *9 Sgr. (28—31 Kreuzer) täglichem Ver-
dienſt, wovon alſo Sonn- und Feiertage ꝛe. noch abgehen, recht gut leben und
er müſſe noch dankbar dafür ſein, wenn man ihm überhaupt Arbeit gebe, —
ein ſolcher Regierungspräſident kann ſich von dergleichen polizeiwidrigen Gedan-
ken nicht leiten laſſen.
ligen tiefer. Sie drehen ſich um ſeine Intereſſen, und das ſind ſeine Popula-
rität und der Wille ſeiner hohen Vorgeſetzten. Seine hohen Vorgeſehten aber


finde, und ſie wollen vor Allem nicht, daß der Schein bei einem ſolchen Zu-
ſammenſtoß gegen ſie ſpreche; den Schein des Anſtandes ſuchen ſie immer zu
retten. Sie wollen jetzt noch keinen Zuſammenſtoß, weil ſie auf unſere Solda-
ten nicht mit Sicherheit rechnen können. Alles Maaßregeln, alles Verſetzen,
Einſperren und Peinigen der Gefährlichſten, es nützt ihnen nicht viel;z die ge-
meinen Soldaten in unſern Regimentern laſſen ſich keinen Pommerſchen voer
Garde-Geiſt einimpfen, und ſo könnte es denn leicht kommen, daß einzelne


hunde gebrauchen wollte, ihre Tliuten ſtatt gegen das Volt, ihre Brüder, ge-
zen ihre wahren Feinde, die Offiziere, zu wenden, Diefe Regimenter müffen

alſo entweder „verb







 
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