Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0185

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Y



































bonnement um den Poftaufichlag.
ud Gelder: fret einzuſenden.













audtagsbericht tauu



Deut ſch land.
Aus dem bad. Unterrheinkreis, 13. Febr Die juͤngſt unſerer hohen
Regierung und den Staͤnden beider Kammern eingereichte Lehrerpetition ſetzte
bei dem bad. Elerus wieder manche Fever in Bewegung.

die Vollsſchulen zu beaufſichtigen, im allgemeinen in Zweifel zieht und Ddie
Redaltion der Karlsruher Zeitung haͤtte die Gefälligkeit den Klagtauten hierü-
ber ihre Spalten zu öffnen.

intellettuelle und mäterielle Hebung ſeiner Ölteder einen auf
dem Princip der Setoſtſtandigkeit beruhenden Zuſtand anzu-
bahnen, ſollte in unjerer ungufhaliſam fortſchreitenden Zeitrichtung um fo
weniger von dem geiſtlichen Stanbe mißdeutet werden, ais ſchon dor zwei
Jahren ein im rein klerialiſchen Geiſte geſchriebeuez BJatt ſich dahin aͤußerte,


einer Scute mu Sicherheit zu beurtyeilen und ihre Leilung und Beauffichti-


Richtung ſichere Gewähr für Ekreichung des beabſichtigten Zwecks gebe.“
Wer hierüber noch im Zweifel ſtehen ſollle, wird wohl dürch Zittel’s Mo-
tionsbegrundung in der 14. Sitzung d. J. eiues Beffern belehet worden ſein
und nicht mehr behaupten, wie in einem Blaͤtte gefchehen, „daß geraͤde


gebildete ſei.

gen“. . A Eg iſt ein gaͤnz ſonderbaͤres Vorurtheil/ daß ein Theo-


mann ſein muſſe, während ja gerade der wiſſenſchaftliche Bildungsgang durch


legenheiten hingewieſen ſind, als Nebenſache mitgeſchleppt werde, nicht wöyt

moglich ſei, ſich ſo kräftig und ſelbſtſtändig aufzuſchwingen, wie es zu

wünſchen wäre.
Obgleich nun der iutelligentere Theil des Volks hierüber längſt im Rei-






Schule gegen die Kirche zeuge, auszudeuten. „Uebermütbige Selbſtuͤberſchaͤ—
zung“, wie man es zu nennen beliebte, kann man jedoch den Lehrern Kicht
wohl unterbreiten, da ſie felbſt die / Unzulauglichkeit⸗ ihrer beruflichen Bildung
anerkennen und dadurch öffentlich beweifen, daß ſie zum Bewuͤßtſein ihrel
Stellung und Bedeutung un Staatsorganismus gelominen und den Umfang
der Forderungen, welche die foriſchreitende Eutwicklung an ſie macht, erkeuͤnen
und fühlen. Der den Tendenzen der Volksſchullehrer unterſtellte Emanzipa-
nonsſchwindel iſt aber eine offenbare Bereindung des Lehrerſtandes, die auf
einer abſichtlich boͤslichen Begriffsverwirrung heruht, welche die Geiſtlichkeit
gern für die Kirche ſelbſt zu ſegen gewohnt iſt, und die Beherrſchung der
Schule als ein ausſchließliches Recht ſich vindiziren will. Kirche und Schule
ſind zwei verwandte Anſtalten, die ſich gegenfeitig unterſtützen und mir einalns
der befreunden, niemals befehden ſollen. *

Nur dem Jeſuitenregiment und nie der Kirche als göttlicher Anſtalt wird
ſich der Lehrerſtand entgegenſtemmen. Dieſer Jeſuitismus zieht aber gegen die
padagogiſchen Grundſätze, welche unſere Lehrer aus den Seminarien ſchöpfen,
offen zu Feld. Dies fuͤhrt zu unheilvollem Werſtreit. Mag man auch an-
nehmen, daß die Geiſtlichen durch ihren Beruf augewieſen ſind, theils durch
Beaufſichtigung der Schulen, theils durch Ertheilung des Religionsunterrichts
ſich Kenntnuiß und Uebung im Schulweſen zu wwerben: jene paͤbagogi-


lich hingegeben netheendig vorausſetzen muß, kann man bei Geiſtlichen nicht


T Seminare, die, um mit Jean Paul zu reden, nicht nur den Samen, foͤn—
dern auch den Sämann fäen, noch nicht allgemein fühlbar geworden, indem
viele Lehrer mit ihren Schulaufſehern über Erziehungs? und Unterrichisgrund-
ſätze in Conflikt gerathen, was für die Schulbildung die nachtheiligſten Folgen
bat und vaͤher eine der Schule ſangemeſſene Ausgleichung diefer Mißverhaͤlt-
niſſe nothwendig macht. . ‘ ; —*


zweckmäßige Aufſicht zu ſichern, dürfte es Regierung und Ständen gewiß an-
räthlich erſcheinen, forthin nur den Geiſtlichen die Beaufſichtigung der Volke-
ſchulen zu uͤbertraͤgen, die ſich mit dem Geiſte der Erziehung und des Unter-
richts, der in den Seminariẽn herrſcht, vertraut gemacht haben, und wenn
dieſe nicht in hialänglicher Anzahl zu finden, die Ucberwachung der Schulen in
die Hände ſolcher zu legen, veren Liebe und ausſchließliche Bildung für das
Schulfach den Volkslehrern Vertrauen einflößt und eine Gewähr für zeitge-
maͤßen Fortſchritt und acht volksthümliche Bildung, entſprecheud den Anfors


ſerſtellung und pada gogiſchen Burchbildung der Volksſchullehrer felbft,
ohne weiche all dieſes feindſelige Schulgezäuk ohne allen praͤktifchen Werth
bleibt, und niemals verſöhnend und einigend „ſondern nur eutfremdend und
zerſtörend wirkt.


Grunde von Niemand, ſelbſt von den Feinden der Lehrer nicht angefochten wird,
f9o wollen wir die Beaufſichtigung der Schule durch Geiſtliche, vorderhand als
Nebeuſache betrachtend, uur als eine anräthliche empfehlen und die Ent-







Breslan, 9. Febr. Die Schleſ. 3. bringt erſchütternde Schilderungen
von etnent Augenzeugen, welche beweifen, daß audy die trauriguen D en
vicdte über die Nokd in Oberſchiefien uichtübertrteben find. E&
heißt darin: Wir klopfen an eine Huͤtte — Niemand Sffnet — wir bitten,
fleven da geht die Thüre auf — und eine Frau, buchſteblich auf Händen
und Süßen, Fricct, nachdem fl geöffne‘, In ihr Lager zurüd, Der Mannn
{0dt — Ddie Mutter mit vier Kindern ſehen Dem Lode duͤrch Hunger und
Tyybus entgegen. Evendafelbfit fpreugen wir in einer anteren Hütte die
Thüre auf, und weun Wittwen wohnen bei einander und erwarten den Toͤd.


Brod — Niemand wagte, ihnen auͤch nur ein Troͤpfchen Waſſer zu brine,
— denn der Schulze hat es unıer Strafe von Prügeln und SGefängs
niß verboten. Eine ſchwarze Tafel ſcheucht Alles fort; ich habe die Wegs
nahme der Tafeln beantragt, denn die Leute gehen ſonſt alle zu Grunde! —
Eine krauke Frau hat ihren todten Mann ſit vielen Tagen an der Seite,
denn im Typhus merkt ſie dies nicht, und Niemand mag zu ihr kommen. —
Ebenſo eine todte Mutter, noch ein lebendes Kind faugend an der Bruſt.
+{} Berlin, 11. Februar. Die heutigen Cenſukverhaͤltniſſe in Preußen
ſind jetzt von der Art, daß nur für ausländiſche Nachrichten preußiſche Zeituns
gen gehalten und auswärtige Blätter geleſen werden, um inländiſche Nachrich-
ten zu erhaͤlten.
ſerer Preſfe geben wohl die beklagenswerthen Zuſtände unſerer Brüder in Ober-


koͤnnen. — Jetzt, wo Hungersnoth und Kälte das Uebel bis auf die äußerſte
Grenze der Möglichkeit getrieben, erfahren wir mit einem Male, daß in Preu-
ßen Zuſtäude wie in Illand vorgauben, daß taufende von Meuſchen ohne
Hülfe und Beiſtand dem ſchmählichſten Hungertode erlegen ſind, daß anſteckenden
Krankheiten ganze Kreiſe verheeren und daß es ſogar an Särgen mangelt, um
die Berftorbenen darin zu beerdigen! Wäre es hierber nicht zu vdem Mußerſten
gefommen, wir würden durch die Preſſe die Schilderungen, wie wir ſie ſetzt
täglich empfangen, ſicherlich nicht vernehmen, deun als vor mehreren Yahren
die Noth der ſchleſiſchen Weber in den Zeitungen geſchildert worden war, wurde
yer Preſſe die Schuld der nachher eintretenden Foͤlgen aufgepackt, ſie wurde
beſchraͤntt und Schriftſteller wurden beſtraft. Jeßt leſen wir die Berichte derer,


ſchende Noth zu- lindern. Kaum, daß ihr Hülferuf erfhallt, ſo thun aller
Orten ſich Hände guf, um Gaben zur Linderung ſo vieler Unglücklichen zu
ſpenden, und doch iſt bis jetzt noch nicht bekannt geworden, was von den Be-
yörden geſchehe, deren Wachſamkeit ſo vieles Andere verhindert; wir muͤffen
zweifeln, daß man Aerzte angeſtellt, weil wir nur von tröſtenden Geiſtlichen
leſen, welche die Sterbenden zum Tode weiſen; wir wiſſen nicht, wie durch die
Geldmittel, welche von den Privaten gegeben werden, geholfen wird. Dies
bezeichnet gleichfalls den heutigen Zuſtand der Preſſe; noch mehr bezeichnet wird
aber die ganze Verwaltung, wenn wir an den geſchilderten Zuſtand der Dinge
in Schleſien die Worte eines in neuexer Zeit durch ſeine Beredſanikeit berühmt
gewordenen Miniſters knüpfen. Er ſagte, als man von dem Mangel der Le-
bensmittel und von der möglicherweiſe hieraus entſtehenden Noth redete: vEes
liegen mir aus allen Provinzen des Staats Berichte vor;, und nirgend ſind
Zuſtände vorhanden, welche auf allgemeine Uebelſtände ſchließen laſſen!

Ein treueres Bild dex Geſellſchaft im Allgemeinen und der Verwaltung
ins Beſondere wird es nicht geben. —— ;

Hamburg, 8. Febr. Seit 48 Stunden ſteht die auf dem neugebauten
Steinwaͤrder, dem ſogenannten Süd-Hamburg, errichtete Fabrit von tragbarem
Has und ein großes Steinkohlenlaget in Brand. Das Feuer entſtand in der
Gasfahrit und zwar, wie man ſagt, durch das Springen einer Bilrioltöhre,
raſch ſtand ſdas ganze Fabrilgebäude in Flammen und da die nöthige Hilfe
ausblieb, theilte ſich auch die Flamme dem Kohlenlager mit, welches 400 Laſt
Kohlen in ſich faßt. ' ; *

An Rettung iſt nicht zu denken und der Schaden ſehr bedeutend, da we-
der Faͤhrik noch Kohlenlager verfichert ſind, ; (
die Berfiherung für ſolche Gegenſtände übernommen haben würde. Die Bers
weifung aller fenergefahrlichen Fabrikanlagen außerbalb der bewohnten Gegens
den wird wohl eine zolge hievon ſein, was zur Beruhigung Aller, befonders
der nicht verfidderten‘ kiemen Familien viel beittagen wuͤrde. (D. Ztg.)

München, 19. Febr. Geſtern hatten wir etwas mebhr als einen


dentenverbindung, Alemannia“ (vulgo: Loliten) ſtaitfiudende verächtlihe Behand= -
lung derſelben von Seiten der ubrigen Studenten, die in der neuen Zeit fid
immer deutlicher zeigte. Dieſe ſchimpflichen Creaturen der Lola wurden vor
ihr und ihrem Beſchützer geſchützt. Bei Thätlichkeiten, welche zwiſchen den
Studierenden vorftelen, wobei ein ſolcher H, .. . ritter H. . Haͤrtſchiers
den Dolch nach einem andern fuͤhrt (iedoch obne Erfolg), nahm fie ſich für


hohen Schutz geſtützt, entgegenſetzt, iſt graͤnzeulos. Folge dieſer Auftritte ift


Semeſter ſchließen ließ und alle Studenten, die nicht von hier find, morgen
München verlaſſen müſſen. — Welche trübe Stimmung und welche Aufreguͤng


fen, viele kommen dadurch um viel Zeit und Geld. Viele Einwohner Müns




 
Annotationen