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Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0255

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Sauistag,







den A. März.



halbjährlich 5 fl., im Ausland
Inſerate die geſpaltene Zeile in Petitſchrift oder



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lag.

No. 63.

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Auf die „Mannheinier Abendzeituug ⸗⸗
noch täglich abonnirt werden;










ſammt „Nheiniſchen Blättern“ und „Landtagsbericht⸗ tann



* Die Neformbeſchlüſſe in Baden.
} Die badiſche zweite Kammer hat am 2. März beſchloſſen:
1) Zu Protokoll den Dank dem Großherzog für die Wiederherſtellung


ſetzentwurfes über Geſchwornengerichte und für Einführung der Volks-
bewaffnung auszudruͤcken und in Bezug auf die letzte zu erklären, daß die
Sammer vorausſetze daß die Bewaffnung unverzüglich eingeführt, die Wahl
der Offiziere dem Bolke eingeräumt und die Wehrverfaſſung ſo eingerichtet
werde, daß nöthigenfallsbie Volksbewaffnung zur Vertheidigung des
Vatertandes gegen jeden äußern Feind diene.

2) In der truſtbewegten Zeit die dringenden, laut von dem Volke ausge-
ſprochenen Wünſche des Landes zur Kenntnißnahnie der Regierung zu bringen
und zwar:

ſofort die Regierung die prov. Ausnahmsgeſetze, als die
Karlsdader Beſchlüffe vom 20. Septbr. 1819, die Fraukf. vom 39. Mai
28, Juni und 8, Nov. 1832, ſowie die Beſchlüſſe ver geh. Wiener
Conferenz vom Jahre 1834, als verbindlich für das Großherzogthum
nicht zu betrachten.
Daß ſofort gleiche Beeidigung faͤmmtlicher Staatsbürger,
mit Einſchluß des Militärs, aͤuf die Verfaſſung angeordnet werde.
Daß alle Befchränkungen politiſcher Rechte aus dem Grunde,
daß ein Staatsbuͤrger einet beſtimmten Confeſſion angehöre, aufs
gehoben, beziehungsweiſe den Ständen ein Geſetzentwurf daͤrüber vor-
gelegt werde.
Daß ein Geſetz über Verantwortlichkeit der Miniſter in der Art,
daß ein Staatsgerichtshof mit Geſchwoͤrnen entſcheide, vorgelegt werde.
Daß in Bezug auf die übrigen Slaatsbeamten eine vorgängige Er-
mächtigung des Miniſteriums zur Anſtellung von Klagen
wegen Haͤndlungen ihrer Verwaltung nicht erforderlich feL
daß die Regierung die Zuſicherung ertheile, daß in nächſter Bälde
die Reſte des Feudalweſens, insbeſondere des Jagdregals, der
Bürgereinkaufsgelder, ſowie die Abzugsgelder der Standes-
und Grundherrn befe:tigt werden.
7) Daß die Privileyirten Gettchtsſtande aufgehoben werden.
8) Daß eine volksthümliche Kreisverwaltung durch geeignete Be-
theiligung der Bürger an denfeiben eingeführt werde.
Daß die Regierung dringend darauf vinwirken möge, daß bei der Bun-
desverſammlung eine Bertretung des deut ſchen Volkes eingerich-
tet werde.
Daß eine unabhbängige Stellung der Richter nach den bereits
früher von der Kammer geſtellten Anttägen geſichert werde.
Daß das Staatsminiſlerium und die Stelle eines Gefandten
des Großherzogthums bei der Bundesverſammlung nur
mit Mannern beſetzt werde,
trauen des Volkes genießen.
Maun heim. Unterm 2, Mär; erlieh die Bundes verſammlung folgenden
officiellen Axtikel, dex unter den jetzigen Umftänden mehr als ſonderbar kliigt!“
Der deutſche Bundestag, alg das geſetzliche Organ der naͤtionalen und
politichen Einheit Deutſchlands, wendet fich vertrauensvoll an die Deutſchen

2)
3)

9
5)

6)

9)

10)
19

Regierungen und das deutſche Volk. *

Verfaſſungsmaßig berufen, für die Erhaltung der inneru und äußeren
Sicherheit Deuͤtſchlands zu forgen „ſpricht der Bundestag ſeine Ueberzeugung
dahin aus, daß nur beide ungefaͤhrdet bleiben können, wenn in allen deuifchen
Landen das einmüihigſte Zufammenmirken der Regierungen und Völker und die
innigſte Eintracht unter alien deutſchen Staͤmmnen mit gewiſſenhafter Treue
erhalten werde.

Nur auf dieſer Eintracht und diefem Zuſammenwirken beruht die Macht und
Unverletzlichleit Deutſchlands nach Außen, und die Aufrechthaͤltung der geſetz-


die bitteren Lehren über die traurigen Folgen, wenn Zwietracht zwiſchen den
Regierungen und Völkern und den! eingalnen Stammen die Kraͤftẽ der deut-
ſchen Nation zerſplittern und ſchieäche! - UT Inneres zerreißen.




unvtegeſſen ſein und während der ſtürmiſchen Zukunft benützt werden, die mög-
licherweiſe Deutſchland nicht fern ſteht. *
Der deutſche Bundestag fordert daͤher alle Deutſchen, denen das Wohl
Deutſchlands am Herzen liegt — und andere Deutiche gibt es nicht — im
geſammten Baterlandes dringend auf, es möge Ieder in ſeinem Kreiſe nach
Kräften wirken, daß dieſe Eintracht erhalten und die geſetzliche Ordnung nir-
gen rletzt werde. * *
er Dundestag wirb von feinem Standpunkt aus Alles aufbieten, um
gleich eifrig für die Sicherheit Deutfchlands nach Auſſen, ſowie bie Förderung
der nationalen Intereſſen und des naͤtionalen Lebens im Innern zu ſorgen.
Deutſchland wird und muß auf die Stufe gehoben werden, die ihm unter
den Nationen Europa's gebührt, aber nur der Weg der Eintracht, des geſetz-
lichen Fortſchritts und die einheitliche Entwickelung führt dahin.

Die Bundesverſammlung vertraut mit voller Zuverſicht auf den in ſchwie-
rigſten Zeiten ſtets bewährten geſetzlichen Sinn, auf die alte Treue und die
reife Einſicht des Deutſchen Volks. ;

Frankfurt a. M., den 1, März 1848. Die Deutſche Bundesver-
fjammlung, und in deren Namen das Präſidium: Dönhoff.

*) Aus Mangel an Raum wollen wir beute dieſen ohnehin gar verſtaͤndlichen
Bundesbeſchluß“ nicht des Weitern würdigen.






O Tauberbifchofshein, 1. März. (Abends S Uhr.) So eben wird
bier befannt, daß „1) die Zenfur aufgehort, 2) Burgerwehr ſogleich errihtet,
3) ein. Gejegentwurf über Geſchworene, ohne Verzug den Ständen vorgelegt
werden ſoll.“ e / —
Alle Einwohner hieſiger Gemeinde, ohne Unterſchied der Stäude, ſind von
der Jebhafteften Kreude erfüllt, Die Haubtſtraße uwnd der Marktplag wurden
plötzlich, we durch einen Zauberſchlag, erleuchtet. neberall ertonen patriotiſche
Geſänße. 3 des Herz iſt von der Ueberzeugung durchdrungen, daß Deutſch-
lands Hoͤffuungen ihrer Erfüllung nahen.
* — — 2 rJ)?ärg.g * Petition der Mainzer Bürger lautet
wie folgt:
4 die Abgeordneten der Stadt Mainz in zweiter Kammer des Großher-
zogthums. *
Der mächtige Athem der Zeit hat den Dunſt verweht, welder Hofdiener
und kurzſichtige Regierungsbeamte dem geiſtigen Auge der Furſten voriumachen
bemübht waren. Ueberall iſt die Stimme des Volkes laut geWorben, und wo
fie mißachtet wurde hat der bewaffnete Arm die unveraͤußerlichen Rechte des

zu lange vorenthalten hat. * S 4*

Auch in Heſſen iſt mit den Zugeſtändniſſen gegelzt worden, und eine ver-
Lendete Regierung hat die Liebe des Voltes zu ihrem Regtuten iu hohem
Erade beeinträchtigt, In Zeiten wie die gegeuͤwaͤrlige bewaͤbrt ſich dieſelbe.
Rheinheſſens Buͤrger werden die Treue bewahren, wovon ſie oft Proben ab-
gelegt haben. —

Aber ſie verlangen dagegen — mit allem Nachdruce, die Recht und
Gejeg zu geben vermögen — Ales, was ‚zum Schuße uret Freifeit und
hrer Rechte dienen kann. Sie verlangen als Bafis der Veltofrelheit vie Lo-
ſung der Preſſe von allen Feſſeln, in welche verfaſſungswidrige Leaierungs-
Viltkür und fremder Einfluß fiz gelegt hat, ſie verlangen, daß das ſteheude
' Heer, dieſer freſſende Krebs am Stagts· Einkommen, aufgehoben und eine die
; Sidherheit des Landes im Innern und naͤch Aufen allein ſchuͤtzeude Voͤlkoͤbe-
waffnung, an deffen Stelle gefetzt werde, ſie verlangen volle Freiheit
des Gemeinde und Volkslebens, ohne den verhaßten Zwang der Polizeigewalt
und obne die Bevormundung eines anmaßeuden Beamtenftandes — fie ver-
augen das Recht ibren Staͤnden die Wünſche und Bedürfiriffe‘ des Landes un
gehindert ausſprechen und ſich zu diefem Zwede In öffentloder DBerfammlung
vereintgen und berathen zu dürfea, — He verlangen endlich eine Reviſton
der Verfaſſungs Urkunde in zeitgemaͤßem Seifte, — ein beſſeres Wahlgeſetz,

geſetzliche Gleichſtellung und Freiheit des religiöſen Kultus, euͤdlich eine
wahrhafte BVertretuug des deutſchen Volkes durch ein deutſchee Parlament.
Sie proteſtiren ſchliſßlich gegen das Volizeigeſetz, well es {n einer Beamten-
fammer blrathen, das Recht des Voͤſtes vernichtet. Die Zeit drängt, —
ſoll den Ereigniffen vorgebeugt werden, ſo müſſen Thaten an die Stelle des

leeren Worffchalles treten, die Nammer hat eine hobe Berautwortlichleit ge-













Mit aller Hochachtung tc.
Folgen die Unterſchriften.
Koblenz, 28, Febr. Die Nachrichten über die jüngfien Ereigniſſe in
Parig und dem uͤbrigen Fraͤnkreich haben uns ſehr uͤberkaſcht und unfre höch-
ften Mititärchefs ſind ſeit zwei Tagen in großer Tpätigkeit. Geſtern früh um
5 Ubr baͤtten der Oberpraͤſident Herr Eichmann und der interimiſtiſche come
ımandirende General eine Conferenz, worauf Vrittags im Oberpraͤſidio die
Drdre zur Einberufung der Kriegsteferven an die Vandräthe expedirt wurde.
Die Kriegsreferve wird nodh im Laufe diefer Wodhe hier eintreffen und alea
bannn ein Theil unferer Truppen an die Grenze geſchoben werden, waͤhtend
wir hier Ttuppen anderer Arineekorps erwarten. Der eominandirende Geue
ral von Thile wird heute oder morgen hier zurückerwartet. Der Telegraph
zrheitet faſt unausgeſetzt und der Staͤffettenwechfel iſt äußerft Tebhaftı — Die
Feſtung Saarlouis und Lremdurg ſind bereits duͤrch Ordre vonr geſtrigen
Tage in Kriegszuſtaͤnd erflärt und heuͤte S0 Mann Vioniere von hier nach
Saaxleuis abmarſchirt, während nach Derfelben Feſtung mehrere hundert Centa
ner Montirungs- 2c. 2e. ſtücke geſendet werden. A ;
Küln, 28, Febr. Auffallend iſt es, daß das belgiſche Miniſterium der
Verwaltung der rheinifchen Eifenbahn die Weiſung gegeben, von hier keine
directe Billete nach Brüffel mehr auszufertigen. Man will daraus ſchließen/
deb man ebenfalls in Bruͤſſel Unruhen befürchte Geſtern früh kam unſer
Geſandter von Paris hier durch, wie auch waͤhrend des Tages inehrere Cous
riere hier Lintrafen. Der Teligraph war den ganzen Tag über in anhalten-
der Thätigkeit trotz des truͤben Wetters, Die Kriegsruſtungen werden mit
außerordentlicher Emfigfeit beirieben. Die Referven ſind ſchon einberufen, um
die Regimenter vollſtändig zu machen. Auch ſoll die Garde⸗Landwehr einbe-
rufen werden. Mehreren landwebrpflichtigen jungen Maͤnuern find Paͤſſe ver-
weigert worden. Bis geſtern Abend waͤren noch Feine Befehle hier eingetrof-
jen, Vorgeſtern ging eine große Schiffsladung Waffen von bier nach Trier
und Luxemburg. Heuͤte ſollen die Wälle und Foris mit Geſchützen befahren
und, wie es heißt, ein Theil der Bäume um die Stadt gelichtet werden. Die
hier ſtehende Artillexie erhält auch Beſpannung. Die Truppen ſind marſch-
fertig und können jeden Augenblick ausrücken.
Berliu, 28. Febr. Die Nachrichten aus Paris werden hier mit einer
Spannung, ja Aufregung erwartet, wie ſie kaum irgendwo groͤßer fein kann.
‚Stalien ift feit 3 Tagen ganz Vergeffen, der Landtagsausfhuß , und die Dber-
ſchleſiſche Noth ſind in den Hintergrund gedrängt, die ganze Aufmerkſamkeit
Aler Stände iſt nach Weſten gerichtet., Der Telegraph ift fortwaͤhrend in
Bewegung. Die beunruhigendſten Gerüchte verbreiten ſich. Man erzählt ſich







 
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