Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI chapter:
No. 91 - No. 118 (1. April - 29. April)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0389

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
-














vierteljährlich?




voſt bezogen in ganz Baden
um den — —— 2*
— Briefe und Gelder: frei einzuſenden.










— * *

** Schleswig⸗Holſtein und 444 Vertheidigung zur

ee.

Dänemark will Schleswig nicht fahren laſſen; Schleswig will
deutf o ſein; Deutſchland wird und muß ſein Grenztand behahpten.
Der Krieg iſt im Anzuge; wir werden gern und müſſen dieſen Krieg waͤylen;
die Ehre, die Intereſſen Deutſchlands fordern ihn. Zu Land iſt überdieß ſol-
cher Krieg für uns der ſicherſte Steg, Schles wig-Holſtein iſt genugſam ſtart
um ihn ruhmvoll zu führeu. Doch der kleine Daͤne bat eine, wenn au D kleine,
Seefriegsmacht, und das große deutſche Baterlaud bar Nichis, womit es trie 7
geruͤſtet zur See auftreten fönnıe. Der Flotte Rußlande, das in einnen Ju-
lereſfe den Dänen heimlich ſtachelt und ſtützt, würde, wollte ſie uns offen ent-
gegentreten, ſicher durch Frankreichs und Englands Seemacht turzer Yre5
gem cht werden; aber ſchmerzlich iſt, daß wir ſo hülflos ſind, ſchon dem Klein-
frieg des Däncn, den er an deatfchen Küften heginnen wird und neckiſch
freitim zu fe.ner Vertilgung auf der Scholle Erde die er eirnimmt, — auf
unſre zaͤblreiche Hantelsflotte übertragen könnte, auch nicht ein Kriegoſchff
entgegen ſtellen zu können! So weit haben wir eS unter dem reutſchen Bunde
gebracht! Doch ſchon erhebt ſich der erwachte Volksgeiſt an unſern Kuͤſten,
um ſchnelle Hülfe zu berathen, zu verſuchen. *
Die /Weſer⸗Zeitung / fordert auf. „Man bilde“, ruft ſie, „augenblick-




digung der einzelnen Localitäten forgen mögen, Bremen, Oldenburg,
Lannoper und Hamburg aber mögen ſich raſch nach Waffen umſehen, um
Wefer, Elbe und Nordfee zu decken. Möge man nicht zurückſchrecken vor dem
Leuen und Ungewohnten der Aufgabez einem einträchtigen und entſchloſſenen
Streben gelingen groͤße Dinge durch kleine Mittel, und die Früchte der ſelbſt.
auferlegten Opfer werden gerade den Nordſeeſtaaten ganz vorzüglich zu gute
lommen Wir haben eine feefahrende, unerſchrockene Bevölkerung, welche es
mit allen Nationen des Erdballs an Tüchtigkeit aufnimmt, wir habeu ſelbſt
vielleicht unter unſerer Handelsflotte Schiffe, welche für den kleinen Krieg zur
See völlig geeignet ſein würden; woran es uns für den Augenblick vornehm-
lich fehlt, das ſind Kanonen und Offiziere. Aber für dieſe beiden Re-
quiſite ließe ſich am Ende doch Rath ſchaffen, und es würde den Uferſtaaten
wohl anſtehen, wenn ſie dem neuconſtituirten Deutſchland als Angebinde die
erſten Anfänge einer Kriegsflotte, wie ſie zum Schutze unſerer Küſten und un-
Wir meinen damit nicht, daß Bres
men und Hamburg die bedeutenden Koſten eines ſolchen Unternehmens, die uns
fere Krafte weit uberſteigea würden, allein auf ſich nehmen folltenz {m Gr
gentheil halten wir es für volltommen billig, wenn im Fallt eines Buͤndes-
krieges für alle Rüſtungen, ſeien ſie zu Lande oder zur See, die Bundes-
kriesskaſſe herangezogen wid, welche ja zum Schutze aͤller Bundesſtaaten ge-
bildet iſt. Aber die Hanſeſtadte, die Uferſtaaten haben im Augendlicke, wo
ein Jeder in ſeinem Kreiſe Deuiſchlands Intereſſen wahrzunehmen hat, den
Beruf, in dieſer Angelegenheit die Initiative zu ergreifen.“ *
„Die alten Römer, welche urſpruͤnglich eingefleifchte Landratten waren, ha-
ben dadurch, daß fie als Neulinge ſich aufs Dieer waͤgten und die ſeegewohn-
ten Karthager angriffen, den Grund zur Weltherrſchaft gelegt. Die aͤußeroͤr⸗
dentliche Zeit wurde felbft die außerordentlichſten Auftrengungen rechtferligen,
wir aber fordern vorerſt nur das was im Bexeiche unferes Horizoutes tiegt.
Vir denken z. B. an den Ankauf einiger tuͤchtiger Kriegodampfbbte in Euͤß—
land, die dann, mit unferen Matroſen bemaant, mit tüchtigen Gielteicht dol-
ufig mit britiſchen) Offtzieren verſehen, mit einigen Geſchützen vom ſchwete
ſten Kalıber bewaffnet, der ſchwarz roth-goldnen Slagge gewiß feine Uurkre
machen ſollten.“ — — N
„Die Dänen haben ſich auf einen Kampf der Berzweiftung eingelaſfen, ſie




werden aug zu verzweifelten Mitteln greifen, die freilich den Sieg Deuifakr
lands nicht verhindern, aber doch bis zum Siege das größte Unheil aurichlen!
koͤnnen, falls man ihnen nicht alsbald mit Kraft und Entfchloſſenheit engegen-

dern, wohl aber zur Vertheidigung gegen Brigs und Corvetten und gegen et-
waige Kaper, welche ſelbſt in unſere Ströme einſegeln und das Feuͤck idrer
Kanoney gegen unſere Häfen richten koͤnnten. Wer wie der Vozel Strauß

%i allein Alles verlieren, ſondern auch die Ehre dazu.“

Wohlan, Hand an's 4 gelegt,
Die neueſten thatſaͤchliche Berichte ſind:
Aus durchaus authentiſcher Quelle ſagt die ⸗Weſ.3.“ geht uns die

Nachricht zu, die proviſoriſche Regierung in Rendsburg hege den dringenden


wirken möge, das eine Plage für das Land ſei — daß die Regierung auch
nicht dieHülfe fremderFreiſchaaxen wünſche, obwohl dieſes in meh-
reren Blättern, namentlich dem /Rendsburger Tageblatte“, behauptet worden
ſei. Die Regierung glaubt vielmehr, Hände und freiwillige Kräfte im eigenen
Lande genug zu haben, um dem Erforderniß zu entſprechen, wenn nur
erſt die nöthigen Waffen vorhanden ſeien, woran es für den Augenblick noch
mangelt.

— — 31. März. (6'. Uhr.) Ein däniſches Kriegsſchiff
hat auf das auf Apenrade zuziehende ſchleswig⸗holſteiniſche Corps Cbeftehend
aus Jägern, Turnern und Studenten) einige Salven gegeben, die jedoch Nie-
mand getroffen. Das Schiff entfernte ſich hierauf und das Corps zog in die


rüchte von einem Treffen. *
— (B.-S.) Auszug aus einem Briefe aus Kopenhagen vom 29.
Maͤrz (pr. Dampfſchiff über Travemuͤnde). Nun wird es Ernft mit dem




Kriege, Geſtern ſind 4000 Mann über den Belt nach Zütland gegaugen,
xud weun die 12,000 Mann zuſammen ſind, reiſt der König ſelbſt Freitag



nadh. Heute ſind Freiſchaaren aufgeboten und Alles, was nicht Milliaͤr {l
ließt d an, fogar die Boutiquiers wollen alle mit. Der Enthufiagsmus if
grenzenlos. ‘ n .

In Altona erwartet man heute das Ueberkommen hannoverf cher
Truppen; Boste und Schleppfäpne waren ifnen zur Berfügung gekellt wora
den; eine andere Verſion laͤßt dıe haͤnnoberſche Hülfsmannfhaft vom jnfeitie
gen Ufer die Waſſerfahrt bis Glücfiadt maden, um dann per Eifenbahu weis

tergef@afit zu werden.

Hamburg, 3t. März.. (Truppeudurchmarſch) Heute ſind 100
braunſchweigiſche Freiwillige, aͤhnlich uniformirt wie die fehwarſen Jaͤger un
ter. den braunſchweigiſchen Truppen, hier durchmarſchiri. Es iſt eine fehr
rüſtige und eytſchloſſene Schaar, mit welcher die Schleswig « Holſteiner einem
jedenfalls willkommenen Zuwachs ihrer Strei:kräfte erhallen werden.

4 Das Rendsburger Wochenblatt bringt zwei Verfügungen über die
Einrichtung mobiler Sicherheitswachen in deu Landdiſtrikten der Herzoge
thümer und über die Poſtverfendung von Zeitungen und Zeitſchrif-
ten. Das Debitverbot gegen einzelue Zeitungen iſt aufgehoben und alle
Zeitungen können durch die Poſt bezogen werden.

Deutſchland. WE RÖ
= Aus dem badiſchen ODdenwald, 2. April. Das Volt mufßjübere
zeugt ſein ven der Zweckmäßigkeit aller Theile der öffentlichen Berwaltung,
daher iſt es an der Zeit unſer Forſtweſen, dem ein ſo großer und wichtiger
Theil des Nationalvermögens anvertraut iſt, guch einmal oͤffentlich zur Spraͤche
zu bringen, da gerade dieſer Verwaltungs-Zweig wohl noͤch am meiften feum
dalherriiche Anyängfel beſigt, an Corruption und Adelsbevorzugungen leidet,
As Beweiſe mögen Thatſachen ſprechen: *2 8
Sämmtlihe Rathe der Forftpolizei.Direktion und zehn von fünfzehn Forſt-
meiſter ſind adelige Herren, waͤhrerd das übrige in der Regel iutelligentere
Perſonal in vielfach überwiegender Zahl bergerlichen Standes iſt; daß daher
hier bei Beſetzung höherer Stellen Adelsbeborzugungen in ausgedehuͤleflem
Maßſtabe ſtattfanden, bedarf wohl keine weitere Belege. 22—
Ein anderer Uedelſtand bezuͤglich des Perſonals deſteht darin, daß viele
Bezirksfoͤrſter namentlich in den uͤntern Landestheilen, in grundes? und ſtan-
deshexrlichen Gebieten, Leute ohne alle beffere Bildung ſind. *
Leute die mitunter fruͤher Bedlener gtoßer Herren geweſen ſind und ihre


Derartige Männer verwalten uun unfer Staate - und Communal · Ver-
mögen. Sie mögen ehrlich und techtlich ſein, allein das Volteveritauen kauu


Regel, bisher nirgends benierkiich machte außer bei der Wahl eines reaktiond-

ren Deputirten, nimmermehr beſitzen. * 4
Dies ſind Gründe weßhaib ein großer Theil des Volts unfere For

waltung mit Mißtrauen und namentlich das Inſtitut der Forſtmeiſter rei


verſtaͤndigen Forſtmaͤnner der neuern Schule ſind langſt darüber einig, da


das dem Staat iährlich ungefaͤhr 50,000 fl toſtet, bei dem Wirkungskreis deu
das Forſtseſetz den Bezirkofoͤrſtern zugewieſen, ein rein uͤber ſluͤſſi ges fei, und
ſeinen Nutzen hödhftens dort befdätize, wo eln alter, der Bevormunduug bes


Derattige Berbättniffe Enneu Sag Licht der Neuzeit nicht mebr vertragen.


rajdhe unDd geefgnefe Drganifütion, model man aber tüchtge Norfmäinnet Bilı-
geritchen Standes deren wir viele beſizen {u Rathe gieße, baln fii_égtfiä@ß zu

Vir find verfihert, daß wir im Sinne des Volkes und der htjaht ala
jr wohiBenfeinden Forſtbeamien ſprechen, wenn wir nadfiehenbe Jorſchiage eis


t. Jerbindung der Foſtpoͤlize Direktion mit jener der Forſt ˖ Domaͤuen, was
einfach dadurch geſchehen kann, wenn die Forſt⸗Domaͤnen, Direllioͤn durdd-
einzelne Raͤthe verſtärkt und in derſelben eine technifche Sektivn gebildet
wird, welcher die Funktignen der Forſtpolizei· Direktion übertragen werden.
ee ſämmtlicher Forſtaͤmter und Vereinfachuug der vielen Schreie
reien.
4 Aufhebung aller ſtandes⸗ und grundhertlichen Bezirkofor-
eien.
Zweckmäßige Eintheilung der Landes in cca 100 Staats⸗Bezirksforſteien.
Aufhebung der Diäten der Bezirksfoͤrſter da das Diaͤtenweſen zu Miß-
bräucben führt, und Eniſchadigung der Auglagen dei aus waͤrtigen Ge-
ſhäften mittelſt billiger Averfen, und endlich 7
Entfernung der unſelbſtſtaͤndigen, theilweiſe aus der Bedieutenwelt abſtam-
menden Foͤrſter und Verwendung derfelben zu dem was ſte urſprünglich beſtimmt
waren, zu Forßſchutzperſonal. Die dadurch entſtehenden Luͤcken können leicht
mit den überflüfftg gewordenen tüchtigeren Forſtmeiſtern, oder jüngern
tauglichen Subjekten ausgefüllt werden. — 2
Dies ſind einzelne Hauptpunkte durch deren Ausführung die
tung einfacher, zeitgemäßer und wohlfeiler gemacht werden fann.
* - —6 4 denen ſicherlich die Mehr-
zahl gebildeter und frei denkender Forſtmaͤnner beinflicten, in lichſte
Bälde in Betracht ziehen werden. —
T Breiſach, 2 April. Die Regierung hat ſich endlich entſchloſſen, un-
ſerm Bürgermeiſtex Uufug ein Ende zu maͤchen. Schon feit 4 Jahren ver-
ſieht der frühere Bürgermeiſter, ein Werkzeug des hieſigen ultramontanen Des
lans, zum Verdruſſe aller beſſern Bürger feine Stelle proviſorifch fort, indem
ſich die Regierung früher nicht dazu verſtehen wollte, den Wuͤnſchen der Ge-
meinde in Bezug auf die Art der Bürgermeiſterwayl nachzugeben, Man wiſl

3

5.

+

Forſtoerwal-
Wir zwei-


 
Annotationen