Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 287 - No. 313 (1. Dezember - 31. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#1318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

























5 ON * —— 1 2
. Äbonnemeut In Dianndelm viertelährtich 1 fl. 24 fr., durch dis Poſt besogen in gaus Yaben ; 4⏑4
1848. - »ierte(ährllh 2 M, 30 in Yuslaud erhöht d dag Ubonnement um den Yokaufidlag. ; @@i 304. SO |
















® 0 W — '“
Eiuladuug.

Mit dem 1. Januar 1849 beginnt ein neues halbjähriges Abonne-
ment der „Mannheiiner Abendzeitung“ und ihrer „Kheiniſchen
Blätter

Die Richtung der „Mannbeimer Abendzeitung“ bleibt dieſelbe. Wie ſie
in den Tagen der Cenſur und Zeitungsverbote gegen den TT} Bundestag und
die bundestäglichen Negierungen unerſchütterlich für rie Erringung freier poliz \
tifcher und fogialer Zufänte in die Schraͤnken trat, und im Kanpfe gegen rie
Dränger und Ausfauger des voltes ktne Gefahr und Opfer fcheute, fo ſucht
ſie feit den Märzragen bet freierer Preſſe ungeachtet der neugeſtaltigen Verfol-
gungen mit erneuerter Kraft Freiheit, Wohlſtand un? Bitoung des
Volkes und der Einzeluen zu fördern und Alles entſchieden zu bekämpfen, was
der vollen Entwickelung der Bolfofenuveränität und der Rechte des Menſchen
und Bürgers im Wege'ſteht. '

Zu dirſem Zwecke uͤnd zur ſchnellen ſorgfältigen Mittheilung der Tages-
geſchichte haben wir neuerdings durch Beſtellulig eines weitern Redakteurs Und
mehreren Correſpondenten die Bedeutung und Nützlichkeit ver Zeitung erhöht
und werven auch im neuen Jahre dieſe Kräfte vermehren, wobei uns freund-
liche Beziehungen zur demokratiſchen Oppoſition in der 2. bariſchen Kammer
und in der Nationalverfemmlung zu Frankfurt ſowie zum vemokratiſchen Cen-
tral⸗Ausſchuß in Berlin und vdem dieſſeitigen Kreisausſchuß unterſtützen.

Das Erſcheinen dieſer Blaͤtter, welches in Folge der Einkerkerung des
Redakteurs und Verlegers im Mat D, J unterbrochen war, iſt künftig gegen
jederlei Störung gefichertuͤnd eheuſo für pünktliche und ſchuelle Liefe-
rung geſorgt. ; ]

Der Preis der Zeitung ſammt Beivlättern und Extrabeilagen iſt für das
Halbjahr für Mannheim 2 N 48 fr. und für ganz Baden mit dem Y o f
aufſchlag, 5 fl., welch' letzterer ſich aus warts verhältnihmäßig erhöht. In
Baiern und Yreußen iſt der Preis durch Peinderung des Boſtaufſchlags und
in letzterem guch durch Wegfall'des Stempels ermäßigt.

Man abonnirt hier bei der Expebition Lit. E 6 Ro. 3, auswärts bei den
nächſtgelegenen verehrlichen Poſtanſtalten; für Frankreich und die überſeeiſchen
Länder bei Herrn Alexaneer in Straßburg, Brandgaſfe Nr. 29.3 in Paris
rue Notre-Dame Nr. 25. ; 7

Es Des richtigen Bezugs wegen bilten wir die Beſtellungen möglichſt
bald zu maͤchch. .

Zu amtlichen und nichtamtlichen Anzeigen, deren wir täglich eine gröſ-
ſere Anzahl veröffentlichen, empftehlt ſich die Zeitung ihrer ausgedehnten Ver-
breitung wegen beſonders.











Dewtſch land

* Deannheint, 21. Dezbr. Wir meldeten kürzlich die Verhaftnahme
des Redakteurs der Seeblätter J. N. Letour und deſſen gewaltſame Abführung
nach Stockach aus Anlaß einer gegen ihn erhobenen Denuntiatieon auf Verſuch
zum Hochverrath durch Verbreitung aufrühreriſcher Schriften.

Derfelbe iſt jetzt nach 15ägiger Haft freigelaſſen worden. Es bietet dieſer
Fall wieder ein Beiſpiel maßlojer Polizelwillkühr dar. Waren wirllich Gründe
vorhaͤnden, die es nothwendig machten, daß Letour trotz der vorhandenen Ga-
raͤntien und der angeborenen Kaution ın Unterſuchungshaft genommen wurde,
ſo können dieſe doch wahrhaftig nicht durch 16 Tage Gefängniß abgeſeſſen wer-
den; daß ſie nicht vorhaͤnden waren, beweist die nunmehrige Freilaffung Le-
tour's. Die Sechlättel, deren Erſcheinen durch dieſen Poͤlizeiſtreich unterbrochen
war, werden nun wieder ausgegeben. In ihrer Einladung zu dem neuen Aboͤn—
nement weiſen dieſelben auf die — endlich bafo zu erwartende Freilaſſung Fick-
lers hin, der durch den jetigen Stand ſeines Prozeſſes in der öffentlichen Ptei-
nung läneſt vollſtändig gerechtfertigt iſt, und meın ihın der Spruch ver öffent-
lichen Gerechtigkeit die geſtohlehe Freibeit wieder verſchafft hat, mit frifcher gei-
ſtiger Kraft und gewohuͤter Unettcütterlichkeit aufs Neue für das Recht und
die Freiheit des Volkes in die Schranken treten wird. Wir machen unſere





gewinn Ficklers die Secbläiter erhalten werden, bei Gelegenheit des Abonne-
wentswechſels ausdrücklich aufmertſam, uuͤd empfehlen diefelben der beſondern
Theilnahme und Unterſtützung der demokraͤtiſchen aln —

LKarlsruhe, 19. Dezbr. Auf der heutigen Tagesordnung der zweiten
Kammer ſtanden wehrere Berichle der Pelitionscommiſſion, worunter Zwei von
beſonderem Intereffe für 2 Städte des Laudes. Der Abg. Baum berichtet
über eine Petition der Gemeinde Lör rach,welche, dem Druck einer unerhör-
ten Einquatirungelaſt beinahe erliegend, um Errichtung einer Caſerne bittet, wo-
bei ſis darauf binweist, daß die bort leer ſtehenden Staatsgebäude, einſt Sitze
von Lörrach wegoerlegter Behoͤrden, wit geringen Koſten zum Gebrauch des
Militärs hergerichtet werben Fönnen. Der geſchilderten dringenden Noth uner-
achtet lautete der Antrag der Lommiſſion auf Ueberweiſung des Geſuͤchs an
das Staatsminiſterium mit ver Empfehlung, demfelben nur in ſofern ſtattzuge-
ben, daß die Stadtgemeinde Lörrach einen Präzipualbeitrag zu der verlangten
Einrichtung beiſteuern. — — Da

Dieſem Antrag widerſetzte ſich zunächſt Scheffelt, der ſich der gedrückten
Lötracher auf das wärmſte annahm und ſich dagegen erhob, daß man dieſer
Vnedieß an den Rand des Kulns gebrachten Gameinde einen vorzugsweiſen

eitrag auferlege. Wenn die Einqnartirungslaſt, äußerte er unter anderm,
NO eine Zeitlang ſo wie bisher daſeloſt foridauern, fo werde Lörrach gar kei-
Ls Schußes mehr hedürfen, fndem ihm gänzliche Verarmung benorfiche. Die
Truppen lägen dafelbft nicht zum Schutz dieſer Stadt allein, fondern zum Schutz
des ganzen Landes, ſomit habe von Rechtswegen die Staatstaſſe die Koſten zu



tragen. Er ſtellte den Antrag, die Bitte der Staͤdtgemeinde Lörrach ohne den
belaſtenden Beiſatz dem Staatsminijtertum mit dringender Empfehlung zu über-
weiſen. ; ı ÖM ( *

Regiexungscommiſſär Brunner waͤndte dagegen ein, die Militärverwal-
tung ſei nicht ſo dotirt, daß ſie auf ihre Fauſt Kafernen errichten könne. Aber


der büdgethäßigen Miuet Seitens der Kammer vorausgeſetzt würde, ſo würbe
es doch nicht rathſam ſein, von dem Grundſatz abzugehen, an Orten⸗ wo der
Aufenthalt der Truppen nur ein vorübergehender ſei⸗ rieſelben nicht zu kaſerni-
ren, ſondern auf dem Wege der Eingartirung unterzubringen. In Kuͤrzem viel-
leicht würden Truypenaufſtellungen läugs der ganzen Kheingkänze ſlalifiuden
müſſen und vann tönnte jede belaͤſtigte Gemeintt gleich Lörraͤch eine Kaͤſerue
haben wollen. — 4 — ;

Mez ſprach die Anſicht aus, daß Lörrach inekünftige, hei ſeiner geringen
Entfernung von Baſel und St. Louis, welche beiden Städte mit. Garniſonen


Auch für Conſtanz wünſchte er eine ſolche. Der Eenmiſſio ſtauirag aber ent-
halte eine Ungerechtigkeit gegen Lörrach, das der Opfer bereits mehr als genug .
gebracht. Er unterſtützt den Antrag Scheffelts. ! —
Lehlbach desgleichen. Wenn es im Intereſſe des ganzen Landes
liege, daß eine ſtändige Garniſon in Lörrach verbleibe, ſo ſoͤlle man nicht von
dieſer einzelnen Stadt einen beſondern Beitrag hiezu gerlangen?. . ;
vItzſtein gab der Regierung zu bebenten, wie eg ibre Pflicht fei, alles


Sie ſolle dem Verlaagen derſelben willfahren, die noͤthigen Gebäude ſeien vor:
handen und unbenützt, die Koſten der Einrichtung möge fle vorfchießen und wez
gen des Rückerſatzes fich mit der Zentralregierung benehmen.

Lamey ſprach zu Gunſten des Commiſſionsantrags und ſuchte das Be-
gehren der Petenten in jeder Hinſicht als unſtatthaft darzuſtellen.

Nachdem noch Zentner, Rettig, Hägelin und Bekk für den Commiſſionsan-
trag, Kiefer und Baum für den Antrag Scheffels geſprochen, wurde diefer ver-
worfeg, der Erſtere angenommen.

Helmreich erſtaͤttete Bericht über eine Petition mehrerer Mannheimer
Bäckex, welche verlangen, daß ihnen 3500 f‚ bie ſie für Brodkieferungen an


Die Verhandlungen über dieſe Petition waren geeignet, die Schutzloſigkeit
des Bürgers und die ſchmähliche Ohnmacht der ordentlichen Staaiogeivait ge-
genüber der brutalen militaͤrifchen Aumaßung recht anſchaulich zu machen. Nach-
dem baieriſche Soldaten alg Exekulionstruppen in Mannheim eingeruͤckt waren,
für deren Verpflegung, ſo lange ſie dieſe Eigenſchaft beibehalten, kein Erſatz
geleiſtet wird, wurde ungeachtel der Vorſtellungen der badiſchen Regierung —
wie Hr. Betk ſelbſt zugeftand — auf Anordnung des Commandanten des 7
und 8 Armeekorps, des Prinzen Carl von Batern, auch fur den Unterhalt der


mehr gegeben. Die erhobene Einwendung, daß zu der vorſchußweiſen Leiftung:
der Staatskaſſe darum kein Grund vorhaͤnden ſei, weil die Pelenten in Feinem
Bertragsverhältniß mit derſelben ſtünden, gab dem Aegeo dneten Brentano
Gelegenheit, die ſchwebende Frage in das rcchte Licht zu ſtellen! Er beſtritt z⸗
nächſt auf das Entſchiedenſte düſe Behauptung: wenn das Kriegsminiſterium
mit den Bäckern einen Lieferungs⸗ Vertraͤg ahſchließe und ſie in Folge deffen ane
weiſe, den Truppen täglich ein beſtimmies Quantum Brod verabfolgen zu laſ-


Truppen gegeſſen werde! Alg nun der Belagerungszuſtand eingetreten und in
Folge deffen das baierifche Militär einquartirt woͤrden ſei und fomit beſſere
Verpflegung genoſſen habe, hätten die übrigen Truppen erklärt, ſich fortan auch
nicht mehr mit Commisbrod begnügen zu wollen. Der Kafernenverwalter habe
demnad) anderes Brod für fie beſtellt und den Bäckien Bon’s dafür gegeben.
Diefen Vertrag aber habe dher Kafernenverwalter nicht als Privatmann, fondern
als öffentlicher Beamter abgefehloffen, und ihn anzuerfennen fet für Ddie Regie-
rung eine Ehrenpflicht. Eine Mißachtung wäre der NMuin des öffentlichen Ere⸗—
zit? Er empfehle den Antrag der Commiffion nicht nur darum, damit den
Petenten zu ihrem guten Recht verholfen werde, ſondern auch, damit der Re-
GMTWNG C Weifever Ylulaf gegeben werde, gegen das Verfahren des baieriſchen
Toertonmandanten einzuſchreiten, der ihre Befchlüfft geradezu über den Haufen
zu werfen und wie in Feindesland zu hauſen gewaßt. Sie möge ſofort zu
dieſem Ende bei der Centralgewalt die geeigneten Schritte thun.
Nach geſchloſſener Dislufſton wurde der Lommiſſiongantrag angenommen.
S“ Kaxlsruhe, 20. Dezbr. Im Faiferl. I5 nigl. Hoflager zu Ol
mütz ſtrömen jetzt Fürſten und färſtliche Agenten zuſammen, um dem ISjährigen
Kaiſex zu huldigen und bei dem weithin auf dem Volke ausgebreiteten Schutze
von Windiſchgrätz, Wrangel und Nikolaus die Einheit und das Glück des freien
Deutſchlands zu beratyen. Von hier iſt Prinz Friedrich abgereist, um dort im
Auftrage des Großherzogs und ſeines „Haufes“ aufzuwarten. Prinz Friedrich
hat die von ihm begonnenen Univerſitätoſtudien mit einem Wiedereintritt in den Of-
fiziersſtand vertauſcht und iſt der wahrſcheinliche Thronfolger in Baden, wenn
nicht zugleich mit dem Abgange des Großherzogs dem dadiſchen Throne eine
kaiſ. fön. Veediatiſirung oder ctwas Menſchlicheres widerfahren iſt.
Frankfurt, 20. Dez. Der öſterreichiſche Cotreſpondent, das be-
kannte Olmützer Hofblatt bringt die Naͤchricht, daß auf der Rede von Trieſt
eine ruſſiſche Flotte von mehr ald 20 Schiffen geanckert hat. — Die ſchon vor
mehreren Tagen verbreiteten Gerüchte, daß bereits in Krakau Anſtalten getrofe
fen werden zum Transport von 3600 Mann Ruſſen, die als erſte Abtheilung
einer Armee von 30,00 Mann nach Italien beſtimmt ſein ſoliten, verdient
darum allerdings eine gehörige Beachtung ‘ 4 _ ;
Frankfurt, 20. Dezember, Die, National Berſammlung vollendete
heute die zweite Loſung der Grundrechte, inſowelt dieſelben zur beſchleunigten


 
Annotationen