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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0259

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ACÄT
\






halbjährlich
Inſerate die geſpaltene Zeile in Pettt

5 fl., im Ausland









anz Baden

den Poftaufich * frei einzuſenden.

vier Kreuzer. — Briefe und Gelde



— —— — — \ —






MNheinifchen Blättern‘ und „LandtagsSbericht“ kanı
4 —— werden vollſtändig nachgeliefert.



* * in das Volk in Baden!
. Mitbürger!
Ihr ſeid vorgegangen in dem Verlaͤngen nach den Rechten eines freien


das Vaterland gethan habt!

Laßt uns, die wir Euch über den Rhein die Bruderhand reichen, die Er-
ſten ſein, die Euch dieſen tiefgefuͤhlten Dank ausſprechen und die Lerſicherung
beifügen, das wir in Allem, was des Vaterlandes heiligſtes Intereſſe erheiſcht,


Gegeben in ver Bürgerverfammlung: zu Ne uſt adt a. d. Haardt, 2
(Folgen über 600 Unterſchriften.) —

iM \ Deutſchland.
Weannbeint, 5. März. Beſchtuß der deutſchen Bundesver-
fam mlung:
Frantfurt, 3, März Nachdem die Bundesverſammlung ſich die Aeuße-
rungen ſaͤmmtlicher Regierungen uber den unterm 9. Septemder v. J. erſtat-
teten ansfuyrli gen Bortrag der Commiſſion in Preßangelegenheiten behufs einer
gleichfoͤrmigen Bundes⸗ Preßgeſetzgebung erbeten hai, ſo haͤt ſie auf anderweiten
Vortrag der Commiſſion b e ſch o ſſen:

1) Jedem Deutſchen Bundesſtaate wird

deben und Preßfreiheit einzufuͤhren.

2) Dies darf jedoch nur unter Garantien geſchehen, welche die andern

Deutſchen Bundesſtaaten und den ganzen Bund gegen Mißbrauch der
Preßfreihen möglichſt ſicher ſtellen.

*Die Antwort auf dieſe endliche Verkündigung einer durch die gefähr-
lichſte Elaufel beſchräukten Preßfreiheit wollen wır mit einer Stelle aus der
Petuion der konſervanven Stadt Saden an die 2. badiſche Kammer geben.
Der Gemeinderath und Aueſchuß von Baden erklären:

Vemahe zwei Menſchenauer ſind es, daß dieſe Begehren: Preßfreiheit/

frei geſtellt, die Cenſur aufzu-


der Linientruppen auf die Verſaſſung, durch das Volk und durch ſeine Vertre-
ter von den Tyronen theils geſordert, theils erbeten worden! Aber vergebens.

Das Hinderniß war die deutſche Bundesverſammlung, die deutſche Bun-
desverſammlung oyne Kraft, ohne Gewalt für Deutſchland und ſeine Theilez
die deutſche Bundesverſammlung, bisher ohne alle andere Thätigkeit, als in
entgegengeſetzter Richtung gegen die deutſchen Bölker, gegen Deuiſchlands Rechte
und Hresieuen , hemmend die naturgemaße Entwickelung der Zeitgeſchichte,
yemmend die Bildung des Volkes, handeind im Geheunen ohne die Leuchie der
Zeit, der Volker und der Geſchichte, daher ſtets als unglückoringend und 1ÖDi-
lich für Deuiſchland erachtet: Oreſe deutſche Bundesverßammlung




derniß der Wahrheit und des Rechts ſein darf.

Vom deuiſchen Bunde wollen wir Nichts, als daß er Deutſchland nicht
länger hindernd beenge.

‘ $ weannheim 1. Maͤrz.
Zeit bat einen Riefenſprung gemacht.“ 26 Die Zeit ſpringt nicht,
ſie züRL ſtets langſam vor.






daß Frankreich je wieder zur Republik werden wurde, ihr würdet veraunfte


gen Sirom und Wino, und langſt ſchon ohue vCompaß«“





Ibr armen Blinden! fönut freilich weder vor⸗- noch rückwäris ſehen.


ſen. Verſtäudet ihr Geſchichte und ihre Lehre, dann konntet ihr in die Zu«
Funft ſeyen. YBie Quactſalber habt ihr den Patienten ins Bett, in die Zwangs-
jacke geſteckt Pükkart” ihm Fretheit, Bewegung, Luft zu gönnen. Nun ver-
wundert ihr euch über die Erzeſſe, welche das zurückgedräugte Blut im Staats-




, Da helfen ein oder zwei Freiheitchen nicht mehr, hier muß ganze Freiheit
lommen. Gebt uns Menſchenrecht! Hört unſere Freundesſtimme: Coft warn-
ten wir euch) Gebt uns unſre Menſchenrechte! Dann wird eure
Hoffuung auf allgemeine Verſchmelzung aller Geſinnungen in Erfuͤllung
gehen. Daun wird Eintracht, Ruͤhe und ein ſchöner Friede uns erblühen;
daun wird Deutſchland eins und ſtart ſein.






woͤllie er heut noch für die Wiener und Carlsbader Beſchlüſſe kämpfen, ſo

wuͤrde er morgen vom Rade der Begebenheiten zertruͤmmert werden. Die

Gewaltigen wiederſtehen nicht mehr, wenn das Volt blutige Lehren ſchreibt!
SKaͤrlsruhe, 3, März. Geſtern Abend zwiſchen und 8 Uhr ertönte der






Wie dieſes in einem Gebaͤude und zwar zu einer Zeit geſchehen. tounte,
in welder ‚von Haͤusbewohner rege und munter die Stadt belebt ift, in einem
‘ verfchloffen iſt und deſſen Eingang durch einen eigenen PDors

Dienft: und Kanzleiperfonal ſich befindet, iſt nicht leicht zu begreifen. —
24 4* Zeit in weicher dieſer Brand ausbrach. Frcude heriſchte
über die wiedererlangte Preßfreiheit und die wenig Stunden zuvox gefabten
amunerbefchlüffe; die hiet anweſenden Bürger des Landes, aus Stadt und
Landgemeinden, Fehrien frohen Sinnes heim, um 3u.‚;3er;_fgnb‘.en„.;bag ggg“_‘ptefie“
wie vor 16 Jahren frei, daß die Rammer eine Adreſſe an den Großherʒes
befchloffen in welcher demſelben mit dem Danke für ’_pi_e_‚„f{s%g‘_/t‘g‚e‚b;z‘_*p_g;_beé_‚@)'*e‘-;
dankens, die Einführung von Schwurgerichten und Volkebewaffaung zugleich
die weiteren Kammerbeſchluſſe auf Verwirklichung dir dringenden Fotdexungen
des Voiles durch die Kammerdeputatidu kund gegeben werden folle. - Che uur
die Deputatien dieſe Miſſion erfüllen Lorkie, trat dieſes Ercienit iuund
ri daß, wenn das Feuer nicht zufaͤllig/ durch

nur dulch nichtsmwürdige Meuſchen gelchehen fein kann/ welchen dieſe Kammer-
befchluͤffe ein Gräuel ſind, die dexen Wirkjamfkeit zu ſchwaͤchen oder zu vereiteln
hoffen, welche Ereigniſſe herbeiführen wollten, nach ihrer Neinung Leignet-
den Zutritt der Deputation zu verzoͤgern oder eine Zuſage und Deren Verwirl-
lichung zu vereiteln. Sie werden ſich edenfo ertechnet haben, wie Zene ver
che die Frechheit habın, dieſes Eteiguiß auf Unkoften der Partei auszubeuten.
Lelche e& mıt dein Voite und ſeinen heiligen ewigen Rechten treu und redlich
meint, ſie werden ſich verechuet haben, wenn ſie yoffen; in hauteſer eeee
gen. „die Radikalen« aufzuwiegein, und Pflicht jedes Mannes‘ wird‘ e fein, Die
Namen derfenigen öffentlich befannt zu maͤchen, welcht ſolche infame Serdäch-
tigungen ausſprechen. * 4 — ;
S $tarierubhe, 2 Maız.. Es iſt nicht moͤglich, meinen ßkt‘t‘dfl vom 1,
heute zu ergänzen, die Beweßung war ſo außekordentlich und ſo ſehr Alles
jülr ſich ın Anſptuͤch uehmend, daß ich geflern ſelbſt keinen Augendlick fand,
mich rubig hinzuͤretzen und auch heute nur jummariſch mittheile, wie die heutige
Kammer]iguhg voͤruberging. Sie begann um 12'% Uhr Mittags, die Galle-
rien und die Eingänge unten waren vollgepropft von Hörern, ſowohl aus
taͤrloruhe alg allen Gegenden des Laudes, aus Frankfurt c. Die Sigung begann
damit, daß, nach der Verleſung emiger P-ritionen, Welcker die Errbüne beftieg
und im Namen der geſtern gewaͤyllen Kommiſſion Bericht erſtattete Über das
Pronunciemento, welches die acht Kamurermitglieder, Isſtein an der
Spitze, der Kammer zum Beitriti übetgeben hatten! Dieſes Pronuneiemento
waͤr in der Kommi ſibasberathung um einige Punkte noch vermeyrt worden
und wurde, nachdem Welcker im Allgemeinen ſeinen Bericht erſtatteh Sag für
Sag zur Abſtimimnng D, h. abgekürzten Diekuſſion gebracht. Das Gewicht des
Augenblicks machte ſich fühlbar. Alle einzelne Fordexrungen, mit Ausnahme von
2 voder 3 wurden einſtimmig angenommen. Bei der auf unbedingte Reli-
gionsfreiheit ſtimmten nur Buß, Ullrich und Maier dagegen. Die Debatte
war oͤft ſehr lebhaft. — Kapp verhielt ſich ruhig! — Daͤs Eigenthümliche bei
dieſer langen, von 12 bis 4 Uhr dauernden, Sitzung war nun aber die ſtete
Commnnication zwiſchen den Avgeordneten und den im Gang und Hof Ver-
ſammelten, die nicht unmittelbax die Verhandlungen hören tonuten. Fuͤr dieſe
naͤmlich hatte ſich Strupe, um ſie dadurch zu berubigen, mit Soiron verabredet,
daß dieſer ihm von 10° -— 1U Minuten einen kurzen Bericht durch den Diener
yinaueſchicke den Strüve dann iebesmal den aufin Berfammelten vorlas.
Die laulen Rufe, die ertönten, vernabm man Deutlich un Saale unb oft mifch-
ien ſie ſich mit denen im Saale ſelbſt. So oft nämlich det Praſident auch Rube
gebot und Abgtordnete felbft, namentlich Hecker und Kapp, die Dürer batent
ihre Zuſtimmung durch Stille zu etkennen zu geben, ſo war es denn doch nicht
moglich, das Gefühl der greude immer zuruͤckzuhalten, das ſich nalneutuich dann
lund gab, wenn die Annahme der Ferderung einſtiminig war. Aber auch ern-
ſtes Vturten ließ ſich hie und da veruͤchmen, wenn Aaſichten geäußert wurden,
die mit der Bewegung des Augenblicks, d. F, der Gegenwaͤrt des Jahthunderts,
ın Widerſpruch ſtanden. ' T
Am meiſten Theil an der Diskuſſion nahmen! Welder, als Berichterſtat⸗-
ter, der eine ebenſo ſchwierige als ehrenvolle Rolle heute übernommen haͤttez
Hecker, «der Nann des Volte vom Kopf bis zux Zehe“, obgleich


keit kaum reden lonnte und die Hoͤreuden oft uͤm ihn Sorge waren, daß iym die
Kraft und die Stimme verſage, — Danfk ihm. Dauk fuͤr ſeine bewunderungs-
würdige Zugabe: Selbſtaufopferung! Ebeuſo kräftig nahm ſich an dieſem Tage
Kapp des Volkes an, Breutano, Peter, Richter, Meg 10. Es war von ho-
her Bedeutung, Männer der verſchiedeuſten politiſchen Richtungen ſich die Haͤnde
reichen zu ſehen. Man fah-, es ſtehe allzuviel auf dem Spiel und die Man-
ner haben es erkannt. Der Beſchluß war, ſofort eine Deputation zu wählen,
und durch ſie dieſe Forderungen des Voltes in Form einer Aoͤreffe vdem
Großherzog zu überweiſen. Damit endete die Sitzung. Im Hofe redete v.
Struve die Verſammelten noch an, er mahnte ſie zu ernſtem, wurde-
vollem Zuſammenhaͤlten und ausdauernder, geſetzlicher Erſtrebung, Erxingung
und Behauptung der nun aufs Neue über Deulſchland aufgehenden —448—
So viel in Eile. Das Gefühl nahm auch der Ungläubigſte mit nach Hauſe,
daß das ⸗Eis gebrochen und der Schnee zu thauen angefangeu

. #8* Darmftadt, 3. Maͤrz. Geſtern Abend verſammelte ſich eine groß
Anzabl hiefiger Bürger unter dem Borfige des Juftizraths Buchner zur Be‘
rathung einer Adreſſe an die hieſigen Abg. resp. die verſammelte Ständekain
mer. Der Entwurf wurde, nach einigen Verſtärkungen einſtimmig angenom

*


 
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