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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 121 - No. 125 (27. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0497

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Sountag den Z8, Weai.
Abonnement {n S)J?nnn—f)eim:vicrtetfäb{ficb 1L Qdifr, 2 die Poſt bezogen in ganz Bade: ; V
18 48. vierteljäbrlich 2 ſt. 30 fr., im Ausland erhöht fich das — 2 —— No. 1 22.

3nf era{ e die geſpaltene Zeile in Petitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. — Briefe und Gelder: frei einzuſenden.



An unfere verehrlichen Correſpondenten.

Die Mannheimer Abendzeitung iſt nach einer langen , durch äußerẽ Gewalt erzwungenen Pauſe wieder erſchienen. Den raſtloſen
Bemühungen einiger Volksfreunde iſt es gelungen, ein vielfach angefeindetes Organ des demokratiſchen Prinzips wieder ins Leben treten
zu laſſen. Gleich ihnen von dem Wunſche beſeelt, daß daſſelbe feine Richtung nicht nur mit Kraft und Entſchiedenheit, ſondern auch
mit Erfolg vertreten möge, können wir nicht umhin, obſchon von der Zuverläſſigkeit unſerer Correſpondenten überzeugt, dennoch in Er-
innerung früherer Vorkommniſſe auf die erſte Pflicht eines Berichterſtaͤtters für ein Organ der öffentlichen Meinung hinzuweiſen. Es
iſt die Pflicht der Wahrheit, die Pflicht, nur verbürgte Thatſachen zu berichten, ſie ſo zu berichten, daß auch der leiſeſte Anſchein
einer Entſtellung, im guten wie im ſchlimmen Sinne, vermieden werde! Iſt dies überhaußt die Pflicht eines Zeitungscorreſpondenten
unter allen Verhältniſſen, ſo iſt ſie es doppelt in einer ſo ernſten, ſo aufgeregten Zeit, wo eine unrichtige Angabe Folgen haben kann,
deren Verantwortung dem Urheber ſchwer fallen möchte, wo die Parteien, um dem Gegner keine Blöße zu bieten, auf Vermeidung jedes
Scheius bedacht ſein müſſen, als bedienten ſie ſich für ihre Zwecke verwerflicher Mittel. Wahrheit im Inhalt, Würde in der Form,
dieß ſind die Maximen, die uns bei der Führung dieſes Blaͤttes fortwährend leiten werden, und die es demſelben allein möglich machen
können, unſeren Mitbürgern zum richtigen Verſtändniß der Fragen der Gegenwart zu verhelfen und zur Erzielung einer freien Staats-
form für unſer deutſches Vaterland das Seinige beizutragen E ' ‘

Mannheim, den 27. Mai 1848. Die Redaktion.





8—

Die deutſche Flotte. Anfang der deutfchen Flotte beſſer? Deutfhland mug und Deutfchland wird
eine Flotte bauen, vorausgeſetzt, daß es aus dem Zuſtand ſeiner hisherigen

Der Karlsruher ſoge nannte vaterländiſche Verein verfährt wie alle der— Schwäche heraustritt und en einiger, mächtiger Staͤat wird. Allein nur





doch den Schein derſelben tragen möchten; — er nimmt ein Büſchel breunend Erfolg betreiben, nicht aber am Vorabend des Krieges, der in einer Stunde
Werg in den Mund und blaͤoͤt Jauch und Funken aus. So feine Wahlvor- die Millionen zerſtören würde, die des Volkes letzter Schweißtropfen ſteuerte!
ſchläge zum Parlament, ſo fein Aufruf zu freiwilligen Beiträgen zur Schöpfung Was wir jetzt bauen müſſen, das iſt ein neues deutſches Staatsſchiff,

einer deutſchen Flotte. Es iſt allerdings ſchmählich genug, daß unter der eine Arche, welche'die Trummer ver deutſchen Staatsverhältniffe zu einem eintz
Lutſchen Fürſtenherrſchaft jene mächtige deutſche Flotte, welche unter den | gen, ſtärken! wohnlichen Bau vereinigt, innerhalb veffen die bürgerlichen Ver-
Städterepubliken (Hanſabund) die Meere beherrſchte, ſo weit verkommen hältniſſe ſich neu anbaͤuen können, und welcher nach Außen einen ſtarken Wi-
und verſunken iſt, daß Deutſchland nicht einmal mebr einige Kanonenboote be- derſtand zu leiſten bermag. — Das wird aber nicht erreicht werden durch „ftarfe
ſitzt, um einen einzigen Küſtenſtrich zu decken! Uuͤd allerdings, Deutſchland Königsmacht, wie hohle Träumer meinen, ſondern allein dadurch, wenn das
muß auch wieder eine Seemacht erhallen, wenn es feinen Handel nach Außen Volt durch eine Verfaſſung befriedigt wird, die dem Reiche Kraft zur Verthei-
ſchützen, ſeine Küſten vertheidigen will. Atlein was Jahrhunderte zu Grunde digung gegen Außen, Einheit und Freiheit nach Innen, dem Bürger aber Er-
gerichtet, kann ein Augenblick nicht gut machen, und man dürfte es ſehr bald leichtekung ſeiner Laſten verheißt.

ſchwer bereuen, wenn man in einer falſchen Stunde damit begänne, den Dies alles aber wird daͤmit bewirkt, wenn die geſammten Staatskräfte
Fehler der Jahrhunderte zu verbeſſern. — Alg unlängft ein Artifeil aus Lon- nur zur Staatswoͤhlfahrt berwendet, die Möglichkeit der Abfonderung deutfeher





erhalten, als wenn man fie aus den feeten B undeskaſſen ſchaffen müſſe, ſtehende Staatsordnung vertheidige.
da fuhr's uns warm durch den Kopf, und wir fragten üuns, wer hat denn Das wäre ein unüberwindlicher Wall gegen Außen und die ſicherſte Ge-
die Bundeskaſſen und den Beutel des Volkes geleert? Hat der Prinz von währ ſür Ruhe und Frieden im Innern. Das wird aher nicht erreicht durch
Preußen und haben jene Herren, die ihre vielen Millionen in's Ausland geret- das Werk der Vertrauensmänner, für das kein Pudel ins Waſſer ſpringt, ge-
tet, in die engliſche Bank gelegt, Deutſchland damit geſchwächt und England ſchweige ein Deutſcher ins Feuet geht. Das wird auch nicht erreicht durch
gekräftigt, — haben jene Herren ihre Reichthümer im Schweiße ihres Ange⸗ eine in luſtigen Geſellſchaften beſchloſſene deutſche Flotte, ſondern allein dadurch,




wanderten aus den englichen Truyen, da ließe ſich eine ſchöne, ſtolze Flotte den Roſt, auf dem Deutſchlands Einheit und Wohlfahrt emporſteigt zum har-

bauen, zu Dentſchlands Ehre und Deutſchlands S Hu ß. Allein das deuͤtſche moniſchen Bau, (Seebl,)
Volt — * im jetzigen Augenblick es zu thun; — ja, es — — *
waͤre ſogar höchſt gefährlich, wenn es die äußerſten Kräfte anwenden würde

zur Exſchaffüng einer deutfchen Flotte. Zu dieſer Behauptung leiten uns fol- * 24 9 — —
gende Öründe. Deutſchland iſt gegenwärtig fajt mehr als alle andere. Länder in Mainz, 25. Vai, Die Lommiſſion der hohen deutſchen Nationalver-


Tönnen uur im Auslande tüchtig gebaut werden, und e& wäre unverantwork. | Material verfhafft, um über die ſchreckliche Lage, in welcher fich unfere Stadt
lich, wenn man, eines übelverftandenen Patrivtismus wegen, Millionen an einige Tage hindurch befand, einen gründlichen Bericht abzuſtatten. Wir ma-
untaugliche Machwerke, wie ſich die unvergeßliche preußiſche Fregatte „ Ama- ßen uns nicht an, im Voraus irgend ein Urtheil zu fällen, wollen auch über
zone/ als eines auswies, verſchwenden wollte. Das, was wir über die Angabcn einer großen Anzahl von Bürgern gehört




nen in's Ausland ſſchicken, wäre ſchon an und für ſich widexſinnig. Allein | über die, von dem Feſtungsgouvernement ergriffene Maßregel, einer Stadt von


wahrſcheinlich zu viel näheren Zwecken nöthig haben. Es iſt kaum mehr zu 1 | | . ; l
Faveifeln, daß ein allgemeiner Krieg im Anzug iſt. Die Anſammlung der kraft eines von ihrem Staatsoherhaupte garantirten Geſehes, befanden. Und



verſprochen wurde, befriedigen Fann, werden, welche Vartei immer auch ſiegt, wenn die Bürger dieſe Drohung nicht beachtet, wenn ſie ſich auf das, ihnen
die repuͤblikaniſch-poliliſche oder Die- publikaniſch⸗ſozialiſtiſche, das Gewitter, von ihrer Regrung, der fie feit ‚32 yahren fihwere, ſehr ſchwere Steuern be-
welches den Sieger ſtets bedroht, von Innen nach Außen wenden, um ſo ſicherer, zahlen, garantirte Recht berufen hätten, ſo wären glühende Kugeln in eine Stadt,
als der Wille des franzöſiſchen Voltes, der üatürliche Selbſtexhaltungstrieb, in eine deutſche Stadi geworfen worden, die achk Stunden von den Sitze des


lien® vom oͤſterreichiſchen Joch verlangt, Die Brſchlüſſe, welche die franzößi- daran denkt, daß ein fo {chrecflicher Att auch nur angedroht werden fomnte, —
ſche Regierung am 13. d. M, gefaßt, und die nichts weniger als eine außer— angedroht werden konnte in einem Augenhlicke, we die Vertreter Des ſeuveränen
eroentliche Aushebung aller unverheiratheten Männer von 18 bis 30 Jahr deuͤtſchen Volkes die fo lange geräumte Einheit Deutſchlands wirklich ins Leben
Anlangen follen, eben {o die große Bewegung, welche am 15. d. in Paris | rufen wollen! Die öffentlihe Meinung, die mächtiger ifk als Kanonen und


für die Arbeiter verlangte und die Deputivtenfammer nöthigte, ihre Sigung Rechenfehaft von Denen fordern, die ſie gewagt und fih damit ein Denkmal
Aufsuheben, beſtätigen unfere Behauptung. Wenn nun ein ſolcher Krieg Ios- | gefeßt haben, um Ddas aud) der Ehrgeizg in höcfter Potenz fie nicht beneiden
kricht, wird er zweifellos allgemein und zur See wie zu Land geführt werden, wird. Man wende nicht ein, daß bas Kcglement der Bundesfeſtung diele
dann würden die deutſchen Flottenanfänge entweder auf den Werften verfaulen, Drohung rechtfertigt, die Bürger ven Mainz koͤnnen ſich auch beim beſten Wil-
„der mit Beſchlag belegt, oder die Slotte, die natürlich nicht allein höchſt macht⸗ len nach dieſem Reglement nicht richten, denn es iſt, ſoviel wir wiſſen, nie-
los wäre, fondern auch der tüchtigen Matroſen entbehren wuͤrde, eine fOnelle mals weder durch ein Regiexungshlatt noch durch ein anderes
Beute des Feindes, — Man wird ſich noch wohl erinnern, wie England die amtliches Organ zur öffentlichen Kunde gebracht worden.




 
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