Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI chapter:
No. 126 - No. 153 (1. Juni - 30. Juni)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0537

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


































habe: „Alterlei Erde iſt Oeſterreichs Unglüd!“ Iſt es denkbar, daß
hier ebenſo wie in Frankreich eine Hauptſtadt, ja ſelbſt ein ganzes Erzherzog-
ihum in jenen weiten Länderſtrecken unter ſo vielen Völkern verſchiedener Zun-
gen, Sitten und Mbftammungen ein ſolches Uebergewicht zu erlangen und aus-
zuüben vermögen follte, daß es genügte, allen jenen langſt ſchwierigen und
ſeloſt den Abfall drohenden Provinzen die Mittheilung zU machen, des weſent-
lichen Inhalts, ſie, Fönnten ſich jegt deruhigen/ die Stadt Wien habe fünf
Männern aus ihrer Mitte ihr Bertrauen gegeben, die würden nun ſchon
Leſchließen, was unter diefen dringenden Umftänden dem Siaate heilſam fei!?
Wie wird man eine ſolche Erfärung in Prag, in Lemb.rg, in Peſih von
Italien gar nicht zu reben! wie wird man überhaupt den Sicherheitsaus-
huß in den Provinzen aufnehmen? Wird man ihn als ein blos ſtãdtiſches
Inſtitut, um die Ruhe der Kaiferſtadt zu erhalten, betrachten, oder wird man
ihm die Eigenſchaft und Machtvollkommenheit einer Regierung auch nut pro-
viſoriſch zuzuerkennen geneigt fein? Vexmag die Stadt Wien als ſolche
nen Landen auch nur auf einen Tag jenes Gefühl der Ehrfurcht un
hänglichkeit einzüflößen, ehne welches auf Gehorſaͤm nirgends zu rechnen
Ich antworte: ja ſie vermagees, wenn fie dazu augenblick
die Techten, die einzig geeigneten Mittel ergreift;z aber
Wort wird machtlos {n die weite Ferne verballen, wenn fie
jeme Mittet zu ergreifen anch nur zögert; denn Zögern il hi
völlig gleichbedeutend mit Unterlaffen, -?Bf—ie Stadt Wien mu
fofort die Sympathien altet oͤſt erreichiſchen Bölker
und 'fich derfelben bemächtigen, wenn fie nicht das gänz
Augeinanderfallen des bſierreichiſchen Staates in Fürzeß
erbliden will. Die Stadt Wien gehe den bereits vorbereiteten und-
reifen Weltereigniſſen wenigſtens um Einen Schritt voran, wenn ſie
nicht überholt und bei der fernern Entwickelung des großen Drama'
unmächtigen, faß müßigen Zuſchauerin herabfinfen wil. Was aber
muß das Mittel fein, welches der Stadt Wien, wenn auch nicht eb D
madt der Stadt Paris, ſo doch dasjenige Uebergewicht im
ſcheu Staate zu erwerben vermag, das zu der nothwe
haltung und Entwickelung der Staatseinheit abſolut bedingen
erforderlich erfcheint? Wie heißt das Band, das allein ermögend
—— und Stämme unaufloͤslich
Fhanoͤftabt zu feffeln? Ich fage, es iſt nichts andres als die Freiheit.
Wien, das in Oeſterreich ſo lange Zeit * * angegeben —
tigſten Verhältniſſen und Fragen des © —
aumachtiet vel⸗ un



8 Si











































Horan, und ſie werden ſich nicht Weigern, feinem chte zu 2*

lionen , welche feit Jahrhunderten ſo yiel Schlimmes und Verderbliche
Wien empfangen, ſie mögen an Dden Gedanken gewöhnt werden daß ihnen
anunmehr alles Gute, Scöne und Edle aus Wien Fomme! Wien, fo lange
Zeit ein Abgrund der Finſterniß, es werde der ſtrahlende Lichtquell für die
RNationen des europäifchen Oftens; Wien, das der Sig der Nänfe und
Tuͤcke gewefen, es ſei fortan die Heimat deuiſcher Biederkeit und Redlichkeit/
und von wo die Kerkermeiſter und Henkersknechte ausgeſandt worden nach al-
len Weltgegenden, von Da mögen die Boͤten der Freiheit fubelnd
ihre heilige Sendung antreten! n —




Baͤd Paris durch die in dem Herzen jedes Franzofen Lebende unzerſtör
bare Idee der Einheit Frankreichs iſt, das werde, das ſei Wien durch
großen, unfterblichen Gedanken der Freiheit der öfferreichifchen Lande! Dann
wird nicht mehr der Lombarde das Schwert ziehen gegen ſeinen oͤſterreichiſchen
Bruder, nicht ferner werden Czechen, Magyaren, Polen re. ihre Feinde ev-
blicken, in den gemüthlichen, biedern Bewohnern Wiens; die Bruderhand wird
fräftig ſich vereinigen mit der Bruderhand, um das große Gebäude der Frei-
heit Des Morgens zu begründen und aufzubauen. O

Wien wird die Hoffnung, die Zuverſicht, der Retter ſeiner bishe rigen
Feinde ſein, an deren Spitze es ſeiner großen welihiſtoriſchen Beſtimmung ent-




ung, erhebe kühn und mächtig die Fahne der Freiheit, und der
Öfterreidhifche Staat wird gerettet fein! A B
Loewenſtein.

O Deutſche Nativnalverſanunlung *
Eilfte Sigung vom 3. Auni. ; ‚474 —

Wiederum iſt eine höchſt unerquikliche Sitzung zu Ende; man begreift kaum,
wie e$ moͤglich iſt, 3—4 Stunden Zeit zu verbrauchen, um einige Anträge
und Ausfchußberichte, welche demnächſt auf die Tagesordnung kommen werden,
yorlefen zu hören. In Zukunft wird die Sache freilich ein wenig abgefürzt
werden; denu die National⸗ Verſammlung hat heute beſchloſfen, fidy die Ne
ſtrauden, d. h. die Iuhaltsanzeigen der eingelaufenen Anfräge und Petitionen
fünftig nicht meht vorleſen zu laſſen; ſie ſollen vielmehr täglıd) den Abgeoxdie-
ten gedruckt mitgelheilt und den ſtenographiſchen Berichten alg Beilagen zugefügt wer-
ven. So wird alfo dieſe langweiligẽ Zeitverſchwendung wenigftens auſhören.
Heute aber ging dieſer Kelch noͤch nicht an uns vorüber

Der Präſident kündigt unter Anderm mehrere Beiträge für die künftige
deutſche Flotte an, 1000 fl. von Mannheim, 500 fl. von Frankfurt, 100 ſi.
yon einem Hrn. Friedrich, glaube ich, welcher unter gottſeligen Redensarten
verſichert, er würde mehr thun, wenn er nicht auch zu den unglücklichen Inha-
deru gefunfener Aktien gehörte. Möchten dieſe Beiträge für die deutſche Ma-
































































 
Annotationen