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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 91 - No. 118 (1. April - 29. April)
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Abonnement in Vannheim vierteljährlich 1 fl. 24 kr. durch die Poſt bezogen in zaͤ 2 en —
1848 viertelfährlich 2 fl. 30 fr., m Auslaͤnd erhoͤht fich das 4 —— um den Voftauffelag, XL B
* + Inſerate die geſpaͤltene Zeile in Petitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. — Briefe und Gelverz frei einzuſenden. 7
* — S — — — — — 2— — 2 2 2 2 —










































N



' Deutſchland.

; Mannheim, 12, April. Das neueſte baieriſche Regierungsblatt
enthält die koͤnigliche Verordnung wegen des, Poſtdebits der Zeitungen. Der
Poſtdebit iſt für alle innundausländifchen Zeitungen aug uabmg;
1os freigegeben. Die bisherige Berechnung der Poſtſpeditionsgebühren für
die inländiſchen Zeitungen fälll weg und an deren Stelle tritt ein einfacher
Rabat von 25 Prozent des Abonnementspreiſes obne jede weitere Tarxı
erbebung. Auch die Speditionsgebühren für die ausländiſchen Zeitfchriften
werden mit 25 Proe. der urſprünglichen Abonnementspreiſe, böchftens
aber mit 6 fl. jährlich berechnet. Dadurch werden alle Zeitungen bedeutend
wohlfeiler; in Oeſterreich wird die Allgemeine Zeit. künftig um die Halfte des
jetziges Preiſes erlaſſen werden können. 2

Demugh wäre eudhch auch der „Mannheimer Abendztg.“ förmlich
wieder der Poſtdebit in Baiern geſichert und fernere etwaige Weigerungen
der enzeinen Poſtanſtalten würden jederlei Grundes entbehren. Noch in den
Jüngiten. Tagen wurde uns mitgetheilt, daß die Poſtbehörden in Oggersheim
und Grünſtaͤdt Beſtellungen auf die „Abendzeitung“ zurückweiſch, wäh-
vend das Poftamt Ludwigshafen, geftüßt auf die gele;entlien Erkläruugen
der F, Staatsregierung und die früher nur Lurch rechtswidrige Berordnungen
verkümmerte Geſetzgebung und Einrichtung der Poſten mit Recht bereits Abon-
nement$ annahm; wir hoffen, daß wir ferner feine ſolche Beſchwerden mehr
zu erheben haben. *

Der Preis, um welden bie großh, badiſche voſt die Manuh. Abenztg
abläßt, ift Diertelfährlic 2 f 30‚ hierzu fommen nun für Batern 25
Prozent des ur änalichen Äbonnementspreifes, der hier vierteljährlich 1 fI.
24 kr. betraͤnt⸗ } Rieuzer. Demnach koſtet in Baiern das Vierteljahr-
‚abonnement 2 2 ;

- 70° Karlörube, to April. Die alten Liberalen zeigen ſich immer
mehr in ihee




*

befeierte Volksniänner⸗ ganz ungenitt zu gehorſamen Dienern der Monarchſe



zollen, ohne die eigene Ehre zu verlieren? Sind ſie nicht die Iſchaͤriote der
Freiheit: die ſie küßten, um ſie zu
jen e$ überall ausſprechen, daß dieſe gefeierten Vergangenheiten das Bolk uz
ſeine Gegenwart betrügen, — (Einer nach dem Andern fällt ab; odet
zeigt lichämmer mehr in feiner mabren Geſtalt Dr nn

noch nicht an ihm irre werden wollten, alg er bereits gegen Volksfreunde mit
offenen Denunziationen auftrat „und deutlich zeigte, daß er ſeinen Bund mit
der Geldariſtotratie geſchloſſen hatte, Man hielt ihn für einen klugen, polili-
ſchen Kopf, der allerdings mit einem gewiſſen nothwendigen Macchiapellismu
hie und da der Umſtände wegen fogar gegen feine Freunde ſich wende, der
‚aber doch alles nur ihue, um dem demokratiſchen Prinzip zum Sieg zu verhel-
fen. Man wird jetzt endlich einſehen, daß Karl Mathy ein jefuitifcher Koxf
iſt, der mit den Regierungsmaͤnnern unter Einer Decke ſpielt. — s ſind
laum 2 Vongte, daß Mathy in der Dreifabrikenfrage als Verfechter der libe-
ralen Gehariſtokralie die ſozialiſtiſchrepubiikanifche Richtung, ſtati mit Belgel-
ſen, mit Denunziationen angriff, Er hatte dabei die Stirne, zu gleicher Aeit
Bex. Dolkizei mißliebige Perfonen zu bezeichnen, und in dem nämlichen Aıoem
j ſagen: dieſe Perjonen -leiſteten dem Polizeiftaat beſſere Dienfte, als zehu
bezahlte Handlanger.“ Wir fagten damals: „es freue uns, von uuſern Bege
Hern wenigſtens als nicht bezahtt anerfannt zu werden; das ſei in jetz ger
Zeit, wo alles ſich auf die Iuduſtrie werfe, «in grebes Lob. Deun die Caa
Fämen baid, wo die enthüllten Größen des Ciberaligmus {n ihrer wahren Ge-
falt dem erſtaunten Volte vor Augen geführt mürden.“ 2
Die Tage find gefommen. Auch für Rarl Mathy, den ehemaligen Repu-
blikaner. Karl Mathy hat am S, April an der Spige der Polizei ſelbſtftändig,
ohne daß ein richterlicher Befehl vorlag, den Republikaner Ficklet im Bahn


des Urtheils wartet, das ihm die, Cerichte der Monarchie ſprechin
werden. So „verwahrlost/ hat ſich Karl Mathy gezeigt; waͤhrend die monar-


het dem Polizeiſtaat beſſere Dienfte geleiftet, als zehn öffent-


Fickler, der Republikaner, ſoll einen „Landesverrath“ begangen haben,
weil er wuͤnſche, daß die in Paris und andern franzöfifden Städten befindki«
en demokratiſchen deutſchen Legionen (unter denen fi auch einige gefinnungs-
berwandte Ausländer befinden) ins Vaterland herüberfommen. Wir laſſen da-
hingeftellt, was Fickler wünſcht. Aber wir erklaͤren, daß e& auch unſer heiſ-
ſeſter Wunſch iſt, die Deutſchen in Frankreich, unfre Brüder, möchten ſo ſchnell
als möglich ins Vaterland zurückkehlen, um uns die Reaktion in ihrer Wurzel
vernichten zu helfen. Die Reaktion hebt wieder frech ihr Haupt empor. Sie
wirft Soldaͤten auf Soldaten ine Land; ſie will dem Volk mit eiſernen Ringen
den Hals zuſchnüren. Wohlan denn! wenn unſre deuiſchen Brüder über dem
Rhein ſchen Vaffen haben, ſo ſollen ſie dieſelben mitnehmen, um ſogleich ge-
rüſtet in die Reihen der Büxgerwehr treten zu können. Wir fordern ſie auf,
zu kommen; wir wiſſen es, ſie kommen alg ehkliche Freunde, die nur thun, was
das Volk wilt Sie haben das öffentlich verſproͤchen; und wir wiſſen, warum
wir ihnen mehr trauen, alg der Reaktion. Nur Volksverraͤther können daͤbei
von Landesverrath ſprechen. *

S5* Karlsruhe 11. April. Die Unteroffiziere und Soldaten des
erſten und dritten Infanterieregiments zu Raſtatt und der daſelbſt garuiſo-
hirenden Karoniere haben durch Brentano bei der— zweiten Kammer eine äußerſt
knergiſche Petiion „um Herſtellung eines verfaſſungsmaßigen Rechtszuſtandes“











eingereicht. Sie verlangen, daß ihre Verhältniſſe in Uebereinſtimmung mit dem:
Eide gebracht werden, den ſie der Verfaſſung ſchworen. Sie wollen die Aufe
bebung allex jener Einrichtungen, duͤrch weldhe die Monarchie bisher den Sola
daten zu einex willenloſen Mordmafchine herabzuwürd gen gewußt het. Ihre
Forderungen ſind klar und ſpeziell augegeben. Dır Schadewand zwiſchen denn
Volke und ſeinen Kriegern ſoll fallenz die Soldaten zu Raſtatt würden e$ für
„frepelhaft, halten, wenn fie nicht mit aller Kraft die Bewegung unterſtützten,
die in der deutſchen Nation begonnen hat. „Mit Wehmuth und tiefer Entrüs
ſuns“, fagen dieſe braven Buͤrgerſoldaten (fo nennen ſie ſich ſelbſt), „blicken
wir auf die entſetzlichen Vorgänße in Paris, Wien, und Berlin, wo könig-
liche Unmenſchichkeit den Soldaten zum Würger ſeiner Brüder -
und Bäter hexabwürdigte, die des frechen Urbermuthes des Polizeiſtaats
müde, ihr freies Recht ſich erkämpften. Mit vem Dichter aber ſingen wir au
vollem Herzen: — — — — 4
„Wir waffnen frendig Herz und Dund,
. und zieh’n in ſchönen Too,
wenn unferm deutſchen Baterland
der Feind von Außen droht.
Doch wenn des deutſchen Volkes Muth
die Freiheit ſich erſtcht:
ſchließt Mann für Mann
dem Voll ſich an —
Auf unſre deutſchen Brüder
ſchießen wir nicht!
Ulnſere deutfchen Brüder
2— verlaſſen wir nichtle j * 2
Die Soldaten fordern, daß fich die Geſetzgebung alsbald klar hierüber auss
ſpreche, damit keinem Soldaien ein Zweifel mehr bleibe. Sie hoffen, daß
Treiwillig“ gegeben werde, was ſie verlangen. Sonſt werde am naͤchſten













































Alẽ Gegenflück melde ich Ihnen, daß den hier liegenden Soldaten neulich



— Verbaftet!! Unmittelbar auf dieſe Eröffnung erfolgte die Verle-
ng DE cgsartif a ... f das nict ein infamer Militärdespotis-
66 den Soldaten gexch a foldie Trechheiten ber alten
Bfene Sachẽ machen, nn nätkigenta —










E Kartsxube, 10. Aptit Voͤßre dnun ganzen Lande das Volk vom
Neckar bis zum See nach der Repæbtiktaft jeigt das Stuͤck Nammer; was
noch in Kartsruhe ubrig iſt, feine Ergebenheit gegen das volksfeindliche Minte
ſterium Belt⸗ Ouſch. Die Kumimner, in welcher die Servilen und Geſinnungs-
leſen wieder die Koͤpfe in die Boye ſtrecken, iſt tief unter das Volksbewußtſein
hinabgefunfen, Wir können es nicht mehr der Mühe werth finden, das Gerede
weſtlaufig mitzutheilen, was dort unter dem Beifall der eigens auf die Gallerien
beſtellten Ariſtokratendiener, Staatshaͤmorrhoidarien und Hofſchuhputzer aufge-
füprt wird. Die wenigen Volksmanner, die noch im Ständefaal zu finden ſind,
ein Hecker, Brentano, Richter, Peter, Welte, Kapp, ſollten die Auflöfung
der Kammer verlangen, wie fie das Boff vertangt. Vollſtändige Ausfegung
UE neib. — Wix fagen Das nu:, y unfere Aujigt über Ddie j°gige „Bolfga
berfreluNgA 3U dußern, Nict als er mir alaubten, eine Staͤnde⸗Berfamm-
tung 6i ptuie etwas beſonders Wtchugest!!! *
1 Bom Vtittetrhein, 10 Aurik, Faſt alle Wolfeverfammungen, die
ß
Ü

in unſerm badifchen Laude abgedälten werven ſptacken ſich en dieden
© vepublifanifde Verfaſſung aug und dennody wagt Man cs on Seite.
Beurgeoiſie gegen die Meife des Bolks zu ſprechen Sind denn aber Ridf,
MB 4 da fragen, gerade dieſe Verſammlungen das Zeugniß für die Züna
Digfeit ves Bolfes, sder warum ruft man ſenſt die Bürger zuſammen? Sie
föllen felbft ausfipredien, was ſie wuͤyſchen, ſie ſollen ihr Urtheil abgeben übel
Das, was die Männer des Ausſchuſſes die von ihnen felbft gewählt wurden,
berathen haben, und wenn man fle in Diefer Beziehung fur mündig erflärt,
wenn man ſie für Maͤnner hält, die ſelbſtſtändig ihre Stimme in die Schale
der Zeit werfen, ſo iſt es doͤch ſichellich der ennenklarſte Widerſpruch, ſie ganz
* nämlichen Frage, die nur in andern Worten gegeben iſt, für Kinber z
alten.
In einem ſolchen Fall befand ſich aber die vorberathende Verſammlung in
Lahr, welche beſchloß, die in Acheru gefaßten Beſchlüffe dem Voͤlke zur Ge-
nehmigung vorzulegen, allein gerade deuͤ Hauptparagrahpen in Betreff der
Abſchaffung der Monarche wegzulaffen. In den andern Punkten bis noch auf
einen, der mir gerade nihl m Sinne iſt, hält man alſo das Volk für f
und in dieſem nicht, und ich bin feſt üoerzeugt, daß bis auf eine kleine 341
die ganze Verſamnilung ebenſo einſtimmig die beiden und beſonders oben ge-
nannnten Punkt angenommen hätte, wie alle übrigen. *
Die vorberathenden Oli-der haͤtten durchaus nicht das Recht, dem Volke
Runkte vorzuenthalten, die ihrem eingefleifchten Vhiliſterſinne nicht behagten!
Daß ich aber obige Behauptung aufſtellen kann, beweist mir der freudige Ju-
bel, mit dem Schubert, der entſchiedene Republikaner, empfangen wurde, be-
weist mir das Bravorufen, ſobald Hofer das Wort Republik ausgeſprochen,
beweist mir der allgemeine Unwille gegen Die, welche in einem fleinen Haufen
beifammen ſtehend, durch Singen und Pfeifer die Rede Scheibel's unter-
brochen haben. 24 *
Letzterer forderte am Schluß ſeiner Rede jene Schreier auf, ihre Einwen-
dungen jetzt vorzubringen, die ſie etwa zu maͤchen haben und wenn ſie auch
nur einen einzigen Sag zu widerlegen vermöchten, ſo wolle er ſich für beſiegt
erklären, und auch nicht einer trat gegen ihn auf, es wurde vielmehr von allew
Andern ihm volle Zuſtimmung zu Theil,

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