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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 2 – No. 31 (2. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0033

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*Einladung.

Wir bitten die weiteren Beſtellungen auf die

annheimer Abendzeitung

und „ NRheinifhen Blätter“ möglichſt,zu beſchleunigen, be-

fonders auch damit wir von ihnen und dem gratis beigegebenen

ausführlichen

„Landtagsbericht-

diber die mit dem 10. Jan. neu beginnenden badiſchen

Stände-Verhandlungen vollſtäadige Exemplare liefern

können.

Die im vorigen Abonnement erſchlenenen eilf Nummern des „Landtagsberichts“
kbunen die neuen Abonnenten gegen Einfendung von 24 Kreuzern erhalten.



Deutſchland.

. (—) Söchft, 4. Januar. Unſere naſſauiſchen Kleinſtääͤtler haben jetzt
Stoff genug zur Unterhaltung. Es ſtehen namentlich außerordentliche Veraͤn—
derungen an allen Behörden bevor. Wir wollen hier nur die wichtigeren, die
wir aus ſicherer Quelle erfahren haben, mittheilen. Unſere Regierung be-
fommt naͤmlich ſtatt Lex und v. Malapert zwei neue Regicrungsdirektoren und
zwar Herrn v. Winſingreda und Faber, der freiſinnige Regierungsrath v. Ga-


Vollpracht, das Factotum unſeres Herzogs, früher Referent für das Miniſterium,
der uͤbrigens nebenbei in allen Branchen arbeitete, iſt Praͤſident der Domaͤnen
geworden und hat auch hier Gelegenheit genug, feinex Hoheit in das rechte
Bhr zu blaſen; freilich wird es dann oft lints berauskommen. — Im Allge-



werth erklärt iſt.

Mainz, 4. Jan. (Mainzʒ. 3.) Vor einiger Zeit geſchah in mehreren
Zeitungen einer hier zwiſchen Bürgern und k. preuß. Soldaten auf der Chaaſſee
dach Weiſengu ſtattgefundenen Schlägerei Erwähnung, wobei einige Bürger
mehr oder minder ſchwer verwundel wurden. Nach nunmehr geſchloſſener Uus
terfuchung ſind die dabei betheiligt geweſenen Soldaten jeder zu dreimonatli-
chem deſtungsarreſt verurtheilt. — Heute Abend iſt unſere Rheinbrücke zum
drittenmale in dieſem Winter abgefahren worden. —

Lus dem Weſtrich, 3. Jan. Wie wir vernehmen, hat die k. Kreis-
regierung kürzlich in einem Erlaſſe an die k. Landcommiſſariate zwei gemeiu-
nuͤtzige Unternehmen angeregt: 1. die Bildung von Privatvereinen zur Anle-
gung gemeindlicher oder diſtrictiver Fruchtmagazine nach dem Vorbild der
zu Naͤuheim mit Erfolg beſtehenden Geſellſchaft,2 die Errichtung von
Lreditanſtalten nach Analogie der Kreishilfskaſſeanſtalt für einzelne oder
mehrere Gemeinden, unter Betheiligung dieſer Gemeinden: zur Gewährung
vor Geldvorſchüſfen gegen geringe Verzinſung, leidliche Rück


bemittelten Gewerbeleute und Landeigenthümer, welche in unverſchul-
deie Noͤthfälle gerathen oder von Glaͤubigern hart bedraͤngt oder nicht im Be-
ſitze der nöthigen Betriebsmittel oder aber ſonſt in der Lage ſind, um ſich zu
helfen, nachtheilige Verkäufe oder Geſchäfte abſchließen zu müffen. — Wenn
wir auch dem erſten Unternehmen kein beſonders günſtiges Prognoſtikon zu ſtel-
len vermögen, ſo glauben wir doch dem zweiten ein beſſeres Gelingen in der
Vorausſetzung in Ausſicht ſtellen zu können, daß man bei der Erwägung den
Gemeinſinn vorwalten und zur Ausfübrung je nach den Verhältniſſen ſich Zeit
laſſen werde. Denn die wohlthätige Nützlichkeit ſolcher Creditanſtalten iſt durch
Erfahrung vollſtändig nachgewieſen.

Augsburg, 3. Jan. Die Zahl der hieſigen Zeitungen iſt mit dem 1,
Jan. um Eine vermehrt worden. Sie erſcheint in Kleinfolio unter dem Ti-
telz „Deutſche conſtitutienelle Zeitung“ in der Fahrmbaͤcher'ſchen
Verlagsbuchhandlung, redigirt unter der Verantwortlichkeit von J. Bachmaier.


und eigene Correſpondenzen ſeine ſelbſtſtändige Stellung in den Reihen der
baierifchen Journalwelt zu verſchaffen.

M Aus Batern, 3. Jan. Das eigenthümliche Gemiſch von Selbſt-
ſtändigkeit und Unterordnung, welches wir im Mechanismus der Büreaukratie
vorfinden, jene Deſpotie nach Unten und Kriecherei nach Oben, jene Reihen-


kannt, was die Beamtenherrſchaft ſo gefährlich macht; denn jeder Zeit benützte die
Büreaukratie dieſe Zweideutigkeit ihrer Stellung zur Entlaſtung von allen An-
klagen, welche ſich in dem Grade häufen mußten, alg die Intelligenz und forte
ſchreitende Rechtskenatniß, der nach der Stellung des Bürgers rringenden
Unterthanen“ einerſtits häufiger gegen neue oder bergehrachte Uebergriffe pro-
teſtirten, anderſeits ſolche auch durch ein ungewöhntes offenes, allem Heimlichen
gefährliches Auftreten, hervorief. ;

Wo eine Polizeiheldenthat verübt wurde, rechtfertigte ſich das Dienſiper-


ſo wurden die meiſten Vergehen oder Verbrechen der gerechten Strafe durch

eine trügeriſche Scheidung der Urheber und Thäter entzogen!
Fübrt man nun eine einzelne jedoch nie vereinzelte Thatſache auf, um

ein Syſtem oder eine ſchematiſirende Regierung durch ſie zu karakteriſtren, ſo








einer Theorie gus ihrer Praxis zu nennen beliebt. So wird ſich vielleicht auch
das hadiſche Miniſterium gegen eine Beurtheilung ſeiner Abſichten im Gebiete
der Preſſe?) nach dem Zerſtörungswerk ſeiner Cenforen verwahren und doch
bleibt dies der einzig richtige Weg, denn wir wiſſen zu gut, daß die voffen
ausgeſprochenen Olaubensbekenntniſſe“ unſere Diplomaten meiſt durch geheime


dem bekannten, auf alle interpretationsfähigen Stellen, auf alle Zweideutig-
keiten und Unbeſtimmtheiten der bairiſchen Conſtitution, baſirten Preßerlaß des
Miniſters Wallerſtein vorangegangen oder doch auf dem Fuß naͤchgefolgt ſind,
iſt nicht mehr zu bezweifeln; denn ohne ſie wuͤrden die baͤieriſchen Cenforen
nicht gewagt haben dieſe Verordnung durch Streichen aus drücklich beigege-
bener Beſprechungen, als eine Eomödie hinzuſtellen. Alle Blätter, welche
noch nicht {o tief gefunfen ſind um nichts mehr durch die Ceufur leiden zu
müſſen, haben ſolche Cenſuriana aufzuweiſen, alle Cenſoren haben ſolche Heldens
thaten verübt — das haben baieriſche und andere deuiſche Blätter iaͤngſt zur


Ich halte es indeß noch immer an der Zeit, eines Mannes zu erwaͤh⸗
nen, welcher in jener Collekiivbeſprechung der bairiſchen Cenſur und Cenfos
ren nicht genügend karakteriſirt wurde, eines Mannes, welcher in ſeinem rafte
loſen Eifer der Regierung, d. b. in Baiern jedem der bisherigen {o verſchie-
denen Miniſterien wohlzugefallen, einzig oder doch unüberltefflich, allen übrie
gen Cenſoren ale nachahmungswerthes Borbild zu empfehlen iſt. Diefer waͤnn
iſt der Cenſor des Fränkiſchen Merkur“ in Bamberg, cin Herr von Haupt,
der ſich bald den Namen eines bairiſchen Uria erwerben dürfte, ein Vorzug
vor ſeinen übrigen Collegen, den er vielleicht nur localen Gründen, der 4
ſchiedenheit des genannten Blattes verdankt. Hr. v. Haupt iſt ein verlaͤſſiger
und ergebener Büreaukrat und waͤre es nur weil er ein trefflicher Familienbaͤ⸗


commiſſärs verbundenen Anttes, ſeine Stelle zu verlieren und aufs Land verſetzt
zu werden fürchtet, wo er den größten Theil ſeines Amtolebens zubrachtẽ.
Durch ſolch wiederholten Landaufenthalt konnte nun allerdings die koͤrperliche
und geiſtige Ausbitdung ſeiner geliebten Familie verkurzi werden, ein Schluß,
den die Cenſorlaufbahn des gänzlich verbaͤuerten Vaͤters zur Genüge rechtfer-
tigt. —
Alſo aus purer Liebe zur Bildung läßt ſich dieſer Ehrenmann zu ihrem


uellen Staatsbürgerthum ſpielenden Tragödie!!
Defagter Herr von Haupt, welcher aus den angedeuteten Gründen cLandaufent-
halt und Wohldienerei) eben ſo unfaͤhig zur Beurtheilung publiciftifcher Arbeis
ten als ergeben zur Vernichtung derſelben iſt hat ſich auch in der legten Zeit,
nach Veröffentlichung des erſten Wallerſtein ſchen Erberiments durch jene er-


läſſes, ausgewieſen und zwar bethätigte er ſeinen Eifer in der Verfolgung oder Era
rathung hoͤherer zeheimer Abſichten ſo offen, daß er indiseret wurde —


ſeit jener Periode Alles was er früher nur immer hätte ſtreichen können, ſo-
wohi über innere als außere Angelegenheiten, ſo 3. B. das Gerücht über eine
projeftirte Regentſchaft des Kronprinzen — weil es nur ein Gerücht fei!!
Die Krone hat er ſich jedoch am erſten Tage des neuen Jahres durch einen
Gewaltſtreich aufgefetzt, der einzig in ſeiner Art iſt. Der Nedakteur des fraͤnk.
Merkur, Carl Heger unterzeidrete naͤmlich auf die bekannute Berordnung hin,
das Blatt mit ſeinem Namen (da es von nun an in Baiern Feiner fpeciellen
Bewilligung daza bedarf) darauf drohte der Cenſor Haupt mit Beſchlagnahme
ſobald das noch einmal geſchehe, eh der genannte Carl Heger (welcher früher
eh dieſe Berordnung in's Leben geireten, wider alles Recht gezwungen ward,
um die Seftätigung zum Redakteur bei Regierung und Minifterium einzeidhnete)
von der Regierung beftätigt, worden ſei. Gidt es einen frecheren Polizei-
ſtreich, als dieſe offne Verhöhnung des garantirten Rechtszuſtaͤnds? Gibt es


ſtreiche?
Ein Land, das wir nicht nennen wollen.

Es gibt einige Länd
in Deutſchland, 4 ige Laͤnder

{la über welche eine Zeitung uur mit Widerwillen Bes
richte mittheilt, Dieſe Länder beſigen feibſt Faum- eine VPreffe mebhr,
weil Die enjur dieſelbe vernichtet bat. Die auswärtige Preife
wird durch Berbote und Nachcenfur gleichfaHs fafßt gänzlid auss,
geſchleſſen, und das ganze Bolf iſt dermaßen eingefHüchtert, daß es 5 duͤckt
* ; _ Nur die Bewohner des
Ztockhauſes haben hier und da noch den Muth, ſich gegen die unerträglichen
Granſamkeiten, welche an ihnen verübt werden, aufzulehuen. — Die Stände
bewilligen den Cenſoren Gehelt, nicht blos für die Cenfur, fondern aug für
die Nacheenfur, Das Volk küßt die Geißel, mit welcher es zefchlaͤgen wird,
end perkauft Hab und Sut, um die Steuern zu bezabhlen, von weichen feine
Peiniger ſchwelgen. Wir wollen nicht ſagen, auf welches deutſche Land dieſes
Bild paßt. Denn wenn es nicht ähnlich iſt, ſo ſoll es Niemand erfennen. —
(Deutſcher Zuſchauer.)
Schwerin, 1. Jan. Fortwährend gehen noch immer beiftimmende Adreſ-
ſen aus allen Städten an den Gutsbeſiger Poggo wegen ſeines Antrages auf
Umändernug der Verfaſſung ein. So in dieſen Tagen noch eine aus Roſtock
mit 500 Unterfhriften, faſt alle Profeſſoren, Magifiratsmitglieder , die auge-
ſehenſten Kaufleute enthaltend. *

Hamburg, 31. Dez. Man hoͤrt hin und wieder die Frage aufwerfen,

* o 0


thien (die ‚er denn doch nicht ableugnen wird, er mag ihnen weitere Folge
geben oder nicht), der Kammer gegenüder z4 rechtfertigen. Nichts auf der
Welt ſcheint uns leichter zu ſein. Herr Guizot braucht nur mit der Geſchichte





 
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