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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 261 - No. 286 (1. November - 30. November)
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Mittwoch, den 15. NMovember,



Abonnement in Mannheim viertelfährlich 1 M, 24 fr., durch die Poſt bezogen in ganz Baden N 272
18 48 vierteltäͤhrlich 2 A, 30 im Ausland erhöht ſich das Abonnement um den Poßaufſchlag 0. e
; % Zuferate die gefpaltene Zeile in Petitfchrift oder deren Naum vier Kreuzer. — Briefe und Gelder: fret einzufenden.



Volk in Preußen und ſeine Bertreter.

Buüurger, Brüder!

Die volksfeindlichen Pläne, welche die Camarilla zu Potsdam an der Spitze der reaetionären Partei längſt im Geheimen zur
Vernichtung der durch die Märzrevolution gewonnenen, durch geſetzliche Anerfennung zugeſicherten Errungenſchatten vorhereitet hat, ſind




bel Euch die Ünteldrücker zur. offenen Gewaltthat ermuthigt; derſelbe Schlag iſt Euch, derſelbe Schlag iſt dem ganzen deutſchen Volke
zugedacht. Wir fühlen mit Euch die Größe des gegenwärtigen Augenhlickes, —

Vertreter des preußiſchen Volkes! Ihr habt den geſetzwidrigen Anmuthungen, die 4 krialiche Seite an Euch ergangen 4
mit Entfchloffenheit und Feltigkeit widerfianden, Ihr habt die Würde der %olf'@ertretun% DUU}) Eure mänuſiche Haltung 444 Wir
fühlen uns gedrungen, Euch zu ſagen, daß wir in Euch die wahrhaftigen Stüßtn des Bolfkes erblicken — mit Lutſchiedexheit
auf dem Wege, den Ihr betreten ünd das deutſche Volk wird fich an Euch anfchließen, Es richtet um ſe freudiger feine Blicke zu Euch,
ürafchaft für ſeine Freiheit findet und In der Majorität der Frankfurter Verſammlung nur


Und 3i golt fchaare Dich zufammen um deine Vertreter, unterſtüßze ſie mit dem ganzen Nachdruck Deiner Macht, ſetze
den 4— 44 824 8 * Deinen Muth, al Deine Thatkraft entgegen. Trete in die Schranken für Deine, für
unfere Freiheit und wir werden zu Dir ſtehen. Gedenfe des hohen Berufes, den Dir die Geſchichte unſeres Baterlandes zugewiefen hat.
Dir wal es einſt vorbehalten, die Loſung zu geben zur Befreiung unſeres Vaterlandes von der Despotie eines ausländiſchen Eroberers.
Du haſt die deutſche Naͤtionalität gerettet, es iſt JeGL an Dir, die dentſche Freiheit zu retten. Trete wieder ein in die alte Bahn Dei-
nes Ruhmes; trage das Banner voran, das ganze deutſche Volk wird Dir nachfolgen. 2

Eine Bürgerverſammlung im Weinberg.

Mannheim, 13. Nov., nach Empfang der Nachrichten über die Berliner Ereigniſſe vom 9- und 10. Nov. 1848. ;









lei Das eroberte Wien Deutſchhand.



Wir blicken auf einen Schauplatz enkloſen Jammers. Die Seenen, die
ſich unſeren Augen enthüllen, laſſen jetzt erſt recht den Umfang und das Maß
der Kräfte und Mittel erkennen, die in Bewegung geſetzt wurden zur Vollbringung

Tagen rüftig gesrbeitet haben. Als Früchte ihrer Bemühungen wurden der?
Kammer in ihrer heutigen Sitzung mehrere Petitionen gegen die Auflöſung vorgelegt-
welche meiſt in kleinen Genieinden zu Wege gebracht worden und deren Sub-
fang bis zu Ende durch die einzelnen Momente der gaͤnzen Handlung bindutch- ſeribentenzahl ſich durchſchnittlich zwiſchen 30 und 50 bewegte. Daß der vater-
geht: die Beſtiglität. Auf die Befitalität ſeiner Helfershelfer rechnete dex Fürſt Win⸗ ländiſche Berein zu Mannheigt hinter dem Beiſpiel gleichnamiger Inſtitute nicht

T, Karlsruhe, 13. Nov. Unſere Wohlgeſinnten müſſen in den letzten


einem Theil des Heexes zugefagt und geſtattet wurde, man denke an die gräuel- Erklärung aus dem unter Kriegsſtand und Inquiſition befindlichen Weinheim,
vollen Ermordungen ſchuldloſer Fraucn und Kinder, man denke an die wilden die Präſident Mittermaier vorlegt, bezeichnet jeden konſtituirenden Verſuch vor
Gebaͤrden der Szkredſchaner die, mit ihren langen Meſſern die Luft durchſchuei- Beendigung des deutſchen Vexfaſſungswerks durch die Nationalverſammlung als
dend, unter dem Rufe „Aulal Aulal“ ſich durch die Straßen der eroberten Stadt unüg und anmaßlich, ertheilt der Regierung und der Kammermajorität ein


luſt gewefen, die viedrigſten thieriſchen Begierden, durch deren Aufſtachelung Uebrigens find diefem würdigen Mann bereits Aufſchlüſſe über das Zuſtanden


Und Windiſchgrätz ſelbſt, welches fürchterliche Gericht hält er über die unglück- | ımer nicht vorenthalten wird,

liche Stadt! Die Ströme vergoſſenen Blutes, mit denen der Beſitz der Stadt Brentand reicht dagegen die Petition einer Bürgerverſammlung in Mann-
erkauft wurden, die rauchenden Trümmer der Häuſer, über die er hinwegſchreitet, heim ein, worin die Kammer aufgefordert iſt, ſich das Recht der Selbſtauflö-
ſie erinnern ihn nicht daran, daß mit dem Ende des Kampfes auch das Maß | fung und den Petenten das der freien Berſammlung und Berathung zu wah-
der Leiden gefüllt ſein ſollte; die Gräuel dauern fort; wen der Kampf ver- | ren, worauf Bekk einen Geſetzentwurf über Errichtung eines Berwaltungsge-
ſchont hat, den erreicht die biuttriefende Hand des Siegers. Mit dem Trotze richtshofs vorlegt, welcher ſofort an die Commiſſion für das Verwaltungsedikt


Windiſchgraͤtz vor den Mauern von Wien; ſein Machtgebot prallte erfolglos Böhme über die Geſetzesvorlage, den Vexzicht der Fürſten v. Fürſtenberg und
zurück vor der Entſchloſſenheit der Bürger., Aber er zeigt keine Achtung vor Leiningen auf die SGerichtsbarkeit, Polizei und Patronaterechte betreffend; eine
dem Heldenmuth, der ibm enigegentritt, er ſieht darin nur die verwögene Wi- Geſetzesvorlage, welche die Regelung der zwiſchen dem Staat und den beiden
derſpenſtigkeit einer aufrührerifchen Stadt; der Name Bürger mahnt ihn nicht | Staudesherrn aus dieſem Verzicht ſich exgebenden Rechtsverhältniſſe zum Gegen-
an Schonung, er iſt nur von dem einen Gedanken beſeelt! die „Rebellen zu ſtande hat, indem natürlich, wenn es ſich lediglich um einfachen Verzicht ohne
züchtigen, die „Rebellen“, die ſich ihm vicht in blinder Unterwürfigkeit zu Füf- | weitere Folgen handelte, die Regierung denſelben ohne Weiteres hätte anneh-
fen gelegt, die es gewagt haben, für ihre Ueberzeugung, für ihre Freiheit mit | men können und kein Geſetz deßbalb nothwendig geweſen wäre. ;
feltner Aufopferung ihr Leben und ihr Eigenthum in die Schanze zu ſchlagen. Die allgemeine Diskufſion eröffnet der Abg. Junghans mit folgendem Vor-
Nun, er hat geſteßt, der ſchwarze Verrach eines Haufens feizer Knechte iſt der trag: Meine Herren! Die Fürſten v. Leiningen und Fürſtenberg Verzichteten,
aufgeſtachelten Wildheit feiner Horden zu Hülfe gefommen; er hat gefiegt, er | wie die Regierungskommifſioguns ſagt, auf Vorrechte, welche die deutſche Natio-


er die leichenvolle Stadt und hält ſeine Auslefe unter den Cebenden, eis | fo wollen wir doch den Verzicht annehmen als einen Beweis, daß 2 Der größ-
nem Würgengel gleich, der von Thüre zu Thüre ſchreitet und ſich ſeine Opfer | ten deutſchen Standesherrn begriffen und anerkannt haben, daß die Zeit der

Proteſtationen und Reſervatioyen für den deutſchen Adel verſchwunden
Die Richtplätze dampfen unabläſfig vom Blute wehrlos hingewürgter Männer; | fei, Und in der That, dieſer Adel wäre nicht werth, dem deut-
mit Schaaren von ungtlicklichen füllen ſich die Kerker; dit auserwählte Jugend | ſchen Volke anzugehören, er würde ſich ſelbſt ausfchließen von dem deutſchen
wird den Schlaͤchterbanden des Kaiſers eingereiht und foll zur Sühne für den | Staatsbürgerrechte, wenn er beharren. wollte auf Privilegien, dic, Jo lange


Grimm überwältigen, wem ballt ſich nicht unwillkurlich die Fauſt? Die Liebe | waren.

der Fürſten zu ihren Völkern, ſie iſt doch gewiß der entſetzlichſte Spott gegen Hoffen wir, daß das Beiſpiel der beiden Fürſten nicht ohne Nachahmung
die Menſchheit! Aber wir werden an Wien denken. Wir werden quitt wer- bleibe. Soll vas deuͤtſche Volk nicht einem gefeſſelten Rieſen gleichen, ſo muß
den mit den Urhebern jener Schandthaten, wir werden quitt werden mit denje- | noch manche Burg, die zu ſeiner Knechtung erbaut Wurde, von Grund aus
nigen, die mit kaltem Hohne die unthätigen Zuſchauer machten. Wir haben zerſtört werden; es muß fallen der alte Wahn, alg ob die Völker nur geſchaf-


ſale überlaſſen worden; zum Lohne ſeiner Tapferkeit, zum Lohne ſeines Frei— Ich begrüße dieſes Geſetz wie jedes andere, deſſen Grundgedanke die Gleich-
heitsſinnes muß eg verbluͤten unter der Hand koͤher Henker, die mit wollüſtiger heit unDd Brüderlichkeit unter den Nenſchen 4
Grauſamkeit ſich an ihren Opfern laben. O Schmach, die über unfere Zeit Der erſte Artikel des Entwurfs, wonach die Gerichtsbarkeit und Polizei-


Mitleid mehr zurückgeblieben. Wir denken an Wien und unſere ganze Natur ſten ſofort auf den Staat übergehen, wurde nach kurzer Discuſſion angenom-
empört ſich; wir mögen wollen oder nicht, all unſer menſchliches Fuͤhlen drängt men. Der 2te Artikel, der das Gleiche hinſichtlich der Patronatsrechte beſtimmt,
ſich hinaus in dem unwillkürlichen Schrei: Rache! war im Regierungsentwurf der Staatskaſſe günſtiger geweſen, alg nach der Faſſung der

— — Commiſſion, indem der Erſtere bei beſonderer Größe der mit einzelnen Patro naten






 
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