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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0341

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— Fnferate die gefp






No. 83.




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Briefe und SGelder: fret eingufenden, .
HN — — MERER S4 Skl GG








sn — Ddes Bolkes Sieg. _‚ —
Freiheit durch Blut! — die Widernatürlichkeit, die wider das Geſetz der
Freiheit verſtoßende Künſtlichkeit der preußiſchen Staatsfunft, ſie hat ſich am


fert in Berlin am 18. und 19 Maͤrz zwiſchen Volk und Militaͤr, Auf der
einen Seite ermannte man ſich mit nie geahnter moralifcher Kraft, duf der an-
dern war dagegen die frechere mit geſetzmäßigem Fortſchritt. geſchmiedete Masfe
abgeworfen und es zeigte ſich das wilde, volksverachtende Kriessgeſicht.
Am 18, hatten die rheiniſchen Deputirten beim König Auͤdienz; ſie brach-
ien das Ultimatum der Rheinprovinz, ſchon ſie bewirkten die Einberufung der
Stände auf den 4, April, die Preßfreiveit und daß der König mit Eniſchlie-
ßungen für ſein Volk ſich zu befaſſen verſprach. Der Berliner Magiſtrat, die


reichteu mehr und mehr. Es war allın Bitten gewillfahrt bis auf eine. Ju-
belnde Schaaren eilten vor das Schloßz, in feiertichen, ernſten Zügen zogen die
Burger vom kölniſchen Rathhaus, mit den Handwerkern im Arm, nach dem
Schloß. Der König zeigte ſich zu wiederholten Malen auf dem Balkon, es
war ein erhabener Moment, Die Volksmenge war in einem Augenblicke un-
überſehbar, an 80000 Menſchen konnte man ſie ſchätzen. Der Juͤbel änderte


dete von dem Schloßportale bis nach der breiten Straße eine Gaſſe zum Ab-
zug für das Mililär. Mit bitten, mit flehen, mit drohln quälte ſich das gute,
edle Volt unter den Augen des Königs, man verlangte, der Koͤnig ſolle ſich


war der entſcheidende Augenhlick. Plötzlich erſchien von der Schloßhoffeite Ka-
valletie und Infanterie im Anmarſch; die Erſtere hieb ein, von den Anderen


Leidenſchaften verwaͤndelt, die mit den blutigſten Raͤchegedaͤnken die Bruſt des
Volkes zerriſſen.

Es war ein elektriſcher Schlag, wie in Berlin noch nie gefühlt, In
einem Augenblick waren alle Wachen und einzelne Poſten des Militärg entwaͤff-
net, alle Waffenläden geplündert, das Steiupflafter, die Brücen aufgeriffen
und in 2 Stunden glich Berlin, die friedlichſte aller Städte, einer ſtarken Fe-
ſtuis Bon einem Ende der Siatt bis zum andern Barrikaden aus Wagkn,
Dmnidus ,, Baſten, Gerüſten, Tonnen mit Steinen gefuͤllt, Schilderhäufern 3,
mift Den zu breiten @räben umgeſtalteten Rinuſtelien, hie uUnd da wutden
Wälle aus Erde und Steinen gebaͤut. MNeben den Barrikaben wurden die Häu-
ſer abgedeckt, und mit bewaffneter Macht gefüllt.
fahren der Truppen auf dem Schloßplaß alg einen Irrthum und das Schießen


gierung ſtatt den Irithum befannt zu machen, augenblicklich fuͤrchibaͤre Militär-
maſſen heranrüden lieh und nach Frantfurt, Stettin und Halle, fowie naͤch
den umliegenden Ortſchaften an die dort einquartitten Truppen augenblickliche
Befehle eriheilte. Gegen 4', Uhr begann das Volk zu feuern. Bon da ab
wüthete ein nie geſehener Bürgerkrieg in der ſchönen Stadt den andern
Morgenz in einzelnen Theilen bis 10 Uhr Morgens, aus dem das B olk nach
heroiſchem Kampfe, nachdem es an vielen Punkten das Miltraͤr zuruͤckgeſchaͤhen
und aufgehalten, Kafernen und militäriſche Waffendepoͤts erobert haͤtte; den
entſchiedenſten Feind des Volks, den Garde General von Möllendorf und an
dere gefangen genemmen hatte, obaleich die Truppen, die in einer Stärfe voͤn


te, irte Stellungen behaupteten — alS Steger hervorging, Allerdings
iſi die Zahi- Der Todien und Verwundeien auf Seite des Wolfe woht Dedeus

tender als auf Seiten der Soldaten, Doch des Schleß, die Lazarethe unD

die Kafernen ſind voll von Verwundeleh Soldareh, hoßern und niedern Offi-
— Erferes au von Männern 65 Bolfe, in genäue Ueberfiht fehlt
noch, doch kann man leider ſchon Todte und Berwaudete auf eia Paͤat Zaus

‚ Die Wuth auf beiben Selten kaunte keine Grenzen. Wo den Voͤlte noch
bie Waffe ſehlte da nahm es nächft den Steinen und Ziegeln felbf feine
Zuflucht zu fiedendem Pech, Waſſer und aͤtzenden Saͤuren; DMiftgabeln, Sens
fen, Stangen, Spiege mußten die Hände bewaffnen, Aber auch das Wilitär
yat in feiner Erbitterung Wehrlofe erſtochen und niedergetchoſfen. Weider
und Kinder gemißhandelt, die indeß nichi wenig oft in der Vertfeidigung und
beim Bau der Baͤtrikaden huͤlfreiche Haud geleifter hatten. Man feuerte mit
Kärtätfhen und Heinen Bomben auf das verbarrifadirte Bolk und die aM
hartnaͤcligſten vertheidihten Haufer, zu welchen beſoͤnders guch das Fölnifhe
Rathhaus gehörte. Die ſo zerftörten Barrifaden wurden indeß unter denm Ge
wehrfeuer und Hurrahruͤfen gleich wieder hergeſtellt Am confequentefleh ges


icrie konnte nicht im geringften operiren, da ſie über Graͤben und Steine jeden‘
Augenblick ſtürzen mußte; fie hieit ſich nur auf den großen Plägen und erlitt
aus den Häuſern vielen Schaden. So wuͤrde mit nie geſehener Erbitterung


ten Morgen waͤhrend 17 Stunden der Kanpf um die Freiheit geführt. .
_ Die Hare Moͤrgenſonne des 19, bracte den Sieg dek Freibeit des
Vollec aber ſie ging auf über Leichen, Brand, Blut und Vetwüſtunz. Det

— die Stille eine Todtenfille. Auf Wagen, Iragerl,

Karken btachte man Leichen und Halbtodte; das Volt wie das Militär erblidte


ten Wundelt durch das Sohlof, damit der König den edien Schmerz. un


auf. Volt und Militär ſtand friedlih neben einander, die Thränen {im Auge,











und nur hie und Da aͤhte ſich bie Mäffe rcluen xrfehktucuben Soldas



ten, und auch dakn nur, wehn Derdus Äyın, attgefunden hatten. Ges
gen 11 Uhr mußte das fremde Militdr aus. ol Bdm‚gzü‚@tetp!n, ‚Sronba
rnifonstruppen, weil deren . 24



fürt u f,w., au mehrere Echn Kafernen gekürmt
waren, die Stadt vu * die Würde des Volls, feine dohtſch! 5 8 4
Kraft hatte den König hierzu beftimmt; fämmtlide Gefangene wurden von Dein
den @Vet‚te‚h_‘fi‘e;g‘e’g?läqn‚‘”ä“ud”;_jß‘rr„‘ä% 7_@@%“51 ß?ä&nfiii’üf@‘knääi‚b;'*37?3"“" d

haddem idım der Sübel jerbrochen Und Deffelbe bei feiner Chre ver|
kfuͤßſtcn Drohlngen und des Herdus rufens Verlieg DIS
Mittags wurde das Schloß von dem Organifirien Bürgera









ter Ausſtoßungen der D ;
Militär die Stadt.
militär bezögen. -



. ı. Deutfeldid. 20 H
** Karlsruhe, 22. Mätz. Unter.der Naͤſfe von Petitionen , welche
Straub heute verlegte, beben wir als Sondetbarkeit noch eine Petillon her-
der/ werte um Aufſtellung einer Truppeumacht an der franzöſiſchen Oränze
bitter. Die Leute, welche dieß uuterzeichnet Haben, ſcheinek zu 'glauben, daß
für Deutſchlans von der fraujöſiſchen Republit Gefaͤhren Au befuͤrchten ſind,
während das Volt doch offenbar blos von der alten, jeßt allerdings etvas ge-
Lhmten Monarchie und Diplomatie und von den neugebadenen
Näthen der Nonarchie zu fuͤrchten hat. S a .
D Achern, 21. Maͤrz Eine briefliche Mitiheilung des aloereheten Ab-
Lordneten Heder, nöthigt une den in der Mantheimer Abendzeitung‘, der
Oberrheiniſchen Zeitung und den Seeblättern erlaſſeuen Aufruf zurückzunehmen.
| Diefer biedere deutſche Mann hat uns entſchieden erfidit, „daßz es feinen Dea
mokratiſchen Grundfaͤtzen widerſtrebe, Auszeichnungen ertheilt zu ſehen oder au-
zunehmen, daß Liebe und Achtung der Mitbürger eiuziger Loͤhn —
Za, ein edles Herj, wie es der löwenmuihige Heder befibt, darf der un-
wandelbaren Treue und Liebe aller Braven * Yefir. 3
Die etwa ſchon geſammelten Gelder wunſcht er jur Anſchaffung von Waf-
fen, zur Unterſtützung armer Atbeiterfamilien oder der freien Preffe verwendet
u ſehen. — — — —
Wir btingen dieſe Erklärung hiernit zur Keuuluiß der jon gebildeten
Romites. U i Gg 3 UE
. *D Offenbutg, 20. März. \ Die Hiefige Birgerfhauft‘ , hat abermals
ein Beiſpiel gegeben‘, wie der Buͤrgermuih, gepaart mit Ernſt und Ordunſh






durch ſein fruͤheres, bauptſaͤchtich durch Wahlbeherrſchuu än Tag gelehtes
Auftreten gegen das Buͤrgerthun das Pertrauen det Bürger verloren und
es konnte ihin der zum Lohn ſeiner Verdienſte verliehene Orden davor ſo
wenig ſchützen, als fein jetziges mit ſeinem fruͤheten Auftreten im Widera
ſpruch ſtehendes Benehmen. Es wurde defyald —. 'die Burgerfchaft auf
heute Abend zufamimenberufen, um zu erbeben ob das Mißtralcn gegen diefen
Beamten ein altgemeines iſt und um die Frage zu berathen, weiche Mit-
tel zur Entfernung deſſelben angewendet werden ſollen. Auch uicht eine ein:
zige Stimmt erhob ſich in der Vnſammlung zu Gunſten des Oberbeamten
und ebenſowenig Widerſpruch fand der Antrag, angenblicklich aus der Ver-
ſammlung, eine Deputation — beſi heuv aus je 2 Mitgliedern des Gemeindera-
thes und engern Buͤrgexauoſchuſſes und 4 Mitgliedern.des, großen Ausfchuffes
abzuſenden und dem Oberamimann den Willen der Bürgerfehaft zu eilenuen
zu geben, daß er ſeine Entfernung von ſeinen gegenwaͤrtizen Amte, ſchleunigſt


ihren Auftrag. Die Bürgerſchaft leiſtete der Aufforderung, den Saal bis zur
Zuruckkunft der Deputation nicht zu Deriaffen , ohne Wirerrede Folge und
ſtellte, nachdem eine befriedigende Antwort ves Autevorſtandes durch Die 2
geerdueien zuruͤck gebracht war, Die Perſon unv das eiſen
ſelden unter den S chutz der Burzerſchaft, worauf die ganzt Derfamite,
lung in Dderfelben Ordnung und ernfien Rude augseinander ging, wie He Aö
fammengetreten war Morgen werden die geeigneten Mittpeiilngen der Lien
Sammer. und dem Greßb. Muiſterium des Junern gemadit werben
— 88 Bon der Pfinz, 20. Marz. Neden’ ver Entwidlung‘ unſerer Na
tionalen, Zufiände fordern Die materielen Intereffen des Voltes ‚die yorzüglihe.
— unfeter, Kammer und * runs, wenn, nicht der Mittelftand',., era
Srüdt von Den Öffentlichen und GemeindexAbgaben ,, ganz aus dem. Staate-
verftwinden und die Schaaren unferer, unglüdlihen Taglöhner vermiehren ol
Dit Necht hat, darum , die Offenburger Bolfsoerfammlung eine, billigere Berz
waltung ,, i Aufhebung fämmtliger indiree d Dafür die Eina
führung einer progreffirten Einfommeng- 8


















ten Steuern, und dafur die Einz
Vexmögenoͤſteuer zu einem Haͤupt-

*














punft ibres Programms ‘ma‘bt%fiäekbr man {ih aber in Dden traurigen.
3„„„%3„3%:„‚?„ yon bgem ‚Orundfag ciner gerechten Ausgleihung 2 3*
e , der, Bejteuerung, entf:rnt. hat, beweist unter andern audy das
Oefeg über, Berehnung der Beioldukgsfeuer yom 10, Juli 1837, durdh wel-
des Ddas frühere, auf gerediere Örundlagen, gebaute Slaffenfteuergef g vom
Jahr 1820 aufgehoben kvurde. Es zablten ndmlid hiernady: ,
| * einein Einfomihen von — bis, 1837. — feit 1837 — . weniger..
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7000 „ + + + 400 „ — v — 176 v 20# — 223 „ 40 ,
Xilr 0 yı n A 8 H 30 p — 281 1 Iln
Üg 8 0 600 u — „ — 2644 30 v# — 335 # 3






die Miniſter vom Jahr 1837 es verſtanden

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Man erficht hieraus, d




 
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