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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 91 - No. 118 (1. April - 29. April)
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vierteljäbrlich 2; . 30 kr.,


Poſt bezogen in ganz Baden
um den Poſtauffchlag.
— Briefe und Gelder: frei einzuſenden.

24 fr., durch die

No. 97.











— _ n = z z —






Ob Repubtik oder Monarchie?
* — Eine Stimme aus dem Bürgerſtand.;

Was man auch von gewiſſer Seite bthaupten mag, ſo dumm und unge-
bildet waren wir Bürger, unſerer Mehrzahl nach, niemals — ſelbſt nicht zur
Zeit unſerer ärgſten Knechtſchaft und Niederbaltung — daß wir geglaubt haͤtten,
die Monarchie wäre die beſte Regierungsform. Aber die Zunge war uns ja
gebunden, jede fr.ie Aeußerung in Wort oder Schrift wurde unterdrückt, und
wer es wagte, ein wahres Manneswort zu ſprechen, der konnte verſichert ſein,
dieſen Frevel im Kerker büßen zu müſſen, Geſundheit oder gar das Leben da
rin zu verlieren und nebſtdem die Seinigen in das größte Unglüc zu ſtürzen.
Und gur zu Thaten zu ſchreiten! Dies wäre dem ſtehenden Heere und
rem Heere von Ho dienern und Spionen gegenüber ein tollfühnes Wagniß ge
weſen. So kam es denn, daß wir gutmuͤthige Deutſchen unſere durch und
durd ſchlechten und jammervollen Zuſtände ſo lange duldend ertrugen, als ſie
nur immer zu ertragen waren. 2
Die Fürſten und Großen ſelbſt waren es, die durch Wiltkür
und ſündyaften Mißbrauch ihrer Gewalt und durch mußlofe
Belcränkungen und Bedrücungen aller Art das Voͤtk endlich
trAnwendung feiner Kraft und dadurch zumBewußtfein feiner
Srärfe und Macht gebracht haben. Niederiraͤchtige Schmeichler, Güuſt.
Inge und dexrgleichen Creaturen wurden zu Ezren und Würden emporgehoben,
nährend intelligente und redliche Männer, die den ſchlechten und verderblichen Negies
zungsgrundfägen entgegentraten, auf ſchlechtere Stellen verfetzt oder penfionirt
nurden; — das Volt ließ es geſchehen. Die Edelſten des Volkes, die deſſen
Jechte verfochten und es darüber aufzuklären ſuchten, wurden von den Fürſten
ind Furſtendienern in den Kexker geworfen; — das Volk ließ auch dles ge-
ſhehen. Tauſende und aber Tauſende wurden in Folge eines verkehrten Re-
gerungsſyſtems und einer unerhörten königlichen Pflichtvergeſſenheit dem tief-
ſiin Elende preisgegeben, tis ſie zuletzt vom Hungertode hinweggerafft wurden;

das Volt blieb ruhig. Vor den Augen des Volkes vergeudeten die Fürſten
aif die ſchändlichſte und unverantwortliche Weiſe die dem Volke erpreßten Steuern
uſd Abgaben; — noch nicht erhob ſich das Volk. Ja die Landesväter
tlaten noc mehr; ſie tießen mit Kanonen und Kartäaͤtſchen auf
jire,gelicbten Landeetinder ſchießen — — Gal! welch ein Hohn der
Venſchheit! —) da endlich brach die lange verhaltene Geduld; die raͤchende
Nemeſts ließ zornentbrannt ihre Rachegieſter los aͤuf die Unmenſchen, die es in
ihrem erſchrecklichen, bochmüthigen Wahne wagten, folch Entfetzliches zu vollfüh-
ren. Das Bolk erhob fich und zeigte den Fürſten ihre Ohumacht.

Alber noch ſind dieſe gottloſen Frevel nicht Fefuͤhnt, noch nicht vom Volke

geraͤcht. Noch ſitzen ſie auf ihren Thronen, die zu beſteigen ſie niemals wuͤr⸗
dig waren. Seyt da, dies ſind noch Foigen der unglücfeligen erblichen
Aüeinherrſchaft (Monarchie). — Erblıye Monardien!! Welche Un-
vernunft! Und doch haben ſich dieſelben Jahrhunderte lang forterhalten, bis
endlich das Volt ſein urſprüngliches, unveraußerliches Recht! ſich feine Regen⸗—
ten und ſeine Regierungsſormen ſelbſt zu wählen, wieder in Anſpruch zu neh-
men beginnt. — — 8

Eine Monarchie, in welcher der Monarch mit großer Macht und Gewalt
ausgeſtattet iſt, ohne für ſeine Regierungshaͤndlungen verantwortlich zu ſein,
ztetet dem Bolfe teinerſei Garantieen gegen Willfür und Mißbrauc Ddiefer
Gewalt; ſie ſaugt das Volk aus,
nunzignten und dergleichen Gelichter — ſie taugi atſo nichts. —

Eine Monarchie mit einem machtloſen Scheinoberhaupt iſt eine Laͤcherlich-
keit; denn wie mag man auch Hundertiaufende, oder gar Millionen zahin
für einen an der Opitze der Regierung ſtehenden Scheinfürſten, dei weigem
dem Treiben der Parteien mehr als ikgenoͤwo Thür und Thor geöffuet ſind?
Darum fort mit einer ſolchen Vonarchie ! Darum weg mit allch Monatchien ! —

Dieſenige Regierungsferm, wornach das Voif dın Fähigſten, Edelſten
und Beſten als Regenlen Coder Präſidenten) ſich ſelbſt auf eine gewiffe Au-


jedoch mit Hunderttauſenden oder Miılkoneit auszuſtatten) ihm hitreichende
Macht verleiht, das Beſte des Volkes zu — ebr * —444
brauch der Gewalt ſich ſicher ſtellt, und ihn für alle ſeine Ney.erungshaudluns.
gen perſoulich vexantwortlich macht: das iſt unſtreitig die deſte. Dieſe Ae-
gikruggeᷣſerm macht ein Volk ſtark und kräftig, denn fie findet im ganzen Loit
ıe Wurzel und wird von ihm getragen. Sie erhält Ruhe im Innern und
Fiede und Auſehen nach Außen. Bei ir braucht man nicht einen ſo großen
Fheil der ſauer erworbenen, zuſammgeſparten, ſich abgedaͤrbten und oft un-
barmberzig eingetriebenen Steuern und Staatseinkünfte zur überreichen, über-
maͤßigtn Beſoldung eines Fürſten, zur Unterhaltung eines glänzenden fürſtli-


verwendenz da genügt der hundertſte Theil dieſes Aufxandes und I9 Hunderts
ſtel kommen dem Boife zu gut. Unter ihr muß Waͤhrheit, Recht Gerechtig-
keit herrſchen, und Lüge, Unrecht und Ungerechligkeit ſind verpönt und vers
bannt, Da fann Heuchelei, Schmeichelei und alles Scheinwefen nicht avf:
kommen. Da bricht ſich das Genie Bahn und die Intelligenz findet ihre Stelle,
Da nur kann die wahre Freiheit gedeihen, geſchützt und getragen von guten


en uͤnd Künſte, der Fleiß des Landmanns findet ſeinen Lohn und es gedeipt
* —— 8 der Geſammtheit und jedes Einzelnen im Voite. —
So dent ich als einfacher Burger, und ſo denkt die Mehrzahl aller Deut-
Hen Dieſe Waͤhrheiten ſind ſo einfach, daß auch der beſchraͤnkteſte Bürger-
faſſen konn. Sie bedürfen keiner langen Beweife, denn fie find an
ſeleſt ttar. — — *
* ihr's, ihr Männer in Frankfurt, wie die Bürger denken?
Dachtet oder dentt fr vielleidht auch fo? Nun dean, ſo habet Muth,
dia Gedanlen ins Beben zu führen, Ihr Fönnt nicht den Fürften und dem




Volke zugleich dienen. Das Volk bat euch erkoren; es hat Vertrauen auf euch;
darum dient dem Volke und täuſcht ſein Vertrauen nicht. Darum ſchafft uns
ein vereinigtes, ſtarkes vnd alückliches Deutſchland unter einer vom Volke aus-
gebenden Oberleitung; ſch ffet uns eincn vereinigten Freiſtaat, oder wie's
die Gelehrten nernen, eine Foͤderativ-Republit Dunn habt fbr das
Volt auf Eurer Seite; dann wird die Mit- und Nachwelt Euch feguen ; danır
gehts nicht drunter und drüber, ſondern Perſonen und Eigenthum bleiben un«
verletzt, und Alles fügt ſich dem Geſetze. Dann — wenn die angefangene
Wiedergeburt Deutſchlands in Wahrheit vollendet ſein wird, nur dann wird
der oben geſchilderte glückliche Zuſtand für unſer ganzes ſchönes Vaterland an-
brechen und ſo Gott will, für ewige Zeit fortdauern.



Schleswig⸗-Holſtein. *

MHendsburg, April Der Krieg zwiſchen Schleswig Hel-
ſtein und Däuemarfk iſt ausgedrocdhen. Privatnadhrichten zufolge find
geſtern bereits Borpoſten⸗Gefechteſin der Gegend von Hadersleben vor-
efallen. * '
4 Dr Advokat Blaunfeldt aus Flensburg, welcher dort kiue däniſche
Freiſchaar errichten wollte, iſt hier geſtern als Gefangener eingebracht wor-
den. Mebreren Daͤnen, die bisher noch frei herum gingen, iſt Stuben-Arreſt
angekündigt worden. Andere hat man eingeſteckt. Der Kampf dürfte ein er-
bitterter werden, wenn nicht die Daͤnen ſich eines Beſſeren beſinnen, oder wenn
nicht etwa die republikaniſchen Gelüſte eines Thrils der däniſchen Nation dieſe


ber⸗Gelüſte nach Schleswig untergeben wird.
Fortwaͤhrend treffen hier neue Freiſchaaren aus Holſtein und dem nördli-
ken Deu ſchland überhaupt ein. Bundestruppen ſind noch nicht angelangt.
Das Volk faͤngt ſchon an, Mßtrauen gegen den Bund zu hegen: „m in werde
uns im Stich laſſen!“ Erſt heß es, e& kaͤmen Preußen, dann ſprach man
von Haͤnnoveranern, und noch immer ‚ift kein fremder Soldat hier in der faſt
allein von unſerer Bürgergarde beſetzten Feſtung.
— 1, April. Die feindliche Macht iſt durch zwei Eavalterieregimen-
ter, die vom Odenfee herangezogen ſind, verſtartt worden. Dieſelbe fcheint-
angriffsweiſe verfahren zu wollen und iſt bis Apenrade vorgedrungen! Das
dieſſeitige Studentens und Turnercorps/ das dieſe Stadt beſetzt hatte, hat ſich
bis gegen Slensburg, zurüdgezouen,, wo die regufären. Truppen noch weilen
und heute noch Verſtaͤtkuͤng an ſich gezogen haͤben. Viele von Dden geſtern
und heute hier eingetroffenen Freiſchaaren deeilen ſich nach Flensburg zu gehen,

um an dem Kampfe ſorleich Toeil n.hmen zn fönnen
— Nach Angabe des -Alt. Mreur haben Ora Lehmann und Graf Knuth
in Roſtock mündlich erklaͤrt, daß dic Sundſchfffahtt frei ſei und preußiſche
Schiffe nicht angehalten würden!
RKendsburg, 3 Marz Die Daͤnen, welche mit 1400 Mann leichter
Truppen, wo unter 600 Mann Capalterie, die Stadt Hadersleben beſetzt hal-
ten, fahren mit der Verhaftung der deutich-geſinnten Einwohner fort. Außer
dem Dr. Mareus, einem wackern Vaterlaͤndsfreunde, iſt auch der Haͤrdes-
voigt Ahlmann zu Toftiund im Amte Hadereleben in Verhaͤft genommen,
Die Schüler der daͤniſchen Bauernhochſchule zu Reoding haben ſich bewaffnet,
geleitet von dem Paſtex Schecuer daielbſt, gehen auf dem Lande in alle Haͤu⸗
fr und zwingen die Einmohuer, todem ſtie {buem tas Gewehr auf die Bruſt
jeßen, ſich als Dänen zu prenunciiren, — Ver Ypenrade liegt ein daͤni-
chey strewgsiutter, welcher ſeine Monpnen fo geuichtet hat, daß er die Stebt
und die @p”a»-ufié nach Flenezutg beſteetchtn kauz Der Buͤrgermeiſter S dı am
in Apenrade iſt auf dieſem Kutier, wobin er ſich ais Barkamentär der Srabl-
vſgeden hatte/ in Haft genemmen worden. — Unfere: Zruppen, Arl mul
Eiuſchiuß von 3000 Freiſchaaren unter dem Oberbefehl des Yönnfaren Ham
aus Segeberg, gegen 8000 Mannn frark, rüden dem Seinde ent.
gegen, Wir dürfen (don morgen oder uͤhermorgen Nachricht von eluein Zitka
fen erwarten — Auf Alfen ſind die Daͤnen Meißer und ſollen das Ei-
zenthum des Herzogs von Auguſtenburg in Beſchlag genommen haben. Dieſe
Inſcl wäre eben ſo wenig von unſerer Seite zu vertheidigen, alg es die Jus








ſel Fehmarm iſt, in deren Nähe gleichfalls ein daͤniſches Kriegoͤſchiff geſehen
wird. Heute iſt ein Freiforps aus Braunſchweig hier eingerüdt, —
welch!s die Nachricht brint, daß der Herzos von Braunfchweihmtte
einem Heer von 3000 Mann und 6 Kanonen bald ermartet werden darf.
Hannoveranern und 15,000 Mauu Preußert

dürfen wic bald entgegen ſehen. —
Der ſuſpendirie Polizeimeiſter in
nach Daͤnem irk entkonmen iſt, w
Steckbrief en verfolgt.

r in 54 ‚ Baron v. Eggers, welcher
wird von der Negierung der Herzoͤgthuͤmer mit



Wahlmanifeſt.

3n weniger als vier Wochen, Montag, den 1, Mai, ſoll noch den Beſchluͤffen des Wora
parlaments die teuſtituirerde Verſammlung zuſammentreten. Dieſe wird zu entſcheiden
haben, ob der Oruck, welcher ſeit ſo langer Zeit auf Deutſchland laftet, ſeiae Zerfpliterung


einer unhaltbar gewordenen Vergangendeit und den Anſprüchen der Gegenwart auf unle-
ſtimmte Zeit verlängert, oder aber ob derſelde durch eine Rtihe entſcheidender Beſchlüſſe
beeadigt werden ſoll. Alle diejenigen, welche daher auf der einen Seite die Befreiung
Deutſchlands, auf der andern aber aug die raſche Beendigung unſerer ſtaatlichen Kämpfe -
wuͤnſchen, werden ſich uns anſchließen und nur folche Männer wählen, welche ven Muth
beſitzen, mit der alten Zeit und allen ihren Drangſalen vollſtändig zu brechen, um eine -
neue Zeit des Woblftandes, der Bildung und der Freiheit uber Deutfhlanv beraufzuführen.
. Bir prauchen Euch, unſern Brüdern, den Alp, welcher auf unferem VBaterlande laſtet.
nicht zu ſchilderu. Das Gefüpl erlittenen ſchweren Druckes iuht in jeder Mannesbruß,


 
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