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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0141

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Inſſerate die geſpaltene Zeile in Petitfehrift









um vier Kreuzer. — Briefe und Gelder: fret einzuſenden.



No 35.







* Deutſchland.
+ Durlach, 1. Fbr. Die in unſerem Berichte vom 29.9. M. durd Hru,


täͤgigem Urlaube ihre Arbeit in der Maſchinenfabrik zu Carlsruhe wieder be
gonnen. Wie in unſerem Berichte vom 29. v. M. angegeben, waren ſie ent-
laͤſſen, weil eine große Auzahl Bewohner Durlachs eine Pelition gegen die


ten richtete Sie waren auf das Bürgermeiſteramt Durlach geſandt, damit
man den heurlaubten Arbeitern Brod gäbe. — Es wurde ihnen daſelbſt kein
Brod gegeben, wohl aber von Seiten des Bürgermeiſters Wahrer die troͤ—


tion gehabt hätten, daß dieſe Petition vielmehr in dem neuen Bürgerverein anı
geregt worden ſei, deß durch diefen Verein überhaupt ein ganz ſchreckliches
Wühlen und Treiken ın Duxlach eingeführt ſei, wodurch alle Ordaung und
Ruhe untergraben und die ſchrecklichſte Anarchie verbreitet wuͤrde, daß man
aber in Dalde dieſem Treiben energiſch entgegentreten und die gute Ordnung
wiederherſtellen würde. —

Nachdem ſo den Brurlaubten der Bürgerverein auf eine ganz ſchreckliche
Weiſe geſchildext und deſſen Streben als ein ganz zerſtörendes beſchrieben war,
wurden dieſe Arbeiter dem Mefigen Amtsvorſtand zuͤgeſchickt;
€$. . Würde dexſelben die DBerfiherung zu Theit, daß man Als
les Aufbieten würde, um ihnen wieder Arbeit bei dem Herrn Cnul Keßler zu
verſchaffen. — — —


hieſiger Stadt nach Carlsruhe/ um die Intereſſen
der Beurlaubten zu vertreten, und ſiehe da, dieſe
Miſſionen waren mit gutem Erfolge gekrönt, denn am 31 v/M. zozen fämmt-
liche Arbeiter wieder nach Carisruhe zur Arbeit, naͤchbein fe ſich am Tage

*

ibrer Ankunft, als ſie in gewiſſen Weinhäuſern und in Geſellfchaft gewiſſer


und in dieſer edlen Situation einige Exceſſe begangen hatten, an großeren
aber, durch das energiſche Einſchreiten des Kerns der Bürgerſchaft, und gröf:
ſeniheils Uaterzeichnern der Petition gehindert wurden — Damit mar der ge-
fürchtete Aufruhr zu Ende und die edle Hoffnung ſo mancher daniedergeſchleu-


Bürger zu werfen, die von einem verfaffungsmäßigkn Rechte, In eiuer ſo


den die Auſtrengungen der odengenaunten Beamten, den veurlaubten Fabrik-
arbeitern wieder Arbeit zu verſchaffen, nicht in der gewuͤnſchten Weife koͤnnen
ausgebeutet werden, da die Arbeiter wie es ſich jetzt zeigt, nicht entlaſſen, ſon-
dern nur beurlaubt waren, um eben durch Skandal die Petitionäre einzufchüch-
jern, um den Feinden des Bürgerthums Gelegenheit zu geben, den Freunden
des Bürgerthums zu ſchaden. — Das Berfahren des Fabrikanten Keßler aber
erſcheint hiedurch nicht allein lächerlich, ſondern es zeigt zugleich an, welcher
politiſchen Richtung dieſer Mann huldigt und was von ihm zu erwaͤrten fei.
— Woir appeliren auch hier wieder an die öffentliche Meinung und fordern
dieſelbe auf, nicht nur über das Benehmen des Fabrikanten Keßler wiederholt
zu Gericht zu ſitzen, ſondern auch über das Benehmen der hieſigen Behoͤrde
zu urtheilen. Später mehr. — ; i

+} Aus dem badiſchen Oberlande, 31. Jan. Der Beſchluß unſerer
II. Kammer wegen Unterſtützung der 3 Fabriken, hat im badiſchen Oberlande
einen ſchlimmen Eindruck gemacht. Wir haben ſeither geglaubt, der Siaat


Aufwandes zu verwenden und nun ſollen unſere Steuern, die wir kaͤum er-
Ewingen können, in ein Privatunternehmen geſteckt werden! Nun, hat man dem
Banquierhaus Haber geholfen, ſo kann man Gewerbsleute in mißlichen Lagen


Freiburg, Staufen, Müllheim und Loͤrrach. Dieſe Aeußerung hat man ge-


etwas für ſich. *
Das Banquierhaus von Haber und die 3 Fahriken ſtehen in ſo enger
—— mit einander, daß man mit aller Kunſt der Dialektik eben nicht


Naleich jenem Hilfe geleiſtet wird; dann ſiud ja die Rechte aller Bürger gleich,
warum ſollie man daher dem kleinern Falliten von Staatswegen nicht auch
aus der Noth helfen? vermindert doch der Verfall jedes, auch des kleinſten
Gewerbes das National-Kapital oder das Nationaleinkommen, wie Nebenius


Hat uns der Beſchluß ſchon überraſcht, ſo ſetzte die Begründung des Vo-
lums einzelner Abgeordneten uns in Erſtaunen; der Abgeordnete Metz, der zu-
fällig unſern Bezirk vertritt, z. B. hat fortan kein Vertrauen zu den Juriſten


Juriſten ſtehen, ein Vertxauensvotum aoͤgegeben; dann haͤtte er wohl
bedenken ſollen, daß v. Soiren nicht als Juriſt, ſondern alg Abgeordneter
des Landes geſprochen und geßimmt hatz waͤs wuͤrde unſer wuͤrdiger Vertre-
ter wohl fagen, wenn man {ihm den Vorwurf machte, ſeine Abſtimmung ſei
eben die des Fabrikinhabers Metz in Freiburg?

Wie koͤnnte ferner Kapp ſich durch die Auseinanderſetzung des Regierungs-
Commiffaͤrs Nebenius, die an ſo viele „wenn“ gebunden ift, für beruhigt er-
Hären, namentlih wenn er den fozialen Standpunkt, von dem er naͤch dem

*

{

|





— — —



x

Wir fürchten, die Kammer habe einen gefaͤhrlichen Weg betreten, der ihr
noch viele Unannehmlichkeiten vielleicht noch an diefem Laͤndtag verurfachen
fann und wir ſind überzeugt, die Abſtimmung wäre anders ausgefallen, wenn -
der groͤßere Theil der Abgeordneten zuerſt auch die öffentliche Meinung Badens -
zu Rathe gezogen hätte. . e * —

(.) Aus dem Neckarthale, 31. Jan Ein wohlbekanntes Gloͤckchen läͤſt in
Rro. 16; des Mannheimer Morgenblatts vom I9. d. Maus dem Unterrbunfveile -
ſeine ſchulfreundlichen Klänge hoͤren, um in ſeiner gewohnten Diſſonanz gegen
die b-b Volks chullehrer und die von denfelben bei der Ständeflammer_ einges
reichte Petition ein Sturmgeläute zu veranlaſſen. — Die Art und Weile
wie der Berfaſſer jenes Artikels unſerer Bitten erwähnt, verrath ebenſowenig
Sachkenntniß, als guten Willen, daher wir demſelben vor Alleın genauerts


anempfehlen, dabei aber nicht verſäumen wollen, ihm mit einiger Beleuchiung
zu Hulfe zu Fommen. — Nirgends iſt in der Petition der Autrag enthalten,
wie die perfide Behauptung des Korreſpondenten darſtellt, vweniger Arbeit
und mehr Lohn“, nein, wir wollen nur, daß Erſiere mit Letzterem in
gleich möglichſtes Verhältniß gebracht werde und wir nicht noch laͤnger das
Gegentheil derjenigen ſein mülfen, die wenig Arbeit und große Befoldung haben.
Bezüglich der Befoldungserhöhungen felbit, meint er es nicht übelz er wünfcht
uns ſolche, aber ehne Verletzung der Rechte Anderer; ja ſo freilich, wenn
ſolche aus der Luft geſchöpft werden könnten; er fürchtẽt wahrſcheinlich bei ei-
nem richtig hergeſtellt werdenden Verhältniß zwiſchen Arbeit und Lohn auch
Anen Verluſt zu leiden —, und vermißt nicht, daß Bitten um Befoldungsers
yoͤhungen von Lehrern, die in I. Elaffe mit 180 fl — 220 fl. die Suhfikenz
ihrer Familien bilden ſollen, weder anmaſend noch ungenügfam find, wo- Die
meiſten vom Staate angeſtellten Waldhüter, Straßenwarte 20. immer einen
Gehalt von 200 fl — 300 fl. beziehen! Iſt hier ein gerechtes Verhaͤliniß ob

walteud? — Gar herrlich entwickelt unſer Geguer feine Anficht über die
Vollsſchule und deren Zweck, ſo, daß wir ihn wahrhaft bedauern müſſen.
Steht auch in ſeinen Augen die Volksſchule auf der niederften Stufe im
Bereiche der Wiſſenſchaften, ſo iſt doch deren Zweck und Aufgabe hoͤher und


Wſſſenſchaften Gerade weil unſere Sphäre die Kinderwelt;, die Er-
ziehung und Bileung der Kindex aber oas Haupterforderuiß des Lebens ift
und die Grundlage eines glückichen Staates bildet, — entwindet. ſich unjer


zug der Aufgabe an. — Zur Beaufſichtigung dieſer Bildungsanftalt beh
der Korreſpondent ſeien die Geiſtlichen, die von den Studien derilniver«
ſit et und von den am Schluffe beſtandenen Erame n über pädagogi



Kenntniſſe hinlänglich ſo viel mitgebracht haͤrten, um Schulmeifer werden
zu fönnen (1%), piulänglich befähigt und macht uns vorhergehend den Borz
wurf, als ſei unſerer Bitte in Bezug der Schulbeaufſichtigung gerade die
Un fähigkeiteder Geiſtlichen unterlegt. O nein! man lefe S, 10. unferer


ebenſo die dert exworbenen Kenutniſſe nicht mit der Schulbeaufſtchtigung harz
mouiren. Das Beweiſen gilt! und alſo beweiſet, daß eine Beränderung oder
Aufhebung gegenwaͤrtiger Schul⸗Aufſicht Nachtheile bringt, oder die Schule
ohne dieſelbe nicht veſtehen kana! Keineswegs iſt uns die Aufſicht der SGeift-
lichen läſtig, we ſolche zwed = und ſachentſprechend geführt wird und es laͤßt
ſich daher das Streben nach Einführang einee nach den Prinzipien der Selbit»
ſtändigkeit organiſirten Beaufſichtigung ebenſowenig unzufrieden und anmafeud
nennen, als ohne Modificatien derſelben, dem oft im Dienſte ergrauten Leh-
rer ferner zugemuthet werden kann, den Schleifſtein ſeines jungen Geiſtlichen
zu bilden, auf welchem derſelbe ſein geſchmiedetes Schulſchwert auszufchleifen
gedenkt. Daß es gerade die ⸗Beſſern“ unter den Lehrern ſind, weiche die
Hetition nicht unterzeichnet haben, mag jeder Schwachſinnige meinen; wir ken-
nen andere Gründe, nemlich: Menſcheufurcht, Unſelbſtſtaͤndigkeit und dırecte
Verhinderung dritter Perſonen! Lügen ziemt nicht ein Jeder weiß aus
ſeinem in Haͤnden habenden Exeiuplar der Denkſchrift, was er unterzeichnet
hat. — Aber daß es nur die „r adikalen“ Schullehrer find, welche der
Petition beigetreten ſind, iſt eine bedeutende Eutdeckung unſers Gegners.
s Iſt halt ſo; man iſts gewoͤhnt von gewiſſer Seite her Jeden radikal zu
heißen, der ſeine Rechte zu erlangen und zu wahren ſucht, daher wir uns die-
ſes Tadels lobverkündigend freuen dürfen. — Die Abſicht, welche der Ver-
faſſer des, erwaͤhnten Morgenhlatt⸗- Artikels hatte, liegt jedem Einſichtspollen
klar vor Augen, er will dem Volk, deſſen Zuneigung wir genießen, Sand in
die Augen ſtreuen, deſſen Bilrung zurück gehalten — und folches ſammt der
Schule dex Hierarchie anheim geliefert wiſſen; in anderer Beziehung, unſere
Bitten bei der Ständexerſamulung und Regierung verdaͤchtigen und ſo im
Bunde der ſ. g. Schulfreunde uns Steine des Auſioßes in den Weg legen. —
Aber unſer Vertrauen auf die Einſicht unſerer Staͤnde und Behoͤrde ift zu feſt,
als daß wir befürchten, ſolche Anfeindungen und Verdaͤchtigungen von Judas
herzen koͤnnten bei Beurtheilung unſerer Petition berückſichtigt werden. Euch
daher ihr Scheinfreunde der Schule und ihrer Lehrer zur Nachricht, daß wir
euerm Preßunfug jederzeit werden Mittel entgegen zu ſetzen wiffen, und daß
uns nichts wird hindern, die betretene Bahn zum Hril für Volt und Staat
weiter zu verfelgen und damit ein Pexeat euern Verdächtigungen! —
Wiesbaden, 31. Jan. Man unterhält ſich Legenwaͤrtig hier ſehr viel
von einem hoͤchſten Beſchluſſe, nach welchem unſer Nilitaͤr eine grobe Ver-
minderung erleiden und — ſtatt der bisherigen acht
Jahre, auf ſechs Jahre zuruͤckverſetzt werden Würde. —
* * 2* * fand man in der Nähe der Stadt auf dem Felde
den Leichnam eines franzöſiſchen Sprachlehrers, welcher in einem hieſigen
Pripatinſtitute früher angeftellt, ſeit einiger Zeit aber wegen Mangel an Be-
ſchäftigung ſeines Amtes eutlaſſen war. Der Unglückliche hatte ſich mit dem
 
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