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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 121 - No. 125 (27. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0493

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oftaufſchlaͤg.







ſinnigen Gefeßentwurf vorgelegt? Nein, jede wirklich freiſinnige Beſtimmung

mußte ihm abgerungen werden,

gen bewieſen, daß es mit dem Volk und ſeinen Rechten e wohlmeine? Die
Buͤrger jener Gemeinden, die nuß- und grundlos durch die unerhörte Einquar-
tHirungslaft ruinirt werden, jener Gemeinden, deren Schulhäuſer dem JugenDd-
unterricht entzogen und mit Soldaten angefüllt ſind, die Bewohner des Bruch-
faler Zuchthaufes, juſt Diejenigen, die nicht zu den Anſtiftern und „beſonders
thätigen“ Theilnehmern an der republ. Schilderhebung gehören und in einigem
Widerſpruch mit der „Generalverfügung“ in den engen Zellen zuſammengepfercht



werden — Diefe mögen hierauf antworten.


die Majorität der Kammer, Gemeinden, ſogenannte vaterländiſche Vereine vo-
tiren demfelben ihr Vertrauen. Sonſt hat man wohl zuweilen von einem Miß-
trauensvotum gehört, das dieſem oder jenem Minifter geworden; Nißtrauen


kein Vorwand bleibe, auf einem Ylatze zu verharren, auf welchem ohne das
Vertrauen des Volks nimmermehr Gutes gewirkt werden kann. Vertrauen aber


votirt werden.


haben, und, wenn es Noth thut, deffelben ein Zeichen erhalten, das weit ein


niſterium Belt es ohne irgend welchen Anlaß alle Augenblicke dekretiren ließ. Wahr-
lich, hätte man ſonſt noch keinen Grund gehabt zum Mißtrauen gegen diefes
Minitftertum, folche eingeblaſene Vertrauensvoten hätten daſſelbe ſchaffen müſſen.
Das böſe Gewiſſen allein lechzt nach Vertrauensvoten! Wer es ehrlich meint
und ſeine Pflichi thut, bedarf ſolcher Demonſtrationen nicht.
gibt ihm Sicherheit.
Miniſterium hat ſich unſichker, ſchwankender gezeigt, als das Jetige. Jene
dertraͤuensfertigen Biedermänner mögen ſich's merken: mit jedem Vertrauent


{impD die Unbefanigenen daruber in’s Klare gefommen, daß das Minifterium
Bekk unfähig iſt, zum Heil des Volkes zu wirken. Wer daher Jenem Vertrauen
votirt, ſtelit ſich als einem Solchen dar, der Dieſes nicht will. Die zu den
Feinden des Volks gehören, ſei es bewußt oder nicht, dieſe allein können mit
Recht in dieſes Miniſterium ihr Vertrauen ſetzen.

Deutſchhand.
Frankfurt, 24. Mai. In der heutigen Sitzung beſchloß die deutſche
Nationalverfammlung, ſofort zwei Ausſchüſſe zu wählen, von denen der eine
die Verfaſſungsfrage! der andere die Arbeiterfrage und die Handels- und Zoll-
verhaͤltniſfe zu prüfen und zu begutachten hat. Jeder Ausſchuß wird aus 30
Mitgliedern beſtehen, die von den Abtheilungen aus ihrer Mitte (von jeder Ab-
theilung zwei) gewählt werden. Ein dritter Ausſchuß, aus 15 Mitgliedern
beftehend‘, hat die Prioritätsfrage bezüglich der von den Mitgliedern der Na-
tibnalverſainmlung geſtellten ſelöſtſtaͤndigen Anträge und der Petitionen tzu be-
gutachten. * — —

Frankfurt, Mai Die Triumolrats-Geſchichte iſt jetzt endlich klar wie
der Tag, und wenn Sie nicht vor vierzehn Tagen ein wenig zuſammengefahren
waͤren und meinen Brief bei Seite gelegt haͤtten, ſo wäre ſie Ihren Leſern
bereits ſeit vierzehn Tagen klar. Ich fagte Ihnen damals, daß die Herxen
aus Baden, durch den hecker'ſchen Aufſtand verblüfft, oh ihrem hadiſchen Ländchen
Deutfchland aus den Augen verloren hätten. Weil in Baden ein republikaniſcher
Krawall war, glaubten ſie ſo raſch als möglich, und ohne die conſtitnirende
Verfammlung abwarten zu dürfen, eine neue diktatoriſche Central⸗Gewalt ſchaffen
_zu nüffen.. Da dieſe Anſicht aber auf Schwierigkeiten ſtieß, ſo wurden alle
paͤrlhmentariſchen Manoeuvtes, die man in kleinen Kammern noch beſſer als
in gloßen zu lernen ſcheint, augewendet, um zum Ziele zu gelangen, Dies
war ſchon vor 14 Tagen meine Anſicht. Geſtern aber wurde die Iriumvirats-
Commiffion des Fünfziger-Ausſchuſſes aufgefordert, nachträglich und umfaſſend
über ihre Coufexenzen mit dem Bundestage und den Vertrauensmännern zu
berathen. Und aus den Erklärungen von Soiron, Reh, Stedmann, Wipper-
mann 26. ging dann hervor, daß Welcker der urſprüngliche Antragſteller war,
daß er ſeinen Antrag mit Gründen vertheidigte, die vollkommen zu dem ge-
heimen Bundes-Protofoll vom 4. Mai paffen, daß eine gemiſchte Neben-Com:
miſſion, beſtehend aus Soiron, Welcker und Sperling, die Angelegenheit beſonders be-
handelte, und daß enzlich der ganzen Commiffton und durch dieſe wieder den
Hünfziger - Ausſchuſſe Zugeftändniffe verheißen wurden, die nichts weniger als
feſt vom Bundestage zugeſtanden waren, Genug, es war eben, was wir in


Auch auf die Mitglieder des Ausſchuſſes ſuchte man direkt zu wirken, und das
gelang ſo gut, daß am Ende die Minderzahl zur Mehrzahl und das Triumvixat
von ihr im Fünfziger Ausſchuſſe angenommen wude. Ich verwahre mich hier-
mit feierlichſt dagegen/ als ob ich im Entfernteſten glaubte, daß einer der Herren
aus Baden oder ſonſt woher bei dieſem Treiben irgendwie aus eigennützigen






glaube, daß er in der beſten Abſicht ſich diesmal zu einem verkehrten Ziele ge-


gen“ Mittelchen angewendet, die man in dem engen Kreiſe des badiſchen Kam-
mertreibens — das! wie ſchön und gut zu anderẽn Zeiten, jetzt nicht mehr paßt
— gelernt hatte. Der deutſche Parlikularismus ſteckt nicht nur in den Regie
rungen, ſondern auch in den Menſchen, er hat unſeren Geſichtskreis verengert.
und es wird Noth koſten, ehe wir uns an die weite Ausſicht von Eonſtanz bis
Hamburg und von Köln bis Königsberg gewöhnen, Aber e8 iſt gut, daß die
Gefahr dieſer engen Auffaſſung ſchon in dem Vorſpiele des großen deutſchen
Paͤrtaͤments recht Mar wurde, denn ſo wird ſie hoffentlich in dieſem ſelbſt ſich
nicht wieder geltend zu machen wagen. Ich ſchrieb Ihnen damals auch, daß


werde wiſſen wollen. Heute trägt die neue Commiſſion über dieſe Sache (Abegg,
Simon, Blum, Benedey, Wippermann, Schwaͤrzenberg, Buhh darauf an,
daß der Ausſchuß jede Mitwirkung zu dem vorgeſchlagenen Triumvirate ver-

Frankfurt, 22. Mai. Die /Frankf. O A34 enthält Folgendes:
Eine Eftaffette aug Wien brachte die Nachricht Hierher, daß eine Deputation
den Kaͤiſer vermochte, wieder nach der Reſidenz zurückzukehren. Es war dort
folgende Proclamation erſchienen: —

Das Central-Comite der Nationalgarde erklärt, daß es bei feinent uner-



welche dasfelbe im gegenwärtigen Augenblicke der Gefahr zu ergreifen für gut
findet, mit allen ihm zu Gebole ſtehenden Mitteln unbedingt und auf das kraͤſ⸗
P. Hruby, proviſoriſcher Präſident.
$ Aus dem Mbheingau. Hallgarten, die Beſitzuns des ehrwürdigen
Itzſtein iſt jetzt durch das verblendete, von Verläumdern aufgehetzte Volk
dekmaßen bedroht, daß der Eigenthimer, um ſein Landhaus, vor dem Demo-
liren zu bewaͤhlen, daſfelbe allnächtlich durch 6 Mann mit Gewehren beſetzen
laſſen muß. Itzſtein habe, ſo wird den Getäuſchten eingexedet, dort „die aller-
ärgſten Revolutionsmenſchen um ſich verſammelt und die hätten das ganze jetzige
Elend gekocht.“ — 46—
Was Werden die Leichtgläubigen ſagen, wenn ſie erfahren, wer die Nän-
ner ſind, die man als ſolche Landſchäden und Leutverderber bezeichnet? Wenn
ſie wußten, daß die Freunde, die der heitere Greis dort um ſich verſammeln
pflegte zum Theil foͤlche ſind, die jetzt Miniſterpoſten bekleiden ein Römer/
DHergenhahn, Gagern? O

Mainʒ, 2 Marı








; Köln. 3) Seit Sonntag ſchweben wie in Dn
digem Schrecken und in ſteter Gefahr. Der Kampf am Sonntag wiſchen den
preußiſchen Truppen und der Bürgergarde hat viel Blut gekoſtet; man ſpricht
von 15 Todten und 50 Verwundẽten von beiden Seiten. Allein damit war
die Sache nicht abgethan. Geſtern und heute ſpricht man wieder von einzelnen
Tödtungen. Man kann vor keiner preußiſchen Kaſerne vorbeigehen! ohne die

zeln in der Stadt ſehen laſſen, ohne zu riskiren, todt geſchlagen zu werden.
Erſt heute Morgen wurde wieder Generalmarſch geſchlagen, weil bei Zufam-
menläufen Bürger und Soldaten getoͤdtet worden ſind. Der Zuſtand iſt fürch-
terlich, die gegenſeitige Exbitterung iſt unendlich, und es gibt kein anderes Mit-
tel, als die Entfernung der preußiſchen Regimenter aus der Feſtung. Dieſen
Wunſch hat die Behörde ſchon ſeit vorgeſtern wiederholt beim Bundestage vor-
gebracht; allein es geht dort wie früher ſehr langſam. A ;

Waͤs liegt dem deutſchen Bunde daran, wenn die Stadt Mainz zu Grunde
geht! Beſchöſſen ſind wir zwar noch nicht worden, weil die Bürgergarde, der
Rettung der Stadt zu Lieb, die Waffen abgeliefert hat; aber wir ſind noch je-
den Augenblick damit bedroht, und wären die Oeſterreicher nicht, ſo wäre es
vielleicht ſchon geſchehen. Die Oeſterreicher ſind unſere Beſchützer, ſie treten
ſtets Frieden ſtiftend und vermittelnd auf, ſie ſind in dem Grade geliebt, als
die Preußen gehaßt. Es iſt trauxig, aber es iſt leider ſo. Sonſt war das
Verhältniß zwiſchen Soldat und Buͤrger hier das freundlichſte; erſt ſeit Kurzem
herrfcht hier diefe Zwietracht. Wehe denen, die ſie angeregt haben! Seit die-
ſen Morgen iſt der Belagerungszuſtand wieder ſtrenger als geſtern. Die
„Mainzer Zeitung“ vom 24, Mai beobachtet noch das liefſte Schweigen)




vor ber Eröffnung des Landtags ſchon zu ernſthafter Erörterung zwiſchen unz
ferer Regierung und den Ständen gekommen. Die Deputixten haben nämlich
vorab der Regierung eröffnen laſſen daß ſie den in unſerer Verfaſſungsurkunde
vorgeſchriebenen Eid unter keinex Bedingung leiſten würden, Die Regierung
foll darauf beſtanden und bei fortgeſetzter Weigerung erklärt haben, daß der
Herzog in dieſem Falle den Landtag gar nicht eröffnen werde. Darauf hin
follen aber die Lanbſtände auf das Beftinuntefte ſich ausgeſprochen haben, daß
in dieſem Falle ſie ſelbſt aus eigener Machtvollkommenheit den
Landtag eröffnen würden. — Nach dieſer Aeußerung blieb kein anderer
Ausweg übrig, als eine ganz
glieder der Ständeverſammlung
dem Volke den Eid der Treue leiſten.
auch nicht, daß die Stände mit gutem
konuͤten, da Nilmand vorausſehen kann,

Stuttgart, 21. Mai. W Dıe } ( d (
benüßt, Ddayon haben wir in neuefter Zeit verſchiedene Beiſpiele, namentlich
in Bezug auf die orthodor⸗evangeliſche cgemeinhin pietſtiſche genannt) mitge-
theilt. Die Gerechtigkeit gebietet jedoch, auch die Verdienſte. der ultramonta-
nen Geiftlichkeit gehörig ans Licht zu ziehen, Damit Man nicht etwa glaube,
die roͤmiſche Kirche ſei Unthätig geblieben. Wir hätten zwar ſchon. gelehentlich
der Reichstagswaͤhlen Beranlaffung gehabt, auf dieſe Thätigkeit hinzuweifen;
daß es nicht gefhehen, hatte vielleicht blos ſeinen Grund in dem wegen ſemnes
Ecelat übermwiegenden Beiſpiel des großen Hoffmann gegen Strauß. Doch kön-

nur ſich ſelbſt vekantwortlich ſind/ und einzig

So geſchah es denn! Wir glauben
Gewiſfen einen andern Eid ſchwören
was die nächſte Zukunft bringt.






 
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