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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 235 - No. 260 (1. Oktober - 31. Oktober)
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Zonntag den S, Oktober.






48. vierteltährltch 2 &. 30 {m Yusland erhöht ſich das Abonnement um ben Poſtaufſchlag.

* j Äbounement in Mannbeim viertelfaͤhrlich 1 fl. 24 fIr., durch die Poft begogen In gamı Baben
A , 1890 an 2 4
18 2 V0. ÖE e

Zuferate die geſpaltene Zelle in Petitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. — Briefe und Gelder: frei einzufenden.











— — — — —



— ——



tigung einer ganzen Seite des Hauſes, eine ungenügende Ausrede gegen Scho-
der, man beantraͤgte den Ordnungsruf gegen v. Vincke, ja eine Stimme rief
etwas von Frechheit. Nachdem Präſident, der früher „Edle? v. Gagern, der

— Die weiteren Beſtellungen für das mit dem 1ten Oktober begonnenen
Vierteljahr der täglich mit Ausnahme des Montags erſcheinenden

SEEDE OT feit geſtern unter Anklage ſteht, weil ec gegen zwei Abgeoxdnete ſich des Wortes
Mannheimer Abendzeitung. Frechheit dedient, und ver, wenn er Ehrgefühl befäße, ſo lauge dieſe Sache

und ihres wöchentlich drei M * } ; * nicht erledigt iſt, nicht präſidirte — die Ruhe einigermaßen wieder hergeſtellt, rief
hre Y Fal’c’r.fl)cvmcnbcn U?tcipaitung‚sbrattcä der er nicht etwa 2 v. Vincke, ſondern die zur Ordnung, die ihn beleidigt hätten:
„Nheiniſchen Blätter“ Wer das Wort Frechheit gebraucht, begeht ſelbſt eine Frechheit, feßte er unbe-

dachtſam hinzu. Rösler antwortete ihm ganz einfach: dann waren Sie geſtern
auch frech! worauf v. Stavenhagen ausrief: den ſollte man hinauswerfen. —
Laffen wir einen Vorhang über den Tumult fallen, Das Reſultat war, daß
Gaͤgern dem groben Vieepräſident Rießer den Vorſitz abtrat, um die auf die
verſchiedenen Anträge, die diefe Ungebührlichkeiten hervorgerufen, nöthig werdende
Debaͤtte zu leiten, anftatt darauf zu beſtehen, daß die Diskuſſion über die Haupt-
frage fortgeſetzt, die Anträge auf eine ſpätere Sitzung verſchoben wurden! Nie-
ßer iſt aber uͤicht der Maͤnn, eine ſo aufgeregte Verſammlung zu zügeln; —
unverrichteter Sache gab er das Präſidium an den „Frechen“ zurück, der nun
2 Präſidium und Grdnung in der couſt. ; die Debatte über jenes Geſetz zu ihrem Schluß, der ſofort verlangt, worden,
Mati 4* brachte. Unbegreiflicherweiſe beging cr die Ungeſchicktigkeit, noch ſpät, um
ationalverſammluug. Uhr, alg man Alles beendigt glaubte, auf einmal die Anträge über dieſe Zwi-
* FranFfurt, 6. October. Wie ſoll das fortgehen, was ſoll das für ein ſchenfälle zur Abſtimmung zu bringen, was ihm, von Ludwig Schwarzenberg
Ende nehmen? Das ſind zwei Fragen, die ſich jedem Volksfreund beim Ver- zwar ſcharf aber vergehens vorgehalten wurde. Dabei yeging er noch die Un-
laſſen der heutigen Sigung der Natlonal-Verſamimlung gufdringen. Von der ſchicklichkeit, an einem Antrag! einen Ausſchuß zu Entwerfung eines Disciplinar-
einen Seite eine Majorität von Männern die — wie z. B. Gräf Schweriu — Geſetzes zu ernennen, ſo lange herumzudrehen, bis er endlich für dringlich er-
ſich nicht entötoͤden zu geſtehen, daß ſie mit dem deutſchen Volke nichts zu thun klärt worden, obſchon er dabei die Geſchäftsordnung wiederholt verletzte, und
hätten, daß fie ihren Beruf varin finden, die Rechte ihres angeſtamniten Königs- von dem Antragſteller ſelbſt die Dringlichkeit gar nicht verlangt wurde. — Das
haufes in der Paulskirche zu wahren, die aber öffentlich doch noch das Amt Ende war, daß dieſex Antrag ſowohl, als die Aeußerung Röslers, alg endliche
eines Bolks-Vertreters übernehmen, die ihren Zweck das Volk unters alte Joch dies Verfahren des Präſidenten dem Agsſchuß der geſtern zur Begutachtung
zurück zu führen, nicht eingeſtehen, aber Alles thun um ihn ſehen und erkennen des Schmidt-Vinckeſchen Antrags, des Benehmens Gaͤgerns, und des Verfah-
zu lafſen, die die Kämpfer für die Volksrechte als Rebellen betrachten, mit Ber- ren des Vicepräſidenten Simſonniedergeſetzt worden, zut Prüfung und Bericht-
läumdungen und Verdächtigungen uͤberſchütien, die ſie indireet alles Möglichen | exftattung zu überweiſeg. So ſteht denn der Präſtpent der Natibnal Berſamm—⸗
beſchuldigen, aber der au fte ergangenen Anforderung unerachtet nicht den Muth lung zweimal wegen Anwendung des Wortes „Frechheit“ unter Anklage,
haben mit einer Anklage herporlutreten, die ſie nur ſchchütern gegen einzelne von _ unD muß, wenn aug der Ausſchuß ſeiner Zuſammenſetzung nach ihn frei ſpre-
zußrehalb der Paulskirche einbringen laſſen — dabet aber wo es gilt zu reizen Hen wird, Zoch das beſchämende Gefühl über ſich nehmen, daß ſein leiden-
und aufzuſtacheln und mit dem groͤßten Uebermuth Dinge durchzuſetzen, die nach ſchaftliches Verfahren zur Unterſuchung gezegen worden, und nur durch die Ueber-

der gefunden Bernunft unmöglich ſind, Fein Maaß und Ziel kennen, und mit zahl ſeiner Partei der verdienten Zurechtweiſung entgangen iſt.
der Gewißheit die Majorität decke ihnen den Rücken, Alles ſich erlauben zu dür-

bitten wir des vollſtändigen Bezuges wegen möglichſt bald zu machen. Die
Blätter vom 1. Oktober an werden nachgeliefert.

Man abonnirt in Mannheim bei der Expedition Lit. K 5 Nro. 3, aus-
wärts bei allen verehrlichen Poſtanſtalten; für Frankreich bei Hrn. Alexandre
in Straßburg.

FF“ Zu alintlichen unv nichtamtlichen Anzeigen aller Art empfiehlt ſich die
Zeitung ihrer ausgedehnten Verbreitung wegen noch beſonders.



fen meinenz — Dem gegenüber eine Minorität von Freiheits- und Volksfreun— RA D eu WranND. —
den zum Theil zaghaft, den Schein dex Geſetzlichkeit und des geſetzlichen Fort— **
ſchritis auch nur im entfexnteſten zu verletzen, oder einherſtürmend in dem Gefühl 5 Mannheim, 6. Okt. Nach der „N. Freib Ztg.“ iſt vorgeſtern erſt die Aſte

vas idnen die Bruſt durchglüht ohne ſich um dte Verhaͤltniſſe außen zu kümmeru, der Geſchwornen, welche über die „hochverrätheriſchen Unternehmungent in Baz
mißtrauifch gegen andere, uneinig unter ſich, und bis auf, einige fehr wenige, den aburtheilen ſollen, für die Stadt Freiburg feftgefegt und dem Hofgerichte
alleg andere, nur nicht große politiſche Ehaͤractere, nur nicht einer großartigen übergeben worden; aus den übrigen Bezirken des Oberkheinkreiſes aber ſind fie noch
Auffaffung der Gegenwaͤrt fähig; und diefe wenigen wieder nicht geeignet die | nicht alle eingeſchickt und ſo iſt denn immer noch keine Sicherheit, daß in Bälde
Uebrigen an ſich zu feffeln. Ueber dieſe, Parteien ſoll das Präſidium ſtehen, die Gerichtsverhandlungen beginnen! Seit fünf und ſechs Monaten verfüm-
aber das Präſidium theilt die Fehler der Mejorität; — der Präſident v. Gagern mern die Angeſchuldigten in ſchwerer Haft und büßen mit ihren theuerften
deffen Anbang ihn einſt als den einzigen prieß, der Deutſchland retten könne und Intereſſen den Bankrott dex badiſchen Juſtiz, Ddarunter Männer wie Ficke-
zetten werde — er hät allen Haltpunct verloren. Zu vernünftig und undefane H, Hoff, K. v. Rottec, u. A., welche keineswegs der Bruch beſtehender Straf-
gen dem alten Despotismus zu Yuldigen, aber auch zu fehr Ariftocrat und Jür- | gefege, ſondern die ſtaatopolizeiliche Furcht und Intrigue wegen ihres 3Zeitge-
jtemdiener, um die Ideen der Voltsfouverenirät in jein geiſtiges Inneres aufneh- | mäßen entſchieden volfsfreundkichen Auftretens in die Hände der @ewalt gelie-
men zu fönnen, war beim Ausbruch der Revolution mehr ſein Streben dahin ge- | fert hat. Wir find feſt überzeugt, daß gerade die Genannten mit vielen An-
zichtet, die Throne vor dem Umfturz durch vas Anfluthen der Vollsmacht zu dern, welche noch im Kerker ſchmachten, mit voller Zuverficht einem freifpres
fichern, als dem Volke ſein Recht werden zu Laffen. — Vor den Confequenzen chenden Gerichts Urtheile, entgegenſehen können; wer vermag ſie aber unter al-
der Revolution zuxückbebend, konnte er ſich mit dex Partei dex Volksmänner und len Umftänden zu entfhädigen für all das Unglück und den Jammer, den die
Freiheitsfreunde nicht vexeinigen; nicht ohne. Freiſinn an und für ſich warf er furchtbare Unterfuchungshaft über ſie gebracht hat? *
ſich einer Partei in die Arme, von der er Unterſtützung ſeiner monarchiſtiſchen +++ Aus dem Breisgau, 2. Oktbr. Ueber viele Details der jüng,
Beftrebungen erwarten konnte, zu kurzſichtig, um voraus zuſehen, daß ein ſolches ſten Struveſchen Schilderhebunz aus zuperläßigen Quellen näher Unterrichtet
Bündniß ihn für immer vom Volke — für immer von Freiheit, Recht und Wahr- veeile ich mich, Sie mit einigen Thatfachen, befannt zu machen, wodurd) die
Feit trenne. Und ſo geſchah's; immer mehr und, mehr neigte ſich der „Edle/, Lügenberichte, der verkauften Prefje die gehörige Widerlegung finden. Vor
pder vielmehr feit geftern Der „Freche“, nach rechts, immer ſchätfer ward ſein | allem war dieſe Schilderhebung keineswegs der Lusbruch, einer weitverztoeigten
Miderftand gegen die linke Seile, immer ſchwächer ſeine Unparteilichkeit, die „BVerfhwörung,“ wie die Drgane der Reaktion ſie daxſtellen möhten, um N0
jetzt in die ſchreiendſte Part ilichkeit ausgeaxtet iſt. mehr der freiheitsmörderiſchen Maßregeln zu veranlaſſen; das Projekt ging

Zu diefen Betrachiungen führte das txaurige Ergebniß der heutigen Siz- von Struve ganz allein aus; alle Führer bei dem früheren Aufjtand Waren
zung. Man verhandelte das Geſetz, den Schutz der Lonſtituixenden Reichsver- dagegen, und Doͤll und Mögling ließen ſich nur zur Theilnahme bewegen, da⸗—
fammlung und der Beamten der Centralgewalt betreffend, Deffen mit Blut ge- mit im Fall des Mißlingens die Schuld nicht ihnen zugefhrieben werden Fönne,
{chriebener Entwurf ſichtlich aus den jüngſten fraurigen Ereigniffen hervorge- Strupe überfhritt die Schweizergrenze bei Birsfeld mit 37 Mann ohne Waͤffen.
gangen {ft, Die Verhändlung wurde von den Gegnern des Öefeges „ Mölling, Durxchaus unwahr iſt, was die fervilen Denunziantenblätter von Italienern und
Sehrenbady, Schoder, Vogt! Schaffrath und Dietzſch von Saarbrücken mit Polen bei feinem Zuge berihten. Er fand mit den Seinigen allerwärts® die
edler Wärme und Würde, von ſeinen Vertheidigern mit Befangenheit und mit crwünſchte Sympathie für ſein Unternehmen und freundliche Aufnahme; bal
Ausnahme Rießers, von Linde, Edel, Scheller und ſelbſt. Mittermaier nicht fah er eine Schaar von mehr als 1000 WMann um ſich, die ohne den ſo früh
ohne Langzweiligkeit geführt, Graf Wartensleben und v. Vincke waren die, nicht zu erwaͤrlenden Unfall in Kurzem zu einer achtunggebietenden Maͤcht an-
welche aufteizten! Erſterem war das Geſetz zu milde, er vexlangt eines, nach gewachſen ſein würde.

dem er allen Aufreizern und Anſtiftern den Kopf für die Füße legen könne, Während nun Mögling und Doll mit 1500 wohlbewaffneten Männern
doch erregte ſein komiſcher Ingrimm nur Lachen. Zuletzt kam denn der bekannte über die Höhen gegen Freiburg zogen, ging Struve mit 800 Mann, davon
%. Binde, mit einer Rede — nun ja, man hat kein andexes Wort als Nede — nur die Hälfte bewaffnet war, auf der Rheinebene vorwärts; durch Anordnung



voll Gehäſſigkeit, Bitterkeit und Verdächtigungen gegen die Gegenpartei. Scho⸗ von Organifations, und Verwaltungsmaßregeln aber, und auderes für den
der den er früher angegriffen hatte, hatte bei diefer Gelegenheit ſich gegen ihn Augenblik, minder Weſentliche war viel Zeit verloren worden ſo daß die Schaar
vertheidigt. v. Vincke fuchte ſich mit einem Witz herauszuziehen, der darauf hin- unvexmuthet in Staufen von den Regierungstruppen überraſcht ward, da wan
auslief, Schoder habe ſich beſchwert, daß er ihm mehr Courage zugetraut als das Nöthige verſäumt hatte, um dieſelben aufzuhalten. — Man hatte ſo wlg
jener beſeſſen; und knüpfte gleich daran den Ausſpruch: er achte jede Paͤrtei, die Nähe von Soldaten vermuthet, daß nicht einmal Vorpoſten von Geiten
nur nicht diejenige, die an den Grenzen dex Revolution herumfiſtulire? (für | Der Republikaner ausgeſtellt waren. Da die Hälfte der republikaniſchen Schaar
wahr ein eben ſo nobler als parlamentariſcher Ausdruck, ſo mag Louis Drucker wegen Maygels an Waffen kampfunfähig war, ſo mußten die Soldaten, nach-
teden, aber kein Abgeordneter!) Schoder bezog das auf ſich. Unter vielem dem ſie einigemal zurückgeprängt worden, doch endlich das Feld behauyken. *
Qärm und nicht ohne Mühe ward der „freche“ Gagern dahin gebracht, ihn mögen etwa 9 Todte (3 Dragoner blieben auf einer Stelle) verloren haben;
zu fragen, ob er Schoder gemeint? Jener exwidert, er habe jeden gemeint, der die Verwundeten wurden auf 3 Wagen weggeführt, —
zu einer Partei gehöre, die das was er geſagt hahe, thue,, Darauf erhob ſich Struve entkam in Bauerntracht verkleidet nah Todinan, wo CX ogli
yon der Linken ein furchtbarer Sturm, man fand in den Worten die Verdäch- und Doll traf und, Alles verloren geband, ſeine Niederlage ſo übereilt und Un




 
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