Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI chapter:
No. 126 - No. 153 (1. Juni - 30. Juni)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0575

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext













4848,



Deut ſch Lan D,

r Mannbein, im Juni. Die erfreulichſten Sympathien für unfern
unvergeßlichen Hecker geben ſich in immer weiteren Kreiſen kund. Wir ſelbſt
ywaren während den letzten Tagen an vielen Orten jenſeits des Rheins Zeuge
der begeiſtexten Liebe, mit welcher das Volk allerwärts an ſeinem Namen
haͤngt! welchen es in ſchlichten Liedern feiert, wie ſein einfaches, natürliches
Sefühl ſte ihm eingibt. Fürwahr, ein überſchwänglichet Erſatz für die tage
laͤglichen Kothwürfe reaktionären Unverſtandes, für das feige zornige Gebelfer
der faubern Heidelberger Hof⸗ und Staatsrathszeitung! Auch im benachbarten Wür-
leniberg gewinnt ſein miidtecht gefeierter Name mehr und mehr an gutem Klang.

I offener, ſcheuloſer, frecher die Reaktion um ſich greift, — deſto mehr-
wird der Vielgeſchoͤltene anerkannt in ſeinem lauten Beſtreben für die Erlöſung
des deuiſchen Volkes aus ſeinen ſchimpflichen Feſſeln. So wird dem Frank-
furter Journal aus Stuttgart vom 12ten dieſes Moͤnats berichtet: „Geſtern
Abend verweigerte das 6. Regiment den Gehorſan, ließ Hecker leben und jagte
ſeinen Iberſt zur Caſerne hinäus. — Aus den Fenſtern der Caſerne hörte man
von Seldaten deſſelben Regiments, deſſen „muſterhafte“ Haltung im badiſchen


Hel Hecker ſoll leben!“ ——
Es Jebe Hecker! Es lebe die Republik — ſo wurde bis an den lichten







irthellle an demſelben Morgen bluten ſollten,
naͤchfblgende Begnadigung vermochte nichts zur Beſchwichtigung der Aufregung
beizutragen. Altes lebt in ängſtlicher Etwartung deſſen was geſchehen wird —
was jetzt vielleicht bereits geſchehen iſt.
Es tebe Hecker, es lebe die Republif! Möge der gute SGenius unſerer
Freiheit über feinen Schritten wachen, bis er in Iriumphe wiedereinzieht ins
Vaterland; an ſeinem Namen ſind viele, viele Hoffnungen geküüpft; der Glaube an
den Sieg der Volksſache iſt in den Herzen eines großen Theils des Voͤlkes
mit feinem Namen aufs engſte verſchwiſtert:

“ NMidi8 aber kann ergötziicher fein, als die drollige Sophiſtik, mit welcher


troß alledem und alledem in die Nationalverfammluͤng einſchmuggeln möchte.


Waͤhl des „Landesverräthers‘/ als einer Betheiligung am Landesverrath oder
doͤch als einer Beleidigung der Majeſtaͤt des deutſchen Volkes ein
ſtrafrechtliche Bedeutung‘“ zuerfennen, ſoll nach jener Pfiiffigen Deduction ſo
gut wie gar nicht vorhanden ſein Die 77 Väͤhler Heckers ſeien „rechtlich
wie nicht erſchienen“, weil ſie ſich ihres Wahlrechts „in frevelhafter Weiſe be-
geben“ hätten. Schließlich wird der ewige Minoritäts- Candidat Buhl aufge-
fordert, wit ſeinen 56 Stimmen ſofort in die Nativnalverſammlung einzutreten,
da jene 77 Heckerlinge (vielleicht ein Kunſtausdruck der pon der deutſchen
Zeitung jüngft hier erfundenen Volksdiplomatie) ihn ſo wenig angingen, als


marſchirt. ; \

— Heder ein Landesverräther! Heder ein Feind des Vaterlandes! Doch' e
iſt ja die deutſche Zeitung, die ihn ſo benennt; das Vaterland wird rich-
ten und hat ſchon zum Theil gerichtet. Das Vaterland kennt ſeine Feinde bef-
ſer und andch feine Freundt! Wir ſind weit enifernt, Wahtheitsliebe und An-
ſtand von der deutſchen Zeitung zu verlangen, da wir Niemanden zumuthen
woͤllen, ſeine wahre Natur zu verläugnen; aber einige Geſetzeskenntniß durften


ſetz iſt doch einfach und deutlich genug, daß auch dort ein richtiges Verſtändniß


ein Candidat, um in die Nationalverſammlung einzutreten, die Majorität
unter allen Stimmberechtigten des Wahlbezirks, nicht nur Die-
jenige unter den erfhienenen Wählern für ſich haben muß! Sie
paben ſich ein Phantaſie-Recht geſchaffen! 14

Aiſo Hecker's Wahl iſt ein Frevel, ein Akt von ſtrafrechtlicher Bedentung,
welche nur eiwa in Gnaden „ignoͤrirt“ werden kann! Das ſouveräne Volk


übung feines geſetzlichen Wahlrechts zu ſtrafen fein! Aber es wird ſich in Kur-
gem entfeheiden, wie daſſelbe fein ſonnenklares Recht den tolldreiſten Anmaßun-


über welches es den Stab gebrochen hat-- Das fouveräne Bolk wird
ſeine Freunde aus der ungeredhten Verbannung zurüdrufen und


bald es ihm beliebtl
E Mannheim, 8. Juni. In der dieſer Tage an die National Ver-


Entſtellung der wirklichen Thaͤtſachen auf Koſten der darin erwähnten am 29,
April Verhafteten geſagt: E — D3 .
„UnDd daß troͤtzdem, zwer Tage nach Herſtellung der vollkommenſte Ruhe
„die Verſetzung unſerer Stabdt in den Kriegszuſtand erklärt wurde. ;
Aun fand aber bekanntlich der Vorfall mit den naſſauiſchen Truppen am
Mittwoch den 26. April ſtatt und es herrſchte auch ſchon am andern Tage die voll-
fommenfie Nuhe, ebenſo am 25, cs har alfo von den Händeln mit den naſſaui-
fchen Truppen an gerechnet, nicht zwei fondern vier Tage vor dem Eintritt
des Kriegszufandes am 29. — April die vollkommenſte Ruhe in Mannheim
9‘9_*?“@)*. Wenn nun der Berfaffer der Petition die Ruhe gewiß nicht aus
Vtrfehen, fondern mit BVBorbedacht erſt am 29. dem Tage der Verhaftungen



chlag.



an datirt, ſo iſt ziefe abſichtliche Entſtellung auf Koſten der Wahrheit und der


ſomit gleichſam als Brocken als Sündenböcke hinwerfen möchte cetwa zur Ge-
winnung des Wohlwollens der Macht, welche den Kriegszuſtand herbeigeführt
hat?) doch wahrlich weder zu entſchuldigen, noch zu rechtfertigen! ©ar nichts‘
berechtigt den Verfaſſer, die Nuhe erſt von den Berhaftungen an 3U datiren und
bet einer ſo wichtigen öffentlichen allgemeinen Angelegenheit ſollte man ſich derar-
tiger Verdächtigungen, die man foͤnſt wohl anbringen mag doͤch enthalten, ſie
ſchaͤden der Sache, die man vertreten will mehr als ſie ihd nützen, nüßen kann


und ſobald dies wie hier wenigſtens vielleicht mit dem bewußten Zweck und
dieſer heimlichen Abficht geſchehen iſt, ſo iſt dies nichts weniger alg ehrenwerth.


aber das Unbegreiflihe Dder erwähnten Maßregel noch mehr in die Augch
foringen, wenn ſie erfahren, daß nicht nur 3WeEL, ſondern noch
einmal. ſo Siel alfo vier Tage vor dem Eintritt Des $.-3. Ruhe in Dann-
heim herrſchte und jener augenblickliche beklagenswerthe Vorfall gar Feinen po-
litiſchen Grund hatte, a



' Antipathie eine kleine Schadenfreude zu bereiten,


unangemeſſen erſcheinen, darauf hiermit aufmerkſam zu machen.
LHeidelberg, 11. Juni.

nur um Erlaubniß zu fragen.
delbergs nicht gefaͤllen laſſen.

mehr hinreichen, würde man die Soldaten in Anſprüch nehmen. 4
klätung brachte die gehörige Wirkung herver; der Haupfmanı gab ſogleich den





was zu ſpielen haben. —.


noch an ihren Beſtimmungoͤort gelangen wird, mittheilen zu fönnen:
An die Wahlmanner der Aemter Zhiengen 26, 26

4 f


Abgeordnelen in die deutſche Nationalverfammlung: gewählt habt, Diefe Wahl
macht Euch Ehre; denn ſie zeugt von Euxem Muthe, und von derjenigen Ge⸗—


yalb unferen herzlichen Dank dafür, daß Ihr ihn gewählt habt, und glauben
Euch nicht erft auffordern zu dürfen, auf Eurer Wahl zu beharren. Denn


deutſche Nationalverfammlung wirklich eintritt.

lebet wohl. _
Heidelberg, 11. Iuni 1848, _

1

Der demokratifche Berein..




heit beherrſcht werden.

gen wird.
S Freiburg, 13. Juni.
ſchen Retchstags mit großer Stimmenmehrheit der vom Abg. IBftein vorge-

ſchlagene Helbing gewählt.

zu ſein, ſonſt nichts gegen ſich.
S Vom Rhein, 12. Juni.
eht

erſt einmal bei uns Geltung gehabt, und dies war gleich in den erſten Tagen


macht war zernichtet! das Volk ſaß auf den Thronen. Jetzt fcheint es wieder


gen, im das Volk zu befämpfen; die hohe Uriftofratie reckt übermüthig das


Der ganze Verlauf unſerer revolutionaren Bewegung iſt von ihrem Anfange
durchaus abgewichen, der natürliche Fortgang iſt unterbrochen, — Die Ver-
ſanimlung in Frankfurt iſt hervorgegangen
gegen die beſtehenden Regierungsgewalten.

Verſprechungen und Zuſicherungen, hen ur
den, keineswegs beſeiligt fein; denn es wurzelte in den mehr alg dreißigjähri-







2


 
Annotationen