Mannheimer Abendzeitung (1848)

X ‘ Inſerate die gefpaltene Zeile in Petttſchrift oder deren N











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*# Die Volksverſamuilung in Offenburg.
am 19. März 1848.
Bereits unterm 12. Sepiember v. J. ſtellte die Verſammlung zu Offen-


— GSie verlangte damals ſchon unter andern namentlich eine volksthümliche


zwifchen Arbeit und Kapital und Abſchaffung aller Vorrechte. Die Regierung
zat diefen Forderungen mit Hochverrathsprozeſſen geantwortet, allein das Bolk hat
fie beim Zufammentritt des Landtags erneuext und nach dem gewaltigen Umſturze
im Weften mit geſteigerter Kraft auf deren Erfüllung gedrungen. Dieſem unwider-
ſiehlichen Drange nachgevend, haben dieſelben Regierungsmänner, welche die
RNeduer der Offenburger Verſammlung vom 12. September mit Hochverraths-
prozeſſen verfolgt batten, Zugeſtändniſſe gemacht, deren Halbheit nur ſchlecht
ber Hintergedanfen verhuͤllte, bei günſtiger Gelegenheit, wie in den dreißiger
Sahren, die adgedrungenen Zugeſtäudniſſe zurückzunehmen und in ihr Gegen-
theil zu verkehren. —

Das Boͤlt hat erkannt, daß die ihm zu Theil gewordenen Zugeſtaͤndniſſe


ſondern den gewaltigen Bewegungen des Volkes, der außeren Anregung der
fraͤnzoͤſiſchen Revolution und den Kundgebungen vom 1. und 2 Maͤrz d. J.
zuzufchreiben ſeien. —

Jeder denkende Freund des Vaterlandes erkennt klar und deutlich, daß in


den fei, welcher mit unabweisbarer Nolbwendigkeit ſeine Foriſetzung in allen
Staaten Earopa's erlangen müffe. ———
Der Kaͤmpf der Volksherrſchaft und der Einherrſchaft hat begonnen.


feſte Stellung ſeinen auswaͤrtigen und innern Feinden gegenaͤher einnehme-
Es verlangt daher vor allen Dingen: —— —

GSin deutſches Narlameu






















2) Alsbald alle Abgaben abſchaffe, anßer den Zollvereiusahgahen und
etwa bder direkten Steuern, und ihre Autgabe decke durch eine pro-
areffive Einkommen und Bermögensfteuer. — 2

3) Daß ſofort alle Vorrechte, weiche Namen ſie tragen, abgeſchafft
werden.

” 4) Daß ungefäumt die Schule vor der Kirche getreunt werde.

Vorſtehende Anträge wurden der Volksverſammlung vorgelegt und von der-


menmehrheit angenommen. —
Zu I wurde beſchloſſen, ſtatt „mehrere Mitglieder der Regierung“ zu ſetzen:

der Praͤſident des Kriegsminiſteriums. —4

Zuii. Wurde angehommen mit dem Zuſatze: das Volk will nur eine

Kammer. * —2

Zu V. 1) wurde angenommen mil der Abänderung, ſtatt ſofort: unver-

züglich oder auf der Stelle.

Zu V. 2) wurde angenommen mit dem Zuſatze: Wir wollen eine wohl-
feile Regierung, Abſchaffung der Apanagen und unverdienter Penſionen.
Zu V. 4) wurde angenommen mit dem Zuſatze: Die Pfaffen haben zu viel,
die Lerer zu wenig. Wir wollen gerechte Ausgleichung dieſes? Mißverhältniſſes.
Nachdein dieſe Beſchlüſſe gefaßt worden waren, wurden folgende Männer zu
Mitgliedern des Central- Ausſchuſſes gewählt: 7 —
1, Unterrheinfreis: G. Struve von Mannheim.
Heinrich Hoff von Mannheim.
Bürgermeiſter Winter von Heidelberg.
Junghans von Mosbach.
2. Mittelrheinkreis: Brentano von Bruchfal.
Bürgermeiſter Rée von Offenburg.
Rehmann von Offenburg.
R Schubert von Lahr. *

, Oberrheinkreig: Kiefer von Emmendingen.
Rotteck von Freiburg. A
Torrent von Waldshut.

Weißbaar von Lottſtetten.

eetreis: Würth von Konſtanz.

Vaon otti xeett rst man Kenſtess



und frei geſtalte, und deſſen erſte Aufgabe ſein wird, Dder De
iaͤt und Selbſtſtaͤndigkeit Anerkennung zu verfhaffen.
Was insbefondere unſere badiſchen Angelegenheiten d
Volks verſammlung von Oſſenburg: —74
1, Mehrere Mitglieder der Regierung und der g
ten beſitzt das Vertrauen des Voltes nicht, weil
Wille, Anderen die erforderliche Kraft fehlt.
Das Volk kann kein Vertrauen in Männer fegen, Wweldhe ı
nigen Wochen noch als revolutiondr bekaͤmpften, was ſie theilwei
jeßt ſelbſt zugeſtanden haben.

lichkeiten.


graf Wühelm ſeit langer Zeit auf die Staatsgeſchaͤfte uͤberhaupt und
dag Militaͤrweſen insoͤeſondere ausgeübt hat. Nicht minder anſtößig
iſt ihm der Einfluß einiger Perſonen aus der nächſten Umgebung dee
Großherzogs, welche man mit dem Namen Camarilla zu bezeichnen

u 2 Volt hat kein Vertrauen zu der erſten Kammer der Staͤndevet-
ſaͤmmlung, da diefelbe aus Privilegirten befteht, weldhe ibren Sons
,berintere%en‘baß Wohl des Voͤlkes ſtete geopfert haben. Das Volk
verlangt Abhülfe gegen dieſen Uebeiſtand vermttielſt einer Reviſion der
Berfaflung- 1 | .
ıll. Das Volt hat kein Vertrauen zu einer greßen Anzabl der Mitglieder


verfaͤlſchung unter dem Einflaß der Cenſur und der Polizei gewählt

wurden, und ſich als blinde Werkzeuge in den Haͤnden jeden Miniſte-

riums erwieſen haben. — Das Volk verlangt den Ruͤckiritt der reak-
. tiondren und geſinnungsloſen Partei der zweiten Kammer.


feiner Forderungen und die Begründung eines dauerhaften Zuſtandes
der Freiheit. Es muß ſich dieſe Bürgſchaften ſelbſt verſchaffen.
Demzufolge bildet ſich: — —

4) In jeder Gemeinde des badenſchen Landes ein vaterlaͤndiſcher Ver-
ein, deſſen Aufgabe iſt, für die Bewaffnung, die politiſche und ſo-
eiale Bildung des Voltes, ſowie für die Verwirklichung aller ſei-
ner Rechte Sorge zu tragen. 2*

2) Saͤmmtliche Vereine eines Wahlbezirks bilden einen Btzirksverein,

ſaͤmmtliche Bezirksvereine einen Kreisverein, die vier Kreisvereine

einen Landesverein. —4 — *

3) An der Spitze jedes dieſer Vereine ſteht ein leitender Außſchuß.

4) Fuͤr jeden dieſer Vereine bildet ſich ſofort eine Vereinskaſſe zur

_ Beftreitung der nothwendigen Auslagen, *

S5) lle Provinzen Deutſchlands ſollen aufgefordert werden, aͤhnliche
Bereine zu bilden und mit dem badenſchen Landes vereine in freund-
ſchaftlichen Verkehr zu treter.


denfien Maßregeln treffe, um zu hewirken, daß die Regierung:


yes durchführe zum Behufe der Bildung einer wahren, alle waffen
faͤhige Männer umſaſſenden Vollswehr. *












Bürgermeiſter Emmert von Moͤbkirch.
Grüninger von Donaueſchingen.

Als Obmann. 2
Friedrich Hecker von Nannheim.
nburg, den 19. Marz, 1848



Der Lorſteud.

8 Deutſchland. —
*[|* Aus dem bad. Oberlande. Welche Regierungsform fur Deutſch-



Deutfhland haͤt 35 fouverdue fuͤrſtliche Familien beſte end aue 596
Loͤpfen. Außerdem gibt es 827 mediatiſirte Fürſten 2 zu deren
** noch 573 Grafen und Gtäfinen gehoͤren. Deutſchland hat alfo 1353
7 7 leben in und von Deutſchland mindeſtens 180 Miniſter und 260

eſandte. s 4
Dit jährlihen Gehalte und Einkllufte gering angefhlagen von
526 Unmittelbaren jeder zu 50,000 Rthſe == 26,300,000 Nıdle.

573 Crafen . 9 10,000 = 5,730,000
180 Minifern . m4 40000 . 28 L800000
260 Geſandten '# ı# 40,000 „ == 2600000 .



. . . \ betragen — — 57,095,000 Rithir.
Dieſt alle hat Deutſchland zu ernäbrem, Hitzu kommen dann nı die
enormen Ausgaden für Soidaten⸗ und Beamtenherrn, für Hofbediente, Rame
merhextu, Marfchälle, befoldete Zeitungsſchreiber, Spione, Mätreffen —E— ;

Die Lixnahmen ſaͤmmtlicher deutſchen Bundesſtaaten betrugen im Jahre
1841 * ⁊21620000 Kthlr; die Schulden 930,533,000 Rthlr.

_ Dagegen betrugen die Einnahmen der nordamerikaniſchen Freiftaaten mit
17 Millionen Einwohnern im Jahre 1842 die Summe von 34,616,594 Dolars


*#% Aus Deur badiſchen Oberlande, 15. März. Der Judenver-
folgung in Nurtheim hätte vargeheugt velden fönnen; weun von dem
erſten Beamten die ihm gegebenen Winke beruͤckſichtigt worten wären. Wie mir


tigt werde; er traf keine Vorſichismaßregeln; der Etech wurde ruhig der-
übtz am Samftag ſoll er wiederholt in Kenntuiß geſeßt worden ſein, daͤß das
abſcheuliche Werk in der Nacht vollendet werden folle — denn in der erfien
Nacht konnten, nicht alle Judenhaͤuſer demolirt werden. — Er betheuerte,
grmnflcr zur Befprehung über die Mittel zur Aufrechthaltung der Ruhe und
Brduung eingeladen ic. und nun ging denn die Sache gleichſam mit yohet
obrigfeitlider Erlaubniß vor ſich; für dieſes Frafte und ſafuoſe Benchiuͤen
wurde freilich dem Oberamtmann Kuen auch ein dreimaliges Lebeyoch von der
wilden Rotte gebracht; Sonntags waren ale Gemuiher beängftigt, weil auf




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