—
— R
—
No. 114,
Deutſchland.
Mannheim, 24. April. Das Intelligenzblatt der Stadt Bafel-ents
haͤlt Folgendes:
ſes der dadiſchen Republikaner mit den Linientruppen, welche ſo bedeutend von
dem wahren Sachverhalie abweicht, und zugleich eine ſo ſchwere Verdächti-
gung auf die Republikaner wälzt, daß ich von Ihrer Unparteilichkeit erwarten
darf, daß Sie nachfolgende Berichtigung, welche den wahren Sachverhalt gibt,
in Ihr Blatt aufnchmen werden. General Gagern hatie ſich mit ſeinen Trup-
pen an der Brücke vor der Stadt Candern auf,eft Ut, und verlangte den Un-
ierzeichneten zu ſprechen, — auf der Mitte der Brücke erklaͤrte derſelte:
„Sie müſſen die Waffen niederlegen“, was verweigett wurde. Nach kurzem
Zwiegefpraͤch begab ſich Z der zu ſeinen Truppen zuxück und die Republikaner
Dorten ergriffen ſie Poſition und erwarteten die heranziehenden Linientruppen,
welche mit dem Rufe: „Kein Bürgerblut vergießen — es lebe
die Freiheit —
gleichzeitig gingen, Gewehr im Arm, verſchiedene Republikauer die Hand aus-
dem Gliede vortraten.
ſuchten die vorgetretenen wieder in Reih und Glied zu bringen und komman
dirten Feuer. Es war im republikaniſchen Heere ausdruͤcklich Befehl, daß
kei nenfalls von unſerer Seite zuerſt gefeuert werde. Gereral von
zufeuern, und erſt nachdem die erſte Salve gegeben war, wurde von
bei Gagern fiel.
Es iſt alſo eine abſichtliche Entſtellung des ganzen Herganges, wenn
man behauptete, daß Gagern bei dem Parlamentiren, oder auf ein Feuern
von republikaniſcher Seite, ehe die Linie gefeuert habe, getödtet worden ſei.
Fuͤr die Richtigkeit dieſer Darſtellung bürge Ihnen mein Wort und das
der hier mit unterzeichneten Augenzeugen.
Baſel, 22. April 1848.
Hecker.
— Y na
— J. Schöninger.
erläſfiger Hand theilt die „Deutſche
Maunbeim, 33. April. Aus zu v
Volkszig.“ folgendes Schreiben mit: ;
Nollingen Cgegenüber Rheinfelden), 20. April. Geſtern hatten wir
ein kleines Treffen bei Kandern, wovon ich die genaue Beſchreibung machen
8 damit wenigſtens ein Bericht, der Wahrheit getreu, unter unſere Freunde
komme.
Seit dem Beginne unſeres Feldzuges hatten wir mit einer Hauptſchwierig-
keit zu kämpfen, näwlich mit den fortwährend falſchen Nachrichten, die wir
von unſern Gegnern tagtäglich erhielten. Wir wollten nämlich Mittwoch den
19. April von Schopfheim nach Lörrach ziehen, als wir auf einmal die Nach-
richt erhielten, es ſtehe dort eine ſehr bedeutende Truppenmaſſe, und nun Kan-
auf diffen Höhe wir die Nachricht erhielten, es ziehe Militär nach Kandern.
Wir marſchirten nun raſch darauf los, um vor dem Militär das Staͤdtchen zu
beſetzen. Ich ging allein voraus, und hörte, daß wenige badiſche Dragener
dageweſen, aber wieder abgezogen ſeien. Unſere Mannſchaft zog ein, Lnd
ſtarke Wachpoſten wurden aufgeſtellt. Nachts fingen wir einige Dragoner, die
wir aber bald wieder entließen. Donnerſtag früh marſchirten wir von Nanı
dern aus / denſelben Weg zurück, den wir hergekommen waren, um uns in
Kaum aus Kandern augı
gezogen, kamen Heſſen und Badenfer nach, angzeführt von General v. Gagern.
Dieſer verlangte mit Hechr zu ſprechen. Hecker und einige ſeiner Freunde,
darunter auch ich, gingen dem Genexal entgeßen, welcher verlangte, wir ſoll-
ten die Waffen nitderlegen, und ruhig nech Hauſe gehen Davon konnte na-
türlich keine Rede ſein. Wir hatten die deſten und günſtigſten Stellungen von
lichſt wenig Biut vergießen, weßhalb wir uns laugſam auf die Spitze des
Als uns ader hier Gagern auf dem Fuße folgte, ſo mußten wir ihm den
Kampf lanbieten, weil wir ſonſt in nachtheilige Stellungen gefommen waͤren.
Wir waͤchten alſo Halt, und ſtellten unſere Truppen auf. Gagern verlangte
Die Soldaten wollten aber durchaus nicht vor,
mehrere machten auf unſeren Zuruf Miene, zu uns zu gehen, als die Offiziere
fie zurückführten. Endlich ritt ein Stabsoffizier vor, ihm folgten etwa 70
Mann Militär, nach dieſem kam Gagern, und erwiderte auf den Zuruf, er
ſolle kein Buͤrgerblut vergießen, „was Bürgerblut, Geſindel ſeid ihrl-
Kaum war dieſer Ausdruck gefallen, ſo hieb der Generalſtabsoffizier einen un-
— — über den Kopf, und ein Soldat, der in der dritten Reihe
land, gab Feuer, ſogleich gaben unſere Truppen auch Feuer, es entſtand eine
Wolke von Pulverdampf, ich ſah den Stabsofftzier und Gagern gerade
hegen waren unſere Senſenmänner davon gelaufen, und ich ſtand nur noch
bei einer Truppe junger Leute von Konſtanz, welche das Feuer unterhielten
Nach einiger Zeit traten einige Offiziere vor, baten um Eiyſtellung des Feuers
und verſicherten uns, ſie würden zurückkekren, da ſie nur Befehl haben, bis
hierher vorzurüden. Sie nahmen ihre Todten auf, mußten uns dafür eine
unſeren Senfermännern abgenommene Fahne zurückgeben.
ſich zurück, meine Konſtanzer machten Militärgewehre und Kopfbedeckungen zur
Beute. Endlich zogen wir dem Haupthaufen nach, fanden dieſen aber ganz
demoraliſirt, weil er glaubte wir hätten die Schlacht verloren. In Steinheim
ſchickte die Leute nach Nollingen voran, wo wir Avends 7 Uhr ankamen In
der Nähe von Steinen ſchlugen ſich von Weishaars Leuttu einige Hundert mik
den Heſſen, welche ungeachtet des Ehrenwortes ihrer Offiziere ung nachgeruͤckt
waren. Das Treffen war aber nicht entſcheidend, es balte mehr den Zwech
die Heſſen zurückzuhalten. ;
Dies iſt der genaue und ausführliche Bericht über unfer geſtriges Treffeng
Ueber das Treffen bei Kandern, oben auf der Scheidede, wird uns —
wie man verſichert — aus zuverlaͤſſiger Duelle, folgendes Nähere mit etheitte
Als Hecker mit ſeinen Leuten (900 Mann) auf Gogern ſtieß, wollten feire
Leute ſogleich das Gefecht beginnen, was jedoch Hecker nicht erlaubte, fondern
vor dieſelben trat, und den Heſſen zuxief: „Männer, deutſche Brüder, feyd
willkommen; wir wollen einander die Haud reichen, um das gemeuchiftliche
Ziel der Deutſchen — Recht und Freiheit — zı erringen. Seyd willkommen
und verbindet euch mit uns.“
Auf dieſes ſprengte General v. Gagern n: R ſeinem Adjudanten vor und
erwiderte: „Ihr ſeid keine deutſchen Brüder, die die Einigkeit erbalten wollen,
ſondern Ihr ſeid zuſammeagelaufenes, aufrühriſches Bolk, des keine Schonung
verdient. — Peloton fertig! Feuer!“ — Nur wenige Gewehre gingen los,
worauf General v. Gagern ſo erzürnt wurde, duß er unter ſeine Leuͤte ſprengte
und mit flacher Klinge auf ſie ſchlug mit den Worten: „Wollt Ihr feuern oder nicht!
— Peloton Feuer!“ — Da ſank er von mebreren Kugeln durchbohrt vom
Pferd; in demſelben Augenblick machte ſein Pferd einen Satz und fiel auch.
Ein Oberſt der Heſſen war gerade mit der Piflole im Zielen auf Heder, da
ſank ihm das Piſtol aus der Hand und er fiel getroffen zur Erde.
Noch zwei Hauptleute fielen. Wie viel Soldaten, kann man nicht angeben;
nur ſo viel iſt gewiß, daß 4 Wagen mit Todten und Verwundeten ſogleich zu-
rückgeführt wurden; dahet können die Soldaten auch ſelbſt nicht wiſſen, wie
viel von ihnen fielen, da es ewe Kriegoliſe iſt, ſelbſt im eigenen Heer Niemand
die Zabl der Todten und Verwundeten wiſſen zu laſſen. Aus dieſer Urſache
die vielen falſchen Berichte. 2 2
Von den Freiſchagren fielen 11 Marn und 6 waren verwundet Sie
wurden zerſprenſt, Hecker ging über's Gebirg, die Zerſprengten ſammelten ſich
jedoch wieder bei der Hauptarmee, welche Oberſt Siẽgei fommandirt, ietzt 4500
und die Actillerie ſchön armirt (2 leichte Kanoſen) in der Mitte der Armee,
gibt dem ganzen ein ſchönes kriegeriſches Anfeben,
Die Märſche in Section haben Form und Punktlichkeit. Charfreitag
Abend (den 21.) quartiiten ſie ich in Zell, Schönau und Todtnau ein; die
Einquartirung wird auf den Kreuzer bezabſt.
Samſtag früh (den 22 4& dır Kretdurgn hawaffnete Volkoͤverſammlung,
‚Schaaren von bewaffoeten Burgern, Lehrer urd Kunſtler zichen aus der gan-
zen Umgegend gegen Freiburg, werin eiwa 2000 Heſſen liegen und SO beff.
Cheveauxligers. a ;
Sievel wortet auf einen Angriff des Militaͤrs und auf die zuziehenden be-
waffneten Landleute, worauf er mit 3000 Ma n aus dem Gebirg einhrechen
wird. Ich reiſe von Freiburg ab, und immer begeguen mir auf den Landſtraßen
neut vewaffnete Züge aus der Umgegend, alle gegen Freiburg.
Die Begeiſt rung iſt im ganzen Obexlande ſo groß, daß ich unter den
bewaffneten Zügen Maͤuner von 50 bis SO Jibren mit grauen Haaren, die
Flinte auf dem Ruckes, mitzieben fah! Sie ſehten Alles „„SeBt iſt der rechte
Feeiburg ?? Aptit. Wnigſtens d 147 ne tenaftete Bauern wer-
en im Laufe des Tages von ollen Seſen des Obertaudes hier einteeffen.
Als @ wit dem Aug von 10 Uhr hier eiufube fab ich rechts und links auf
Ben kandſteahen dichtẽ bewaffnete Schaͤaren. Weiter herzu von Freidurg glaub-
ſen sbir eine lange Reihe Pulverwägen auf den Landſtrahen zu entdeden, Es
Während die Heſſen im Bahnhof lie-
bleibi nicht aus, — es gibt heute noch Blut. Die Heſſen ſind wuthentbrannt,
weil man unter ihnen die infame Lüge ausgeſprengt hat. Gagern ſei meuch-
lings von Heckers Schützen erſchoſſen worden, während der Neitknecht Gagerne
ſelöſt das Gegentheil fagt und augtbt, daß Gagern zwei Schüſſe in die Bruſt
und deſſen Pferd einen in die Stirne erhalten habe.
Der obere Theil der Stadt iſt von Truppen umziagelt.
Sın Augenblick ziehen 40 Waͤgen mit Sctvaffneten Baueru in die Stadt
ein. So eben kommt ein Mann von Candern, er bringt Nachricht über das
erſte Treffen von vorgeſtern.
75 Offenbura, 2l. Aprit. Die Mittheilnngen uͤber die hieſigen Ereig-
niſſe vom 18 u. 19. d. M, ſind theils unvollſtändig, theils in Bezug auf bes
ſondere Einzelheiten unrichtig. Namentlich nimmt der Correſpoudent der Re-
ſidenzzeitung zu dem alten Lügenſyſteme ſeine Zuflucht, welches Syſtem die Ne-
zierung ſchon in ſo große Verlegenheit gebracht hat und in noch groͤßere brin-
en wird. 2
Die republikaniſche Geſinnung der hieſizen Linwohnerſchaft mit Ausnahme
von wenigen, welche übrigens nicht einmal den Muth datten ihre Stimme gel-
tend zu machen, ſprach ſich, wie allerwärts bekannt, ſchon oft, durd Wort und
That aus und es fehlte nur noch an einer ſogenannten offiziellen Erklärung,
ym der jetzigen Regieruug und dem ganzen Volke klar zu machen, welche Ant-
wort wir auf die Frage geben „ob Republik oder Monarchie.“
Die Schritte unſerer Brüder am See und auf dem Schwarzwalde ſo wie
die Aufopferung, mit welcher die durch ihre Begeiſterung für die Sache des
Bolfes fo hoch ſtehenden Patrioten Hecker u. Struve, welchen ſich andere hochherzige
Männer bereitg angefchloffen haben, auftraten, beſchleunigten unſeren Entſchluß/
mit diefer unſrer Antwort nicht mehr länger zu zögern. Republit war die Ant-
woͤrt auf die Antwort, welche wir uns am 18. d. M. in einer Verſamulung
*