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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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Das arme, unglücfelige Bolk, das immer arbeitet, immer duldet und im-
mer kämpft!
— * Beſitzes betrogen, wenn es Fämpft, entreißen ſie ihm den Kampf-
preis. Seine Söhne opfern ihre Kraft, ibre Geſundheit fruchtlos bei dex Ar-
deit, ſie laffen ſich ſchlaͤchten für die Fürſten und ſchlachten in deren Dienſt
ihre Brüder. Denn wer könnte den armen entmenſchten Maſchienen, den Sol-
daten, auf die Lange hin zürnen, daß ſie gegen ihre Brüder gekämpft haben?

Sie thaten es in der unfeligen Berblendung, das ſei ihre Pfilcht, ſie thaten
es {n dem Zuſtande der Berthierung, zu dem man ſie ſyſtemaiiſch gezogen hat.
RNicht fie treffe der Fluch des Bolfes, ſondern die Urheber die-
fer Berthierung, den Fürften und ſeine Helfershelfer.

— Das Volk hat ſein Blut vergoffen und glaubt jetzt frei zu werden. Man
gibt ihm die „konſtitullonelle Monarchie“ und lügt ihin vor, das ſei die Frei-
yeit. Nur zu bald wird es erkennen, wie ſchändlich es beirogen iſt. Daß es
aber die Kraft beſitzt, auch dieſes Joch abzuſchuͤttelh, dafur bürgt uns fein glor-
reicher Kampf in der Nacht vom 18. zum 19. März, von dem ein Frauzoſe,
ein Augenzeuge der Pariſer Februarrevolution, mir fagte, dieſe ſei ein Kinder-
ſpiel zegen die unſrige gewefen. 44

So eben erfahre ich zuverläſſig, daß man noch vorgeſtern den Plan hatte,
ein Armeekorps in Potsdam zum Angriff auf Berlin zuſammen zu ziehen.
Man iſt jetzt davon abgeſtanden.

Es geht das Gerücht, Oberſchleſien wolle ſich von Preußen losſagen und
die Rheinprovinz hätte ſich alg unabbäugig erklärt. Was muß man ietzt nicht
Alles für möglich halten, nachdem in Wren und Berlin biutige Reholutib-
nen geſchlagen worden? Auch Polen ſoll im Aufſtand ſem! Es wird hier in
Berlin folgende Proklamation verbrrit:t; von wem ſie herrührt iſt undekannt.

„An die deutſche Nation.“

„Eine neue, glorr.ihe Geſchichte hebt mit dem heutigen Tag für Euch
Ihr feid fortuan wieder eine einige, große Nation, ſtark, frei und maͤch-

Preußens Friedrich Wilhelm 1V. hat ſich im

an! Ihr .
tig im Herzen von Euxopa!


zur Rettung Deutſchlands an die Spitze des Geſammtvaterlan-
des geſtellt.

Ihr werdet Ihn mit den alten, ebrwürdigen Farben deutſcher Nation
noch heute zu Pferde in Euerer Mitte erblicken. Heil und Segen dem konſti-
tutionellen Fürſten, dem Führer des geſammten Deutſchen Volkes, dem neuen
Koönige der freien wiedergeborenen deutſchen Nation“! Auch hat der neue Mi-
niſter, Graf v. Schwerin, in der Aula zu den Studenten geredet: „Se.
Maj. der Koͤnig hält es für ſeine Pflicht, die akademiſche Jugend, welche ſich


zu ünterrichten, welche er zu nehmen gedenkt. Se. Maj. wollen ſich an
die Spitze des konſtitutionellen Deutſchlands ſtelleu. Sie wol-
len Freiheit und Conſtitution. Sie haben daher auch die ſchleunige
Bildung eines deutſchen Parlaments beſchloſſen und werden ſich an die
Spitze des Fortfchritts ſtellen“ Mit Entrüſtung wird aber, ſo ſind
wir überzeugt, die ganze deutſche Nation erfahren haben, wie ein König
10Stunden lang mit Kartätſchen deutſches Bolk hat niederſchie-
ßen laffen. Und man hält die deutſche Nation für ſo elend und niederträch-
iig, daß ſie denſelben König „an die Spitze des Geſammt Batexlandes“
ſielien werde?? Daß ſie glauben und dulden werde, diefer Menſch werde
ſich an die Spitze des Foriſchritts ſtellen? Man thut als wiſſe man nicht,
was dieſem „mächtigen Herrn“ zu ſeinen Konzeſſionen gezwungen hat? Wir
unſerer Seits hoffen, die deutſche Nation werde aug den Ereigniſſen dieſer
Lage (oleichwie aus dem, was in den letzten Wochen im übrigen Deutſchland
geſchehen iſt) erſehen haben, daß das Volk ſeinen Herrſchern nur durch die
augedrohte oder ausgeführte Gewalt das entriſſene Recht der Selbſtregierung
wieder abnimmt. Wir hoffen endlich, daß das deutſche Volk aug dem Volks-
mord zu Berlin ins Beſondere die Ueberzeugung erlangt hat, daß es ein
Wahnſinn und ein Verbrechen iſt, in den Händen einzelner un-


Trunkenbolde ſein fönnen, die Schichale, das Leben und das
Glück von Millionen zu lafſenl



dige Wiederherſtellung eines freien Potens zu wirfen. „Sottes ‘Stimme
ift es, welche über Luropa tönt; feid frei ibr B ölkervl« ſagie erı
Auch in Württemberg iſt durch köntgliche Verorbnung vom 17. März
die Pfetdeausfuhr über die Zollvereinsgrenze auf ſechs Monate verboten
worden. In der Kammerſitzung am 22. iſt das Volksbewaffnungoͤgeſes und
ebenſo das Geſetz über Aufgebot der Landwehr angenommen worden.
Italten.


eine Betanntmachung erlaſſen, des Inhalts, es habe S, Mojeſtät die Cenſur
aufgehoben und die Einberufung der Reichsſtände beſchloſſen Dieſes genügte
nicht. „Eitle Verſprechen! Lügen;“ rief das Vilk und ſetzte hinzut Es ſiſt
zu ſpat!“ Auf dem Domplage und in der Contrada Larga ſtanden dicht ge-
braͤugte Maͤſſen. Vor dem Broletto tiefen die Maſſen: Waffen! Waffenl

Dieß berichteten in Lugano Reiſende, welche am 18. d. M, Mittags Mailaud
verlaſſen hatten.

“ *} Mannheim, 25. Nach amilicher Bekanntmachunz iſt der Geh.
NRath Schaaff, Director der Regierung des Untertheinkreiſes, mit Vorbehalt
weiterer Berwendung (%) in Ruheſtand verſetzt und die, „Berwaltung von deſſen
Stelle dem ehemaͤligen Hofrichter Stößer von Conſtanz unter Ernennung
zum Geh. Rath 2. Claſſe übertragen. n ' 2*

Bon der Beſeitigung des Regierungsrathes v. Uria⸗Sarachaga des be-


deiiß nachiheilig wirkt, ſcheiut noch nicht die Rede zu ſein —
e Mannheim, 25. März. Die

Abg. Weldker für ſeinen Abgang als Bundestagsgeſandter nach


880


diefe Aoreffe veröffentlichen:
VSochverehrteſter Heſr

unter dem Drude freudigen, im Siege














fnnfaen Berehrung, unferet unverbrü@lichen Erhebenheit, {n einem Augenblicke, wo unſere
2 —— — — Die nichts zurüchzuhalten Dermag: —

Karl Wekder, Gefandter ves Großherz0g$ von
Bundestagel tiele Worte find von unerweßlicher Bedeutung,





lanb.

eines allgewaltigen Umfhwungs und die Borboten eines (Oöhen %c#« ſur Deut *
te-

, Verehriefler Mann, Ste ver tiefe Kenner deutfier Nechis« und ! "“Wß"ai;



fämpfer für deutfdes Necht und deuiſche Ehre, Ste find nun derufen, zu rathen und zu
wirken, daß, was alle wahren Deiutfdhen intmer wünfehten und auın noch zu doffen wage
ten, in ein raſches, friſches Leben rete.. 8 0 d .
ZJor Name an dem deutfcheh Bundkstage iſt uns die Bürgſchaft, daß ee unſeres dur-
flen und unſerer Kegierung Ernß ’ig,‘m‘}i‘—-t“‘befü Forifhritte Deutfhlands, er iſt und eine
Baͤrgſcaft, daß nichts mehr aafdalten werde den Forlſchriut unfres theuren Baterlandes,
äg gogmm; 8 der Sonderung zur Eindeit, on der Sowäde zur Madt, von der
mach zur * S A *
So gebe denn frendigen Muthes an Ihr erhabenes wenn auch fOweres Vert.
und Der Segen vdes ganzen Vaterlanves folgen IJhnen. — Biele veutſche
* Geiſtes und feſten Woͤltuͤe, wir ſiad das gewiß, werden
eben wir einer ueuen aroßen Zeit mit Vertrauen enigegen und in dieſer frohen

reu Wır ;
Hochgeehrteſter Mann Ihre auf: ichtigſt ergebenen
»SLadenburg, 24. Maͤrz.









Bürger und Elnwohner Weingartens.
4

ren fleißig übt, und die in furzer Zeit ziemliche Foͤrtfchritte darin gemacht hat,
nur waͤre zu wünfchen, was ohne Zweifel auch noch geſchieht, weil unſer Büre
getmeiſter keinek Sinn für etwas ſo Schönts zu haben ſcheint, daß unſer


Sorge tragen möchte. ; 44
Allgeiuein geſpannt iſt man hier, was nun der Buͤrgermeiſter Arnold und
in yewiffer Theil des Gemeinderaths auf den in der Extra. Beilage dieſer
Bletier vom 28. dſs. enthaltenen Artikel thun werden, wodurch es ſich zeigen
wird, ob Erſterer das Vertrauen der größern Zahl ſeiner Bürger noch deſitzt??)
oder wirklich verloren hat; und ob Legtere, welche die in jenem Artikel er-


von Ehrgefühl in ihrem ohne dleß ſchon niemlich dicken Leibe haben.
Unter dieſen Gemeinde⸗Raͤtheu defiaden ſich wirklich Einige, welden nicht

allein wegen groͤßem Mangel gelaͤufig leſen und gebörig ſchrei

$


gar nicht gehört.

Raſtatt, 20. Märı. Es wurde von unſerer Oberdirektion der Poſten und Eiſen-
bahnen ſchon vor laͤngerer Zeit die ſebr zweckmäßtge und notbwendige Anordnung
getroffen, daß die durch die Poſt befoͤrderten Briefe ſowobl het der Aufgabe, als bei der
Abgabe mit dem Tage der Pofthebörd
zeichnet werden. So zweckmaͤßig dieſe Anoörduung in, ſo uhıwedmäßig wird ſie von den
Poſtbehbrden beobaͤchtet, denn man findet in neuet Zeit auf ven Briefen ſtait ver Auf⸗ und


weder Buchſtaben noch Zahlen entziffern kann. Es iſt dieſes ein nicht zu rechlfertigender
Unfug der Poſterpeditionen, denn diele follten docd das Zwelmaͤßige ja ſonar das Nothe
wendige der Anordnung 4 obern Bedörde einſeben und wenn dleſes der Fall wäre, 10
koͤanten ſie nicht gleich Automaten ſich damit begnügen, die Briefe unter vie Stempel-
Pteſſe zu legen, unbelümmert ob dadurch die brabfigd:tgie‘ Wirkung hervorgebracht wird
oͤver nicht. Man follte doch glanuben, daß ein Poflbeamter ſte _ nidt geraͤdezu fur eine
Maſchink bält, und wenn diefes ntet H, fo ſollie er wiſien, daß die tem gegebene Wei»
fung einen Iweck dal, und Baß dicfer Zwec nicht erreidt wird , wenn er auf Die Brikfe
einige Hieroglypden ſiempelt, Man che Pokerpevitionen machen es in ſoweit Vernünfeiger,
daß ſte gar Feine Stempel über die Zeii der Auf⸗ und Abaabe führen, wie 4. D Adelos
deim, Gengenbach, Haslach, Hüfingen, Neußadt, Triberg; Wolfach. Diele Poferpeditiva
nen erfparen doc den Adreffaien Weiligfkens die Muhe die Stempel-Fleden zu entizifferh,
Die Dberdirektion der iſt aufgefordert, dieſem Unfuge abzubelfen.

“ (Singfehdet.) Die Nummer 75 ves Mannheimer Iduruais enthaͤlt einen

Artifel’aus Speier voln 13. diefes, über die am 8, und 9.d. in Speie


die ſich am Adend des 8. im Intereſſe der öffentlichen Ordnung bemühten, den
verſammelten Voltebaufen von Nuühefötungen azuballen und ibu zu trennen,
in den Augen ibret Mitdürger zu perdächligen, indem ihnen Abſichten und Hande

| ijeben WE cren Wabrheit zu erweijen, dem Verfaffer jenes



Tungen zugefrieben werben, deren
Artikels unmoͤglich ſein dürfte. —4

Wabr iſt es, daß an ſnem Adend mehrere Burger, die zum Theil Mit-
glieder der Schügen-Sefellichaft ſi/ K unter dın vor der Woynung des
Regierungstireftor Luft verjammelten Haufen mifchten, und durch Bitten und
Vorſtellungen die Leute pon Ruheköruagen abzuhalten fuchten, daß ihuͤen dieß
aud) in fo weit gelang, daß die Menfben« Mafe f oen Ddort Entfernte
obe Exceffle begangen zr haben. @Mät%‘u&fi@* ſein, daß eine Ragene

htigt war. * *

Wenn aber behauptet wird, daͤß jene Buͤrger nie driger Iutereſſ en






wegen dem Hrn. Luft zugethan,das beabſichtigie Perecat in ein
Bivat umzuwandeln fich — — um meiteredusbri«
che gegen Herrn Luft zu eett Tiev vie belbbetrunkeue

in Wirthshäufer geführt und (hr ndow mebr 3 u trinfen ge
ven hätten, ſo muß dieſe Behauplung als gaͤnzlich unwabr Wibekfür
— — 4 — Al ; ;

Von dem Verfaſſer jenes Artikels iſt
das ganz alg Thatſache zu geben,

7

es, um gelinde zu reden, leichlſiuuig,
von dejjen Unwahrheit er durd) perjönlihe




ſelbſiſüchtige Beweggründe unerſchieyt, ſe muß er in den Augen jedes undea
fangenen Beurtheilers als ein 24 DE AAA

uen Preß-Freiheit ein folch unwürdiger Gebrauch ges

46 wird bis Sonntag den 26. d. M, auf der









Zufolge doͤherer Anort
Eiſenbahn zwiſchen hier und Heidelbeı _
eours folgr era en DE RE

Heidelberg und umgelehrt eine Ertrafahrt ftatta

Mauuheim Abjang 8° uhr, Botmittags
Friedrichofeld Ankunft 847 , n
4 Abgang 8° n
Deidelderg Anfkunft 9° 2
Heidelberg Abgarig 5°° uhr, Abende
HviedrieHöfeld_ Ankunft 5** , n
460 87
Mannheim Anlunft 6° %)

Beiget ”

*) Diefer Ertras Zug it mit Kueſtht auf die Lol

; Dofr und National.Th
Sonntag. 26. März. „Oberon, 5
. , 8 Atten von C. M, von

Ambros.
ſamm lung in
— Die Red.
teater ıu Viranndeim.

; Cß“&






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