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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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äftdent heltt nit, daß Erefaet yät iicvetheleht Dabe.
, ben vorgelogien Petitionen Heben wir A
chter übergebene Befhwerde des Bür,







uud Modellfchreiner’s Gans

in Rarigruhe hervor, der am 29. Februar mit den angeblichen republikani-

wuͤrde und in deffen Zimmer, wo feine ſchwangere Frau darniederlag, die
Nacht hirdurch ein Polizeifherge verweilte !! — Sodann verlangen 294 S ol


ihren Vorgeſetzten mit „Sie“ angeredet zu werden, ſtatt mit entehrenen T
telx, wollen Abfchaffung der Förperlighen Strafen, nicht blos der Stodprügel,
ſondern auch jener raffinirten Qualereien, 3, B. eine Viertelſtunde ‚ lang im

j


zieren! Sie wollen ein Vortücken in den Offtzierfland nach der Befähiyung,
paß der Adel dabei nichts mehr gelte, ſondern Gleichheit herrſchen folle. Sie
wollen ſich weder im Dienfte der Reaftion gegen deutſche Länder,
noch auch gegen freie auswärtige Nationen verwenden laſfen, viele
‚ mehr Baden gegen äußere und innere Feinde der Freiheit ſchützen.

zeitweiſe Zulagen erhalten, ſondern entweder alle, oder keine.
Brentano legt eine Petition von 144 Bürgern aus Durlach vor, welche




nicht ausgewieſen werden dürfen. Eine Petitjon ſämmtlicher Arbeiter des
Bahnhofs! welche ſchwere Klagen gegen ihte Direktion führen. Eine Des
ſchwerde von Schuhmaͤchern gegen die Militärſchuhmacherinnung.
Isſtein: Eingabe um Abſchaffung des Adels, Abſchaffung der großen
Penſtonen! Ferner eine Petition von 27 Männer aus der keßler'ſchen Fabrit,
welche im Namex und Auftrag der fämmtlichen Arbeiter — gegen 1000


beſter wollten zuerſt in Maſſe vor das Haus des Miniſters Bekt ziehen und
ihm auseinanderſetzen, daß es ihr ernſtlicher Wille ſci, die Amneſtirten zu
ſchützen. Sie würden, falls den Amneſtirten ein Leid geſchähe, ſofort die Ar-
beit niederlegenz für die Ruhe der Stadt ſei dann nicht zu garantiren. Keßler
ſelbſt hat bei der Polizei erllärt, daß er für Nichts ſtehen konne.

glauben nict, daß die Regierung ihnen gegenüber es wagt, auf ihrem Be-
jchtuß zu beharren Es ſind dieß dieſelben keßler'ſchen Albeiter, welche von
Mathy und Konſorten als enragirte Feinde jener Waaner betrachtet werden,
die e6 bei der Fabrikfrage redlich mit ihnen meiuten — dieſelben Arbeiter,



tung angeführt wurden, Nun, da die Dinge ſich etwes geändert haben, und
der Faͤbrikherr nicht mehr ganz die Paſchagewalt hat, ſcheint es allmälig doch,

2

als ob die Arbeiter wohl wüßten, wer ihre Freunde ſind.
— Heder: eine Petition um Niederſchlagung der Unterſuchung über die
Ausleerung der fürſtlich leiningenſchen Speicher. Viele hundert Freiburger Bür-
ger wollen, um friedlich die politiſche Umgeftaltung Deutſchlands zu detreiben,
Organiſation von Bürgervereinen, Zeitungs- und Flugſchriften Propaganda.
Kapp:
— — mit, daß das Gerücht gegangen ſei, deutſche Arbeiter aus
dem Elſeß ſeien bei Freiburg und in der Umgegend längs des Rheines gelan-
det und plünderten.
fet es zieinlich gewiß, daß obechalb Kehl bei Meiſenheim 5—600 Axbeiter lan-
beten. Von Raſtadt iſt ſofort Militär dahin geſchickt worden. Es würden
nun noch ſernere Truppenſendungen nach Freiburg und Offenburg erfols .
gen. Dann erwaͤhnt Belt des Gerüchtes, daß —6000 Deutſche aus Paris
hHerüberziehen wollten. Ueber dieſen casns belli würden Vorſchläge geſchehen!
Gegen die herübergelommenen Arbeiter wolle man die Humanität walten laſ-
ſen und ſie auf Staatstoſten verpflegen. —⏑ — *
— Heder will zu dieſem Zwecke eine Krediteröffnuug bei deu übrigen deut-
ſchen Regierungen. e v
‘ Blanfhorn, Sachs und Helbing danken der Regierung und wollen,
daß drüben.in Muͤhlhaufen und Straßburg die Abſicht der Regieruͤng in Betreff
der Verpflegung befannt gemacht wetde. —
Baffermann will im Hinblick auf den neulihen Angriff gegen Höber’s
Haus daß die Kammer durch eine foͤrmliche Etklarung für den Schutz des Ei-
gentbums und der Perfonen ausſpricht und der Regierung kin Vertrauensvotum
zu dieſem Zweck ertheilt.
„ Jeijtein ermahnt di
wie ſie Fürzlich vorkamen. ** *
WMathy bemerkt, daß nicht die Bürgerſchaft dieſelben verübten. Er erklärt
ſich für das Vartrauensvotum, weil man eine „ftarfe“ Regierung haben müſſe.
Kuittel, Karsruher Deputirten, ſetzt ſich in die theatraliſchſte Poſitur,


Stößer. *
— Er ſeloſt habe die Proklamation gegen die Judenverfolgungen
erlaffen. Aber hier fei wohl zu unterſcheiden, daß von Seite des Mannes, deſ-
ſen Haus angegriffen wurde, unüberlegte Aeußerungen geſchahen, welche bei
ſeiner ſonſtigen bekaunten Haltung cine Zeloſtfatifaktlon erklärlich machen. Die
Exceffe feien beklagenswerth; aber die Bürger Kurlsruhs ſollten auch aufhö-
ren, bergleiche unwürdige Erklärungen abzugeben, in foͤrmlichen Bürgerber-
ſammlungen gegen Abgeordneten der Linken vorkamen. Cin Vertxauenoͤvotum
zibt Hecker uichi; die Regierung ſei noch bei Weitem nicht im Jutereffe der
veniokratiſchen Zeit zuſammengeſetzt. Ein allgemeines Vertrauensvotum dürfe doch
weiter Nichts heifen, als: „menn du nicht ſtiehlſt, ſo wirſt du nicht beſtraͤft. „Das
jet überflüſſig! Hiehe das Bertrauensvotum mehr, ſo ſei es eines redlichen Volks-
freundes unwürdig.
— * Anmerfung. Ein Reiſender, der aus dem Oberlande kömmt, verſichert
uns alg ganz beſtimmt, daß das ganze Gexücht mit der Landung der Arbei-
ter eine Lüge ſei Darnach war alſo die Truppenſendung in’s Oberland
nichts als eine Maßregel gegen dierepubtitaniſche Bewegung des
Oberlandes. * —— — *
—aͤrtsruhe, 25. März. So eben komme ich von einer Verſamm-
lung hieſiger Einwohner, in welche die Proklamation des Königs von Preußen
in mehreren Exemplaren feierlich verbraunt wurde! Man faßte ſodann den
Beſchluß, eine energiſche Verwaͤhrung gegen dieſe beiſpielloſe königliche Au-
maßung einzulegen und zwar in Form einer Adreſſe an die 2te Kammer, mit

lich unter den zahireichim Gaͤrten der Lefegefellfhaft Berfammelten nicht nur
Burger, ſondern auch Staatsdiener in Menge zu feden, Die Entrüftung
über dieſen Hohn mit Deutſchland's Vertrauen war allgemein. In die

S









Commiffion zum Cntwurf der Avreffe wurden gewaͤblt: Kachet, Muͤcz-


Berfammlung ſchloß mit einem Pereat auer Anmaßung, Lüge und Heu-
heleh und einem Hoch auf die Wahrheit, Freiheit und ein einiges,
Wir hoffen, daß aͤhuͤliche Schritte nachfolgen.
XBorberg, 22. März. Wahrlich es iſt unklug, daß ſich in dieſem
Augenblick feitherige Staatsteactionsſpiesträger noch ſelber loben wollen, denn ſie
fordern dadurch auf, der Wahrheit die Ehre zu geben. Die Karlsruher Ztg,
enthält in Nr. 75 und 78 zwei Artikel über die Bauernunruhen hieſiger Ge-



Im Allgemeinen will man den Inhalt dieſer Milderungen

der Bezirksbeamte „ein im ganzen Amte beliebter und bürgerfreundlicher Mann
ſei/ und ſich „in dieſer ſchwierigen Lage ganz muſterhaft benommen pabe.“
Derſelbe iſt vielmehr als ein leidenſchaftlicher und gewaltthätiger Menſch be-


Schuleichelei ſeinen eigenen Rücken geſchützt und dadurch die Leute in eine


diefem Volksverführer waͤhrhaft gefährlich und empfindlich werden kann.
Weil man aber dennoch in der Abendzeitung, „dem Lügenblatte“, wie ſich

Der Bezirkgamtmann zu Borberg war ſeit Jahren ein gefährlicher Des
nunciant, ein anmaßender Knecht des Abſolutismus und ein ſchamloſer Freund
und Vertheidiger der Jeſuiten und legle einen Charakier, eine Geſinnung an
den Tag, die ihn jedenfalls zu einem Amtovorſtande untüchtig und unwürdig
machen. Die Gegenwart muß auch dieſen Menſchen richten und wird ihm
eine Stellung anweifen, die ihm gebührt.

*** Bon der Reuch, 24. Maͤrz. Was wir mit Zuverſicht erwarteten,
iſt eingetroffen. Hecker hat das Geſchenk einer Bürgerkrone abgelehnt, wozu
in einem Aufrufe von dem nahen Achern die Anregung gemacht wurde. Wenn
irzend Eiwas vermögend wäre, die Hochachtung und Liebe des Volkes zu dieſem
fräftigen Kämpfer für Freiheit und Recht noch mehr zu erhöhen, ſo müßte es
ein ſoͤlcher Zug ſein. — Den aus Ueberzeugung für eine hobe Sache be-
geiſterten mir Entſchiedeuheit und Thaͤtkraft in die Schunken getretenen Manne,


alg Verdächtigungen oder gar Undankbarkeiten im Stande wären, ihn auf der
betretenen Bahn wankend zu machen. Das im Innern des Menſchen liegende
Bewußtſein, iſt der größte Lohn der ſchönen That. Das geſunde und kräf-


len die Männer unſerer geſegneten Gegend zeigen, daß auch hier die Saat


Thaͤten verſtehen wir zunächſt und vor allem Andern das Wirken im Sinne


und Beruf im Geiſte unſerer eıhabenen Vorkämpfer. Wir verſtehen ferner
unter Thaten die Wahl eines ſolchen Vertreiers des Volkes in der Stände-
kammer, wie ihn die neuerwachte freie Zeit verlangt und zum raſchen Aufleben,
ktäftigen Gedeihen der Freiheit haben muß. Solange ein Bezirk noch durch
eine geiſt⸗ und ſpraͤchloſe Orahtpuppe der Reaktion vertreten iſt, ſo lange


ſehende Schritte, ſo muß man dilligerweiſe Zweifel in deren Aufrichtigkeit le-
Wollen die Bürger des Bezirks Achern und Bühl, und ganz beſonders
letztere zeigen, daß ſie die Freiſinnigkeit nicht als Modeſache betreiben und
daß der maͤchtige Ruf der neuen Zeit bei ihnen nicht an taube Ohren geſchla-
gen hat, ſo müſſen ſie unverzüglich ihren in jeder Hinſicht total unvermögen-
den und unter den Machinaͤtionen des g ſtrengen Paſcha's von Bühl — Ddies
ſes würdigen Genoſſen eines berüchtigten Seitz, uud Anhänger der Stodyrüs
gelſtrafe — gewählten Aogeordneten, abrufen.


ſind ſchon mehrere mit Erfolg ausgeſührt, auch unſere Nachbarſchaft, das
wünſchen und hoffen wir, wird nicht zurückbleiben; aber nur raſch und uner-
ſchrocken voran, die Zeit drängt und es gilt eine ſchmachvolle Scharte aus-
zuwetzen. — 4 *
— *6* Oberkirch, 24. März.
hier an, die Franzoſen ſeien bei Marlen Über den Rhein gebrochen. Bald
heult die Sturmglocke ſchauerlich durch die Nacht; „zu den Waffen!“ toͤnt der
Ruf. Alsbald waren wir in der Eile dewaffuet zuſammen. Man 30g gegen
Appenweier. Da kam Gegenordre, der Lärm ſei ein blinder. *
Kaum war die Bevoͤlkerung wieder zur Ruͤhe, kam neue Nachricht. Meb-

rere tauſend Fabrikarbeiter ſeien nun bei Nehl über den Rhein. Man plündere
und ſenge in den nächſten Orten. Abermals Sturmgeläute und Verſammlung
unter den Waffen. Der Zug ging fort nach Appenweier. Stafetien eilten
von Ort zu Ort und kaum graut der Tag fanden 2000 — 3000 mit Flinten,


ſich im Renchthale eine gleich große Maſſe als Reſerde aufftellte, dem Kome
mandorufe zum Nachrücken haͤrkend.
Etine zuverläffige Kominiſſion fuhr, mit Reitern alg Ordonnanz begleitet,
im Galopp gegen den Ryein nach Kehl zur genauern Erkundigung, waͤhrend
welcher Zeit der bewaffncte Haufen von Augenblick zu Augenblick ſich vermehrte,


ganze Laͤrm ein blinder. Würde ſich nicht die franzöſifchẽ Nation ihrer Größe
und Hochherzigkeit ſchamen, eine Bande Geſindel gegen ihre befreuuͤdete Nach-
barn auszuſenden — oder auch nur einen Einfall zu dulden? *

Unſere Bauern ‚erfannten bald die Quelie des Gerüchts, ſie ſuchten ſie
dort, von wo der Brand in Carlsruhe, von wo ſich das erbaͤrtuͤliche Geruͤcht
verbreitet — man wolle die Amtshäuſer im Lande anſtecken udgl. von wo man
uns wieder zu Franzoſenfreſſern machen möchte. Moöchten dieſe Herren ſich
vorſehen, daß ſich die Erbitterung unſeres Volkes gegen ſie nicht Luft made-

Zweierlei erkannte jedoch der Bürgerz einmal, daß das Land, feine Perfon,
Ein Eigenthum durch unſer Militär, das man zum Schuͤtz blos Einzelner IM
Raſtatt und Karloruhe concentrirt — nicht geſchirnit, daßf die Millionen, WEIGE
jene® Foftete — weggeworfen find — zum Anderen, daͤß es Noth WuE, die
Boltsbewaffnung augenblicklich ernſtlich und durch Herausgabe von guten Wafe
fen in das Leben zu rufeu — damit wir uns deffer fchuͤßcn Fönnen, als €$
die Regierung im Stande iſt, daß im Falle eines Ueberfalls nicht Hunderte


Heut ſchon gehen erwählte Deputationen nach garlsruhe ab⸗ um Waffen

zu holen, Bekomnien wir ſie nicht — fo werden wir fie mit unjerer genu-


(X) Heilbronn/ 23, März. Mit gerechter Entrüftung aller wahren







 
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