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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 187 - No. 208 (6. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0781

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Donaufürſtenthümer.

17 Juli, ſchreibt man der „Allgemeinen Zeitung“ : Das
türfi'fg?gfla(ge‘:lgeßi/@arag iſt bereits etwa 5000 Mann ſtark. Die Truppen
befuchẽn täglich die Stadt und benehmen ſich mit großex Manneszucht, vog?
gen wir aus Berlad fortwährend Klagen über das Benehmen der dort gelager-
ten 20,000 Nuſſen vernehmen. In vortigex Gegend iſt niemanD mehr ſeines
Eigenthums . ficher. Mus Jaſſy erhalten wir fo eben zie Nachricht von dem
Einrücken von 4000 Mann Ruffen. In dem türkiſchen Lager bei Galatz ſollen
pig 15,000 Mann reguläpe tuͤrkiſche Truppen zuſammengezogen werden, und
dieſes Corps ſonach naͤch Fokſchan rücken. Es heibt auch, daß die beiden Für-
fienthümer im Ganzen von 110,000, d. i. 40,000 Zürfen und 70,000 Ruſſen
Wozu dieſe außerordentlichen Truppenmaſſen?

Freie Schweiz.

Zürich , im Juſi. Was weder Metternich noch Guizot der Schweiz zu-
emuthet haben, das hat der Republikaner ſelig, gegenwärtig, badiſcher Mini-
er, Herr Mathy, gethan. Gleich nach dem Ende des badiſchen Aufſtandes

verlangte er von der Schweiz Auslieferung mehrerer namhaft bezeichneten Flücht-


Aber der — Mathy
fchämt ſich nicht. Als die Schweiz ſein Begehren mit Entrüſtung zurückwies,
ſuchte er den Flüchtlingen auf andere Weiſe beizukommen. Die abgeſchmackten
Gerüchte, baß die badiſchen Flüchtlinge einen neuen Einfall von der Schwetz


Merkur ab — oder haben dieſe von ihm abgeſchrieben? — um ihnen dadurch
eine offizielle Wahrſcheinlichkeit zu geben, ſchickte ſie als Noten in die Schweiz
und verlangte, darauf geſtützt, Die Flüchtlinge von der Grenze fortzuweiſen,
obgleich die Kantone, die Hr. Mathh beſonders im Auge hat, Schaffhauſen

Nun das hätte eben-
falls auch ein anderer Miniſter gekonnt. Abex Hr. Mathy, der ſich wohl den-
fen konnie, daß die Schweiz ihr Afylrecht nicht aufopfern würde, ſuchte den
Schweizern das Ding auf eine Weiſe plauſibel zu machen, wie eS IN anderer
Miniſter, der nicht ſelber als republifanifcher Flüchtling die Schweizer und
ihre ſchwachen Seiten kennen gelernt hat, nicht kann..
zern vor, die Flüchtlinge würden ihr Heimathsrecht verliexen, ſeien ohne Sub-
ſiſtenzmittel, und würden alſo unfehlbar fruͤher oder ſpäter der Schweiz zur
Hr. Mathy kennt das. Vor 15 Jahren kam er als Flüchtling
mit einer zahlreichen Familie, nichts in der Taſche und im Bauche als einen
Magen, nichts im Kopfe als fürſtenfreſſeriſche Ideen, nach der Schweiz; er
fand dort ein Aſyl, die Schweizer unterſtützten ihn, der ohne Subſiſtenzmittel
war und nach feiner letzten Auſicht ſein Heimathrecht verloren hatte — alſo
ein heimathloſer Miniſter? — ſie gahen ihm einẽ Stelle, ſie ſchenkten ihm das
Bürgerrecht. Aber Hr. Mathy hat in der Schweiz bemerkt, daß die Schweizer
im Punkt der Heimathsrechte und des Zurlaſtfallens etwas penibel ſino, und


nutzen, um den Fluͤchtlingen ein Aſyl zu verkümmern. Das wird ihm nun
doch nicht gelingen. Der Voroxt hat die Grenzkantone von der Mathy'ſchen
Noͤle in Kenntuiß geſetzt; die Schweiz wird thun, was die völkerrechtliche
Pflicht von ihr verlangt und das Aſyl nicht zu Agitationen, an welche Nie-
mand denkt, mißbrauchen laſſen, aber ſie wird trotz der von Mathy ſo geſchickt


gebietet. } ; (N. Zeit.
Italien.

Mailand, 30. Juli. Einige wackere Männer bieten Alles auf, der ein-
geriſſenen Entmuthigung zu begegnen. Der aug Montevides zurückgekehrte Le-
Fionskommandant Garibaldi hat am 27.d. einen dringenden Aufruf an die Ju-
gend erlaſſen, zu den Waffen zu greifen. Am. gleichen Tage erließ auch der
Republikaner Joſeph Mazzini einen ſolchen. Allein ihr Aufruf hatte den ge-
wünſchten Erfolg nicht. Am 28, war das Hauptquartier in Bozzolo, allein
Rarl Albert mit feinen 45 000 Mann immer noch auf dem Nückzug begriffen.
Einige ſoeben angelangte Flüchtlinge melden, Brescia habe kapitulirt und
die Seſterreicher ſeien bereits Dort eingerückt; ſie wollen ſogar wiſſen, Karl Al-
bert beaͤbſichtige, ſich über den Po gegen Aleſſandrig zurückzuziehen.

Lugand 31. Juli. Seit dem Siege, den Radetzki am 25. d. bei Cu-
ſtoza erfochten hat, nimmt die Auswanderung aus der Lombardei täglich mehr
überhand. Der „Republ.“ fordert die Teſſiner auf, in jeder Stadt, in jedem


dielen flüchtigen Weiber und Kinder, zu errichten. (Schw. N. 3)
Franzöſiſche Republik.
Paris 30. Juli. (D.-P.-A.:3.) Dos Geſpenſt des Krieges, welches


Fleiſch und Blut anzunehmen. General Oudinot wird nicht an der italieniſchen
Brenze ſtehen bleiben und ſpätere Befehle abwarten, wie es zuletzt hieß, ſon-
dern mit einem Armeecorps nach Toulon marſchiren, dort ſich einſchiffen und
nach Ancona ſegeln. ;

Paris, 1. Auguſt. Oberrh. 3.) Die Nationalverſammlung hat geſtern
Abend um halb 8 Uhr nach fünfſtündigem Vortrage Proudhon's und fürchter-
lichem Tumult, mittels Stimmzettel durch 691 gegen 2 Stimmen folgenden Be-

ſchluß gefaßt: „In Erwägung,




gehäſſiger Angriff gegen die Grundſätze der öffentlichen Moral iſt; daß er das
Eigenthum verleßt, daß er vden VBerrath exmuthigt, daß er einen Aufruf an
die böfelten Leidinſchaften enthältz in Erwägung außerdem, daß der Redner-
die Februarrevolution von 1848 dadurch verleumdet, daß er ſie als Muſchul
dige der von ihm entwickelten Theorien darſtellt: Geht die Nationalderfalnin
lung zur Tagesordnung üdex.“

Paris 1. Auguſt. Nach dem „Bien Publie“ beabſichtigt Hr.
hon, ſeine Entlaſſung als Mitglied der 2— ꝛ 1
gegen die woraliſche Verurtheilung, welche dieſe gegen ihn ausgeſprochen, un
ſeine Wähler zu appelliren.

Paris, 2. Aug. Die Verfaſſungsarheiten ſind nun zum Schluſſe gedie-
hen. Von 15 Abtheilungen haben ſich 14 für eine einzige Kammer ausgelpros
chen. Zehn Abtheilungen haben ſich für die Wahl des Präſidenten der Repu-
biik durch das allgemeine Stimmrecht aller Bürger, fünf für deſſen Wahl
durch die Nationalberſammlung ausgeſprochen. In der nächſten Woche wird
Marraft den bienach umgearbeiteten Verfafungsentwurf vorlegen.

Hr. Guerrieri, Mitglied der proviforiſchen Regierung in Mailand, iſt in
aller Eile in Paris angekommen. Er bringt die Nachricht, daß ſich in Mai-
land ein Wohlfahrtsausſchuß gebildet hat und das Vaterland in Gefabr erklärt
worden ift. Die drei Mitglieder des Wohlfahrtsausſchuſſes ſind die HH. Mae-
* 4 und General Fanti, alle drei der republikaniſchen Partet ange-
hörend.



Mannheim, 5. Auguſt. Dieſen Morgen in aller Frühe brannte es
in dem Hintergebäude des Gaͤſthauſes „zum Ring! dahier. Das Feuer ſoll










hatte ſchon ziemlich um ſich gegriffen, als Feuerlärm entftand. Zum Glück
war es ſchon heller Tag und windſtill, ſonſt hätte es durch die bei benachbar-
ten Oekonomen liegenden Heu-, Strohe und Fruchtvorräthe und bei der Ver-
wirrung, die namentlich bei nächtlichen Bränden nie ausbleibt, unberechenbaren
Schaden angerichtet. Wenn nun die Thätigkeit unſerer Löſchmannſchaften mit
allem Danfe anerkaunt werden muß, ſolmüſſen wir doch geſtehen, daß, unſerer
Anſicht nach, die Organiſation dieſer Anſtalt ſehr mangelhaft iſt und dieſelbe
ſo bald alg möglich nach dem Beiſpiele der Durlacher, Karlsruher 26. Pom-
pier-Inſtitute, geändext werden ſollte. Mit vieler Freude ſahen wir junge Kna-
ben und Weiber auf's Eifrigſte arbeiten, wogegen es, ſchmählich genug, an
müßiggehenden Männern nicht fehlte, die gemüthlich zuſchauten. —

FFMannheim. Vor einigen Woͤchen hat ſich hier ein Berein von
Frauen und Jungfrauen zux Unterftützung nothleidender Patrioten gehildet.

Dieſer Berein hat es ſich zur einzigen Aufgabe gemacht, die Noth politiſch
Verfolgter durch Schrift und That zu mildern, und die gefühlvolle Hingebung
zarter Frauenherzen iſt für die im Kerker Schmachtenden eine Duelle des Tro-
ſtes, und für die im Auslande Verbannten ein Sern der Hoffnung.

Wie mancher dieſer Unglücklichen erfreute ſich ſchon der Wohlthat ſeiner
Unterſtützung! Wie manches bedrängte Herz ſtammelte in herbem Kummer durch
die Gitterſtäbe ſeines Kerkers den edlen Gebermnen Worte des Dankes, wie man-
che gepreßte Bruſt, die von den ſchönen Fluren des theueren Baterlandes vere
ftrieben auͤf fremdem Boden irrt, überwindet durch dieſes Mitgefühl die Größe
ihrer Schmerzen.

Mögen darum in allen Gauen unſeres großen Vaterlandes recht viele
ſolcher Vereine ſich bilden, möge dieſe edle Begeiſterung für eine ſo hochherzige
Sache überall einẽ würdige Naͤchahmung finden. *

Wo es gilt Unglückliche zu unterſtützen, wo Nur die Sprache des Herzens
laut Werden kann, wird der zarte Sinn des Weibes gebieteriſch ſeine Hände
führen zur Vollbringung ſolcher edlen That.. 5*

Mannheim, im Auguſt. In der Caſſe der 7, Compagnie der aufs

*


ner, 72 an der Zahl, hat beſchloſſen, anftatt das Geld unnütz liegen zu laſ-
ſen, wenigſtens ihren Antheil an der Caſſe zum Beſten unſerer repuͤblikaniſchen
Flüchtlinge zu verwenden. Der ehemalige Hauptmann der 7, Compagnie aber.
Hr. Advoͤkal Weller jun., haͤt ſich gegen dieß Vorhaben erklärt, und der Caf-
ſier Keller hiexauf die Rückzahlung des jedem Einzelnen zukommenden Antheils
verweigert Dieß befremdet uns gexechter Weiſe um ſo mehr, da Herr Weller
als Rcchtoͤgelehrter doch wiſſen ſollte, daß nach aufgelöſter Geſellſchaft auch
kein Gefellfchaftseigenthum mehr vorhanden iſt, letzteres vielmehr den einzelnen
Mitgliedern nach Verhältniß ihrer Einlage von Rechtswegen gehört.

Die Betheiligten halten es für ihre Pflicht, die Sache zur Oeffentlichkeit
zu bringen, werden übrigens nöthigenfalls ihrem Anſpruch gerichtlich Geltung
zu verſchaffen wiſſen.

Mehrere Wehrmänner der 7 Compagnie
der aufgelöſten Bürgerwehr.





Hof- und WMational-Cheater zu Mannheim.


BGroße, tragiſche Oper in 4 Abtheilungen von St. Georges, aus dem
Franzöſiſchen frei übertragen von A. Büſſel. Muſik von Franz Lachner,
königlich bater. Hofkapellmeiſter.

(Gaſtrolle:) Onofrio — — Hr. Freund, vom königl. Hoftheater in
Hannover.



Mühlau-Schlößchen.

[2018]1 Samftag den 5., Sonntag den 6.
und Montag den 7. d. M.: Erntefeſt. In
den 3 Tagen Harmonie- und Tanzunterhaltung.
Montag Abend folenne Beleuchtung des Schlößchens.
Zu zahlreichem Beſuche ladet ergebenſt ein

E. Leibnitz.

Entree wie gewöhnlich.

Abends 10 Uhr geht der letzte
von
Heinrich Hoff in Mannheim






[2050]1 Sigar rauß, aus dem Maul, vor Hitz





Ein ruhiger Sigarraucher.

[2049]1 Sn Lit. O 1 No. S, in der breiten Straße, if
ein Laden mit Wohnung zu vermiethen und kann ſogleich be-
zogen werden.

— ——



Em vfe hlung


; — Pbilipp Schweizer,
Maſchinenfabrikant und eieuribeſize. ;


 
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