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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 187 - No. 208 (6. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0784

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-r

*

tens: „Die Todesſtrafe iſt abgeſchafft,“ oder über den Schaffrath'ſchen Antrag
abgeſtimmt werden foll, veranlapt eine Debatte. Vräfivent kann ſich ſelbſt nicht
mehr entſcheiden, ſtellt die Frage bald ſo, bald wieder anders, mehrere Redner
ſprechen unter forwährendem Tumult, endlich will Praͤfident über das Minort-
täte Erachten durch Aufſtehen abſtimmen laſſen. Zuruf: Namentliche Abſtimmung!
Präſident behauptet, ſié ſei zurückgenommen, da erklärt Scheller, er fei es, der
den Artrag auf namentliche Abſtimmung geſtellt, und habe ſie nicht zurückgenom-
men. Endlich folgt namentliche Abſtimmung über den Satz: die Todeeſtrafe iſt
abgeſchafft mit Vorbehalt des Teichert'ſchen Antrags Cfür Kriegegerichte Die
Frage felbft wird mit 288 gegen 146 bejaht. (Großer Beizall.) Das Teichert-
ſche Amendement wird angenommen; cben ſo der Antrag auf Eſchaffung der
körperlichen Züchtigung, der Baudmarkung und des Pangets! Die Schuldhaft
dagegen wird beibehalten. — Schluß. (Reichstagsztg.)

Deut ſchlan d.

Mannheim Wir entnehmen der deutſchen Zeitung als der ohne 3wei-
fel zuverläſſigſten Quelle die Nachricht von der Vervollſtändigung des Reichs-
miniſteriums: S

Miniſter des Auswärtigen iſt der Fürſt Leiningen, dem als Unterſtaats-
ſekretäre Max v. Gagern und Meviſſen beigegeben ſind.

Miniſter des Innern! v. Schmerling, mit den Unterſtaatsſekretären Baſ-
ſermann und v. Würth.

Miniſter der Finanzen! v. Beckerath; Unterſtaatsſekretär Mathy.

Minifter des Kriegs: Peucker; des Haxdele: Ducwig; der Juſtig:
Heckſcher. Die Ernennung der Unterſtaatsſekretäre der drei letzten Minifterten
und die Bildung eines Marine-Miniſteriums ſteht noch bevor.

Heidelberg, 4. Auguſt. Mit wabrer Freude berichte ich Ihnen,
daß geſtern (auf Anregung des Abgeordneten Weſendonk in der am verfloͤſſenen
Sonntag ſtattgehabten Botfe Berfammlung) eine mit 1403 Unterſchriften von
hieſigen Frauen und Jungfrauen bedeckte Petition um Amneſtie für alle politi-
ſchen Gefangenen und Fluͤchtlige an das Parlament abgegangen iſt. Welches
erfreuliche Zeichen der Zeit iſt es, daß auch unſere Frauen und Jungfrauen in
ſo großer Zabl an den Intereſſen unſeres Vaterlandes ſo regen Antheil nehmen!

Von der Siber, Auguſt. Aus guter Quelle erfahren wir, daß
unſere Truppen nicht in Jütland einrücken und man fügt hinzu, daß die
Preußen durch das 9 Armeecorps erſetzt werden follen. Das Hauptquartier
des Generals Wrangel iſt ſeit geſtetn nach Apenrade verlegt! Rußland ſoll
neuerdings eine geheime Note an Preußen erlaffen haben, wonach es das Ein-
rücken der Deutſchen in Jütland ols easus heili anfehen würde, (D C.)

; S taltien.

Mailand. Im Kanton Teſſin wimmelt es laut dem Republikaner von
lombardiſchen Flüchtungen. Der Repuhltkaner mahnt die Männer zur Rück-
kehr in ihr Baterland, umees mit den Waffen zu ſchützen. Frauen un Rinz
ber ſollen die beſte Aufnahme finden, ungerne fehe man dageßen waffenfähige
Verſonen ihr noch nicht verlorenes Vaterland fliehen. Um Maifand werden
Befeſtigungen aufgeführt. Die Nationalgarde petitionirte bei der prov. Regie-
rung um die Anrufung franzöſiſcher Jutervention, „um die Schmach eines
zweiten Bertrages von Campoformio abzuwenden.“
ganz beſtimmte Antwort erthelt, jcboch klar gemug angedeutet haben, daß man
entſchloſſen ſei, eine ſolche Schmach um jeden Preis abzuwenden. (& —

Franzöfüiſche NMepublik

Maris, 2. Auguſt. (Fr. J.) Es iſt voſitiv, daß die Miſſion des Hın.
Guerrieri, Mitglieds der proviſoriſchen Regierung von Mailand, welchel in
Paris eingetroffen, zum Zwecke hatte, um die Inlervention Frankreichs in den
italieniſchen Angelegenheiten nachzuſuchen. Nicht weniger gewiß iſt es aber,
daß der Miniſterrath, welcher ſich geſtern Abend verfammelte, uin ſich mit die-
ſer Angelegenheit zu beſchäſtiaen, die Entſcheidung faßte, daß es nicht ſtatthaft
ſei, dem von der proviſoriſchen Regierung von Mailand ausgegangenen Be-
gehren Folge zu geben, ſo laͤnge es nicht von dem Könige Kart Albert unter-
ſtützt ſei.

— Buchard, Berichterſtatter der Unterſuchungskommiſſion der Mai- und
Juniereigniſſe, ſollte in der Nationalverſammlung ſeinen Bericht vorleſen. Die-
ſer Vortrag iſt aber auf morgen verſchoben worden und zwar in Folge wichti-
ger Enthüllungen, welche die Verhaftung dreier Repräſentanten zur Folge ha-
ben dürfte. Wer ſind denn dieſe drei? Man vermuthet: Cauffidieré, Ledku-
Rollin und Louis Blane. Die Verhöre der übrigen proviſoriſchen Regierungs-
glieder und Eonſtantin's, des ehemaligen Adjutaͤnten des Generals Suberdie
ſollen ſehr intereſſante Aufſchlüſſe über jene Ereigniſſe enthalten.

Die Ereigniſſe thürmen ſich von allen Seiten. Aber wir haben keine
Zeit, uns weder mit Italien, noch mit dem Oſten zu beſchäftigen, denn unfer
Erzfeind iſt die Fin anzkriſis, ſie rückt uns immer drohender auf den Leib. Wird
Soudchaux heute den Hals brechen? Wird er morgen noch Finanzminiſter ſein?
Das iſt die große Tagesfrage, die in der heutigen Nationalverſammlung ent-
ſchieden werden dürfte. Der Zuſammenhang iſt einfach folgender: Um ſein rek-
tificirtes Budget pro 1848 durchzuſetzen und die Staatskaͤſſe vor Bankerot zu
ſchütßen, nimmt der honnette Jude (Londoner Styl) zu venfelben Mitteln ſeine
Zuflucht, die er einſt an ſeinen Gehnern ſo heftig verdbamımte. Die proviſori-
ſche Regierung beabſichtigte Ein Prozent von alletz Hypotheken⸗Capitalien zu er-
heben. Das verurſachte allgemeines Zeter in der Geldwelt; man roch Commu-
nismus und Duclere wurde geſtürzt. Nun kommt Goudchaux und rektifteirt
jene Steuer, indem er ſagt: Ich will Euch Capitaliſten nicht Ein Prozent, ſon-
dern nur ein Fünftel vom Geſammtzins nehmen. Dieſes Fünftel bringt mir
ungefähr 25 Miltionen Fr., welche mir vorläufig genügen. Das fuhr den
großen Rechenkünſtlern LHerbette, J. x. Laſteyrie, Thicks und Comp. wie Pfeffer
in die Naſe, und als daher geſtern Goudchäur auf Abſtimmung des Geſfetzent-
wurſs drang, erhob ſich ein fürchterlicher Sturm gegen die Steller. Staͤtt'die
ſen Sturm ruhig verdampfen zu laſſen und kurzweg zu erklären, daß der Staaͤt
Geld brauche, und daß er ſich in ein gefährliches Defieit ſtürze, wenn man
feine Vorſchläge vermwerfe: verlor Goudehaur rie Faſſung und erffärte, zum
Schrecken der ganzen Verſammlung! „daß der Finanzausſchuß die Pferde hinten
ſtatt vorne anfpannen wolle“ 2e. daß die Ausſchüſſe den Marſch der Regiexunas-
gewalt hindern! 2e. „daß er feine Entlaffung geben wolle, wenn man die Steuer
nicht anıchme“ u. dgl. mehr. LHerbette wird ibm hente im Namen des Ft-
nanzaus{chuffes antworten nud mir werden um éhhrwiſſen, ob Geudchaur noch
Finanzminiſter iſt oder nicht? Bon vem Votum über die Pypothekenſteuer wird
dieſe wichtige Entſcheidung abhängen. An den Sturz Goudchaug's dürfte ſich der

*





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Sturz des Progreſſivſteuerſyſtems knüpfen. Die Debats rufen aus: Möge
die jchige Finanzverwaltung auf ihrer Hf ſein. Das Vertrauen, das ſie ein-
flößt, veruht größtentheils nur auf der Uebetzeugung, daß ſie mit den financiellen
Irrthümern der varigen Verwaltung gänzlich gebrochen.“

Die Lyoner Telegraphenlinie iſt in uͤnaufhörlicher Thätigkeit. Man hört:
Cavaignaec ſei entſchloſſen, nicht in Piemont einzurücken, wohl aber Ancona *
beſetzen, um den Kirchenſtaat gegen eine neue Ueberrumpelung zu ſchützen!

* (Oberrh. Ztoͤ5

Paris, 2 Auguſt. Nach 4 Uhr. (Nationalverſammlung. Sitzung vom
2. AMuguft.) Nach Berryer's Rede hielt noͤch Boulley einen undedelleuͤdei Vor-
trag. Die Verſammlung ſchritt zur Abſtimmung über 5. 1. des erſten Artikels
der alſo lautet: „Es wird hiermit, aber nur für 1848, eine Ddirecte 4
auf alle Hypothekencapitalien eingeführt, welche vor dem 16. April eingeſchrie-
ben ſind. Die Abſtimmung geſchah durch Aufftehen und Sitzenbleiben und
nur ein ſehr dünnes Mehr zu Gunſten des Miniſters. Die Verſammluͤn
ſchritt zu S, 2 der alſo lautet? „Die Preiſe oder Kauffummen für — —
welche unmittelbar veräußert worden ſind, den Hypothekenkapitalien gleich
ſtellen.“ Wird mit wenig Aenderung Lbenfalls mit ſchwacher Mehrheit *
nommen. Die Verſammlung geht zum $. 3 des Artikels über:
men von dieſer Steuer ſind Darlehen aus laufenden Handelscrediten, die Ca-
Ebenſo die Capitalien des Auslaͤndes
auf heimiſche Grundſtücke. Auch dieſer Paragraph geht durch. YPräfivent
Marraſt: Ich laſſe jetzt über den ganzen Artikel abſtimmen. Larochtjaquelin
ſprinat auf die Bühne: Der Finanzminifter, ruft er durch den Tumult, gab
mache. Ich erſuche ihn, um der poͤlttiſchen Stimmfreideit halbex, ſich zu evs
flären, ob er noch eine Cabinetsfrage daraus mache? Gondchaur: Wenn
ich geſtern dieſe Acußerung fallen ließ, ſo bezog ſie ſich weniger auf das vor-
liegende Geſetz, als auf die Geſammtheit meines Finanzſyſtems. Ich mache


alle Deputixte, ihre Plätze einzunehmen. Das Serutin ——— mir

verlangt. Die Saalwärter cireuliren mit den Urnen, Allgemeine Spannung

Um 6 Uhr theilt Praͤſident Marraſt folgendes Nefultat mit: ,
3al Dder Stimmenden , . 2 D7

Vſelute Mehrhat .. G
Es ſtimmen fuͤr die Stieuer .ı . B
—— HT

Der erſte Artikel iſt angenommen.
aufgehoben.

Paris, 3, Aug. Goudchaux iſt noch Miniſter! Die Gewitterwolke zog
glücklich vorüber; Dder Cabinetshimmel iſt wiedct heiterer, Die Rure de Poitiers,
die ihn mit ihren vierhundert Gladiatoren niederrennen wollte, weil er gewagt
hatte eine Idee der proviſoriſchen Regierung zu der ſeinigen zu machen, vers
mochte nur 338 ins Feld zu ſtellen, und foͤ entſchlüpfte der honnete Jude noͤch
einma ihren Schlaͤgen. Doch wird der Waffenſtillſtand nicht lange dauern,
* Aus It alien der Depeſchen in Menge! Nach Guerrieri trafen Albert
Rieci aus Turin und Aimaͤlft aus Venedig bei Cavaignac ein, um ſich mit der
Executivgewalt über die Vertreibung der Seſterreicher aug Italien zu beſprechen
* Den „Debats“ zufolge dränge das Turiner Cabinet feßt endlich felöſt auf
Intervention, die es bisher abgewieſen hatte, In Zurin ſelbſt ſelen Unruhen
ausgebrochen. — Amalft aus Venebig hat dem General Cavatznac geradezu
erflärt, daß Venedig unfehlbar wieder in die Hände Oeſterreichs zukückfalie,
wenn Frankreich ſich nicht in's Mittel lege. Welche Antwort das Cabinet ihın ge-
geben, iſt natürlich noch Staatsgeheimniß. 4

SGroßbritannien /
Fondon, 2. Aug. Der „Globe“ (das halbamtliche Organ der engli-
1en Megierung) macht folgende wichtige Mittheilung: Wir hören, daß Kö-
nig Karl Albert ſich unmittelbar an die franzöſiſche Regierung gewandt und
um eine bewaffnete Einmiſchung gebeten hat. Und wir freuen uns, im Stande
3u jein, mitzutheilen, daß die franzöſiſche Regierung, im wahren Geiſte des
Friedens handelnd, das Begehren abgelehnt hat, in der Hoffnung, daß glück-
liche Unterhandlungen den gegenwärtigen Streit zwiſchen Oeſterreich und Ita-
lien erle igen werden.

London,?. Auguſt. Aus

Die Sitzung wird um 6 Uhr 5 Minuten

28 Dublin hört man, daß Smith O’Brien, an
der Sprpe von 3000 bis 4000 Mann, fein Hauptquartier in Killeaſh bet
— aufgefchlagen. Bon dort habe er fih über Woodward nad New-
quay, einem Dörfchen in der Grafſchaft Galway gewendet. Dr. Kane in
Silfenny iſt arrelirt und Richard O' Gorman bet Tarbert getödtet. Waterford
iſt ruhig. ;

Spanien,

Madrid, 29. Iull. Die „bäufigen Gichtanfälle,, denen der Herzog
v. Sotomgyor, Minifter des Auswärtigen, ausgeſetzt iſt, beſtimnlen die Köni-
gin, ihm das Portefe lille abzunehmen und es den Herrn Pidal zu Uübergeben,
Dem Herzoge haben die Aerzte die Bäder in Vichy verordnet, die cr auch zu
Lauchen gedenkt. Um den Schein zu vermeiden, wird man den Herzog zum
Titulargeſandten bei der franz. Republik ernennen. _

Louis Gonzalcz Bravo iſt verhaftet und unter ſtarker Bedeckung auf der
Straße nach Andaluſien gebracht worden.

Graf Mirafol hat, dem Cabinet eine montemolimiſtiſche Verſchwörung ent
deckt, deren Sitz Madrid war. Die Polizei verhaftet unaufhörlich. Cabteras
Gefolge wird auf 50 Mann angeſchlagen.



Mannheim, 7. Auguſt. Die Huldigungsfeierlichkeit für L —
verweſer iſt geſtern nach Vorſchtift vor ſich gegaͤngen, während ein gr
der hieſigen Einwohner dex Volksverſammlung in Worms anwohnte; r


alg jene. — Ausdrücklich widerlegen müſſen wir das vorgeſtern

Gerücht, daß der Brand im Gaſthaus „zum Ring“ dahier durch

keit der Waſchfrauen entſtand, vielmehr iſt die Urſache deſſelb

ermittelt und den Bewohnern des betreff. Haͤufes ſelbſt noh ein
Karlsruhe, 31. Juli. In der am 26. d. M, va

Vexſammlung ſämintlicher Bierbraucrmeilter des Landes, zum Zwenc EL Be-

rathung über das Geſetz „die Umwandlung der ſeitherigen Bierſteuer in Bauſch-

ſummen betr.“, haben ſich gegen 150 Theinehmer eingefunden.! Die Verhand-

Uung über dieſen hochwichtigen Gegenſtand fand im Lofale des hieſigen Bürger-

Vereins ſtaͤtt, und in der hierauf erfolgten meyrſtündigen Berathung Lereinigte







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